Ihre beruflichen Wurzeln liegen eigentlich nicht in der Politik, aber seit 2017 lenkt Johanna Mikl-Leitner als Landeshauptfrau und Nachfolgerin von Erwin Pröll die Geschicke von Niederösterreich - und zählt zu den mächtigsten ÖVP-Partei-Granden. Bei der Landtagswahl 2023 fuhr sie mit der ÖVP das historisch schlechteste Ergebnis ein. Die daraus resultierende Koalition mit der FPÖ brachte ihr herbe Kritik ein. Nur noch die eigene Partei stimmt nun für sie als Landeshauptfrau.
Steckbrief Johanna Mikl-Leitner
Name: Johanna Mikl-Leitner
Spitzname: Hanni
Geboren am: 9. Februar 1964 in Hollabrunn, Niederösterreich
Position: Landeshauptfrau von Niederösterreich (Nachfolgerin von Erwin Pröll)
Ausbildung: Studium der Wirtschaftspädagogik an der Wirtschaftsuniversität Wien (WU)
Familienstand: verheiratet mit Andreas Mikl-Leitner
Kinder: zwei Töchter
Johanna Mikl-Leitner und ihre Zwillingsschwester
Johanna Mikl-Leitner ist gebürtige Niederösterreicherin, aufgewachsen im Örtchen Großharras (Bezirk Mistelbach) gemeinsam mit drei Geschwistern, darunter auch ihre Schwester Cornelia, die beiden sind Zwillinge. Ihre Eltern, Rudolf und Johanna Leitner, gaben 2011 gegenüber ORF.at an, dass die Zwillinge sich äußerlich zwar sehr ähnlich sind, charakterlich aber immer schon unterschiedlich gewesen seien: Johanna, genannt Hanni, hätte den weicheren Charme gehabt und Cornelia den härteren.
Zu ihrer Zwillingsschwester hatte sie immer ein besonderes Verhältnis. Am 29. Juni 1992 fand eine Doppelhochzeit statt: Mikl-Leitner heiratete ihren Mann Andreas, gleichzeitig sagte ihre Zwillingsschwester ebenfalls "Ja".
Mikl-Leitners Elternhaus
Das Elternhaus von Mikl-Leitner war kein sehr politisch geprägtes, weshalb ihre Eltern sich früher nicht hätten ausmalen können, dass ihre Hanni einmal Spitzenpolitikerin wird. Zunächst schlug Mikl-Leitner auch eine andere Laufbahn ein: Nach ihrem Besuch des Realgymnasiums und der Handelsakademie in Laa an der Thaya studierte sie Wirtschaftspädagogik an der Wirtschaftsuniversität Wien (WU). Danach war sie als Unternehmensberaterin tätig und unterrichtete bis 1989 bis 1990 an der Bundeshandelsakademie Laa an der Thaya. Später sammelte sie berufliche Erfahrungen als Trainee in der Industriellenvereinigung und war Stellvertreterin der Verlagsleitung Signum-Verlag.
Johanna Mikl-Leitners politische Erfolgsstory
1995 übertrug man Mikl-Leitner schließlich die Marketingleitung der Volkspartei Niederösterreich - der Anfang einer politischen Karriere. 1998 wurde sie Landesgeschäftsführerin der ÖVP Niederösterreich und ein Jahr später Abgeordnete zum Nationalrat.
Von 2003 bis 2011 war sie als Landesrätin für Soziales, EU-Regionalpolitik, Arbeit und Familie Mitglied der Niederösterreichischen Landesregierung, bevor sie 2011 letztendlich zur Innenministerin aufstieg.
Links zu Johanna Mikl-Leitner:
Johanna Mikl Leitner und ihre bisher größte Herausforderung
In ihre Zeit als Innenministerin fiel auch die große EU-Flüchtlingskrise von 2015. Für ihren Umgang mit der Krise erntete sie jede Menge Kritik: Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International warf ihr in Bezug auf das Asyl-Erstaufnahmezentrum Traiskirchen vor, dass Menschen dort unmenschlich behandelt worden seien. Auch die Österreichischen Kinderfreunde kritisierten die schlechten Zustände in dem Aufnahmezentrum, wie fehlende Schlafplätze und Lebensmittel und lasteten das der damaligen Innenministerin an. Von Seiten der Opposition wurden sogar Rufe nach einem Rücktritt laut.
Im Gespräch mit Ö3-"Frühstück bei mir" sagte sie 2015, dass das Jahr der Flüchtlingskrise "wohl das anstrengendste Jahr" in ihrer politischen Laufbahn gewesen sei. Jedes einzelne Schicksal gehe ihr "sehr zu Herzen", aber es sei ihre Aufgabe, "für Stabilität und Sicherheit in der dieser Republik zu sorgen", wie sie mitteilte.
Johanna Mikl-Leitner und Erwin Pröll
2016 gab sie schließlich bekannt, das Amt als Innenministerin aufzugeben und wieder in ihre Heimat Niederösterreich zu wechseln. Dort übernahm sie den Posten als Landeshauptmann-Stellvertreterin, um als Nachfolgerin für den damaligen niederösterreichischen Landeshauptmann Erwin Pröll aufgebaut zu werden. Am 19. April 2017 wurde Mikl-Leitner vom Niederösterreichischen Landtag zur ersten Landeshauptfrau von Niederösterreich gewählt und trat damit das Erbe von Erwin Pröll an. Wer ihm nachfolge, "muss in große Fußstapfen treten", sagte Mikl-Leitner nach ihrem Amtsantritt. Bei der Landtagswahl NÖ2018 konnte die ÖVP mit Spitzenkandidatin Mikl-Leitner 49,6 Prozent der Stimmen für sich gewinnen - ein weiterer Erfolg für die versierte Politikerin.
Das Verhältnis zwischen Johanna Mikl-Leitner und Erwin Pröll dürfte allerdings inzwischen "abgekühlt" sein. So äußerte sich Mikl-Leitners Vorgänger als Landeshauptmann Niederösterreichs vor der Landtagswahl 2023 eher wenig schmeichelhaft über sie: "Wenn sie Johanna Mikl-Leitner mit mir vergleichen, dann ist das zwar nett, aber ein derartiger Vergleich hinkt natürlich. Nummer eins zu sein und Führungsfigur sein zu müssen, ist natürlich eine neue Herausforderung", sagte Pröll im Jänner 2023 gegenüber Puls24.
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Mikl-Leitner: ÖVP-Chats und eine "Kanzlermacherin"
Eine weitere Krise schien die Landeshauptfrau in ihrer politischen Karriere kaum zu tangieren: die ÖVP-Inseratenaffäre. Nach dem Auftauchen der brisanten Chats hoben sich Mikl-Leitners Aussagen nicht von denen der restlichen ÖVP-Granden ab. Sie begrüßte den Rücktritt von Sebastian Kurz als Kanzler, damit die Regierung weiterarbeiten kann. Setzte sich aber davor vehement für Kurz ein. Sie galt als seine Förderin und politische Ziehmutter. Erst nach der Angelobung von Alexander Schallenberg als Bundeskanzler machte sie in einer Stellungnahme per Video deutlich: "Klar ist, dass die Vorwürfe aufgeklärt werden müssen. Die Chats zeichnen ein Bild, das wir so nicht stehen lassen wollen und können."
Zum vollständigen Rückzug von Sebastian Kurz aus der Politik sagte sie: Es sei eine "höchstpersönliche", aber auch "richtige Entscheidung, um in der ÖVP wieder geordnete Verhältnisse herzustellen". Dem ehemaligen Bundeskanzler gebühre "großer Respekt für diesen wohlüberlegten Schritt".
Mit dem Abschied von Kurz und dem Rücktritt von Alexander Schallenberg als Kanzler wurde Mikl-Leitners Position als Chefin der mächtigsten Landespartei noch gestärkt. Bei der anschließenden Wahl von Kanzler Karl Nehammer soll sie eine maßgebliche Rolle gespielt haben - als geheime "Kanzlermacherin". Offiziell zeigte sie sich mit Karl Nehammer auch sehr zufrieden: Nehammer sei eine "Persönlichkeit mit Format und Erfahrung" und sorge für Stabilität in der Regierung, teilte die Landeshauptfrau mit. "Und das ist in diesen herausfordernden Zeiten besonders wichtig", sagte sie.
Landtagswahl 2023
Nach dem Wahlerfolg von 2018 musste Mikl-Leitner bei der Landtagswahl 2023 in Niederösterreich herbe Verluste hinnehmen. Die ÖVP erreichte nicht einmal mehr 40 Prozent und verlor ihre Regierungsmehrheit. Die Partei erreichte das historisch schlechteste Wahlergebnis in Niederösterreich. Mikl-Leitners ÖVP bildete gemeinsam mit der zweitplatzierten FPÖ eine Regierungskoalition, was der Landeshauptfrau herbe Kritik von vielen Seiten, sogar aus der eigenen Partei einbrachte.
Der niederösterreichische Landtag tritt heute, 23. März 2023, in St. Pölten zu seiner konstituierenden Sitzung zusammen. Dabei darf Mikl-Leitner nur noch mit den Stimmen ihrer ÖVP-Parteikollegen rechnen. FPÖ, SPÖ, Grüne und NEOS haben angekündigt, Mikl-Leitner nicht an die Landesspitze zu wählen.
Johanna Mikl-Leitner privat: Ihr Mann, ihre Kinder
Privat hält sich die toughe Politikerin gerne weitgehend bedeckt. Gemeinsam mit ihrer Familie lebt Johanna Mikl-Leitner in Klosterneuburg.
Ihren Mann Andreas Mikl-Leitner bezeichnete die politische Karrierefrau immer wieder als Manager der Familie. In stressigen Wahlkampfzeiten - und auch sonst - kann sich Mikl-Leitner ganz auf ihn verlassen: "Meine Familie ist meine Kraftquelle. Ich danke vor allem meinem Mann Andreas, der das Familien-Management übernommen hat. Anders würde es gar nicht funktionieren", sagte sie nach dem erfolgreichen Wahlkampf 2018 in einem Interview mit den Niederösterreichischen Nachrichten (NÖN).
Gemeinsame Urlaube mit ihrem Mann und den zwei Töchtern Larissa und Anna sind für sie ein wichtiger Ausgleich zum politischen Alltag. 2018 verbrachte die Familie die Semesterferien für einen Skiurlaub am Großglockner in Kals-Matrei. "Ich bin eine Skifahrerin aus Leidenschaft", teilte die sportliche Landeshauptfrau mit. Seit 2016 gehört auch ein Hund zur Familie: "Wir sind auf den Hund gekommen - und unsere Tochter ist überglücklich. Sie hat sie Milou getauft. Milou kommt aus dem Tierheim - über die großartige Initiative Animalhope Nitra", schrieb Mikl-Leitner anlässlich der Adoption auf Facebook.
Dass es sie einst in die Politik verschlagen hat, "habe ich aber noch nie bereut. Es macht mir eine Riesenfreude, mit Menschen in Kontakt zu sein und für das Land zu arbeiten", sagte die Landeshauptfrau.