Vor allem im Herbst geht es oft stürmisch zu. Stürme treten aber das ganze Jahr über auf, und einige davon sind nicht zu unterschätzen. Ab wann man von einem Sturm spricht, wie dieser entsteht und wie man sich im Fall einer Sturmwarnung verhält.
Ab wann spricht man von einem Sturm?
Windböen mit einer Geschwindigkeit von mindestens 80 km/h bezeichnet man als Sturm. Wenn der Wind nur für kurze Zeit, also wenige Sekunden, diese Geschwindigkeit erreicht, so spricht man von einer Sturmböe.
Oft treten diese Stürme in Verbindung mit Unwettern, starken Regenfällen oder anderen Niederschlagsereignissen auf, das muss aber nicht sein. Man spricht dann etwa von einem Schnee-, Hagel-, Sand- oder Staubsturm. Im Gebirge kann man oft trockene Föhnstürme beobachten. Allen Stürmen gemeinsam ist ihre Gefährlichkeit, die manchmal unterschätzt wird. Abgedeckte Häuser, abgebrochene Äste, umgestürzte Bäume und verwehte Gegenstände können in Sekundenbruchteilen zur Lebensgefahr werden, aber auch in kurzer Zeit sehr großen Sachschaden, gerade auch in der Landwirtschaft, anrichten.
Ein Sturm entsteht, wenn innerhalb einer kurzen Distanz große Druckunterschiede auftreten. Dies passiert häufig unter dem Einfluss von Tiefdruckgebieten. Aber auch enge Täler begünstigen die Entstehung von starkem Wind. Über der offenen See sind Stürme ebenfalls begünstigt, da dort weniger Bodenreibung vorhanden ist und sich die Winde besser entfalten und in kürzerer Zeit eine hohe Geschwindigkeit erreichen können. Tropische Wirbelstürme zum Beispiel entstehen über dem Meer und schwächen sich bei Erreichen des Landes rasch ab.
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Welche Arten von Stürmen gibt es?
Orkan
Ab einer Windgeschwindigkeit von 117 km/h spricht man bereits von einem Orkan, mit den Zwischenstufen schwerer Sturm und orkanartiger Sturm. Es handelt sich um wirbelnde Stürme mit großem Zerstörungspotential, die in Mitteleuropa vor allem in Herbst und Winter auftreten, In diesen Jahreszeiten sind die Temperaturunterschiede zwischen der Polarregion und dem Süden besonders groß.
Wirbelsturm
Wirbelstürme sind Stürme, die eine vertikale Drehachse haben. Aufgrund des Klimawandels nehmen gerade diese Stürme weltweit zu und richten teils große Schäden an. Man unterscheidet Wirbelstürme, die über dem Wasser entstehen und Kleinformen, die ihren Ausgangspunkt auch an Land haben können. Je höher die Wassertemperatur am Ausgangsort, umso mehr Kraft entwickelt der Sturm.
In der Regel entstehen Wirbelstürme über dem Meer, wenn die Oberfläche mindestens 26°C hat und stark verdunstet. Die feuchte Luft steigt auf und durch die sogenannte Corioliskraft entsteht ein riesiger Wirbel. In der Mitte sitzt das Auge des Sturmes, in dem es völlig windstill ist.
Im Auge steigt die feuchte Meeresluft auf und reißt kühlere Luft mit sich, die sich dann erwärmt. In diesem System entsteht der Wind. Über dem Meer können diese Stürme bis zu zwei Wochen bestehen. Trifft er aber auf Land, so geht ihm im wahrsten Sinne des Wortes die Luft aus und der Wirbelsturm löst sich auf. Dennoch können sie an Land große Schäden anrichten und treten häufig in Verbindung mit starken Regenfällen auf.
Zyklon
Zyklone sind Wirbelstürme, die als Tiefdrucksysteme in den Tropen und äquatornahen Subtropen entstehen. Sie erreichen eine Windgeschwindigkeit von bis zu 300 km/h. Entstehen sie auf der Südhalbkugel rotieren sie im Uhrzeigersinn, auf der Nordhalbkugel entgegen dem Uhrzeigersinn. Die den Sturm begleitenden Wolkenbänder sind spiralförmig angeordnet. Die Fortbewegungsgeschwindigkeit des Tiefdrucksystems liegt bei nur 15 km/h – das macht sie so zerstörerisch.
Im asiatischen Raum angesiedelte Wirbelstürme heißen Taifune. Gebildet werden sie durch mächtige Tiefdruckgebiete. Durch die gewaltigen Wassermassen, die sie mit sich führen, kommt es zu Überschwemmungen, die immer wieder verheerende Schäden anrichten.
Hurrikan
Die Heimat der Hurrikane sind der Nordatlantik und der Nordpazifik. Sie entstehen aus einem Sturmtief und werden ab einer Windgeschwindigkeit von 118 km/h zum Hurrikan. Eine Sonderform ist auch über dem Mittelmeer zu beobachten: der sogenannte Medicane, der den tropischen Wirbelstürmen ähnelt.
Tornado
Tornados sind Wirbelstürme, die sich auch über dem Land bilden können und sind gegenüber den vorher genannten eher kleine Stürme. Sie entstehen aus feuchtwarmer Luft, die sehr hoch aufsteigt. Wenn sich große Gewitterwolken über einer Schicht aufgeheizter Luft bilden, stürzt die Kaltluft aus mehreren Kilometern Höhe herab, und eine Warmluft-Säule schraubt sich schnell und schneller nach oben. Ein Tornado rotiert sehr schnell um eine vertikale Achse. In seinem Inneren entsteht ein Unterdruck, der eine Saugwirkung nach oben zur Folge hat. Die Rotationsgeschwindigkeit erreicht bis zu 300 km/h, die Fortbewegungsgeschwindigkeit des Sturmes liegt zwischen 50 und 100 km/h. Im Schnitt dauert ein Tornado etwa 10 Minuten. Bildet er sich über Wasser, wird er Wasserhose genannt. Tornados treten auch in Mitteleuropa auf.
Gemessen werden Stürme nach der Beaufort-Skala, die von 1 bis 12 reicht. Ein Orkan erreicht die Stufe 12.
Was tun bei einer Sturmwarnung?
In Österreich bietet unter anderem die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) verlässliche Sturmwarnungen. Ist ein Unwetter im Anmarsch und hat man die Möglichkeit dazu, sollte man alle Gegenstände außerhalb des Hauses sichern, die vom Sturm weggetragen werden könnten. Dazu gehören etwa Mülltonnen, Fahrräder oder Gartenmöbel, Blumentöpfe und andere Dekorationselemente.
Das Auto sollte in der Garage untergebracht oder mit großem Abstand zu Haus und Bäumen geparkt werden, um es vor Ästen oder umstürzenden Bäumen zu schützen. Fenster, Türen und Fensterläden sollten geschlossen und Markisen eingeholt werden. Haustiere bringt man am Besten ins Haus oder in den Stall.
Befindet man sich beim Ausbruch eines Sturmes im Freien, sollte rasch ein Innenraum aufgesucht werden, Hallen mit großer Deckenspannweite meidet man aber besser. Ist das nicht möglich, sollte man sich in einer Mulde oder einen anderen geschützten Bereich begeben, um dem Sturm möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten. Zu Überlandleitungen ist eine Mindestabstand von 50 Metern einzuhalten.
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Sturmschäden: Was zahlt die Versicherung?
Heftige Unwetter sind in Österreich keine Seltenheit. Immer wieder entstehen dabei unter anderem massive Schäden an Gebäuden beziehungsweise Dächern und Autos. Doch welche Schäden werden von der Versicherung übernommen?
Auto
Schäden am Auto, die durch Naturgewalten wie zum Beispiel Hagel, Überschwemmungen oder Sturmböen über 60 Stundenkilometer entstanden sind, sind laut ÖAMTC durch eine Voll- oder Teilkaskoversicherung gedeckt. Selbstbehalte in unterschiedlichem Ausmaß sind je nach Vertrag aber dennoch möglich. War das Auto an einer gefährdeten Stelle - wie unter einem offensichtlich morschen Baum geparkt - kann die Versicherung wegen "grob fahrlässigen Herbeiführens eines Versicherungsfalles" die Zahlung verweigern.
Im Fall einer Haftpflichtversicherung zahlt die Versicherung bei Unwetterschäden am eigenen Auto nichts. Wurde der Schaden durch Dritte verursacht - wie beispielsweise schlecht montierte Gerüste von Baufirmen - dann haftet dieser unter bestimmten Voraussetzungen.
Gebäude
Es empfiehlt sich generell, Gebäude immer wieder auf ihre Widerstandskraft zu überprüfen. Besonders Dächer sind gefährdet und sollten vorsorglich mit Sturmhaken gesichert und andere Aufbauten wie Satellitenschüsseln. Antennen oder Kamine auf ihre Stabilität überprüft werden.
Zusätzliche Sicherheit bietet eine Sturmversicherung, auch Elementarschadenversicherung genannt. Sie deckt Schäden ab, die am Eigenheim durch Sturm, Hagel, Schneedruck, Felssturz, Steinschlag und Erdrutsch entstehen. Der Sturm muss dabei aber nachweislich eine bestimmte Geschwindigkeit erreicht haben, was in Grenzfällen zu Streitigkeiten führen kann. Laut Informationen der Arbeiterkammer zu Sturmschäden spricht man von einem Sturm erst ab einer Windgeschwindigkeit mit Spitzen von mehr als 60 km/h.
Historische Sturmereignisse in Österreich
Ein Überblick an historischen Stürmen in Österreich:
8. November 1982: der „Jahrhundertföhn“
Februar/März 1990: Vivian und Wiebke (Spitzen Wiebke mit 147 km/h (Hörsching), gemeinsamer Schaden drei Milliarden Schilling (ca. 218 Mio. Euro))
5. Februar 1999: Lara mit Sturmspitzen von 130 km/h (Flughafen Wien)
26. Dezember 1999: Orkan Lothar
19. März 2001: Sturmtief Emma (eine Tote und zwei Schwerverletzte in Niederösterreich)
15. Dezember 2005: Sturmtief Dorian
18. Januar 2007: Orkan Kyrill, 216 km/h (Gaisberg), 100 Millionen Euro Schaden, zahlreiche Todesopfer in der Schadensbeseitigung
26. bis 27. Jänner 2008: Sturmtief Paula, 230 km/h (Schneeberg), große Schäden insbesondere in der Steiermark
1. bis 2. März 2008: Emma, 222 km/h (Wendelstein)
29. Oktober 2017: Sturmtief Herwart, bis zu 179 km/h, tausende Haushalte ohne Strom, große Schäden in ganz Österreich
21. bis zum 25. Juni 2021: schwere Unwetter mit großem Hagel in Ober- und Niederösterreich, später in der Steiermark
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