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René Benko: Signa-Gründer und Selfmade-Milliardär

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René Benko

René Benko

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René Benko ist ein echter Selfmade-Milliardär. Die HAK hat er abgebrochen, mit 22 Jahren begann er, sich mit der Signa Holding ein Imperium aufzubauen. Der Tiroler Immobilientycoon, der aus einfachen Verhältnissen stammt, zählte zu den reichsten Österreichern. Doch zuletzt kam es zu einem tiefen Fall.

Steckbrief René Benko

  • Name: René Benko

  • Geboren am: 20. Mai 1977 in Innsbruck, Tirol

  • Ausbildung: HAK abgebrochen, AWD-Schulungen

  • Beruf: Unternehmer und Investor (Immobilien, Medien, Handel), Gründer der Signa Holding

  • Familienstand: seit 2010 in 2. Ehe verheiratet mit Nathalie Benko (geb. Sterchele)

  • Kinder: vier Kinder - Tochter aus 1. Ehe, drei Kinder mit Ehefrau Nathalie

Im Herbst 2023 kündigte sich an: René Benko und seine Signa Holding stecken in der Krise. Nun steht fest: Die Gruppe ist insolvent. Schätzungen des US-Magazins "Forbes" zufolge schrumpfte Benkos Vermögen bis Ende November binnen weniger Monate um mehr als die Hälfte von rund 6 Mrd. auf 2,8 Mrd. Dollar (rund 2,6 Mrd. Euro). Der Milliardär rutschte damit auf der Liste der weltweit reichsten Menschen vom 425. auf den 1.105 Platz ab.

Laut "Wirtschafts-Compass" hält die Familie Benko Privatstiftung direkt und indirekt rund 66 Prozent an der nun insolventen Signa Holding GmbH. Weitere 15 Prozent hält die Familienstiftung um den Industriellen und Ex-Strabag-Chef Hans Peter Haselsteiner. Durch die im Herbst immer offensichtlicher gewordene Schieflage des Immobilienkonzerns sank auch der Wert von Benkos Signa-Anteil.

René Benko: Kind aus einfachen Verhältnissen

René Benko wurde am 20. Mai 1077 als Sohn eines Gemeindebediensteten und einer Kindergärtnerin geboren. Zusammen mit den Eltern und seiner vier Jahre jüngeren Schwester Verena wuchs er in einfachen Verhältnissen Innsbruck auf.

Sein Imperium, die Signa Holding, hat der Selfmade-Milliardär bereits mit 22 Jahren aufzubauen begonnen. Der schillernde Geschäftsmann hatte schon in frühen Jahren einen Hang zum Luxus.

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René Benko (hier mit seiner Frau Nathalie) gründete die Signa Holding bereits im Alter von 22 Jahren

© imago images / SKATA

Bereits in den späten 1990er-Jahren, als er noch zur Schule ging, ließ er andere neidvoll und skeptisch auf sich schauen. Mit 17 Jahren organisierte er für einen befreundeten Innsbrucker Baumeister die Renovierung von Dachböden in bester Stadtlage. Daraus, dass er damit gutes Geld verdiente, machte er nie einen Hehl. Schulkollegen erinnerten sich vor einigen Jahren im "Falter" an Goldkettchen und einen geleasten Ferrari.

René Benko: Erfolgreich ohne Matura

Seine Fans beschreiben Benko als Blitzgneißer mit gutem Instinkt fürs Geschäft, auch gilt er als brillanter Netzwerker und vor allem als sehr arbeitsam - steht er doch nach eigenen Aussagen jeden Tag um halb fünf in der Früh auf und werkt bis kurz vor Mitternacht.

Ich wurde nicht zur Matura zugelassen

Einzig die Schule hat Benko nicht so ernst genommen. "Das ist wahrlich so, ich war im letzten Schuljahr, im Maturajahr, so wenig in der Schule, dass ich dann aufgrund der vielen Fehlstunden nicht mehr zur Matura zugelassen wurde", erzählte er vor etlichen Jahren freimütig in einem ORF-Interview.

Begegnung mit Karl Kovarik

René Benko gelang es schon früh, Reiche und Prominente von seinen Geschäftsideen zu überzeugen. Kurz nach der Gründung seiner Signa Holding begegnete er dem "Stroh"-Tankstellenerben Karl Kovarik, der sich 2001 in Benkos Unternehmung einkaufte. Mit Kovariks Geld, einem zweistelligen Millionenbetrag, wuchs die Signa Holding zu einem der größten österreichischen Immobilienunternehmen, das seine Fühler aber schon längst auch ins Ausland, besonders nach Deutschland, ausgestreckt hat.

Vorher hatte es René Benko schon zum Schilling-Millionär gebracht, mit dem gewinnbringenden Kauf und Weiterverkauf des Promi-Gesundheitshotels Lanserhof in der Nähe von Innsbruck. Der Besitzer des bekannten Wellnesshotels war in finanzieller Not, Abnehmer war der Kitzbüheler Hotelier Christian Harisch.

Als René Benko von Tirol nach Wien ging, baute er zunächst Praxiszentren für Ärzte, im Jahr 2004 machte er mit dem Kauf und der Neuerrichtung des strudelnden Innsbrucker Einkaufszentrums Kaufhaus Tyrol von sich reden. Damit mauserte er sich mehr und mehr zum nationalen Immobilienplayer.

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Businessman René Benko - ein Bild aus dem Jahr 2008

© imago images / SKATA

Die Signa Holding expandierte rasant, von Prag bis zum Gardasee, von Frankfurt bis Mailand ist Benkos Immobilienkonglomerat präsent. Eines der bekanntesten Projekte ist das "Goldene Quartier" mit Luxusshops und Penthäusern in der Wiener Innenstadt. René Benko ist heute einer der größten privaten Immobilienbesitzer in der Hauptstadt.

René Benkos Vermögen

René Benkos Vermögen wurde von Forbes im Jahr 2021 auf 5,6 Milliarden Euro geschätzt, was ihn damals zum drittreichsten Österreicher machte. Das Immobilienvermögen der Signa Holding betrug damals rund 7,5 Milliarden Euro.

Was seine Finanzen betrifft, war der Tiroler stets um Diskretion bemüht. Er ließ Außenstehende nicht in die Bücher seiner - bewusst nicht börsennotierten - Signa Holding blicken, insbesondere Zahlen zu Gewinn und Reserven behielt er für sich.

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2010: René Benko beim Charity-Race in Kitzbühel

© imago images / Sven Simon

Verurteilung und Korruptionsvorwürfe

Alles ist aber auch bei Benko nicht Gold. Als eine seiner größten Niederlagen gilt die Verurteilung 2012 vorm Wiener Landesgericht wegen versuchter verbotener Intervention (vulgo Schmiergeldzahlung) im Zusammenhang mit einem italienischen Steuerverfahren zu einer bedingten Haftstrafe von einem Jahr. Die Wiener Richterin begründete die Schuldsprüche gegen Benko und seinen Steuerberater mit einem "Musterfall für Korruption".

In der Folge zog sich René Benko operativ von seiner Signa Holding zurück und agiert seither - geschützt - vom Beirat aus.

Beim Ibiza-U-Ausschuss wurde René Benko im Herbst 2020 als prominente Auskunftsperson geladen. Er war von Ex-FPÖ-Chef Heinz Christian Strache im Ibiza-Video als angeblicher Parteispender genannt worden. Spenden an Parteien oder parteinahe Vereine habe es nicht gegeben, meinte Benko bei der Befragung durch Verfahrensrichter Wolfgang Pösch. Zum früheren FPÖ-Chef, der ihn im Video genannt hatte, bemerkte Benko: "Man kennt Strache, er redet gern viel."

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2020: René Benko unterwegs zu einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss

© IMAGO/SEPA.Media

"Wie kommt Strache dazu, dass er sagt, Benko zahlt die ÖVP und Benko zahlt uns, also die FPÖ?", wollte Pöschl wissen. "Da müssen Sie Strache selbst fragen, und ich habe keine Idee dazu. Er hat sich schon öffentlich entschuldigt und es als eine Prahlerei bezeichnet. Mir ist es nicht erklärlich, wie er dazu kommt." Weder die Signa-Gruppe noch er persönlich habe an Parteien oder parteinahe Vereine oder Organisationen gespendet, so Benko. Auch indirekte Unterstützungen - Werkverträge, Inserate - seien ihm, Benko, nicht bekannt.

Im Herbst 2022 machte Thomas Schmid, der ehemalige ÖBAG-Chef und Generalsekretär im Finanzministerium, René Benko - genau wie Siegfried Wolf schwere Vorwürfe. Die beiden Unternehmer hätten versucht, über Interventionen bei ihm ihre Steuerpflicht zu senken. Unter anderem sei es um eine Nachzahlung im Zusammenhang mit der Errichtung des "goldenen Quartiers" in Wien gegangen. Im Gegenzug habe Benko Schmid einen Job als Generalbevollmächtigter in seinem Konzern angeboten. Schmids Aussagen führten zu Hausdurchsuchungen bei der Signa Holding des Immobilientycoon. Benko dementierte gegenüber dem "Falter" die Anschuldigungen des Ex-ÖBAG-Chefs.

René Benkos prominentes Netzwerk

Auf Prestige und Prunk steht René Benko nicht nur in Bezug auf Immobilien. Er umgab sich auch gern mit Prominenten aus Politik und Wirtschaft, die ihm immer wieder erkleckliche Summen anvertraut haben. Zu seinem Netzwerk zählten Strabag-Gründer Hans-Peter Haselsteiner, der frühere Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (SPÖ), Wüstenrot-Chefin Susanne Riess, Novomatic-Gründer Johann Graf oder der Berater Roland Berger.

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Juni 2014: René Benko mit den beiden nunmehrigen Ex-Kanzlern Alfred Gusenbauer und Sebastian Kurz

© imago/SKATA

Auch Ex- Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP), mit dem er einst - zusammen mit einer Wirtschaftsdelegation - in die Vereinten Arabischen Emirate (VAE) reiste, sowie der inzwischen verstorbene Airliner Niki Lauda, gehörten zu René Benkos Netzwerk. Von seinen schillerndsten Investoren, dem griechischen Reeder George Economou und dem israelischen Diamantenschürfer Beny Steinmetz, hat sich Benko mittlerweile losgesagt.

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René Benko mit Niki Lauda (2017)

© imago/SKATA

Karstadt und Kaufhauf

Der umtriebige Tiroler hat es nicht beim Immobiliengeschäft belassen, sondern wollte auch ein Handelsimperium aufbauen. Europaweit bekannt wurde er 2014 mit dem Kauf der angeschlagenen deutschen Kaufhauskette Karstadt, die er sanierte. Dreimal hatte er vergebens für den Konkurrenten Kaufhof geboten. Im Jahr 2018 schaffte er doch den Einstieg bei Kaufhof über ein gemeinsames Joint Venture mit der kanadischen Kaufhof-Mutter HBC.

René Benko und die Medien

Nach der Übernahme der Möbelketten Kika und Leiner und der Fusion der deutschen Warenhäuser Karstadt und Kaufhof versuchte sich René Benko auch als Medienmacher. Im November 2018 stieg er mit seiner Signa Holding bei "Kronen Zeitung" und "Kurier" ein. Dies geschah über eine 49-prozentige Beteiligung an der WAZ Ausland Holding GmbH. Über diese hält die deutsche Funke-Gruppe 50 Prozent an der "Krone" und fast die Hälfte am "Kurier".

Abschied von Kika/Leiner

Anfang Juni 2023 verkaufte Benkos Signa Retail Gruppe das operative Kika/Leiner-Geschäft an Hermann Wieser, der ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung beantragte. Die Möbelgeschäfte-Immobilien gingen an die Supernova Gruppe des deutschen Fachmarkt-Unternehmers Frank Albert. Insgesamt 40 Kika/Leiner-Filialen werden geschlossen und 1.900 Stellen gestrichen.

Schon die René Benkos Übernahme von Kika/Leiner im Juni 2018 hatte einen Beigeschmack. Zunächst als großer Coup gefeiert, wurde später durch einen Addendum-Bericht bekannt, dass sich der damalige Bundeskanzler Sebastian Kurz schon Ende 2017 für Benkos Einstieg in den österreichischen Möbelmarkt eingesetzt haben soll.

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Im Jahr 2018 übernahm René Benkos Signa Holding Kika/Leiner, fünf Jahre später verkaufte man wieder.

© IMAGO/Daniel Scharinger

Benkos Rückzug vom Signa-Beirat

Auf wachsenden Druck von Gesellschaftern kündigte René Benko im November 2023 an, sich von der Spitze des Beirats der Signa Holding zurückzuziehen und die Position an den deutschen Sanierungsexperten Arndt Geiwitz zu übergeben. Geiwitz war zuvor schon als Restrukturierungsberater ins Boot geholt worden und kannte bereits die kriselnde Warenhauskette Galeria Kaufhof Kaufstadt als Sanierer im Signa-Reich.

Ende November 2023 war die übergeordnete Beteiligungsgesellschaft Signa Holding zahlungsunfähig. Was folgte, war ein Insolvenzantrag beim Handelsgericht Wien. Angestrebt wird eine Sanierung mit Eigenverwaltung. Das Imperium bestehend aus über 1.000 ineinander verschachtelten Gesellschaften, Untergesellschaften und Einzelimmobilien wankt nach einem knappen Vierteljahrhundert des Wachstums, das geprägt war von niedrigen Zinsen und steigenden Immobilienwerten. Der Milliardär hätte kurzfristig eine Finanzspritze von rund 500 Mio. Euro gebraucht, um das hochverschuldete Signa-Konstrukt in der bisherigen Form am Leben zu erhalten.

René Benko privat

Im März 2010 heiratete René Benko in Innsbruck seine Lebensgefährtin, die sechs Jahre jüngere gebürtige Schweizerin Nathalie Sterchele. Aus seiner ersten Ehe, die im Jahr 2005 geschieden wurde, hat er eine gemeinsame Tochter. Zusammen mit Nathalie Benko hat er drei weitere Kinder.

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René Benko mit seiner Ehefrau Nathalie

© IMAGO/VISTAPRESS

Die Familie Benko lebt hauptsächlich in Tirol, der Geschäftsmann hält sich aber auch oft in Wien auf. Viel ist über das Privatleben des Immobilien-Tycoons nicht bekannt, denn Homestories oder Interviews über Privates lehnte der Selfmade-Milliardär stets strikt ab. Auch die gemeinsamen Auftritte am Roten Teppich haben beim Ehepaar Benko in den letzten Jahren stark abgenommen. Private Society-Veranstaltungen meidet der vierfache Vater.

Seinen Reichtum stellte der medienscheue Investor vor der Pleite gerne zur Schau. Er machte Urlaub auf seiner Yacht, nutzte angeblich nicht selten seinen Jet für dienstliche Zwecke und legte großen Wert auf gute Kleidung.

Medienberichten zufolge gehörten Benko zuletzt auch privat Signa-Immobilien, wie etwa das Luxusresort "Eden Reserve" am Ufer des Gardasees. Zuletzt wurde bekannt, dass Bilder von Picasso und Basquiat, die sich im Eigentum von Benko befanden, zu Geld gemacht werden sollten. Auch für seine 62 Meter lange Yacht namens "Roma" fand sich im Internet ein Inserat mit einem Verkaufspreis von 39,9 Mio. Euro.

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