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Was ist Mobbing?
Unter dem Begriff „Mobbing“ versteht man eine Art psychische Gewalt, die sich über das absichtliche Schikanieren und bewusste Quälen von anderen Personen definiert.
Nicht jede Zurückweisung, Kritik oder Kränkung ist mit Mobbing gleichzusetzen. Wo Menschen aufeinandertreffen, entstehen mitunter Konflikte. Ist aber der Täter nicht in der Lage, einen Konflikt adäquat zu lösen, kann ein Mobbing-Prozess die Folge sein: Aus Neid, Frust oder auch dem Wunsch, sich selbst über andere zu stellen, kann in einem schleichenden Prozess eine Spirale aus Hass und mitunter Gewalt entstehen. „Ziel“ der Täter:innen ist es, das Mobbing-Opfer durch fortgesetzte Attacken zu demütigen und damit sich selbst zu „erhöhen“.
Mobbing kann in der eigenen Familie ebenso vorkommen wie in Peer-Groups, am Arbeitsplatz, in der Schule oder in Vereinen - überall, wo Menschen aufeinander treffen und als Gruppe miteinander zu tun haben.
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Warum mobben Menschen?
Wissenschaftlich betrachtet entsteht jeder Mobbing-Prozess aus einem Konflikt. Überall, wo Menschen aufeinandertreffen, kann es zu Konflikten kommen. Dabei handelt es sich um Meinungsverschiedenheiten, Streitigkeiten um Einflusssphären, Ungerechtigkeiten oder auch nur Vorurteile.
Wird der Konflikt nicht gelöst, kann es bei einer der Konfliktparteien zu Aggressionen kommen. Dabei tritt der ursprüngliche Konflikt in den Hintergrund und es kommt zu einer persönlichen Auseinandersetzung.
Letztlich geht es bei jedem nicht adäquat gelösten Konflikt darum, die eigene Meinung durchzusetzen und damit den anderen in die Schranken zu weisen - also um Macht, Kontrolle und Anerkennung. Empathie für die Opfer gibt es dabei kaum. Wissenschaftler:innen sehen mögliche Ursachen für ein nicht mitfühlendes Verhalten in einer „machtbetonten“ Erziehung, die es den Betreffenden nicht erlaubt, Konflikte und Meinungsverschiedenheiten konstruktiv zu lösen.
Was können erste Anzeichen sein, dass jemand gemobbt wird?
Da insbesondere Kinder und Jugendliche sehr häufig betroffen sind, gilt es hier ganz besonders auf erste Anzeichen zu achten. Denn oftmals trauen sich die Betroffenen, aus Scham und Furcht noch mehr gequält zu werden, nicht über ihre Sorgen und Ängste zu sprechen.
Erste Anzeichen können sein, dass:
- Personen häufig krank sind und die Krankenstände möglicherweise auch immer länger werden
- Personen sich immer mehr abgrenzen und zurückziehen – sich zusehends in die Einsamkeit flüchten – oftmals getragen durch irgendwelche Ausreden, warum sie lieber für sich alleine sind und keinen Kontakt zu anderen wollen
- psychische Veränderungen auftreten
- die eigene Leistung immer mehr nachlässt bis hin zur Unfähigkeit, die Arbeit überhaupt noch ausführen/oder auch zur Schule gehen zu können
- die Personen keine Freude mehr an den Dingen haben, die sie früher besonders gerne mochten
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Welche unterschiedlichen Arten von Mobbing gibt es?
Mobbing findet grundsätzlich über einen längeren Zeitraum statt. Damit von Mobbing gesprochen werden kann, müssen die Mobbing-Handlungen mindestens einmal in der Woche über einen Zeitraum von sechs Monaten erfolgen. Die Mobbing-Handlungen können in fünf Mobbing-Arten eingeteilt werden:
- verbales und nonverbales Mobbing
- körperliches Mobbing
- soziales Mobbing
- sexuelles Mobbing
- Cybermobbing
Bei verbalem Mobbing verletzen nicht die Fäuste, sondern die Worte. Opfer werden bedroht, beleidigt, lächerlich gemacht oder eingeschüchtert. Nonverbales Mobbing beschränkt sich auf ausgrenzen, ignorieren, wie „Luft“ behandeln.
Anders ist das bei körperlichem Mobbing. Oft beginnt das ganz harmlos mit einem Anrempeln oder Schubsen. Täter:innen demonstrieren auf diese Weise Stärke und Macht über das Opfer. Gerade körperliches Mobbing entwickelt sich vorzugsweise in der Gruppe, in der sich gewaltbereite Mitglieder zusammenfinden und gemeinsam ein Opfer attackieren. Körperliches Mobbing schließt die Wegnahme oder Zerstörung von Eigentum mit ein.
Um die Gruppe geht es auch bei sozialem Mobbing. Ein Mobbing-Opfer wird aus der Gruppe, zum Beispiel dem Klassenverband, innerhalb einer Abteilung oder einer Mannschaft ausgeschlossen. Wenn der oder die Betroffene den Raum betritt, verstummen die Gespräche, die Gruppenmitglieder wenden sich demonstrativ ab. Innerhalb der Gruppe werden beleidigende Gerüchte gestreut oder man ruft dem Betroffenen Schimpfwörter nach. Es geht darum, das soziale Ansehen der Opfer zu schädigen, sie letztlich vollständig zu isolieren.
Sexuelles Mobbing kann sowohl körperlich als auch verbal stattfinden. Dabei kommt es etwa zu Anspielungen auf die sexuelle Orientierung und bösartigen Kommentaren. Körperlich reichen die Übergriffe von scheinbar beiläufigen Berührungen bis zu schweren Eingriffen in die Intimsphäre der Opfer. Auch das Versenden von anzüglichen Textnachrichten, Bildern oder Videos fällt unter sexuelles Mobbing.
Beim Cybermobbing herrscht zwischen Tätern oder Täterinnen und Opfern eine räumliche Distanz. Das heißt, die Angriffe sind nicht auf einen Ort beschränkt, sie finden virtuell statt und enden nicht an der Firmen- oder der Schultür. Die Opfer können Tag und Nacht angegriffen werden und sich den Attacken kaum mehr entziehen. Die Mobbing-Arten umfassen Drohungen per E-Mail oder in Chatforen, das Verbreiten von rufschädigenden Gerüchten, Bildern und Videos über soziale Netzwerke oder auch provozierende Kommentare im Internet.
In welchem Umfeld findet es statt?
Mobbing kann überall auftreten, in der Familie genauso wie in der Schule oder am Arbeitsplatz. Die klassischen Schauplätze sind aber die Schule und der Arbeitsplatz. Am Arbeitsplatz können die guten Leistungen Auslöser von Mobbing sein, auf die Kollegen vielleicht neidisch sind. Es kann aber auch das besondere Verhältnis zum Chef sein oder eine bessere soziale oder finanzielle Stellung. Schwierige Arbeitsbedingungen und schlechte Stimmung in der Belegschaft bilden den Nährboden. Auch in der Schule sind die Auslöser oft Neid und Konkurrenzdenken, aber auch Kompensation persönlicher Schwächen.
Damit Mobbing funktioniert, bedarf es neben Täterinnen oder Täter und Opfern auch sogenannten Mitläufer:innen und Zuschauer:innen. Wenn genug Zustimmung oder auch nur Duldung aus der Gruppe kommt, fühlen sich der oder die Täter:innen bestärkt.
Wer sind die Täter:innen?
Bei Menschen, die bereits in ihrer Kindheit nicht gelernt haben, mit Konflikten konstruktiv umzugehen, ist die Chance hoch, dass solch destruktives Verhalten gegenüber Mitmenschen auch später durchschlägt.
Auch Menschen mit geringem Selbstwertgefühl können dazu neigen, andere durch Mobbing zu erniedrigen, um sich selbst zu erhöhen. Da die Ursache somit in der Persönlichkeit des Täters oder der Täterin liegt, finden sich diese quer durch die Bevölkerung – unabhängig von Beruf oder sozialer Stellung.
Wer sind die Opfer?
Zum Opfer von Mobbing-Attacken kann grundsätzlich jeder werden. Oftmals schwerer und häufiger betroffen sind aber Menschen, die eher zurückhaltend, unsicher und empfindsam sind. Wie weit Mobbing-Attacken gehen, hängt letztlich auch davon ab, wie viel man sich von anderen gefallen lässt - wann und wie ernsthaft man sich zur Wehr setzen kann. Das wiederum hängt vom eigenen Selbstwertgefühl ab, von der persönlichen Schlagfertigkeit und nicht zuletzt auch von den Erfahrungen, die mit der Bewältigung von Konflikten gemacht wurden.
Fakt ist, dass Frauen häufiger mobben als Männer und Mädchen subtiler vorgehen als Jungs, die eher direkt mobben. Umgekehrt werden aber öfter Frauen Opfer von Mobbing als Männer.
Ist Mobbing strafbar?
Mobbing ist grundsätzlich strafbar. In Österreich gilt das sogenannte „Anti-Stalking“-Gesetz. Cybermobbing gilt als eigener Straftatbestand. Zudem können im Laufe einer längeren Mobbing-Attacke weitere Straftatbestände entstehen, etwa durch Nötigung, üble Nachrede, Beleidigung und anderes mehr.
Allerdings liegt die Beweislast von Mobbing beim Opfer. Soll Mobbing strafrechtlich verfolgt werden, empfiehlt sich das Führen eines Mobbing-Tagebuches, in dem die einzelnen Attacken mit Datum, Uhrzeit und eventuellen Zeugen genau festgehalten werden.
Hier findet man eine Checkliste der Arbeiterkammer, ob man Mobbing-Opfer ist, zum Downloaden
Wie kann man es beenden? Was kann man dagegen tun?
Niemand sollte sich Mobbing-Attacken gefallen lassen müssen, zumal sie schwere seelische und gesundheitliche Beeinträchtigungen nach sich ziehen können. Die Folgen von Mobbing können von Leistungsabfall und Schlafstörungen über Angstzustände und Kopfschmerzen bis hin zu Depression und Suizidalität reichen.
Eltern sollten auf Veränderungen im Verhalten ihrer Kinder achten, um mögliches Mobbing in der Schule zu erkennen und sich dann an die Lehrer:innen oder übergeordnete Stellen wenden. Zudem ist es wichtig, Kinder und Jugendliche für das Thema Mobbing zu sensibilisieren und ihnen auch zu zeigen, welche Auswirkungen ein Mobbing-Verhalten haben kann.
Mögliche Tipps sind:
- Kindern dabei helfen, sich in eine/n von Mobbing betroffene/n Schüler/in einzufühlen – je mehr Empathie entsteht, umso besser lernen Kinder, damit umzugehen.
- Lernen Sie Kindern, mutig zu sein und für andere Kinder und Mitschüler:innen einzustehen sowie zu sagen, wenn sie etwas beobachten
- Ermutigen Sie Ihre Kinder/Schüler:innen dazu, sich Eltern und Lehrer:innen anzuvertrauen. Je intensiver hier die Vertrauensbasis ist, umso eher werden sich die kleinen Leute Ihnen gegenüber öffnen.
Arbeitnehmer:innen sollten das Gespräch mit der Chefetage suchen. Arbeitgeber:innen unterliegen einer sogenannten Fürsorgepflicht, welche auch einen fairen Umgang miteinander beinhaltet - auch unter Kollegen und Kolleginnnen. Sollte ein Mobbingfall bekannt werden, sind sofort disziplinarische Folgen zu veranlassen. Dies kann eine Verwarnung für den oder die Täter:in sein, aber ebenso kann eine Kündigung die Folge sein. Keinesfalls jedoch darf ein Mobbingfall in irgendeiner Form bagatellisiert werden.
Die Betroffenen selbst finden zudem Hilfe in der Personalabteilung, beim Betriebsrat oder beim Betriebsarzt. Der wichtigste Schritt ist immer sich zu trauen und keine Angst zu haben, die eigenen Sorgen anzusprechen und aktiv um Hilfe und Unterstützung zu bitten.
Bringen diese Maßnahmen keine Besserung, sollte Hilfe von außen geholt werden. Stellen und Institutionen, die in Österreich Unterstützung in solchen Fällen anbieten sind unter anderem: