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Solarrucksack Sunnybag: Sonnenstrom für unterwegs

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8 min
Eine Gruppe wandert mit Rucksäcken.
©Bild: iStockphoto.com/molchanovdmitry
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Die Solarrucksäcke des Grazer Start-ups Sunnybag produzieren grüne Elektrizität zum Mitnehmen.

Es gab nur zwei Steckdosen pro Hörsaal", erinnert sich Stefan Ponsold an seine Studentenzeit. Mitten im ersten Smartphone-Hype um 2010 sei das unpraktisch gewesen. "In der Uni waren die Handys meistens leer", sagt der ehemalige Innovationsmanagement-Student. Dann kam der Geistesblitz. "Ein Solarpanel im A4-Format erzeugt genug Energie, um ein Smartphone in 2-3 Stunden voll aufzuladen. Also habe ich eine Solarzelle in meine Umhängetasche eingenäht." Als der damals 26-Jährige mit seiner Erfindung ein Festival besucht, erntet er viel Bewunderung. "Mich haben immer wieder Leute angesprochen, die diese Idee genial fanden - da wusste ich, es gibt einen Markt."

Solarrucksack: Zukunftspotenzial Sonne

Das Studentenprojekt ist in zwölf Jahren zum fix etablierten Green-Tech-Unternehmen Sunnybag angewachsen. Das Projekt trifft den Nerv der Zeit: Laut einer Umfrage des BMK finden 81 Prozent der österreichischen Bevölkerung, dass erneuerbare Energie und nachhaltige Wirtschaft eine wichtige Rolle spielen.

Experten räumen der Solartechnologie hierzulande großes Potenzial ein. Laut Photovoltaik Austria liegt die mittlere jährliche Sonneneinstrahlung in Österreich bei 1.000 Kilowattstunden pro Quadratmeter. Das entspricht einer Energiemenge von 100 Litern Öl. Würde man auf drei Prozent der Fläche Österreichs Photovoltaikmodule installieren, könnte man 100 Prozent des Energiebedarfs Österreichs decken.

Stefan Ponsolds Solarrucksack macht Photovoltaik im kleinen Rahmen nutzbar. Das Start-up produziert Rucksäcke, die Solarkraft umweltfreundlich in elektrische Energie umwandeln. Mobile Begleiter wie Smartphone, Tablet oder Laptop werden somit unterwegs mit grüner Energie aufgeladen. Wenn jedes Endgerät voll geladen ist, können Rucksackträger stattdessen das beigelegte Akkupack anstecken. Dieser Akku speichert produzierten Strom und macht die Sonnenstrahlen auch in den dunklen Abendstunden nachträglich nutzbar.

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Stefan Ponsold, Gründer von Sunnybag

 © Otmar Winterleitner

Aufbau im Silicon Valley

"Man glaubt, es ist ganz einfach, du nähst ein Panel in einen Rucksack ein, und fertig", sagt der Gründer Stefan Ponsold. "Aber so leicht war es nicht." Verschiedene Ladeströme, wechselnde Bedingungen: das Powermanagement müsse wesentlich effizienter als bei einer statischen Solaranlage sein. Als Stefan Ponsold mit 26 Jahren seinen gut bezahlten Job als Produktentwickler kündigt, ist ihm das nur halb bewusst. 18 Monate lang tüftelt er am Gründercenter "Science Park Graz" an Technik, Team und Finanzierung. 2013 wandert er für zwei Monate in die USA aus, um im Silicon Valley die Sunnybag Limited zu gründen.

"Zurück in Österreich haben wir sämtliche Gründershows durchgespielt", erzählt der Unternehmer. Bei der Puls4-Show "2 Minuten 2 Millionen" kommt für den Grazer im Jahr 2013 kein Investment zustande. Im Herbst 2016 nimmt das Unternehmen an der deutschen Gründershow "Höhle der Löwen" teil. Dort gewinnt Ponsold den Unternehmer Ralf Dümmel zwar nicht als Investor, aber als Partner. In den Folgejahren ergeben sich mehrere Kooperationen mit Hilfsorganisationen wie SOS-Kinderdorf, Ärzte ohne Grenzen oder Unicef. "In diesen Jahren haben wir noch Verluste geschrieben", erzählt Ponsold. "Seit einigen Jahren aber sind wir stabil und finanziell profitabel." Gleichzeitig räumt das Unternehmen regelmäßig Innovationspreise ab: Im Jahr 2022 wird Sunnybag mit dem ISPO-Award, einem renommierten Gütesiegel für Outdoor-Gadgets, ausgezeichnet.

CO2-neutrale Produktion

2021 erreicht das Unternehmen einen neuen Umwelt-Meilenstein. "Wir haben ermittelt, wie groß der CO2-Fußabdruck unserer Produkte ist", sagt Stefan Ponsold. "Um unseren CO2-Ausstoß auszugleichen, haben wir für 2021 CO2-Zertifikate gekauft." Dieses Geld fließt in ein Wiederaufforstungsprojekt des Tropenwaldes in Papua-Neuguinea. Für das Jahr 2022 hat Ponsold vor, zum CO2-Ausgleich ein Aufforstungsprojekt in Österreichs zu unterstützen. "Damit ist der Rucksack zum Zeitpunkt der Auslieferung durch die Kompensierung CO2-neutral", sagt er. "Aber: Ab der ersten Sekunde, in der ein Rucksack in der Sonne liegt, ist er CO2-positiv -sobald er nachhaltige Energie erzeugt."

Der Umweltgedanke fließt auch ins Produktdesign ein. "Das Außentextil unserer Rucksäcke besteht zu 50 Prozent aus recycelten PET-Flaschen", sagt Stefan Ponsold. Dadurch werde einerseits alter Polyethylen-Kunststoff wiederverwendet. Andererseits wird weniger neuer Kunststoff benötigt. "Die Langlebigkeit des Materials soll nicht leiden. Aber wenn es Sinn macht, versuchen wir auf Wiederverwertung zu setzen."

Dieser Vorsatz schließt auch firmeninterne Kreisläufe ein. Solarrucksäcke, deren Solarpanele ihre Lebenszeit überschritten haben, sollen künftig vom Unternehmen zurückgenommen und recycelt werden. Noch ist das Zukunftsmusik: Die ältesten Rucksäcke sind erst 13 Jahre alt. Die Mindestlebenszeit einer Solarzelle aber beträgt 20 bis 25 Jahre.

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Nachhaltige, innovative Technologie funktioniert. Dafür wollen wir ein Bewusstsein schaffen

Innovation als Klimawaffe

Was Sunnybag in den nächsten Jahren vorhat? "Nachhaltige, innovative Technologie funktioniert. Dafür wollen wir ein Bewusstsein schaffen. Gerade bei der Energieerzeugung ist schon sehr viel möglich. Wer heute das Produkt kauft, wird merken, dass Sonnenenergie zuverlässig funktioniert. Damit wird wahrscheinlicher, dass später auch am Hausdach in eine Solaranlage investiert wird. Innovationen wie unsere inspirieren und helfen Schritt für Schritt aus der Klimakrise."

Ausflug mit Solarrucksack

Dank frühem Feierabend lockt am Freitagnachmittag ein Ausflug ins Grüne. Der Handyakku steht bei schlappen 20 Prozent. Ohne mobilen Strom wird das Mobiltelefon auf halbem Weg zum Kahlenberg abstürzen. Gute Gelegenheit, einen Solarrucksack zu testen.

Ob das Wetter passt? Ein Blick nach oben stimmt optimistisch: blauer Himmel. Als beim ersten Schritt aus der Redaktion ins Freie die Frühlingssonne auf das Rucksackpanel knallt, leuchtet am Messgerät des Rucksacks sofort das grüne Lämpchen auf. Bedeutet: Wenn die Sonne so weiterscheint, sollte das Handy in etwa drei Stunden voll geladen sein.

In der U-Bahn bricht der Ladevorgang immer wieder ab. Kurze Tunnelstrecken überlebt die Verbindung nicht. Am Stadtwanderweg angekommen liegt die Akkuleistung immerhin konstant bei knapp 25 Prozent. Während des Spaziergangs präsentiert sich das Panel als launisch: Bei direkter Sonneneinstrahlung bleibt das Lämpchen grün, die Akkuanzeige klettert nach oben. Aber bei Wolken oder schattigen Waldpassagen flimmert das Licht rot.

Fazit: Wenn im Hochsommer direkte Sonne auf den Rucksack knallt, sind die versprochenen zwei Stunden sicherlich realistisch. Der Wiener Spätfrühling aber reicht noch nicht ganz aus.

Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 11/2023 erschienen.

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