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Melisa Erkurt, ihr Buch "Generation haram" und Einsatz für mehr Chancengleichheit

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Melisa Erkurt

Melisa Erkurt

©Elke Mayr
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Armin Wolf hätte gerne, dass man sie zur Bildungsministerin Österreichs macht. Die in Sarajevo geborene Wienerin Melisa Erkurt zählt spätestens seit ihrem Buch "Generation haram" zu den bekanntesten Journalistinnen des Landes. Was macht ihren Werdegang und ihre Arbeit so erfolgreich? Ein Porträt.

Steckbrief Melisa Erkurt

  • Name: Melisa Erkurt

  • Geboren am: 19. Februar 1991 in Sarajevo (Bosnien)

  • Sternzeichen: Wassermann

  • Wohnt in: Wien

  • Ausbildung: Lehramtsstudium Deutsch, Psychologie und Philosophie an der Universität Wien

  • Beruf: ein Jahr lang Deutschlehrerin an einem Wiener Gymnasium; Journalistin und Publizistin

Ob Artikel, Kolumnen, Podcasts oder auch TV- und Radiosendungen: Melisa Erkurt mischt überall in der österreichischen Medienlandschaft mit. Als junge Frau mit Migrationsgeschichte ist sie dabei aber noch immer eine Ausnahmeerscheinung. Genau das zu ändern, ist eine ihrer Missionen.

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Melisa Erkurt beim Fotoshooting mit News.at

© Elke Mayr

Melisa Erkurt ist als Kleinkind nach Österreich geflüchtet

Melisa Erkurt wurde am 19. Februar 1991 in Sarajevo, der Hauptstadt des heutigen Bosniens, damaligen Jugoslawiens, geboren. Schon kurze Zeit später, im Jahr 1992, floh ihre Mutter aufgrund des Bosnienkrieges mit ihr nach Österreich. Erkurt wuchs daraufhin im niederösterreichischen Purkersdorf auf und besuchte dort ein Gymnasium.

Die Fluchtgeschichte, die Diskriminierungserfahrungen und auch die finanziellen Schwierigkeiten, die Melisa Erkurt und auch ihre Familie in dieser Zeit erlebten, prägten nicht nur ihre Jugend, sondern später auch ihre Herangehensweise und Blickwinkel als Journalistin.

Lehramtsstudium und Anfänge als Journalistin

Nach der Matura begann Melisa Erkurt an der Universität Wien Deutsch, Psychologie und Philosophie auf Lehramt zu studieren. Während des Studiums begann sie beim Stadtmagazin "biber" zu arbeiten. Erkurt, die sich nach eigenen Angaben bis dahin nicht für Medien interessierte, wie sie gegenüber dem "profil" verriet, fand bei dem Magazin, das sich "an alle neuen Österreicher und Österreicherinnen" richtet, eine Plattform, wo auch Menschen mit einer Biografie wie ihrer einen Platz fanden.

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Melisa Erkurt hat ein Lehramtsstudium absolviert.

© Elke Mayr

Als Journalistin beim biber-Magazin machte sie vor allem im Jahr 2016 mit ihrem Text "Generation haram" auf sich aufmerksam. Die Reportage über die Verbotskultur muslimischer Jugendlicher sorgte für ein großes Echo in der Öffentlichkeit und wurde bei den österreichischen Journalismustagen im Jahr 2017 zur Story des Jahres gekürt.

Generation haram: Vom preisgekrönten Artikel zum Bestseller-Buch

Im August 2020 erschien ihr gleichnamiges Buch "Generation haram – Warum Schule lernen muss, allen eine Stimme zu geben". Erkurts Autorinnen-Debüt thematisiert das österreichische Schulsystem aus und für die Perspektive jener, die sonst selten gehört werden: Den Verlierern des Bildungssystems.

Melisa Erkurt kritisiert in "Generation haram" vor allem, dass das österreichische Bildungssystem ungerecht sei, Kinder mit Biografien wie ihrer von Anfang an benachteiligt, sowie, dass Lehrer und Lehrerinnen in ihrer Ausbildung kaum auf den Berufsalltag vorbereitet werden. ("Man wird darauf vorbereitet, Hülyas und Alis auszusortieren, um Annas und Pauls zu unterrichten"). Laut Erkurt ist das Bildungssystem von autochthonen Akademikern gemacht und man "sollte es von unten wie von oben völlig neu angehen".

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Melisa Erkurt setzt sich für mehr Chancengleichkeit ein.

© Elke Mayr

Erkurt schildert in "Generation haram" ihre Erfahrungen aus ihrer eigenen Schulzeit, als muslimisches Flüchtlingsmädchen mit Arbeitereltern ("Eine klassische Bildungsverliererin, deren Schicksal laut Statistik schon vorgezeichnet war"). Auch ihre späteren Erfahrungen, diesmal selbst als Lehrerin - Erkurt unterrichtete nach dem Abschluss ihres Studiums ein Jahr lang an einer Wiener AHS - fließen in das Buch hinein. Rassismus, vor allem anti-muslimischer Rassismus, werden in dem Buch ebenfalls breit thematisiert und analysiert.

Generation haram: Warum Schule lernen muss, allen eine Stimme zu geben

Generation haram: Warum Schule lernen muss, allen eine Stimme zu geben

Das Buch stieß auf große Resonanz. Melisa Erkurt wurde von zahlreichen Medien interviewt und war Gast in vielen Sendungen und Diskussionen. Laut ihren eigenen Angaben wurde das Buch zudem über 30.000-mal verkauft.

"Genereration Haram" wurde noch im Erscheinungsjahr mit dem Bruno-Kreisky-Sonderpreis "Arbeitswelten-Bildungswelten" ausgezeichnet. Das Forbes Magazin führte die Autorin und Journalistin im Jahr 2020 als eine der "30 unter 30" an.

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Melisa Erkurt beim Fotoshooting mit News.at

© Elke Mayr

Gerechtigkeit, Diversität, Chancengleichheit: Melisa Erkurts Herzensthemen

Den Schwerpunkt auf Bildungsthemen sowie Rassismus und Diskriminierung setzt Erkurt abseits ihres Buches auch mit ihrer journalistischen Tätigkeit fort. Wöchentlich erscheint ihre Kolumne "Nachhilfe" im Falter.

"Genereration Haram" wurde noch im Erscheinungsjahr mit dem Bruno-Kreisky-Sonderpreis "Arbeitswelten-Bildungswelten" ausgezeichnet. Das Forbes Magazin führte die Autorin und Journalistin im Jahr 2020 als eine der "30 unter 30" an.

Melisa Erkurt und "Die Chefredaktion"

Aktuell ist Melisa Erkurt vor allem bei "Die Chefredaktion" tätig. Das Online-Medium, welches Journalismus für eine junge Zielgruppe, vor allem für die sogenannte "Generation Z", auf den Social-Media-Plattformen Instagram sowie TikTok macht, wurde von Erkurt Anfang 2021 ins Leben gerufen.

Menschen mit Migrationsbiografie und junge Menschen schaffen es normalerweise nicht in die Chefredaktion, jetzt haben sie eine eigene

Die junge und diverse Realität der Menschen in Österreich abzubilden, ist Erkurt, die als Chefredakteurin des Mediums fungiert, auch hier essenziell. "Menschen mit Migrationsbiografie und junge Menschen schaffen es normalerweise nicht in die Chefredaktion, jetzt haben sie eine eigene", betonte sie in einem Interview mit dem Standard. Das Thema Diversität im Journalismus, dessen Mangel sie immer wieder anprangert, ist ebenfalls eines von Melisa Erkurts Herzensthemen.

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Melisa Erkurt hat das Online-Medium "Die Chefredaktion" gegründet.

© Elke Mayr

Melisa Erkurt privat

Am liebsten trinkt sie bosnischen Kaffee, wie die Journalistin und Autorin in ihrer "Nachhilfe"-Kolume einst verriet. Melisa Erkurts Name ("der wohl leichteste 'ausländische' Name, den es gibt") wird oft falsch geschrieben oder ausgesprochen, was die Journalistin immer wieder, teils humorvoll, dokumentiert.

Melisa Erkurt ist auch auf ihrem Twitter- und Instagram-Account recht aktiv. Über ihren Beziehungsstatus ist wenig bekannt. Erkurt hat keine Kinder. Sie lebt in Wien und hat eine jüngere Schwester.

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