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Benkos BIG-Mann und sein wichtigster Deal

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Christoph Stadlhuber

SIGNA-MANN: Der langjährige Benko-Manager und frühere Chef der Bundesimmobiliengesellschaft verkündete kürzlich seinen Rückzug aus dem Signa-Trümmerhaufen

©ROBERT JAEGER / APA / picturedesk.com
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Anfang Juni hat mit Christoph Stadlhuber einer der wichtigsten Manager die marode Signa-Gruppe verlassen. Nach 13 Jahren als Geschäftsführer der Holding. Nach 14 Jahren intensiver Tätigkeit für René Benko. An seinem Einstieg lässt sich nachzeichnen, wie politisches Lobbying im staatsnahen Bereich funktionierte.

Anfang Juni verkündete einer der wichtigsten Manager von Pleitier René Benko seinen Abschied: Signa-Holding-Chef Christoph Stadlhuber, 57, nutzte die Jobplattform LinkedIn, um in höchst blumigen Worten auf „die letzten 13 Jahren als Immobilienentwickler“ zurückzublicken, die er als „die bisher wohl spannendsten“ seiner Berufslaufbahn bezeichnete. „Es war eine großartige Erfahrung für mich“, notierte der langjährige Manager der unter seiner Geschäftsführung in den Bankrott geschlitterten Signa Holding, „ein junges, motiviertes Team zu formen und gemeinsam an der Gestaltung eines der herausragendsten Immobilienportfolios in Mitteleuropa zu arbeiten. Wir haben viel bewegt.“ Und überhaupt: „Hochwertige städtebauliche Entwicklungen mit erstklassiger Architektur waren ein wirkliches Alleinstellungsmerkmal unserer Projekte. Gemeinsam haben wir auch das Wiener Stadtbild maßgeblich und positiv mitgeprägt.“

Kein Wort zum abrupten Zusammenbruch eines Kartenhauses. Keine Silbe zu den desaströsen Entwicklungen und Milliardenpleiten der letzten Monate, die eine Blutspur durch die Branche gezogen haben. Stadlhuber bricht auf zu neuen beruflichen Ufern und macht sich als Immobilienberater selbstständig. Sein eigenwilliges Abschiedsposting auf dem sozialen Mediennetzwerk sorgte nicht zuletzt bei Gläubigergruppen der Signa für heftiges Kopfschütteln, von der Schweiz bis in den Norden Deutschlands.

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MIETVERTRAG: Ein lukrativer Deal zwischen Benkos Signa-Gruppe und der Republik Österreich ging im Frühsommer 2011 über die Bühne

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Blick auf die Anfänge

Wer das System Signa unter dessen Mastermind René Benko verstehen will, sollte auf die Anfänge der engen Zusammenarbeit zwischen dem Signa-Gründer und seinem Spitzenmanager zurückblicken. Auf die Jahre 2010 und 2011. Bereits damals lässt sich das eine oder andere „Alleinstellungsmerkmal“ erkennen. Wie jenes der Politiknähe des einstigen „Unternehmergenies“.

Im Februar 2010 fungiert René Benko noch als offizieller Geschäftsführer der Signa Holding. Christoph Stadlhuber ist damals Chef der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG), die sich im Alleineigentum der Republik Österreich befindet. Und BIG-Boss wird Stadlhuber vorerst auch noch bleiben. Bis zum 15. Mai 2011. Das hält Stadlhuber jedoch nicht davon ab, mit Benko in engen Austausch zu treten. Und auch Verhandlungen über seine persönliche Zukunft zu führen.

Der 25. Februar 2010 stellt laut Recherchen von „News“ und der „Krone“ den Wendepunkt in der Beziehung zwischen Benko und Stadlhuber dar. Damals kamen die beiden Herren offenbar überein, künftig gemeinsame Immobilien-Sachen zu machen. Bereits damals waren die Gespräche über ein Stadlhuber-Engagement bei Signa so weit gediehen, dass die Übersendung eines Vertragsentwurfs für die Position des Signa-Holding-Geschäftsführers erfolgen sollte. Doch noch war dieser aber BIG-Chef und damit in einer Schlüsselposition für mögliche Signa-Projekte in Wien. So wird etwa Ende März 2010 nicht nur vertraulich darüber diskutiert, welche Projekte gemeinsam mit der Signa-Gruppe aus dem Portfolio der BIG möglich wären, sondern auch, welche Bundes-Mieter neue Flächen suchen würden. Diese gemeinsamen Überlegungen und Diskussionen werden stets begleitet von der wiederkehrenden Frage Stadlhubers nach seinem Vertragsentwurf für den Wechsel zu Signa, etwa im März 2010, als Stadlhuber in einem vertraulichen Mail den Punkt „Vertragsentwurf“ mit zwei Ausrufezeichen versieht.

Vertrauliche Informationen

Immer wieder lässt BIG-Chef Stadlhuber seinem späteren Big Boss Benko interne Informationen über mögliche Projekte im staatsnahen Bereich zukommen. Einmal geht es beispielsweise um die österreichische Post AG. Stadlhuber agiert als Manager der Bundesimmobilien am Puls der Immo-Zeit und im vertraulichen Doppelpass mit seinem zukünftigen Herrn und Meister René Benko.

Ab April 2010 gibt es für die beiden passionierten Jäger Stadlhuber und Benko ein großes Thema: die Gewinnung des Verfassungsgerichtshofes als Mieter für die Signa-Immobilie in der Renngasse im ersten Wiener Bezirk. Ein potenziell lukrativer Deal mitten im BIG-Revier. Benko hat die Immobilie, Stadlhuber die Kontakte. Insbesondere in die Verwaltungsebene des Verfassungsgerichtshofs. Aber auch zu Spitzenrepräsentanten der österreichischen Politik. „Krone“ und News liegen interne Dokumente vor, aus denen sich an diesem Benko-Coup das Lobbying im staatsnahen Bereich deutlich nachzeichnen lässt.

Während ein möglicher Verfassungsgerichtshof-Deal langsam, aber stetig Fahrt aufnimmt, erhält Stadlhuber bereits im Juni 2010 ein schriftliches Angebot für einen lukrativen Signa-Vertrag: den von Stadlhuber urgierten Vertragsentwurf. Benko bietet dem Staatsmanager bereits damals ein fixes Grundgehalt von 300.000 Euro pro Jahr. Plus Boni. Plus einen 7er-BMW als Dienstwagen.

Stadlhubers Wechsel in den Chefsessel der Wiener Signa soll jedoch erst ein knappes Jahr später erfolgen: Er ist für den 15. Mai 2011 avisiert. Noch viel Zeit also für eine fruchtbare informelle Zusammenarbeit zwischen der staatseigenen BIG und der Signa. Zumindest aus Sicht von Benko.

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ENTWURF: Schon Mitte 2010 lag ein unterschriftsreifer Dienstvertrag auf dem Tisch des damaligen BIG-Chefs Christoph Stadlhuber

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Treffen mit dem Finanzminister

Im August 2010 weiß Stadlhuber seinem späteren Brötchengeber Benko von einem Treffen mit dem damaligen Finanzminister und Vizekanzler Josef Pröll zu berichten. Thema Nr. 1: Die Übersiedlung des Verfassungsgerichtshofs. Stadlhuber beackert Pröll damals, den Umzug in die Renngasse in den laufenden Budgetverhandlungen einzubringen. Eine sommerliche Pause ist beim zukünftigen Signa-Mann Stadlhuber nicht erkennbar. Schon wenige Tage später will er sich mit Dieter Kandlhofer, dem damaligen Präsidialdirektor im Verfassungsgerichtshof, zusammensetzen. Stadlhubers Ziel: mit dem hohen Beamten die weitere Vorgehensweise und die nötige Argumentation für einen Umzug zu besprechen.

Offenbar mit Erfolg. Denn für September 2010 ist eine diskrete Besprechungsrunde am Signa-Sitz im Wiener Palais Harrach angedacht. Mit von der Partie: Dieter Kandlhofer und Christoph Stadlhuber.

Auch Kandlhofer hat seine Hausaufgaben gemacht und einen Entwurf für einen „Argumentationsbrief“ an das Ministerium verfasst. Das Dokument mit dem Titel „Verfassungsgerichtshof. Evaluierung neuer Standorte“ auf VfGH-Briefkopf zeigt die möglichen Szenarien auf und benennt dabei auch eine „optimale Lösung“: den Umzug in Benkos Renngasse.

Überarbeitetes Papier

Damit nicht genug. Sogar die Signa darf sich inhaltlich einbringen und für sich selber werben: Im Oktober 2010 meldet sich der damalige Benko-Assistent bei Dieter Kandlhofer, dem damals höchsten Beamten im VfGH: „Anbei die Anmerkungen (in Blau) der SIGNA Holding betreffend Ihres Papieres ‚Evaluierung der Standorte‘.“ Der 40-seitige Entwurf liegt News und „Krone“ vor. Überarbeitet in einem Word-Dokument. Laut den Meta-Daten lässt sich auch ein Autor und Ersteller identifizieren: Dieter. Vermutlich Dieter Kandlhofer. Auf dem Verteiler des Benko-Assistenten steht noch ein weiterer wichtiger Signa-Manager der damaligen Zeit: Franz Peter Orasch. Für ihn sollte Kandl- hofer später als Geschäftsführer seiner LILIHILL Gruppe tätig werden. Es ist eben eine kleine Immobilienwelt in Österreich.

Im Frühsommer 2011 geht der Signa-Deal mit dem Verfassungsgerichtshof dann in die finale Phase. Christoph Stadlhuber wechselt am 15. Mai 2011 als Geschäftsführer in die Signa. Zwei Tage später wirbt er in einer Mail an Josef Pröll, der einige Wochen vorher aus der Regierung ausgeschieden ist, erneut um Einmietung des Verfassungerichtshofs in die Renngasse. Zudem möge man mit Maria Fekter, Josef Prölls Nachfolgerin im Finanzministerium, einmal im vertraulichen Umfeld einen Verkauf des „Winter-Palais“ diskutieren. Aber vorher wäre es bitte dringend notwendig, „Maria von einer Übersiedelung in die Renngasse“ zu überzeugen.

Prölls Antwort: Er habe Maria bereits kontaktiert und für das Projekt geworben.

Am 30. Juni 2011 wird der Mietvertrag zwischen einer Signa-Gesellschaft und der Bundesimmobiliengesellschaft unterzeichnet. Der Verfassungsgerichtshof übersiedelt in die Renngasse. Stadlhuber hat für Benko seinen ersten BIG-Deal unter Dach und Fach gebracht.

Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 24/2024 erschienen.

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Causa René Benko

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