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Wie man Bürgermeister:in in Österreich wird, was man verdient und welche Aufgaben warten

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8 min
Rathaus: Sitz des/der Bürgermeister/Bürgermeisterin

©Elke Mayr
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Ein österreichischer Bürgermeister heißt meist Josef, schüttelt viele Hände und gratuliert älteren Damen bei Kaffee und Kuchen regelmäßig zu runden Geburtstagen. So lautet zumindest die landläufige job description für das höchste Gemeindeamt. Zumindest das mit dem Josef stimmt.

Wie wird ein:e Bürgermeister:in in Österreich gewählt?

Je nach Bundesland wird in Österreich alle fünf bzw. alle sechs Jahre ein neuer Gemeinderat bzw. (in Vorarlberg und Salzburg) eine Gemeindevertretung gewählt. In sechs Bundesländern werden dabei zwei Stimmen abgegeben: je eine für eine Partei und eine für eine:n Bürgermeisterkandidat:in. In Wien, Niederösterreich und der Steiermark wird nur eine Partei gewählt, welche dann eine:n Bürgermeister:in vorschlägt.

Wann kommt es zu einer Stichwahl?

Bei Bürgermeister:innenwahlen gilt das Mehrheitswahlrecht. Erreicht ein:e Kandidat:in im ersten Wahlgang nicht die benötigten 50 Prozent der Stimmen, kommt es zwei Wochen später zu einer Stichwahl.

Voraussetzungen für das Bürgermeister:innen-Amt

Ins Amt gewählt werden kann grundsätzliche jede:r österreichische Staatsbürger:in sowie EU-Bürgerinnen. Eine Ausnahme bildet hier Salzburg, wo lediglich österreichische Staatsbürger:innen als Bürgermeister:in kandidieren können. Die Kandidat:innen müssen am Wahltag mindestens 18 Jahre alt sein und in einer Gemeinde des jeweiligen Bundeslands ihren Hauptwohnsitz haben. Eine Parteizugehörigkeit oder eine spezifische berufliche oder politische Ausbildung sind keine Voraussetzung.

Wie lange darf man Bürgermeister:in sein?

Ziemlich lange. Im Falle von Georg Bantel, dem Bürgermeister von Möggers in Vorarlberg, können das bis zu 42 Jahre sein. Eine rechtliche Grenze gibt es nicht. Bantel wurde 1980 im Alter von 24 Jahren zum damals jüngsten Bürgermeister Österreichs und regiert mittlerweile seine 9. Amtsperiode. Im Juli dieses Jahres will Bantel sein Amt abgeben. Auf Platz zwei rangiert Robert Hammer. Er ist seit 36 Jahren Bürgermeister der steirischen Gemeinde Unterlamm. Insgesamt sind 18 Ortschefs bereits länger als 30 Jahre im Dienst.

Welche Rechte und Pflichten hat ein/e Bürgermeister:in?

Die Aufgaben einer oder eines Bürgermeister:in sind vielfältig. Dazu gehören die Aufgaben der öffentlichen Verwaltung, wie das Ansuchen um eine Baubewilligung oder die Organisation der Kinderbetreuung im Ort oder der Stadt. Ortschef:innen sind zuständig für die Repräsentation der Gemeinde nach außen. Als Vorsitzende sind Bürgermeister:innen für die Leitung und den Ablauf von Gemeinderatssitzungen zuständig und verantwortlich für den Haushaltsvollzug und die laufende Gemeindeverwaltung bzw. Verwaltung der Stadt.

Insgesamt ist die Liste der Aufgaben, Rechte und Pflichten lang – und wird beständig länger. Laut einer Untersuchung des Österreichischen Gemeindebunds aus dem Jahr 2019 sehen sich Bürgermeister:innen hierzulande mit stetig steigender Belastung konfrontiert. Vor allem den Anstieg bürokratischer Aufgaben empfinden die meisten Befragten als belastend.

Wie viele Bürgermeister:innen gibt es?

Insgesamt gibt es in Österreich 2.093 Gemeinden und dementsprechend genauso viele Bürgermeister:innen. Davon sind lediglich 202, also 9,7 % weiblich. Die meisten Bürgermeisterinnen zählt Niederösterreich mit 75, Vorarlberg zählt mit 6 die wenigsten. Im Jahr 1999 waren landesweit nur 45 aller Bürgermeister:innen weiblich. Bis vor ein paar Jahren galt hierzulande noch das Bonmot, in Österreich gebe es weniger Bürgermeisterinnen als Bürgermeister, die Josef heißen. Das ist mittlerweile überholt: Stand 2019 regierten in Österreich nur noch 134 Josefs.

Dazu interessant:
Wie schwer es Bürgermeisterinnen in Österreich haben
Eine Übersicht über alle Bürgermeister:innen in Österreich

Was verdient ein:e Bürgermeister:in in Österreich?

Das hängt von der Einwohner:innenzahl und dem jeweiligen Bundesland ab. Am wenigsten verdient ein:e Ortschefin in einer steierischen Gemeinde mit weniger als 500 Einwohner:innen, nämlich 2.343,90 Euro brutto pro Monat. Ein:e oberösterreichische Bürgermeister:in in einer Gemeinde mit mehr als 30.000 Einwohner:innen bezieht 9.643,80 Euro monatlich. In Vorarlberg sind die Bezüge neben der Einwohner:innenzahl auch an die Gästenächtigungszahl gekoppelt. Da der Wiener Bürgermeister gleichzeitig auch als Landeshauptmann fungiert, verdient dieser mit 18.456 Euro am meisten.

Wer ist Bürgermeister:in von...

Stadt

Bürgermeister:in

Partei

Wien

Michael Ludwig

SPÖ

Graz

Elke Kahr

KPÖ

Linz

Klaus Luger

SPÖ

Salzburg

Harald Preuner

ÖVP

Klagenfurt

Christian Scheider

Team Kärnten

Innsbruck

Georg Willi

Die Grünen

Bregenz

Michael Ritsch

SPÖ

St. Pölten

Matthias Stadler

SPÖ

Eisenstadt

Thomas Steiner

ÖVP

...Wien

Der wohl bekannteste Bürgermeister hierzulande ist der Wiener Michael Ludwig (SPÖ). Ihm kommt öffentlich besonders viel Aufmerksamkeit zu, da sein Bürgermeisteramt der Stadt mit dem des Landeshauptmanns des Bundeslands Wien zusammenfällt. Seit 1945 stellen in der Bundeshauptstadt die Sozialdemokrat:innen den bis dato ausschließlich männlichen Bürgermeister.

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Michael Ludwig, Bürgermeister von Wien

 © IMAGO images/SEPA.Media

...Graz

Zumindest im September 2021 wurde Ludwig für ein paar Wochen von der Grazerin Elke Kahr aus dem Lampenlicht gedrängt. Als Mitglied der KPÖ ist Kahr die erste Kommunistin, die in der zweitgrößten Stadt Österreichs das Bürgermeisterinnenamt innehat. Selbst die Washington Post berichtete damals darüber. Zuvor wurde Graz seit 2003 vom ÖVP-Politiker Siegfried Nagl regiert.

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Elke Kahr, Bürgermeisterin von Graz

 © imago images/SEPA.Media

...Linz

In Linz steht mit Klaus Luger ein SPÖ-Mann an der Spitze.

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Klaus Luger, Bürgeremeister von Linz

 © imago images/Rudolf Gigler

...Salzburg

Die Stadt Salzburg ist mit Harald Preuner seit 2017 wieder in ÖVP-Hand.

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Harald Preuner, Bürgermeister von Salzburg

 © imago images/Rudolf Gigler

...Klagenfurt

Christian Scheider vom Team Kärnten löste 2021 die SPÖ-Bürgermeisterin Maria-Luise Mathiaschitz, ab.

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Christian Scheider, Bürgermeister von Klagenfurt

 © imago images

...Innsbruck

Innsbruck hat mit Georg Willi sein einzigen Grünen Bürgermeister einer Landeshauptstadt.

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Georg Willi, Bürgermeister von Innsbruck

 © imago images/Beautiful Sports

...Bregenz

Michael Ritsch von der SPÖ ist seit November 2020 Stadtoberhaupt von Bregenz.

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Michael Ritsch, Bürgermeister von Bregenz

 © imago images/CHROMORANGE

...St. Pölten

Seit 2004 ist Matthias Stadler der Bürgermeister der niederösterreichischen Landeshauptstadt.

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Matthias Stadler (ganz links), Bürgermeister von St. Pölten

 © imago images/Revierfoto

...Eisenstadt

Thomas Steiner von der ÖVP dem Gemeinderat in Eisenstadt vor.

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Thomas Steiner (links), Bürgermeister von Eisenstadt

 © imago images/Future Image

Tendenziell lässt sich sagen, dass urbane Räume eher sozialdemokratisch (in manchen Fällen auch grün) regiert sind, in ländlichen Gegenden stellt meist die ÖVP den Bürgermeister.

Warum lohnt es sich, Bürgermeister:in zu werden?

Diese Frage muss wohl jede:r für sich beantworten. Generell gilt: Gegenüber anderen politischen Ämtern genießen Bürgermeister:innen das mit Abstand höchste Vertrauen aller Ebenen der Politik im Land. Eine „ruhige Kugel“ können aber wohl die wenigsten Bürgermeister:innen schieben. Sieben von zehn Ortschef:innen üben das Amt nebenberuflich, also zusätzlich zu einem zivilen Beruf aus. Dabei gaben bei einer Befragung knapp die Hälfte der Bürgermeister:innen an, mehr als 40 Stunden pro Woche in ihr Amt zu investieren. Nur sieben Prozent investierten weniger als 20 Wochenstunden.

Insgesamt ist zu beobachten, dass Gemeinden immer häufiger mit Nachwuchsproblemen in der Politik zu kämpfen haben. Neben der bereits erwähnten steigenden Aufgabenlast liegt das hauptsächlich an einem sich verändernden gesellschaftlichen Klima. Mehr als ein Drittel der Befragten der Gemeindebund-Studie berichteten von Drohungen, Beschimpfungen und Verleumdungen. Gar zwei Drittel beklagen einen Autoritätsverlust und mangelnden Respekt gegenüber ihrem Amt.

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