"Hemdsärmlig", "Rotzbube", "rastloser Sozialmanager", "streitbarer Kämpfer" – dem Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker wurden medial schon viele Attribute umgehängt, manchmal freundlicher, ein andermal weniger. Ein Porträt des pragmatischen Sozialpolitikers mit Ecken und Kanten.
Steckbrief Peter Hacker
Name: Peter Hacker
Geboren: Am 29. Juni 1963
Ausbildung: AHS-Matura
Funktion: amtsführender Wiener Stadtrat für Gesundheit und Soziales
Partei: SPÖ
Familienstand: verheiratet
Kinder: zwei Söhne
Peter Hacker: Klassensprecher und Vespa-Fahrer
In seiner Jugend, erzählte Hacker in einem Interview mit dem Männermagazin "Wiener", sei er "stolzer Vespa-Besitzer" gewesen, meist ohne Helm, aber mit adretter Frisur unterwegs und ein "unerträglich schlechter und schlimmer Schüler. Angeblich waren wir die schlimmste Klasse von Wien, und ich war der Klassensprecher".
Karriere-Beginn statt Rockstar-Dasein
Nach der Matura und seinem Präsenzdienst entschloss Hacker sich gegen die Universität. Er wollte nach eigenen Angaben lieber Geld verdienen und trat daher 1982 in den Dienst der Stadt Wien ein. Nicht aus Liebe zu diesem Beruf, sondern "um mir meine Musik leisten zu können, so lange bis ich von ihr leben kann", wie er einmal gegenüber der ZEIT eingestand. Hacker war Keyboarder bei der Band "Chorus Sound Studio" und komponierte auch eigene Lieder. Der Traum vom Rockstar blieb jedoch ein Traum.
Peter Hackers Mentor Helmut Zilk
Stattdessen verschlug es Hacker ins Büro des damaligen SPÖ-Bürgermeisters Helmut Zilk. Ab 1985 war er dort für Bürgeranliegen, Jugend und Soziales zuständig. Zilk habe einen Narren an ihm gefressen gehabt, "weil ich ein untypischer, rotzfrecher Bursche war". Und Zilk sollte eine Art Mentor für Hacker werden. Abseits des Rathauses engagierte sich Hacker, noch umwoben vom Geist der 68er, in den 1970ern und 1980ern in der Friedensbewegung, der Hainburger Au und bei der Besetzung des Kulturzentrums WUK.
Links zu Peter Hacker:
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• Kontakt zu Peter Hacker
Peter Hacker: Vom Drogenberater zum FSW-Geschäftsführer
Von 1992 bis 2003 fungierte Hacker als Drogenkoordinator der Stadt Wien. Er eröffnete neue Drogenberatungsstellen und ermöglichte den kostenlosen Austausch von Spritzen, die zum Drogenkonsum verwendet werden. Parallel dazu, im Jahr 2001, übernahm Hacker die Geschäftsführung des Fonds Soziales Wien (FSW). Der FSW ist Träger von sozialen Dienstleistungen für Menschen mit Pflege- und Betreuungsbedarf, Behinderung, Wohnungslose und Flüchtlinge, mit insgesamt 107.000 Klienten und Klientinnen jährlich und rund 2.200 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen.
Peter Hacker: Stationen seiner Karriere | |
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seit Mai 2018 | Amtsführender Stadtrat für Soziales, Gesundheit und Sport in Wien |
2019-2021 | Bezirksparteivorsitzender SPÖ Wien-Alsergrund |
2015 | Flüchtlingskoordiniator der Stadt Wien |
2001-2018 | Geschäftsführer Fonds Soziales Wien |
2008-2013 | Geschäftsführer Schuldnerberatung Wien |
2005-2013 | Geschäftsführer Obdach Wien |
1992-2003 | Drogenkoordinator der Stadt Wien |
1985-1992 | Berater für Bürgeranliegen, Jugend und Soziales unter Helmut Zilk |
1982 | Matura |
Zum Wiener Gesundheitsstadtrat: Sprung in die Politik
Diese Funktion übte Hacker bis zum Mai 2018 aus. Angeblich nach mehreren langen Gesprächen und viel Überzeugungsarbeit durch den jetzigen Bürgermeister Michael Ludwig wagte Hacker den Sprung in die Politik. Seit Mai 2018 fungiert er als amtsführender Stadtrat für Soziales, Gesundheit und Sport der Stadt Wien, zunächst unter einer Rot-Grünen Regierung, seit November 2020 in einer SPÖ-Neos-Koalition.
"Hemdsärmelig, zupackend, durchaus auch etwas polternd und aggressiv"
Die ZEIT beschreibt Hacker in einem Porträt als "hemdsärmelig, zupackend, durchaus auch etwas polternd und aggressiv". Die Attribute hemdsärmelig und zupackend gehen unter anderem auf Hackers Funktion als Flüchtlingskoordinator der Stadt Wien im Jahr 2015 zurück. Damals, schwärmen die Salzburger Nachrichten, "löste er die Herausforderungen mit pragmatischer Tatkraft, schuf mit zahlreichen Organisationen rasch dauerhafte und temporäre Unterkünfte und sorgte so für eine so gute wie reibungslose Versorgungsabwicklung - mit durchaus hoher Einsatzbereitschaft".
Hackers Umgang mit Bund und Opposition
Polternd und aggressiv kann Hacker vor allem im Umgang mit der Opposition werden. Im Widerstreit über den Umgang mit der Corona-Pandemie lies Hacker dem damaligen Innenminister Karl Nehammer ausrichten: "Ich kämpfe für meine Stadt. Ich empfinde es deshalb auch für eine abgrundtiefe Sauerei, Wien zu bashen, und ich halte es für eine emotionale Sauerei, sich hinzustellen und auf zwei Millionen Menschen herabzuspucken."
Kritik an Peter Hacker
Mit seiner Polterei übers Ziel hinausgeschossen ist Hacker Ende 2018, als er der ÖVP-FPÖ-Regierung NS-Methoden unterstellte, da diese den Migrationshintergrund sämtlicher Mindestsicherungsbezieher:innen abfragen wollte. Der Vergleich brachte ihm auch innerhalb der SPÖ Kritik ein.
Peter Hacker und die Bettler
Kritik hagelte es auch nach einer Äußerung in einem Profil-Interview , wonach er "nichts dagegen" hätte, osteuropäische Bettler abzuschieben. Er wisse, dass es "Gegenden in Rumänien gibt, von wo ganze Dörfer auf Betteltour fahren". Kirchliche Organisationen und die Bettellobby kritisierten Hacker für seine Äußerungen scharf. Ein solches Vorgehen würde Arme, aber nicht Armut bekämpfen. Die Äußerungen des Stadtrats seien "politische Hetze" gegen Menschen, "die sonst nichts haben". Besonders ob Hackers Wurzeln beim Fonds Soziales Wien sei eine solche Äußerung bitter.
Kontroverse um Ferry-Dusika-Stadion
Zu Jahresbeginn 2021 erzürnte Hacker wiederum Österreichs Radsportfans. Der SPÖ-Politiker veranlasste den Abriss des Ferry-Dusika-Stadions am Wiener Handelskai. Das 1977 erbaute Stadion beherbergte die einzige Radrennbahn Österreichs und soll durch eine "Sportarena Wien" ersetzt werden, jedoch ohne Radbahn. Der Österreichische Radsportverband (ÖRV) beklagte, man habe über die Entscheidung aus den Medien erfahren und sei in die Planung nicht eingebunden gewesen. Damit entziehe man einer der wichtigsten Ausbildungsstätten des österreichischen Radsports die Basis.
Peter Hackers Corona-Politik
Als Wiener Gesundheitsstadtrat stand für ihn seit März 2020 natürlich ein Thema im Fokus: die Corona-Pandemie. Hackers bzw. die Wiener Corona-Politik zeichnete sich dadurch aus, dass die Bundeshauptstadt meist etwas restriktiver vorging als der Rest des Landes. Etwa als bundesweit ab März 2022 auf die 3-G-Regel umgestellt wurde, Wien aber an 2 G festhielt. Hacker gilt zudem als vehementer Verfechter der Impfpflicht.
Insgesamt tat sich der Gesundheitsstadtrat regelmäßig als lautstarker Kritiker der Corona-Politik des Bundes hervor. Auch hier gerne in gewohnt polternder Manier. Gefragt nach dem Verhältnis der Wiener Corona-Politik und der des Bundes meinte Hacker einst, er müsse "viel Zeit in die Abwehr von Unfug investieren".
Peter Hacker privat
Peter Hacker wurde 1963 in Wien-Alsergrund geboren. Er ist verheiratet, hat zwei Söhne und ist bekennender Rapid-Fan. Auf die Frage, wann in Kollektivvertragsverhandlungen der richtige Zeitpunkt für Schnaps sei, antwortete er einmal: "Das ist eine Frage der Strategie!"