Nachhaltigkeit heißt, schonend mit den Ressourcen unserer Erde umzugehen. Warum das wichtig ist, wie man den Alltag so gestaltet, dass man möglichst nachhaltig lebt, und was man damit bewirken kann.
Was bedeutet Nachhaltigkeit?
Nachhaltigkeit bedeutet, so zu agieren, dass man im Idealfall nicht mehr Ressourcen verbraucht, als sich wieder (bevorzugt auf natürlichem Weg) regenerieren können. Es gilt also eine Balance zu finden zwischen der eigenen Bedürfnisbefriedigung in der Gegenwart und der Bewahrung der Ressourcen für künftige Generationen. Beispielsweise sollte nur so viel Holz in einem Wald geschlagen werden, wie nachwachsen kann.
Bei der Nachhaltigkeit geht es also um Ressourcen - und Umweltschonung in ökologischer, ökonomischer und sozialer Hinsicht. Nachhaltig ist etwa unter anderem die Nutzung von erneuerbaren Energien (beispielsweise Strom aus Wasserkraft, Solar- oder Windenergie), das Teilen von Essen oder Kleidung, Recycling, fairer Handel, Energiesparen, die Erhaltung von Grünflächen (im Gegensatz zur Verbauung von Grünland) und sonstige Maßnahmen zur Reduktion von Treibhausgasemissionen.
Warum ist Nachhaltigkeit im Alltag wichtig?
Jeder Mensch hinterlässt einen sogenannten ökologischen Fußabdruck. Er zeigt an, wie viel Fläche eine Person (oder auch ein ganzes Land) benötigt, um den Bedarf an Ressourcen zu decken. Dabei geht es vor allem darum, wie nachhaltig man in den Bereichen Wohnen, Ernährung, Mobilität und Konsum agiert. Gemessen wird der ökologische Fußabdruck in Gobal Hektar (gha).
Laut Umweltministerium entfallen rund 1,7 gha auf jeden Menschen, wenn man die die biologisch produktive nutzbare Fläche der Erde (2010: 11,9 Milliarden Hektar) auf die Erdbevölkerung aufteilt. Das reicht jedoch inzwischen bei weitem nicht aus: Jede Österreicherin und jeder Österreicher braucht durchschnittlich 5,31 gha an Erdfläche, um ihre bzw. seine Bedürfnisse zu erfüllen. Andere Länder und ihre Einwohner:innen stehen dafür weniger Ressourcen zur Verfügung. Würden alle rund 8 Milliarden Menschen auf der Welt einen so hohen ökologischen Fußabdruck aufweisen wie die Österreicher:innen, bräuchte man laut Ministerium ungefähr "3 Planeten von der Qualität der Erde".
Damit die Ressourcen unserer Erde nicht irgendwann verbraucht sind, ist es daher notwendig auf Nachhaltigkeit zu achten.
Online-Rechner: Wer seinen ökologischen Fußabdruck berechnen will, kann dies mithilfe des österreichischen Fußabdruck-Rechners online tun.
Welche unterschiedlichen Formen gibt es?
Nachhaltigkeit lässt sich in folgenden Bereichen der Gesellschaft finden: Ökologie, Ökonomie und Soziales - wobei sich die Kategorien teils überschneiden.
Ökologische Nachhaltigkeit: Das bedeutet, dass man natürliche Ressourcen nur in dem Maß nutzt, wie sie auch nachwachsen und dass man die Grenzen eines Ökosystems nicht überschreitet. Nach dieser Definition sind beispielsweise fossile Brennstoffe wie Erdöl und Kohle nicht nachhaltig, während erneuerbare Energien wie Wind-, Wasser- und Solarenergie aus nachwachsenden Energieträgern bestehen. Unter ökologische Nachhaltigkeit fallen unter anderem folgende Themen: Energie, Mobilität/E-Mobilität, CO2-Fußabdruck, Umweltschutz, Abfallmanagement, Konsum/Ernährung (saisonal und regional, keine Fast Fashion etc.) und Wohnen.
Soziale Nachhaltigkeit: Diese Form der Nachhaltigkeit zielt darauf ab, dass jeder Mensch ein würdiges Leben führen kann. Die Vereinten Nationen (UN) haben den Aktionsplan "Agenda 2030" für mehr Nachhaltigkeit ins Leben gerufen - darunter auch Ziele für soziale Nachhaltigkeit wie: keine Armut, kein Hunger und Ernährungssicherheit, ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters gewährleisten, hochwertige Bildung, Geschlechtergleichheit und menschenwürdige Arbeit.
Ökonomische Nachhaltigkeit: Die ökonomische Nachhaltigkeit schlägt eine Brücke zwischen dem sozialen und ökologischen Bereich: Es geht darum, effizient zu wirtschaften bzw. Gewinne zu maximieren, ohne dabei die nötigen Ressourcen langfristig auszubeuten. Vor allem die Industrie und Unternehmen sind hier gefragt, nachhaltig zu handeln. Beispiele für ökonomische Nachhaltigkeit sind: die Vermeidung von Verpackungs- und Plastikmüll, Recycling und Mehrwegsysteme einsetzen, Verzicht auf umweltschädliche Inhaltsstoffe in Produkten wie Kosmetika oder die Verringerung von CO2-Emissionen entlang von Produktionsprozessen.
Was bedeutet Greenwashing?
Nicht alles ist grün, was als solches ausgelobt wird. Allgemeine Bezeichnungen wie "nachhaltig", "klimafreundlich" oder "grün" werden nicht geprüft und können missbräuchlich verwendet werden. Beim sogenannten Greenwashing verleihen Unternehmen einer Dienstleistung oder einem Produkt den Anschein eines nachhaltigen Hintergrundes, obwohl das nicht durch Fakten untermauert wird. Es handelt sich laut Umweltministerium um irreführende Werbeaussagen.
Beispiele für Greenwashing sind unter anderem, wenn:
firmeneigene, "erfundene" Labels verwendet werden, die Konsumenten und Konsumentinnen in die Irre führen zum Beispiel "Amazon Compact by Design"
Aussagen über Nachhaltigkeit getätigt werden, die keinen Mehrwert haben - wie beispielsweise der Hinweis auf Fehlen von Stoffen, die per Gesetz sowieso verboten sind, etwa "FCKW-frei", oder die Bezeichnung "vegan" bei Produkten, die wie Obst oder Gemüse naturgemäß rein pflanzlich sind.
Unternehmen mit der Umweltfreundlichkeit von Produkten werben, aber andere umweltschädliche Eigenschaften bewusst nicht erwähnen (z.B.: recyclebare Kaffeekapseln, die mit umweltschädlichen Aluminium ressourcenaufwändig produziert werden).
vage und nicht geschützte Begriffe wie naturnah, naturbasierend, klimafreundlich, schonend, umweltfreundlich oder nachhaltig verwendet werden.
ein Produkt mit einem anderen noch weniger umweltfreundlicheren Produkt verglichen wird. (z.B. Wizz Air)
ein Produkt sachlich falsche Botschaften aussendet (beispielsweise die Verpackung eines Bio-Produktes, die nicht aus Altpapier ist, aber optisch eindeutig so aussieht).
Es ist ratsam, sich nur auf vertrauenswürdige Labels beziehungsweise unabhängige Gütesiegel wie "Das Österreichische Umweltzeichen" oder "Das Europäische Umweltzeichen" zu verlassen.
Greenwashing melden:
Wer im Alltag auf Greenwashing stößt oder glaubt, dass ein grünes Werbeversprechen nicht hält, kann das beim Verein für Konsumenteninformation (VKI) im Zuge der Offensive gegen Greenwashing melden
Tipps: Wie lebt man nachhaltig?
Nachhaltigkeit kann in kleinen Schritten im eigenen Alltag Einzug halten. Jeder kann selbst einen Beitrag für eine nachhaltigere Welt leisten. Experten und Expertinnen geben Tipps, wie das gelingen kann:
Energie: Wer Energie spart und auf erneuerbare Energien (Stichwort Ökostrom oder Wärmepumpe) setzt, lebt nachhaltiger. Energie sparen, kann man im Haushalt beispielsweise, wenn man beim Kauf von Geräten wie Kühlschrank, Geschirrspüler oder Herd auf die Energieeffizienz (A steht für die höchste Energieeffizienz, G für die schlechteste) achtet oder auf LED-Lampen setzt. Elektrogeräte sollten nicht permanent im Standby-Modul laufen. Lesen Sie hier: Mehr Tipps zum Stromsparen im Haushalt
Mobilität: Wenn möglich, ist es nachhaltiger mit dem Fahrrad, Bus oder der Bahn zur Arbeit zu fahren. Zudem sollte man auf Kurzstreckenflüge verzichten und Langstreckenflügen reduzieren (z.B.: ein Flug pro Jahr).
Ernährung: Die Viehzucht setzt viele CO2-Emissionen frei. Wer den Konsum von Fleisch- und Milchprodukten verringert, trägt zur Reduktion von Emissionen bei. Eine vegetarische Ernährung spart laut Umweltschutzorganisation "Greenpeace" rund 300 bis 400 Kilogramm CO2 pro Person und Jahr.
Konsum/Einkauf von Lebensmitteln: Generell empfiehlt es sich Produkte zu konsumieren, die regional und saisonal verfügbar sind. Bio-Produkte sind aufgrund des Verzichtes auf Pestizide umweltschonender. Ein weiterer wichtiger Punkt ist das Konzept des Teilens und Wiederverwerten von Lebensmitteln oder Kleidung: Foodsharing, Kleidertauschbörsen und Second-Hand-Produkte sind nachhaltiger. Wer den Plastikmüll reduzieren will, kann mit eigenen Behältnissen bzw. in verpackungsfreien Läden (auch Unverpacktläden) einkaufen gehen. Auf Fast Fashion (schnell und billig produzierte Mode) sollte verzichtet werden.
Wohnen: Energieeffizient zu wohnen bzw. zu bauen trägt ebenfalls zur Nachhaltigkeit bei. Wichtig ist auch umweltschonendes Heizen: Wärmepumpe, Solarthermie oder Fernwärme sind wesentlich nachhaltiger als fossile Brennstoffe wie Gas, Öl oder Kohle. Wer beim Heizen spart, schont die Umwelt zusätzlich. Dreht man die Heizung um ein Grad herunter, verbraucht man rund 6 % weniger an CO2-Emissionen. Lesen Sie hier: Wie man günstig und nachhaltig heizt
Digitaler Konsum: Daten in Clouds oder beim Videoanruf können viel Energie verbrauchen. Wer also Daten aus der Cloud löscht oder das Video beim Anruf weglässt kann hier CO2 einsparen. Es ist zudem ratsam, den Energiesparmodus bei elektronischen Geräten wie Smartphone, Tablet oder Notebook zu verwenden.
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Welche Auswirkungen hat ein nachhaltiger Lebensstil?
Mit Hilfe eines nachhaltigeren Lebensstils kann man den ökologischen Fußabdruck reduzieren. Das wiederum hilft, die ökologische Übernutzung zu verringern und die Ressourcen der Erde für künftige Generationen zu schonen.
Mehr Nachhaltigkeit kann dazu beitragen, die 17 Ziele der Vereinten Nationen für 2030 zu erreichen:
den Hunger zu beenden und eine nachhaltige Landwirtschaft zu fördern
Armut in allen ihren Formen zu beenden
ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters gewährleisten
gleichberechtigte und hochwertige Bildung gewährleisten
eine Geschlechtergleichstellung erreichen
Verfügbarkeit und nachhaltige Bewirtschaftung von Wasser
Zugang zu bezahlbarer, verlässlicher, nachhaltiger und moderner Energie für alle
nachhaltiges Wirtschaftswachstum und menschenwürdige Arbeit für alle
widerstandsfähige Infrastruktur aufbauen
Ungleichheit in und zwischen Ländern verringern
nachhaltige Städte und Gemeinden aufbauen
nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster sicherstellen
Maßnahmen zum Klimaschutz, die umgehend greifen
Ozeane, Meere und Meeresressourcen im Sinne nachhaltiger Entwicklung erhalten und nachhaltig nutzen
Landökosysteme schützen, wiederherstellen und ihre nachhaltige Nutzung fördern (Wälder nachhaltig bewirtschaften, Wüstenbildung bekämpfen, etc.)
friedliche und inklusive Gesellschaften für eine nachhaltige Entwicklung fördern
Partnerschaften zur Erreichung der Ziele bilden
Wie nachhaltig leben die Österreicher:innen?
Der Handelsverband hat 2021 eine Studie über das Konsumverhalten der Österreicher:innen in puncto Nachhaltigkeit veröffentlicht. "Bereits 90 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher achten beim Lebensmittelkauf besonders auf den Faktor Nachhaltigkeit, bei Elektrogeräten sind es immerhin zwei Drittel und bei Mode mehr als 61 Prozent", sagte Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will über die Ergebnisse der Studie.
Die Yale Universität veröffentlicht jährlich den Environmental Performance Index (EPI), der 180 Länder weltweit in Hinblick auf ihre Nachhaltigkeit beziehungsweise ihre Umweltleistung vergleicht. Die Daten für die Studie stammen von internationalen Organisationen, Forschungseinrichtungen, Hochschulen und Regierungsbehörden.
Anhand von 40 unterschiedlichen Indikatoren, zusammengefasst zu 11 Themenbereichen, werden die Bemühungen von Staaten zur Verbesserung der Umweltgesundheit, der Vitalität des Ökosystems und zur Abmilderung des Klimawandels analysiert. Diese Indikatoren zeigen laut EPI, wie nah Länder der Erfüllung von internationalen Nachhaltigkeitszielen kommen.
Die 11 Themenbereiche, auf denen die Analyse basiert, sind:
Luftqualität
Abfallmanagement
Wasser und Hygiene
Schwermetalle
Klimaschutz
Biodiversität und Lebensräume
Ökosystemdienstleistungen wie zum Beispiel das Bestäuben von Obstblüten durch Insekten
Fischerei
Landwirtschaft
Saurer Regen
Wasserressourcen
Bei den Ergebnissen der Studie werden auch die Nachhaltigkeit beeinflussende Faktoren wie das Bruttoinlandsprodukt oder die Bevölkerungszahl berücksichtigt. Am Ende werden EPI-Werte von 0 (schlechtester Nachhaltigkeitswert) bis 100 (Nachhaltigkeitsziele zur Gänze erfüllt) vergeben.
Die ersten 15 Plätze des EPI-Rankings 2022
Der Environmental Performance Index (EPI) 2022 kommt zu dem Ergebnis, dass derzeit nur eine handvoll Länder - darunter Dänemark und das Vereinigte Königreich - das Ziel erreichen können, bis 2050 klimaneutral zu sein. Viele andere Länder wie China, Indien oder Russland würden sich immer noch in die falsche Richtung bewegen und weiterhin stark steigende Treibhausgasemissionen aufweisen. Wenn die aktuellen Trends anhalten, werden laut EPI 2050 allein 4 Länder für über 50 Prozent der verbleibenden globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich sein.
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