Wärme entsteht an allen unterschiedlichsten Orten, wie zum Beispiel in Müllverbrennungsanlagen, als Abwärme in Kraftwerken oder bei der Verrottung von organischen Substanzen. Diese Wärme lässt sich binden und über Rohrleitungen zu den Verbraucher:innen zum Heizen transportieren. Der Grundgedanke ist durchaus ökologisch orientiert, doch wie umweltfreundlich ist Fernwärme tatsächlich?
Was ist Fernwärme?
Vorgänger der Fernwärmeheizung existierten bereits vor über 2.000 Jahren. Bereits im alten Rom wurde heißes Thermalwasser über Leitungssysteme zu Gebäuden als Bodenheizung transportiert. Seit Ende des 19. Jahrhunderts gab es in den USA, in der ehemaligen Sowjetunion, in China und auch in Teilen Europas immer wieder Anläufe oder gar dauerhafte Umsetzungen von Fernheiz-Systemen. Eine deutliche Verbreitung erfährt diese Technologie allerdings erst in den letzten Jahrzehnten.
Immer häufiger verfügen Gebäude oder Wohnungen nicht mehr über eigene eigenständige Heizungen, sondern werden aus der Ferne mit Wärme zum Heizen, manchmal auch mit Warmwasser versorgt. Fernwärme nahm laut Statistik Austria im Jahr 2020 etwa 6,9 Prozent des österreichischen Endenergieverbrauches ein. Am Wärmemarkt spielt Fernwärme eine immer größere Rolle.
Wie funktioniert sie?
Die Wärme, die dann über ein großteils unterirdisches Wärmenetz, also ein Netz aus besonders stark gedämmten Rohren geleitet wird, kann je nach Region und Anbieter aus unterschiedlichen Quellen stammen. Dazu gehören Biomasse, Müllverbrennungsanlagen, Abwärme aus Industrieprozessen, geothermischer und solarthermischer Energie. Ist Fernwärme auch mit Gas? Es dienen weiterhin auch fossile Brennstoffe wie Gas als Wärmelieferant.
Am Beginn stehen die Wärmeerzeugungsanlagen, die die entstehende thermische Energie in Form von Heißwasser an das Fernwärmenetz mit zugehörigen Pumpstationen übergeben. Am Ende stehen die Hausanschlüsse und Übergabestationen, an denen die Wärme an die Gebäudeheizungen übergeben wird.
Der Verbrauch bei Endkund:innen wird je nach Anbieter mittels Fernwärmezähler oder mittels Verdunstungsröhrchen gemessen und abgerechnet.
Auch interessant:
• Fracking: Umstrittene Methode zur Erdgas-Gewinnung
• Wasserkraft: Österreichs Energielieferant Nummer 1
• Was Windkraftanlagen zur Energiewende beitragen können
• Ökostrom: Grüner Strom als Alternative
• Einspeistarife für Photovoltaikanlagen
• Stromanbieter in Österreich - ein Überblick
• Smart Meter: Die intelligenten Stromzähler
• Balkonkraftwerke: Der Strom vom eigenen Balkon
• Zusammen zur Energiewende mit Energiegemeinschaften?
• Solarthermie im Überblick
• Raus aus dem Gas. Aber wie?
• Erneuerbare Energien: Wie gut Windkraft, Wasserkraft und Co. in Österreich bereits etabliert sind
Fernwärme in Österreich
Fernwärme und auch sogenannte Nahwärme gibt es in allen österreichischen Bundesländern in unterschiedlicher Verfügbarkeit. Eine Karte der Fernwärme-Abdeckung in Österreich findet man beim Projekt "Austrian Heat Map".
Beworben wird Fernwärme gerne als umweltfreundlich. Doch wie beim Strom, kommt es dabei auf die Herkunft der Energie an. Bei vielen Anbietern stammt ein bedeutender Anteil noch immer aus fossilen Energieträgern. Sowohl Wien Energie als auch die Stadtwerke Klagenfurt sehen zwar eine Reduktion des Anteils fossiler Brennstoffe auf ein Minimum bis 2040 vor und weitere Anbieter planen ebenfalls eine Reduktion. Derzeit sieht es oftmals aber noch weniger ökologisch und klimafreundlich aus, als viele Kund:innen das bereits erwarten würden.
Wien verfügt über Österreichs größtes Fernwärmenetz, betrieben von Wien Energie. Aktuell sieht der Energiemix der Fernwärme in Wien beispielsweise noch so aus: Etwa die Hälfte der Wärme stammt aus Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen, die sowohl Strom als auch Fernwärme erzeugen. In diesem Fall aus der Verbrennung von Erdgas. Zur Spitzenabdeckung werden zusätzliche Heizkraftwerke zugeschaltet, die ebenfalls Erdgas oder Heizöl zur Wärme-Erzeugung verbrennen. Je nach Last werden so bis zu 65 Prozent der Fernwärme aus Erdgas gewonnen. Ein Drittel der Energie stammt schließlich aus den Müllverbrennungsanlagen Spittelau, Simmeringer Haide, Flötzersteig und Pfaffenau. Ein minimaler Anteil stammt aus Biomasse, industrieller Abwärme und von Großwärmepumpen.
Welche Vorteile hat Fernwärme?
Da die Heizwärme bereits von Außerhalb geliefert wird, die Übergabestation zwischen Fernwärmenetz und Heizsystem nur wenig Raum einnimmt und auch keine Brennstoffe gelagert werden müssen, ist der Platzbedarf äußerst gering.
Die Handhabung ist üblicherweise einfach gehalten und die meisten Kosten sind bereits im Grundpreis enthalten. Die Kosten für die Anschaffung einer Heizanlage sowie deren Wartung entfallen. Auch müssen keine Brennstoffe gekauft werden.
Gibt es Nachteile?
Fernwärmenetze rentieren sich nur in Regionen, in denen viele Verbraucher in möglichst kurzen Distanzen ans Netz angebunden werden können, damit es zu möglichst geringen Wärmeverlusten kommt. Daher ist Fernwärme eher in Ballungsräumen verfügbar.
Hausbesitzer:innen, die beim Bau nicht bereits den nötigen Raum für Alternativen eingeplant haben, können nur mehr schwer auf eine andere Heizmethode umsatteln. Verträge mit Fernwärmeunternehmen werden zudem in der Regel mit langen Laufzeiten abgeschlossen. Wer auf Fernwärme setzt, geht somit eine lange Bindung ein. Diese Bindung gilt aber nicht allein für das System Fernwärme, sondern für exakt den Anbieter, von dem das regionale Netz betrieben wird. Ein Wechsel von einem zu einem anderen Anbieter wie beim Strom ist also nicht möglich. Kund:innen sind daher gezwungen, alle Preisänderungen hinzunehmen, da die Ausweichmöglichkeit zur Konkurrenz fehlt.
Der Verbrennungsvorgang beim Kraftwerk ist üblicherweise effizienter als im eigenen Heizkessel. Durch die langen Transportwege vom Erzeuger zum Verbraucher verpufft viel Wärme. Der Nutzungsgrad von Fernwärme fällt somit unterm Strich öfters verhältnismäßig gering aus, wenn man den Vergleich zum Beispiel zu modernen Brennwertkesseln zieht.
Fazit: Ist Fernwärme umweltfreundlich?
Alles in allem ist Fernwärme ein Rundum-Komfort-Paket mit zahlreichen Vorteilen. Dennoch gibt es leider nicht alleine Vorteile. Hat man sich einmal für Fernwärme entschieden, kommt man davon kaum noch los. Zudem bindet man sich dabei an einen einzigen Anbieter ohne Möglichkeit zum Wechsel.
Bislang ist Fernwärme nicht immer so grün wie von vielen Verbraucher:innen angenommen. Fernwärme-Kraftwerke arbeiten noch viel zu häufig zu einem großen Prozentsatz mit fossilen Brennstoffen, wie man auch am oben angeführten Beispiel aus Wien sieht. Es ist jedoch zu hoffen und zu erwarten, dass Fernwärme in den kommenden Jahren deutlich grüner wird.