Die Welser SPÖ-Politikerin Eva-Maria Holzleitner zog mit nur 24 Jahren in den Nationalrat ein. In ihrer Arbeit macht sie sich vor allem für die jüngere Generation und Frauen stark. Abseits davon ist sie Fan des Abfahrtsweltmeisters Vincent Kriechmayr.
Steckbrief Eva-Maria Holzleitner
Name: Eva-Maria Holzleitner
Geboren: Am 5. Mai 1993 in Wels
Beruf: Politikerin, Nationalratsabgeordnete, Bundesvorsitzende der SPÖ Frauen
Partei: SPÖ
Ausbildung: 2011 Matura am Brucknergymnasium Wels, Studium der Sozialwirtschaft an der Johannes Kepler Universität Linz (Abschluss Bachelor, Masterstudium begonnen)
Familienstand: unbekannt
Kinder: keine
Eva-Maria Holzleitner: SPÖ-Nachwuchshoffnung
Eva-Maria Holzleitner ist Bundesvorsitzende der SPÖ Frauen, stellvertretende SPÖ-Bundesparteivorsitzende und zog am 9. November 2017 im Alter von 24 Jahren als Abgeordnete in den Nationalrat ein. Parteiintern gilt sie als eine der weiblichen Nachwuchshoffnungen der SPÖ.
Eva-Maria Holzleitner als Schülerin
Holzleitner wurde am 5. Mai 1993 in Wels in Oberösterreich geboren. Sie entstammt laut eigenen Aussagen einem „klassischen ÖVP-Haushalt“, der Vater Landwirt, der Großvater Fleischhauer. Ab 2003 besuchte Holzleitner das Bundesrealgymnasium Anton-Brucknerstraße Wels. In einer überwiegend von Burschen dominierten Schulklasse stellte sie lange Zeit die Klassensprecherin, für das Schuljahr 2009/2010 wurde sie zur stellvertretenden Schulsprecherin gewählt. Die Welserin maturierte 2011.
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Politisches Schlüsselereignis: Weg in die Politik
Schon während ihrer Schulzeit wurde Holzleitner Mitglieder der SPÖ-nahen „Aktion kritischer Schüler_innen“ (AKS). Während dieser Zeit ereignete sich auch eine Art politisches Schlüsselereignis. Ein Lehrer hatte rassistische und sexistische Aussagen getätigt, die befremdliche Reaktion des Landesschulrats auf diesen Vorfall seien für ihre politische Haltung bis heute prägend, erzählte Holzleitner im März 2022 in einem Interview mit News. Nach der Matura studierte Holzleitner Sozialwirtschaft an der Johannes Kepler Universität Linz (JKU). Das Studium schloss sie 2015 mit einem Bachelor of Science ab und inskribierte sich anschließend für das gleichnamige Masterstudium. An der JKU engagierte sie sich im SPÖ-nahen Verband Sozialistischer Student_innen (VSStÖ).
Eva-Maria Holzleitners Weg zur SPÖ
Während ihrer Schulzeit arbeitete Holzleitner als Ferialarbeiterin beim Faltschachtel-Produzenten E. Schausberger & Co. GmbH und beim VertretungsNetz: Patientenanwaltschaft. Mit April 2015 trat sie erstmals in den Dienst der Sozialdemokrat:innen, in Form einer projektbezogenen Anstellung des Landtagsklubs der SPOÖ. Während dem Studium arbeitete sie als Studienassistentin sowie als Angestellte in der Forschungsgruppe HEAL („Heuristic and Evolutionary Algorithms Laboratory“) an der FH Hagenberg.
Das „rote Schaf“ der Familie Holzleitner
Obwohl die Welserin einem ÖVP-Haushalt entstammt, trat sie 2012 der SPÖ bei. Sie sei so etwas wie das „rote Schaf“ in ihrer Familie, wie sie 2020 gegenüber News (Nr. 46 / 2020) zugab. Ihre politische Heimat hat Holzleitner in der Welser SPÖ, laut Wiener Zeitung „ein Hort alter roter Männer“. Einst Arbeiter:innenhochburg wird Wels zudem seit 2015 von einen FPÖ-Bürgermeister regiert. Zuvor saß seit 1946 durchgehend ein Roter im Welser Rathaus. Medial wird die Industriestadt oft als „Symbolbild für den Niedergang der Sozialdemokratie“ herangezogen. Trotz Männerbündelei und Niedergang schaffte es Holzleitner aus diesem vermeintlich feindlichen Umfeld ziemlich rasch an die Spitze der Roten.
Parteifunktionen in der SPÖ
Als Sozialdemokratin übte Holzleitner trotz ihres jungen Alters bereits zahlreiche Parteifunktionen aus. So war sie unter anderem von 2015 bis 2019 Bezirksvorsitzende der Jungen Generation (JG) der SPÖ in Wels und von 2016 bis 2021 Landesvorsitzende der JG Oberösterreich. Seit 2016 ist sie Mitglied des Landesparteivorstandes der SPÖ Oberösterreich.
Einzug in den Nationalrat
Zur Nationalratswahl 2017 kandidierte Holzleitner auf der oberösterreichischen Landesliste hinter Alois Stöger auf Platz zwei und wurde am 9. November 2017 als 24-Jährige als Abgeordnete zum österreichischen Nationalrat angelobt. In den darauffolgenden Nationalratswahlen 2019 kandidierte sie erneut hinter Stöger und schaffte erneut den Einzug. Derzeit fungiert sie im SPÖ-Klub als Bereichssprecherin für Frauen und Jugend. Einer breiteren Öffentlichkeit wurde sie beim im Jänner 2020 eingesetzten „Untersuchungsausschuss zur mutmaßlichen Käuflichkeit der türkis-blauen Bundesregierung“ („Ibiza-Untersuchungsausschuss“) bekannt. Holzleitner war neben Kai Jan Krainer und Christoph Matznetter Teil der SPÖ-Delegation.
Eva-Maria Holzleitner: Nachfolgerin von Heinisch-Hosek als SPÖ-Frauenvorsitzende
Ein weiterer Sprung in der Parteikarriereleiter erfolgte im Frühjahr 2021. Die langjährige Vorsitzende der SPÖ Frauen, Gabriele Heinisch-Hosek, schlug Holzleitner im März 2021 als ihre Nachfolgerin vor. Für viele innerhalb der roten Partei eine einigermaßen überraschende Nominierung. Heinisch-Hosek begründete ihren Vorschlag damit, dass Holzleitner eine „Teamplayerin“ sei und sich „von alten weißen Männern nicht einschüchtern lässt“. Die Unterstützung zeigte Wirkung, die Welserin erreichte am 25. Juni 2021 in einem ersten Wahlgang 45,53 Prozent der Delegiertenstimmen (168 der 369 abgegebenen Stimmen), vor der Wiener Gemeinderätin Mireille Ngosso mit 30,35 Prozent. In einer Stichwahl setzte sich Holzleitner mit 55,21 Prozent gegen Ngosso durch.
Einen Tag später wurde die aufstrebende Rote zu einer der sechs Stellvertreter:innen der Bundesparteivorsitzenden Pamela Rendi-Wagner gewählt. 97,3 Prozent der Delegierten stimmten am Bundesparteitag für sie.
Einsatz für junge Menschen und Frauen
Inhaltlich will Holzleitner sich nach eigenen Angaben vor allem für die Anliegen junger Menschen einsetzen, die unter unterbezahlten Jobs, horrenden Mitpreisen und der Mehrfachbelastung von Arbeit und Ausbildung besonders leiden. Außerdem setzt sich Holzleitner lautstark für feministische Anliegen ein. Die „Selbstbestimmung für Frauen in jedem Lebensbereich“ ist ihr laut eigenen Angaben ein zentrales Anliegen, der Gender Pay Gap müsse „endlich in die Geschichtsbücher verbannt werden“. Vor allem sexuelle Diskriminierung und Gewalt an Frauen thematisiert sie öffentlich immer wieder. „Österreich hat ein Problem mit Männergewalt“, kritisierte die SPÖ Frauen-Vorsitzende Anfang des Jahres in einer Aussendung. Dies sei „Ausdruck einer patriarchalen Gesellschaft, in der Männer glauben, Frauen zu besitzen“. Holzleitner fordert zudem mehr Möglichkeiten für Frauen am Arbeitsmarkt. Hierzu brauche es den konsequenten Ausbau von ganztägigen Kinderbetreuungsplätzen und Ganztagsschulplätzen, um Frauen bessere Chancen auf eine Vollzeitstelle zu ermöglichen.
Vorbild: Johanna Dohnal
Wenig verwunderlich: Als politisches Vorbild gilt Holzleitner die feministische Ikone und SPÖ-Politikerin Johanna Dohnal, die erste Frauenministerin Österreichs. Am 14. Februar feiere sie nicht den Valentinstag, sondern Dohnals Geburtstag, erzählte Holzleitner in einem Interview mit News.
Eva-Maria Holzleitner: An der Seite Pamela Rendi-Wagners
Im März 2023 entschloss die SPÖ sich dazu, eine seit Jahren lodernde Führungsdebatte zwischen der Vorsitzenden Pamela Rendi-Wagner und dem burgenländischen Landeshauptmann Hans Peter Doskozil via Mitgliederbefragung - auch Andreas Babler steht auf der Liste - beizulegen. Holzleitner stellte sich in dieser Debatte (wie die gesamte Organisation der SPÖ Frauen) hinter Rendi-Wagner, der ersten Frau an der Spitze der gut 130 Jahre alten SPÖ. Eine der 100 Unterstützungserklärungen, die Rendi-Wagner im Vorfeld der Mitgliederbefragung sammelte, kam von Holzleitner.
Eva-Maria Holzleitner privat
Eva-Maria Holzleitner lebt nach wie vor in ihrer Geburtsstadt Wels. Wenn sie gerade nicht Politik macht, treffe sie gerne Freunde oder Freundinnen oder geht mit ihrem Hund Georg spazieren. Holzleitner gilt als begeisterte Snowboarderin und geht ab und an auch mit dem Fanclub des oberösterreichischen Skifahrers und Abfahrtsweltmeisters Vincent Kriechmayr auf Tour.