Bürgermeister Michael Ludwig sieht starken Vertrauensbeweis der Bevölkerung und hält sich alle Optionen offen.
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Sehr zufriedener Bürgermeister
Die SPÖ hat das Ergebnis der ersten Hochrechnungen zur Wien-Wahl 2025 erfreut zur Kenntnis genommen. Der SPÖ-Landesparteivorsitzende, Bürgermeister Michael Ludwig, verfolgte gemeinsam mit Mitgliedern der Stadtregierung und anderen roten Spitzenfunktionärinnen und -funktionären deren Präsentation im Fernsehen im Roten Salon des Rathauses mit. Als die Balken am Bildschirm erschienen, wurden diese bejubelt.
Ludwig zeigt trotz leichter Verluste „in aller Demut“ sehr zufrieden mit dem Ergebnis der Wiener Gemeinderatswahl am Sonntag gezeigt. Das Ergebnis sei ein „starker Vertrauensbeweis der Wiener Bevölkerung“, so der Wiener Bürgermeister im ORF. Auf eine Fortsetzung der Koalition mit den NEOS wollte er sich nicht festlegen und ließ sich alle Optionen offen.
„Mein Ziel ist es, dass wir vor dem Sommer eine starke Stadtregierung bilden können“, sagte Ludwig. In den Sondierungsgesprächen werde „sich zeigen, wo es die stärksten Übereinstimmungen gibt inhaltlicher Natur“. Nur eine Koalition mit der FPÖ schloss der Wiener SPÖ-Chef einmal mehr aus.
FPÖ-Hafenecker sieht „klaren Auftrag“
FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker sieht in den ersten Hochrechnungen zur Wien-Wahl einen „klaren Auftrag“ für seine Partei sowie einen „Dämpfer“ für die Regierungsparteien. Es sei der „unehrlichen Politik“ der ÖVP zu verdanken, dass diese ein vorerst einstelliges Ergebnis erzielt habe, sagte er im Gespräch mit der APA. SPÖ-Bürgermeister Michael Ludwig müsse sich außerdem nun überlegen, ob er die Ausgrenzungspolitik gegenüber den Freiheitlichen weiter betreiben wolle.
Hafenecker bedankte sich bei den Wählerinnen und Wählern für das große Vertrauen, das nahezu zu einer Verdreifachung in Wien geführt habe. „Wir Freiheitlichen setzen die historischen Gewinne bei allen möglichen Wahlen fort“, gab er sich auch für die Zukunft siegessicher. „Die freiheitliche Wahlbewegung bleibt ungebrochen mit unserem Herbert Kickl an der Spitze“, schrieb er auch seinem Parteichef den Erfolg mit zu.
Grüne: Pühringer ist „mehr als zufrieden“
Die Grüne Generalsekretärin Olga Voglauer hat angesichts der ersten Hochrechnungen euphorisch reagiert. „Eine Sensation ist gelungen in Wien“, sagte sie im Wiener Rathaus. Wenn man bedenke, dass die Umfragen ihre Partei vor einem Jahr noch bei sieben Prozent gesehen hätten, dann sei das „ein tolles Ergebnis für die Grünen“, so Voglauer. „In Wien haben wir eine Trendwende geschafft“, beurteilte sie die Auswirkungen für die Bundes-Grünen.
„Anscheinend wünschen sich die Wähler die Grünen zurück“, meinte Voglauer mit Blick auf eine mögliche Neuauflage der 2020 beendeten rot-grünen Koalition im Wiener Rathaus.
Die Grüne Spitzenkandidatin Judith Pühringer ist „mehr als zufrieden“ mit den Hochrechnungen zur Wien-Wahl. Es sei ein „fantastisches Ergebnis“, sagte sie zum ORF. Man habe eine „Aufholjagd“ gestartet und sei jetzt nur knapp vom besten Ergebnis in Wien entfernt. Pühringer sah einen „klaren Auftrag“ der Wählerinnen und Wähler, grüne Themen in den Fokus zu stellen. Sie wolle nun Klima und soziale Gerechtigkeit verbinden.
„Wir haben viele Lösungsvorschläge gemacht“, sagte die Spitzenkandidatin und Landesparteivorsitzende über den Wahlkampf der Grünen. In weiterer Folge solle es eine „stabile Koalition“ geben. Dazu will Pühringer Sondierungen mit der SPÖ führen. Einbringen möchte sie unter anderem die Themen Wohnen, Klima und Bildung.
„Total überwältigt“ zeigte sich Ko-Landesparteichef Peter Kraus gegenüber der APA: „Wir alle feiern, weil wir im Bereich des historisch besten Ergebnissen liegen.“ Vor einem Jahr hätten die Umfragen noch ganz anderes vorhergesagt. Man habe es im Wahlkampf geschafft, Unentschlossene zu mobilisieren. Zudem lobte Kraus die „Performance“ von Spitzenkandidatin Pühringer: „Sie hat einen großartigen Job gemacht.“
Die Grünen wollen mit der SPÖ über die Bildung einer Stadtregierung verhandeln. Es brauche eine stabile Regierung, so Kraus, am besten noch vor dem Sommer. Mit den Grünen gebe es eine breite Mehrheit im Gemeinderat, betonte er. Die Parteigremien tagen am Montag ab dem Vormittag, am Nachmittag wird eine Mitteilung erwartet. Kraus: „Wir sind für Sondierungsgespräche aufgestellt und bereit.“
NEOS: „Bestätigung für gute Arbeit“
Nach der ersten Hochrechnung, die die NEOS bei knapp zehn Prozent sieht und die von den Pinken angestrebte Koalition mit der SPÖ rechnerisch machbar erscheinen lässt, herrscht bei der Partei Hochstimmung. Bundesparteichefin Beate Meinl-Reisinger sieht bestätigt, dass eine Regierungsbeteiligung für kleine Parteien nicht automatisch Verluste bedeutet. Wenn man sauber und ehrlich arbeite und Dinge anpacke, die unangenehm seien, werde das von den Wählern belohnt.
Auch NEOS-Generalsekretär Douglas Hoyos zeigte sich erfreut: „Es ist ein deutlicher Zugewinn und eine Bestätigung für die gute Arbeit, die wir geleistet haben.“ Man sehe, dass konstruktive Arbeit belohnt werden kann. „Genau das ist passiert“, so Hoyos. Für die Bundesebene bedeute dies, dass man sich gestärkt fühle.
„Ein tolles Ergebnis“ sieht Wiens Vizebürgermeisterin Bettina Emmerling (NEOS) angesichts der rund 9,8 Prozent, die das Wiener Wahlergebnis für ihre Partei ausweist. Man habe sich ein Plus erhofft, „dass es so groß wird, hätte ich selbst nicht gedacht“, sagte sie in einer Reaktion. „Natürlich“ sei es weiter Anspruch der NEOS, mit der SPÖ die Koalitionsarbeit weiterzuführen. Das geht sich mehrheitstechnisch auch gut aus – SPÖ und NEOS hätten die nötige Mandatsmehrheit.
Mit großem Applaus wurde die Doppelspitze – Selma Arapović ist Listenerste, Emmerling Listenzweite – am späten Sonntagabend bei der NEOS-Wahlparty am Rande des Wiener Wurstelpraters von den zahlreich anwesenden Aktivistinnen und Aktivisten willkommen geheißen. Dem überraschend starken Ergebnis entsprechend wurde es beim Einzug sehr laut.
ÖVP: „Wir müssen alles in Frage stellen“
In der ÖVP hat nach der ersten Hochrechnung bei der Wien-Wahl Ernüchterung geherrscht. Man müsse bei so einem Ergebnis „alles in Frage stellen“, sagte die ÖVP-Landtagsabgeordnete Ingrid Korosec zur APA. Auch die Wiener Nationalratsmandatarin Romana Deckenbacher sprach von einer „mittleren Katastrophe“. Aktuell hält die Landes-Volkspartei bei knapp unter zehn Prozent –d das war bisher erst einmal, nämlich 2015, der Fall.
Man könne nicht einfach zur Tagesordnung übergehen, meinte Korosec, wahrscheinlich müsse man neue Wege einschlagen. In den nächsten Tagen brauche es eine genaue Analyse. Es sei nicht ein Fehler, sondern es seien viele Fehler passiert, meinte sie. Zu einer Koalition mit der SPÖ sei man weiterhin bereit. Gefragt, ob Spitzenkandidat Karl Mahrer die Gespräche mit den Sozialdemokraten führen soll, meinte sie, alles sei zu hinterfragen. Mahrer selbst hatte auf die Frage, ob er an einen Rücktritt denke, auf die Parteigremien in den nächsten Tagen verwiesen.
Deckenbacher wollte sich zur Frage, ob es personelle Konsequenzen brauche, nicht äußern. Das müsse die Landespartei entscheiden. Das Ergebnis sei jedenfalls „enttäuschend und traurig“, meinte die Abgeordnete. Sie hält daran fest, dass die ÖVP im Wahlkampf auf die richtigen Themen – Bildung, Sicherheit und Leistung – gesetzt habe. Es brauche nun eine genauere Analyse, warum es zu dem Ergebnis gekommen ist.
Landesparteiobmann-Stellvertreterin und Landtagsabgeordnete Elisabeth Olischar hoffte, „dass sich die Zweistelligkeit noch ausgeht“. An Landesparteiobmann Karl Mahrer wollte sie im Gespräch mit der APA indes nicht rütteln. Dieser sei ein „toller Spitzenkandidat“ gewesen, die Frage nach einem Wechsel stelle sich derzeit nicht. Die Hand zur SPÖ bleibe ausgestreckt, schließlich würde die ÖVP Lösungen für viele Probleme bieten, die es in Wien gebe.
Strache gesteht Niederlage ein
Angesichts des klaren Scheiterns bei der Wiener Gemeinderatswahl mit laut Hochrechnung nur 1,1 Prozent Stimmanteil hat Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache Sonntagabend das Scheitern mit seiner Liste eingestanden. Trotz herzlicher Stimmung auf der Straße „erkennen wir den Willen der Wiener Wähler selbstverständlich an, dass für mich und mein Team HC in der Wiener Stadtpolitik – bis auf ein paar mögliche Bezirksräte – kein Platz gewünscht ist“, postete er auf Facebook.
Der frühere Vizekanzler Strache war bereits zum zweiten Mal bei der Wiener Gemeinderatswahl mit seiner eigenen Liste angetreten, nachdem er nach der Ibiza-Affäre 2019 aus der FPÖ ausgeschlossen worden war. 2020 war sein Ergebnis noch besser ausgefallen, doch auch damals scheiterte er mit 3,3 Prozent klar an der Fünf-Prozent-Hürde für den Einzug in das Stadtparlament. Lediglich in einigen Bezirksvertretungen war seine Liste vertreten.
Dieser Artikel wird laufend aktualisiert.
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