In Europa verursachten Borkenkäfer im Zeitraum 1950 bis 2000 durchschnittlich 2,9 Millionen Kubikmeter Schadholz pro Jahr. Das hört sich erst einmal viel an, doch tatsächlich sind es nur 0,7 Prozent der europäischen Holzeinschlagsmenge. Allerdings gehen die Hälfte der Schäden durch biologische Ereignisse auf das Konto des Borkenkäfers.
- Wie sieht der Borkenkäfer aus, wie erkennt man ihn?
- Welches Holz bevorzugt der Borkenkäfer?
- Was frisst der Borkenkäfer?
- Kann er fliegen?
- Wo kommt der Borkenkäfer her?
- Welche Schäden verursacht der Borkenkäfer?
- Wann muss man den Baum bei Befall fällen?
- Kann man Borkenkäfer-Holz noch verwenden?
- Wo gab es großen Befall in Österreich?
- Borkenkäfer und Klimawandel: Was hat das miteinander zu tun?
- Natürliche Feinde: Wie kann man einem Befall vorbeugen?
- Wie verhindert man Ausbreitung?
- Wie wird man den Borkenkäfer wieder los?
- Wie funktioniert die Borkenkäferfalle?
Wie sieht der Borkenkäfer aus, wie erkennt man ihn?
Die Borkenkäfer (Scolytinae) sind eine Unterfamilie der Rüsselkäfer (Curculionidae). Borkenkäfer sind eine artenreiche Gruppe oft braun oder schwarz gefärbter Käfer, von denen sich viele Arten unter der Borke oder im Holz von Bäumen in selbstgebohrten Gängen fortpflanzen und die zum Teil großen wirtschaftlichen Schaden anrichten. Auf der ganzen Welt gibt es rund 6000 Borkenkäferarten, doch es werden ständig neue Arten entdeckt. In Europa sind zwischen 250 und 300 Arten heimisch, wobei es in Österreich rund 100 sein dürften.
Wenn bei uns vom Borkenkäfer die Rede ist, meint man fast immer eine bestimmte Art und zwar den Buchdrucker(Ips typographus). Er kommt am häufigsten vor und ist auch für die meisten Schäden verantwortlich. Die Käfer erreichen eine Länge zwischen 1 und 6 Millimeter. Der Körper ist eiförmig bis langgestreckt, oft hart gepanzert, normalerweise mehr oder weniger zylindrisch und walzenförmig. Sie sind schwarz, in verschiedenen Brauntönen bis gelblich gefärbt, selten etwas metallglänzend. Die Körperoberfläche ist meist glatt, oft spärlich behaart oder beschuppt.
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Welches Holz bevorzugt der Borkenkäfer?
Der am häufigsten auftretende Buchdrucker bevorzugt die Fichte. Auch die meisten anderen hier heimischen Arten treten im Nadelholz auf (lediglich der Eichensplintkäfer hat lieber Eichen).
Was frisst der Borkenkäfer?
In Mitteleuropa ist die Fichte die Baumart mit den höchsten Borkenkäferschäden. Fichten kommen natürlich in höheren Gebirgslagen vor. Leider hat der Mensch mit ausgedehnten Fichtenwäldern optimale Borkenkäferbiotope geschaffen. Das führt dazu, dass bei klimatischen Extremen – wie langen Hitze- oder Trockenzeiten oder Winter mit viel Bruchholz – die Borkenkäfer explosionsartig vermehren und so zu enormen Schäden führen.
Kann er fliegen?
Ja, der Borkenkäfer kann fliegen. Die Käfer können (je nach Witterung) bis zu drei Kilometer weit aktiv fliegen, durch den Wind können sie aber über erheblich weitere Strecken verweht werden. Damit ist ihre Verbreitung auch über weite Strecken kein Problem.
Wo kommt der Borkenkäfer her?
Die bei uns häufigsten Arten sind auch hier beheimatet, da sie bestimmte Bäume brauchen. Er ist also nicht eingeschleppt. Wobei natürlich die Gefahr besteht, dass durch den Klimawandel und den dadurch veränderten Baumbestand auch neue Schädlinge einwandern.
Welche Schäden verursacht der Borkenkäfer?
Grundsätzlich können sich gesunde Fichten ganz gut gegen die Käfer wehren, die sich in die Baumrinde bohren. Sie produzieren klebriges Harz, in dem die Käfer stecken bleiben. Gefährlich wird es erst, wenn die Borkenkäfer massiv auftreten und die Bäume in großer Zahl angreifen (Wissenschaftler schätzen rund 200 pro Baum). Dann kommt der Baum mit der Harzproduktion nicht nach. So gelingt es den Käfern, die Rinde zu durchbrechen und Gänge ins Holz zu fressen. Dabei unterbrechen sie die Saftstromleitungen im Baumstamm und der Baum kann nicht mehr mit Wasser und Nährstoffen versorgt werden. Der Baum stirbt. Wenn es schon Totholz im Wald gibt, ist dies leider eine perfekte Brutstätte für den Käfer. Wenn er sich so erfolgreich vermehrt hat, fallen die Nachkommen über gesunde Bäume her und auch der gesunde Bestand nimmt enormen Schaden.
Ist der Baum einmal geschwächt, können ihm auch Pilze zusetzen – sie wachsen besonders gut in den von den Borkenkäfern gegrabenen Gängen – und können so einem Baum den Rest geben.
Wann muss man den Baum bei Befall fällen?
Eigentlich gilt es schon bei den ersten Anzeichen des Käferbefalls zu handeln. Denn nur so kann man verhindern, dass sie sich vermehren und auch noch andere Bäume befallen. Also Baum schlagen und weg aus dem Wald.
Kann man Borkenkäfer-Holz noch verwenden?
Das Holz der befallenen Bäume kann problemlos verwendet werden. Es ist weiterhin als Bauholz geeignet, denn die Stabilität ist nahezu identisch mit Bäumen ohne Käfer. Schnittholz wird außerdem bei der Verarbeitung getrocknet und spätestens das tötet eventuell verbliebene Käfer zuverlässig ab. Auch im Kamin kann man Käfer-Holz problemlos als Brennholz verwenden, denn die Käfer sind zu diesem Zeitpunkt nicht mehr im Holz.
Wo gab es großen Befall in Österreich?
In der Hälfte der Bundesländer nahmen 2020 die Käferschäden zu. Die größte Zunahme musste Salzburg mit 71 Prozent gegenüber dem Vorjahr verzeichnen – hier handelt es sich immerhin um 143.000 Festmeter. In Tirol (+48 Prozent, 81.000 Festmeter), Vorarlberg (+16 Prozent, 71.000 Festmeter) und der Steiermark (+14 Prozent, 353.000 Festmeter) stiegen die Werte ebenfalls teils stark an. Niederösterreich, Burgenland und Oberösterreich hatten Rückgänge der Schäden zu verzeichnen. Trotzdem hat Niederösterreich mit 1,14 Mio. Festmeter die absolut höchsten Schäden zu verkraften.
Borkenkäfer und Klimawandel: Was hat das miteinander zu tun?
Leider viel. Da es aufgrund des Klimawandels immer wärmer wird, haben die Borkenkäfer länger Zeit sich zu entwickeln. Und das gilt in allen Höhenstufen, daher sind wesentlich mehr Käfer in den Wäldern zu finden. In den tieferen und mittleren Lagen setzt die Temperaturentwicklung die Fichten unter Stress und erleichtert so den Befall mit Borkenkäfern. Die Entwicklung der Käfer ist temperaturabhängig und dauert zwischen 6 und 22 Wochen. In tieferen Lagen können jetzt schon zwei Generationen von Borkenkäfern über die Bäume herfallen.
Ein kleines Beispiel: Sollten tatsächlich drei Generationen möglich sein, würde das bedeuten, dass aus 200 Borkenkäfern in der 3. Generation bereits 3 Millionen entstehen. Ein enormer Druck auf die Bäume ist die Folge.
Natürliche Feinde: Wie kann man einem Befall vorbeugen?
Natürliche Feinde können helfen. Spechte sind zum Beispiel typische und natürliche Feinde. Sie picken die kleinen Insekten nicht nur von der Rindenoberfläche. Mit ihrem Schnabel lösen sie Rindenstücke oder hacken Löcher hinein, um an die Larven und Jungkäfer zu kommen, von denen sie sich und ihre Nachkommen ernähren.
Auch die Waldhygiene ist enorm wichtig. Material, in dem sich die Käfer einnisten könnten, darf nicht im Wald bleiben.
Wie verhindert man Ausbreitung?
Um die Schädlingsausbreitung in Grenzen zu halten, müssen die Forstarbeiter befallene Baumstämme so schnell wie möglich aus dem Wald entfernen und verarbeiten.
Wie wird man den Borkenkäfer wieder los?
In erster Linie durch das schnelle Entfernen befallenen Holzes. Manchmal werden auch Insektizide eingesetzt, aber diese sind wie immer ein zweischneidiges Schwert. Und die Effektivität steht oft in keinem Verhältnis zu den ökologischen Risiken.
Wie funktioniert die Borkenkäferfalle?
Borkenkäferfallen gibt es zwar, doch die Wirkung ist überschaubar. Sie funktionieren mit Hilfe von Lockstoffen, sogenannten Pheromonen. Diese ziehen die fliegenden Käfer an, aber: obwohl Studien gezeigt haben, dass man damit zwischen 5.000 und 15.000 Käfern fangen kann, in einem Baum entwickeln sich rund 60.000. Es ist also unmöglich, damit den Käferbefall damit signifikant zu senken.