Als Bürgermeister von Traiskirchen hat Andreas Babler einen der herausforderndsten Jobs des Landes. Dennoch ist er derzeit so erfolgreich wie kaum ein anderer SPÖ-Politiker hierzulande. Er kandidierte für den SPÖ-Vorsitz und siegte am 3. Juni 2023 gegen Hans Peter Doskozil.
Steckbrief Andreas Babler
Name: Andreas Babler
Geboren am: 25. Februar 1973 in Mödling, NÖ
Beruf: Bürgermeister von Traiskirchen (NÖ), Weinbauer, Bundesrat, SPÖ-Chef
Partei: SPÖ
Ausbildung: Lehre zum Maschinenschlosser, Studium "Politische Kommunikation" an der Donau-Uni Krems
Familienstand: verheiratet mit Karin Blum
Kinder: zwei Töchter
Andreas, genannt Andi, Babler ist SPÖ-Chef und Bürgermeister von Traiskirchen in Niederösterreich (Bezirk Baden). In und außerhalb der Partei gilt er als aufrechter, aber unbequemer Roter, theoriegeschult und bodenständig. Über die Stadtgrenzen hinaus wurde Babler spätestens bekannt, als er bei den niederösterreichischen Landtagswahlen im Jänner 2023 vom letzten Listenplatz aus mehr als 21.000 Vorzugsstimmen holte – während seine Partei eine herbe Niederlage einstecken musste. Krone-Kolumnist Michael Jeannée warnte wenige Tage später vor Babler als möglichen österreichischen Bundeskanzler.
Andreas Babler: Elternhaus, Ausbildung, Studium
Geboren wurde Andi Babler am 25. Februar 1973 in Mödling, Niederösterreich, als Sohn einer Traiskirchner Semperit-Arbeiterfamilie. Nach der Schule absolvierte er eine Lehre zum Maschinenschlosser und arbeitete als Schichtarbeiter bei Vöslauer Mineralwasser. Auf dem zweiten Bildungsweg studierte er Politische Kommunikation an der Donau-Universität in Krems, was er 2009 mit einer Arbeit über "Medien, Strategien und Kommunikation in Arbeitskämpfen am Beispiel der Semperit Traiskirchen" abschließt.
Andreas Bablers Weg in die Politik
Politisch sozialisiert wurde Babler einerseits in der österreichischen Friedens- und Neutralitätsbewegung, andererseits innerhalb der Sozialistischen Jugend Österreichs (SJÖ). Letzterer trat er 1989 bei und wurde anschließend Landessekretär der SJ Niederösterreich und später Bundessekretär. Laufe der 1990er wird Babler zum Vizepräsident der sozialistischen Weltjugendinternationale (IUSY) gewählt.
Traiskirchner Bürgermeister: Das unmögliche Amt
Seit 1995 ist Andi Babler Mitglied des Traiskirchner Gemeinderats, später des Stadtrats, seit April 2014 ist er Bürgermeister der 19.000 Einwohner:innen-Stadt südlich von Wien. Keine leichte Aufgabe, das Nachrichtenmagazin Profil nannte Bablers Job einst "ein unmögliches Amt, hier Bürgermeister zu sein". Medial ist Traiskirchen spätestens seit 2015 zum Synonym für "Flüchtlingsquartier" geworden. Das Erstaufnahmezentrum in Traiskirchen ist eine von zwei Erstaufnahmestellen für Asylwerber:innen in Österreich und wird vom Bundesministerium für Inneres verwaltet. Schlagzeilen macht es zumeist dann, wenn es an seine Kapazitätsgrenzen und darüber hinaus gelangt. 2016 kritisierte Babler die dortigen Zustände als "Massenabfertigung im rechtsfreien Raum".
Sein Erfolg
Dennoch: 73,1 Prozent holte Babler bei seiner ersten Wahl 2015, das beste Ergebnis für die SPÖ in Traiskirchen seit 1945 und ein Plus von 4,2 Prozent. Bei den Wahlen 2020 erreichte er und seine Partei 71,5 Prozent. Österreichweit gilt der Traiskirchner Bürgermeister als eine Art Best-Practice-Beispiel dafür, dass man mit einer liberalen und integrativen Flüchtlingspolitik als Politiker Erfolg haben kann, innerhalb der SPÖ und außerhalb.
Andreas Bablers politische Positionen
Babler ist zweifelsohne dem linken Rand der SPÖ zuzuordnen und tritt immer wieder als lauter Kritiker der eigenen Partei auf. Als Einen, "für den Sozialist noch kein Schimpfwort ist", bezeichnete ihn die Tageszeitung Standard, der Kurier nannte ihn den "linken Stachel in der SPÖ", der Falter einen "linken Parteirebell". Seiner eigenen Partei wirft Babler vor, Posten statt Idealen nachzueifern, sich mit dem Bestehenden abgefunden zu haben und keine Alternative zum Kapitalismus anzubieten – was einst zur DNA der Sozialdemokrat:innen gehörte. "Wir werden nicht gewählt, wenn wir ein falsches System nur ein bisschen abfedern wollen", kritisierte Babler im Standard.
Dass er immer nur dann Aufmerksamkeit bekomme, wenn er sich lautstark gegen die eigenen Parteigranden wendet, ärgert Babler. Er will auch mit eigenen, positiven Inhalten punkten. Auf seiner eigenen Homepage heißt es, ihm gehe es darum, "dort einzugreifen, wo Menschen durch das System schlechter gestellt werden. Und alles zu tun, um eine gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben für alle Menschen zu garantieren". Ein besonderes Anliegen sind ihm Kinder und Familien bzw. die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Kinder von sozial benachteiligten Familien erhalten in Traiskirchen kostenlose Mittagessen in Schulen und Kindergärten sowie eine gratis Nachmittagsbetreuung.
NÖ-Landtagswahl: Mit Vorzugsstimmen auf Platz zwei
Dass Babler in der SPÖ nicht nur Befürworter:innen hat – auch das ist bekannt. Für ihn spricht das Wahlergebnis der Landtagswahlen in Niederösterreich. Vom letzten Listenplatz aus, Platz 35 auf Liste 2, erreichte Babler 21.247 Vorzugsstimmen, davon 7.672 aus seinem Heimatbezirk. Seine Partei erreichte in Traiskirchen 46,6 Prozent, in Gesamt-Niederösterreich 20,65 Prozent.
Im Wahlkampf stellte sich der Traiskirchner Bürgermeister mitunter offen gegen die Wahlkampflinie seiner Partei und erteilte einer möglichen Koalition mit der FPÖ von vornherein eine klare Absage – eine Position, die nicht alle seiner Genoss:innen teilten. Auch SPÖ-Spitzenkandidat Franz Schnabl wollte eine rot-blaue Koalition nicht ausschließen und befürwortete eine solche, wenn "die Inhalte mitgetragen werden", wie er gegenüber Puls24 sagt. Trotz innerparteilicher Ungereimtheiten wurde Babler in seinem Vorzugsstimmenwahlkampf von einigen prominenten Roten unterstützt, zum Beispiel Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser, vom ehemalige Bundeskanzler Christian Kern, ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian, der Abgeordnete Julia Herr oder Wiens Ex-Bürgermeister Michael Häupl.
Andreas Babler wird Bundesrat
Schon am Tag nach der Wahl musste SPÖ-Spitzenkandidat Franz Schnabl seinen Hut nehmen. Auf ihn folgt allerdings nicht Babler als neuer Landeschef, sondern Sven Hergovich, Landesgeschäftsführer des AMS Niederösterreich. Babler hingegen soll nun die innerparteiliche Reformkommission leiten, die für mehr parteiinterne Demokratie und für eine Öffnung der SPÖ in Richtung Zivilgesellschaft sorgen soll. Außerdem wird der Traiskirchner Bürgermeister künftig im Bundesrat vertreten sein.
Andreas Babler zum SPÖ-Chef gewählt
Dass er bundespolitische Ambitionen hege, verneinte er stets. Am 23. März 2023 verkündete er allerdings, dass auch er sich um den SPÖ-Vorsitz, der via Mitgliederentscheid bestimmt werden sollte und durch den Streit zwischen Pamela Rendi-Wagner und Hans Peter Doskozil ausgelöst wurde, bewerben wolle. Via Twitter gab er bekannt: "Ich kandidiere für den Vorsitz der SPÖ, weil die Sozialdemokratie ein Teil meines Lebens ist. Und weil es mir sehr wehtut, was wir da in den letzten Monaten mit dieser Partei aufgeführt haben – und damit bin ich nicht allein."
Bei der Mitgliederbefragung landete Andreas Babler mit 31,5 Prozent der Stimmen zunächst hinter Hans Peter Doskozil (33,7 Prozent), aber noch vor Pamela Rendi-Wagner (31,4 Prozent), die daraufhin ihren Rückzug verkündete.
Beim außerordentlichen Parteitag am 3. Juni 2023 schließlich zum "Showdown" zwischen Babler und Doskozil. Nachdem zuerst fälschlicherweise verkündet wurde, dass Doskozil das Rennen gemacht habe, wurde am 5. Juni 2023 bekanntgegeben, dass es bei der Auszählung zu einem Fehler kam und nicht Doskozil, sondern Babler mit 52,7 Prozent der Stimmen vorne liegt. Damit ist Babler der neue SPÖ-Chef.
Andreas Babler privat: Frau und Familie
Medial wird Babler gerne als hemdsärmelig und volksnah beschrieben. In der Öffentlichkeit trägt er nur zu gern ein Fan-Shirt des Fußballclubs FC St. Pauli. Neben dem Hamburger Traditionsverein schlägt Bablers Fußballherz für die beiden Wiener Vereine Rapid Wien und den Wiener Sport-Club. Babler ist verheiratet. Seine Frau Karin Blum war in Innsbruck erste rote ÖH-Vorsitzende der Nachkriegsgeschichte und jüngste SPÖ-Gemeinderätin. Gemeinsam hat das Paar zwei Töchter.