Während am 7. April 2025 die U-Haft gegen René Benko um weitere zwei Monate verlängert wurde, nehmen die Staatsanwälte eine brisante Spur nach Liechtenstein auf. News kennt die Details.
Der Justizkrimi um den Tiroler Immobilien-Jongleur René Benko nimmt wieder Fahrt auf: Am Montag, dem 7. April 2025, hat das Landesgericht für Strafsachen Wien die Untersuchungshaft gegen den Immobilien-Tycoon um weitere zwei Monate verlängert. Wegen Tatbegehungsgefahr und dringendem Tatverdacht.
Vaduzer Goldbunker
Nun gerät wieder ein von News und Krone vor rund einem Jahr (News 14/2024) aufgedeckter Goldbunker ins Zentrum der Ermittlungen: Die Soko Signa nimmt die Liechtensteiner INGBE-Stiftung ins Visier, die Benko zugerechnet wird. Auslöser ist offenbar eine Geldwäscheverdachtsmeldung aus Liechtenstein vom 14. März 2025, die News und Krone vorliegt.
Laut den Unterlagen der Ermittler hat die INGBE-Stiftung vor Kurzem, konkret am 11. März 2025 während der laufenden Untersuchungshaft Benkos, mehr als 360 Kilogramm Gold im Wert von etwa 30 Millionen Euro verkauft und auf dem Konto einer Liechtensteiner Privatbank gutgeschrieben.
Praktische statt wirtschaftliche Erwägungen
Pikantes Detail: Der Verkauf erscheint laut den Ermittlern der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft nicht wirtschaftlich motiviert, sondern praktischer Natur zu sein. Im Antrag zur Verlängerung der U-Haft heißt es dazu: „Angesichts der exzellenten Entwicklung des Goldpreises ist anzunehmen, dass dem Verkauf eher praktische als wirtschaftliche Erwägungen zugrunde lagen, wie etwa die Verschiebung des Vermögenswertes in noch entferntere und dem Zugriff europäischer Behörden noch weiter entzogene Länder.“
Die Korruptionsermittler vermuten damit mögliche Transfers in Richtung sogenannter „Offshore-Finanzplätze“. Als Stiftungsrat der Liechtensteiner Stiftung agiert seit Ende 2024 mit Robert Schimanko ein in der Schweiz lebender österreichischer Finanzmanager. Und genau mit diesem traf sich Benko noch kurz vor seiner Verhaftung im Jänner 2025. Im Benko-Chalet in Oberlech am Arlberg.
Die Gold-Bestände
Die in Vaduz ansässige INGBE-Stiftung der Familie Benko, Benkos Mutter ist dort Begünstigte, war finanziell jedenfalls deutlich besser ausgestattet als die österreichischen Privatstiftungen. Das verdeutlicht allein schon ein Blick auf ihre bemerkenswerten historische Goldbestände: Ende 2021 bunkerte die Stiftung bei mehreren Banken Gold im Wert von mehr als 81 Millionen Euro.
Noch im Sommer 2022 dürften in den Safes Edelmetalle im Wert von knapp 45 Millionen Euro verwahrt gewesen sein – verteilt auf Depots bei der LGT Bank, der VP Bank und der Liechtensteinischen Landesbank (LLB). Hinzu kommen beträchtliche finanzielle Reserven, die ebenfalls in Banksafes verwahrt wurden: jeweils eine Million Schweizer Franken bei der LGT Bank sowie jeweils eine Million Franken und eine Million US-Dollar sowohl bei der VP Bank als auch bei der LLB. Darüber hinaus befanden sich auf den Bankkonten Ende Juni 2022 weitere Guthaben in Höhe von gut 23 Millionen Euro.
Mögliche Fluchtgefahr
Im vorliegenden Antrag auf Verlängerung der Untersuchungshaft gegen René Benko führt die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) offenbar erstmals explizit den Haftgrund der Fluchtgefahr ins Treffen. Laut WKStA sei Benko „trotz gegen ihn in Italien ausgestelltem europäischen Haftbefehl faktisch nicht daran gehindert, Österreich per (Privat-)Flugzeug oder im Land- oder Seeweg in Richtung eines Drittstaates zu verlassen und sich dem Verfahren durch Flucht zu entziehen.“
Benko sei zudem derzeit weder familiär, beruflich noch hinsichtlich seiner Wohnsituation fest in Österreich verankert. Da sein Lebensunterhalt „im Wege seiner Mutter als Stiftungsbegünstigte auch im Ausland zweifellos gesichert wäre“ und er faktisch nicht daran gehindert werden könne, sich in einen Drittstaat abzusetzen, bestehe ein „enormer Anreiz zur Flucht“, weshalb von Fluchtgefahr auszugehen sei.
„Erhebliche kriminelle Energie“
Zum bereits zuvor angenommenen Haftgrund der Tatbegehungsgefahr führt die WKStA aus, dass sich aufgrund des dringenden Tatverdachts und der bisherigen Ermittlungsergebnisse das Bild ergibt, „dass der Beschuldigte über ganz erhebliche kriminelle Energie verfügt, geradezu habituell zur Täuschung neigt und auffallend wenig Achtung gegenüber dem Vermögen anderer an den Tag legt.“
Es erscheine daher geradezu naheliegend, dass Benko „auf freiem Fuß – trotz seiner Unbescholtenheit und des erstmaligen Verspürens des Haftübels im Rahmen seiner erst zweieinhalb Monate andauernden Inhaftierung – weiterhin Delikte gegen fremdes Vermögen (wie weitere schwere Betrugsdelikte, Untreue, Kridadelikte, sei es als unmittelbarer Täter oder als Bestimmungstäter) mit erheblichem Schaden begehen würde.“
Diese außergewöhnliche Neigung zur Täuschung und hohe kriminelle Energie zeige sich unter anderem in der „jahrelangen Verschleierung seiner faktischen Machthaberschaft im Rahmen der SIGNA-Gruppe und mehrerer Stiftungen.“
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