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House of Cars: Machtkampf bei Red Bull Racing

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Christian Horner

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Die Gerüchte um den Machtkampf bei Red Bull Racing sind längst ohrenbetäubender als die Formel 1. Zwischen Teamchef Christian Horner, Weltmeister Max Verstappen und den Eigentümern bei Red Bull geht es um die milliardenschwere Zukunft.

Die Namen wechselten zuletzt so schnell wie die Reifen beim Boxenstopp. Vor dem Saisonstart der Formel 1 in Bahrain war die Rede vom Aus für Red-Bull-Racing-Chef Christian Horner. Am Wochenende darauf hieß es, Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko stünde vor der Suspendierung. Zu Redaktionsschluss wackelte abermals Horners Posten. Dazwischen machte Christian Horner mit Gattin Ex-Spice-Girl Geri Halliwell die Causa schlagzeilentauglich, während die Mächtigen der teuersten Rennserie der Welt ihre Grenzen absteckten: vom Vater des dreifachen Weltmeisters Max Verstappen bis zum thailändischen Red-Bull-Mehrheitseigentümer Chalerm Yoovidhya, von FIA-Präsident Mohammed bin Sulayem bis Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff.

Es geht um den weltbesten Formel-1-Fahrer Max Verstappen und seinen Rennstall Red Bull Racing, der seit Jahren das schnellste F-1-Auto baut. Und es geht um die Zukunft des Rennstalls in jener Weltsportart, die ihre Einnahmen seit dem Jahr 2018 auf 3,2 Milliarden US-Dollar fast verdoppelt hat. Im Real-Life-Monopoly gibt es viel zu gewinnen.

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 © News

Der erste Gewinner ist Netflix

Einziger Sieger ist bis dato der Streamingdienst Netflix, der die Formel 1 für die Dokuserie "Drive To Survive" seit 2019 mit Kameras um die Welt begleitet. Was die Serienmacher dieses Jahr vor die Linse be kommen, ist explosiver als jedes denkmögliche Drehbuch.

Im Zentrum des Machtkampfs steht der britische Red-Bull-Racing-Teamchef Christian Horner, der den von Dietrich Mateschitz gegründeten Rennstall seit 2005 mitaufgebaut hat. Red Bull Racing ging Ende 2004 aus dem britischen Team Jaguar Racing hervor und hat seinen Firmensitz im britischen Milton Keynes. Das Team fährt mit österreichischer Lizenz, bei Siegen ertönt die alpenländische Hymne. Das dürfte schon länger nicht jedem gefallen.

Ein Machtkampf mit Vorgeschichte

Mit Horner begleitete Motorsportlegende Helmut Marko als Berater und Mateschitz’ Vertrauter den Aufstieg von Red Bull in der Königsklasse. Nach dem Tod von Red-Bull-Gründer Mateschitz soll Horner versucht haben, seinen Machtbereich im Team bis zur kompletten Übernahme auszuweiten und Motorsportberater Marko loszuwerden. Dafür hatte sich Horner von langer Hand vorausschauend die Unterstützung der Mehrheitseigentümer von Red Bull, der Familie Yoovidhya, gesichert. Der thailändische Clan möchte seit dem Tod von Mateschitz offenbar mehr Einfluss auf die Konzern-Aktivitäten in Europa nehmen.

Ein Versuch Horners, die thailändischen Eigentümer auszubezahlen und damit die Macht bei Red Bull Racing gänzlich zu übernehmen, scheiterte dem Vernehmen nach. Er dürfte die österreichischen Eigentümer und Manager, das Team rund um Mark Mateschitz und sein Board of Directors, bestehend aus Franz Watzlawick (CEO Beverage Business), Alexander Kirchmayr (CFO) sowie Oliver Mintzlaff (CEO Corporate Projects und Investments) bereits nachhaltig verstimmt haben.

Die erste Runde an Horner

In diese explosive Gemengelage krachte die Beschwerde einer Mitarbeiterin von Horner über ihren Chef wegen "unangemessenen Verhaltens". Schon bei der Präsentation des neuen Formel-1-Boliden RB20 in Milton Keynes waren die Gerüchte darüber lauter als 1.000 PS. Horner wies die Anschuldigungen zurück und versuchte laut der Zeitung "De Telegraaf", die Angelegenheit mittels 650.000-Pfund-Schecks zu bereinigen. Die Mitarbeiterin lehnte ab.

Berichten zufolge war Red-Bull-CEO Oliver Mintzlaff schon im Februar bereit, sich ob der anhaltenden Unruhe von Horner zu trennen. Eine interne Untersuchung durch einen unabhängigen Ermittlungsanwalt sollte die Affäre vor Start der Rennsaison klären. Das Ergebnis entlastete Horner, die Beschwerde wurde abgewiesen. Laut BBC war ein Grund, dass die Beschwerdeführerin unehrlich gewesen sein soll. Die "Daily Mail" berichtet von Ungenauigkeiten in Beweisen und der Suspendierung der Mitarbeiterin. Kurz sah Horner wie der Sieger im Machtkampf aus. Es war bloß eine Ruhe vor dem großen Sturm.

Anonyme Mails ins Gerüchtefeuer

Stunden nach Horners Rehabilitierung landete am Startwochenende des neuen Formel-1-Jahres eine explosive Mail von einem anonymen Absender in den Postfächern von mehr als 100 Empfängern, darunter Journalisten, hochrangige Mitarbeiter der Formel 1 und FIA sowie Teamchefs. Der Inhalt: schlüpfrige Fotos, Videos und anzügliche Chatnachrichten von Christian Horner, scheinbar Beweise für die Affäre mit der Mitarbeiterin, die Klage erhoben hatte. Die Echtheit des Materials konnte bis heute nicht geklärt werden.

Horner holte sich Unterstützung seiner Frau Geri Halliwell und spazierte mit ihr für die Fotografen küssend durchs Fahrerlager. Die Gerüchte aus den Garagen im Paddock berichteten über einen Nervenzusammenbruch von Halliwell.

Dann nahm die Sache richtig Fahrt auf. Jos Verstappen, der Vater von Red Bulls weltmeisterlichem Fahrer, wurde bei Gesprächen mit dem Rivalen, Mercedes-Chef Toto Wolff, gesehen, der ab nächster Saison durch den Abgang von Lewis Hamilton ein freies Cockpit hat. Abwanderungsgerüchte des Red-Bull-Fahrers zu Mercedes gingen schneller durch das Fahrerlager als der Red-Bull-Bolide beschleunigen kann.

Die Fronten im Weltmeister-Team

Eine Woche später machten beim zweiten Stopp des Rennzirkus in Jeddah in Saudi-Arabien Gerüchte die Runde, dass nicht Horner, sondern Motorsportkonsulent Helmut Marko vor der Suspendierung stünde. Denn, so wurde spekuliert, der 8O-jährige Grazer sei Urheber der geleakten Chat-Nachrichten.

Die Fronten war da längst klar: Jos und Max Verstappen stärkten Red-Bull-Österreicher Helmut Marko den Rücken. Die thailändischen Mehrheitseigentümer der Familie Yoovidhya unterstützten demonstrativ Christian Horner. Kurz darauf bestätigte Marko dem ORF ein "sehr gutes Gespräch" mit Red-Bull-CEO Mintzlaff, bei dem sein Verbleib geklärt wurde. Nachsatz: "Wir müssen Ruhe ins Team bringen."

Wer ist in Melbourne noch im Team?

Von Ruhe war der österreichische Rennstall auch nach dem zweiten Rennwochenende der Saison so weit entfernt wie das Red-Bull-Hauptquartier in Fuschl vom nächsten Formel-1-Grand Prix im australischen Melbourne (22.–24. 3.). Einmal mehr drehte sich der Wind. Das in der Causa bestens eingearbeitete Fachportal "f1-Insider" berichtete, Christian Horner stünde vor seiner Entlassung, nachdem er die Unterstützung der Familie Yoovidhya verloren habe. Nach Protesten von US-Frauenrechtlerinnen gegen Red Bull und Boykottandrohungen im US-Markt schienen die thailändischen Eigentümer Image- und Geschäftsschaden zu fürchten.

Angesichts der wachsenden weiblichen Formel-1-Fangemeinde, würde dies auch für die F1-Vermarkter zum Problem: Rund 40 Prozent der Fans 2022 waren weiblich, ein Anstieg von acht Prozent in fünf Jahren.

Zudem kündigte die suspendierte Mitarbeiterin eine Klage gegen Horner beim britischen Zivilgericht an. Da ihr Bruder Schwiegersohn des U2-Gitarristen sein soll, machten auch Gerüchte über eine Unterstützung der Klägerin durch einen Song der irischen Kultband U2 die Runde. Titel: "Don’t be horny, be Christian". Ein Red-Bull-Sprecher dementierte die Ablöse-Gerüchte zeitnah. Eine Entscheidung über die Zukunft von Christian Horner und Red Bull Racing wird vor dem nächsten Rennen in Australien am 24. März erwartet.

Formel-1-CEO Stefano Domenicali: „Am schnellsten wachsende Liga in den Sozialen Medien“

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Formel-1-CEO Stefano Domenicali: „Am schnellsten wachsende Liga in den Sozialen Medien“

Formel-1-CEO Stefano Domenicali

 © IMAGO/Pro Shots

Die Formel 1 hat an Popularität gewonnen und steigert ihren Gewinn jährlich. Vor allem in den USA werden wachsende Fernsehzuschauerzahlen und Sponsoren zu Gold.

Neue Rekorde

Der börsenotierte Eigentümer der Formel 1, Liberty Media, verzeichnete 2023 Gesamteinnahmen von 3,2 Milliarden US-Dollar. Die Gesamtzahlungen an die Teams ergaben daraus 1,2 Mrd. US-Dollar. Als Faktoren für den Anstieg gelten das Wachstum bei den Sponsoren und im Hospitality-Bereich. Die Saison 2022 war die erste in der Geschichte des US-Fernsehens, die durchschnittlich eine Million oder mehr Zuschauer pro Rennen erreichte. 2021 meldete die Formel 1 eine weltweite TV-Zuschauerzahl von 1,55 Milliarden. Über die Saison 2023 freute sich Formel-1-CEO Stefano Domenicali besonders: "Wir hatten Rekordbesucherzahlen bei den Rennen, und die Formel 1 hielt ihre Position als am schnellsten wachsende Liga in den sozialen Medien im vierten Jahr in Folge."

Team-Zahlungen

Die Teams werden danach finanziert, wie gut sie pro Saison abschneiden. Da Teams mit größeren Budgets bessere Leistungen erzielten, führte die Formel 1 im Jahr 2021 eine Budgetobergrenze ein, um das Spielfeld mit Teams mit kleineren Budgets auszugleichen.

In der Vergangenheit waren die Teams mit den größten Budgets Ferrari, Mercedes und Red Bull.

Formel-1-Teams verdienen auch Geld durch Sponsoring und Investitionen von Autoherstellern. So investierte der Mutterkonzern von Mercedes, Daimler, im Jahr 2019 rund 80 Millionen Dollar in das Team, um es in der Konstrukteursmeisterschaft zu unterstützen. Für die Autohersteller ist die Formel 1 ein Marketinginstrument: Siegreiche Teams sollen Autos für Käufer attraktiver machen.

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Christian Horner: „Will jemand nicht im Team sein, werden wir ihn nicht zwingen“

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Christian Horner: „Will jemand nicht im Team sein, werden wir ihn nicht zwingen“

Christian Horner mit Ehefrau Geri Halliwell

 © Clive Mason/Getty Images

Der 50-jährige Engländer war als Rennfahrer in der Formel 3 und der Formel 3000 mäßig erfolgreich. Nach Karriereende gründete er das Formel-3000-Team Arden International und ließ sich im Alter von 27 Jahren als stolzer Teamchef für das Magazin Cosmopolitan nackt auf einer Motorhaube ablichten. Im Jahr 2004 avancierte er zum jüngsten Formel-1-Teamchef, als Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz den Formel-1-Rennstall Jaguar übernahm und Horner als Chef des neuen Red-Bull-Racing-Teams an Bord holte. Horner führte Red-Bull-Racing zum Erfolg: Mit Sebastian Vettel gewann das Team von 2010 bis 2013 vier Mal in Folge die Fahrer- und die Team-Weltmeisterschaft. 2021, 2022 und 2023 holte Max Verstappen den Titel. In der aktuellen Saison ist Red Bull Racing mit zwei Doppelsiegen nach zwei Rennen im Vorteil. Privat begleitete Christian Horner 14 Jahre lang die um sechs Jahre ältere Beverly Allen in die Formel-1-Karriere, mit der er 2013 Tochter Olivia bekam. 

Im gleichen Jahr folgte die Scheidung, im Jahr darauf verlobte sich Horner mit Ex-Spice Girl Geri Halliwell, 51, Hochzeit 2015.

2017 bekamen beide Sohn Montague. Die Sunday Times Rich List führt Horner als bestbezahlten Rennstall-Chef mit einem Jahresgehalt von rund acht Millionen Pfund.

Aktuelle Rolle: Stein des Anstosses

Horner wies sämtliche Anschuldigungen zurück und setzte mit Ehefrau Geri auf Heile-Welt-Optik. Zuletzt ließ er aufhorchen, als er seinen Weltmeister-Fahrer scheinbar an die Wichtigkeit des Teams und den Trumpf des besten Autos in der Formel 1 erinnerte. "Du kannst niemanden zu etwas zwingen, nur weil es ein Blatt Papier gibt. Wenn jemand nicht in diesem Team sein will, dann werden wir niemanden zwingen, gegen seinen Willen hier zu sein", sagte er auf Verstappens Wechselgerüchte angesprochen. Die Botschaft ging auch an den Rest des Teams: "Es spielt keine Rolle, ob es sich um jemanden handelt, der unsere Maschinen bedient, um einen Designer oder um jemanden in unterstützender Funktion in der Firma."

Chalerm Yoovidhya: Wendet er sich gegen Horner?

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Chalerm Yoovidhya: Wendet er sich gegen Horner?

Chaleo Yoovidhya mit seiner Frau Daranee Yoovidhya

 © IMAGO/Nordphoto

Der 73-jährige Thailänder ist der Sohn des 2012 verstorbenen Unternehmensgründers Chaleo Yoovidhya, der als Geschäftspartner von Dietrich Mateschitz in den 1980er-Jahren die Idee für den Energydrink lieferte. Mit 51 Prozent ist der Yoovidhya-Clan mit Chalerm an der Spitze Mehrheitseigentümer des Red Bull-Imperiums, dem wiederum Red Bull Racing gehört, und damit seit dem Tod von Mateschitz entscheidend in wichtigen Fragen.

Aktuelle Rolle: Mehrheitseigentümer und Entscheider

Bereits im Herbst 2023 wurde von Treffen zwischen Chalerm Yoovidhya und Christian Horner berichtet, bei denen sich Horner die Gunst der Eigentümer sicherte. Prompt reiste Yoovidhya zum Formel-1-Start nach Bahrain, um Horner betreffend der Anklage durch dessen Mitarbeiterin zu unterstützen. Als Anfang der Woche Gerüchte laut wurden, Horner stünde vor der Suspendierung, schien es, als habe der Yoovidhya-Clan die Seiten gewechselt. Ausschlaggebend könnte der anhaltende Trubel um Red Bull Racing und der damit verbundene Imageverlust sein. In den USA machen Frauenrechtlerinnen gegen Red Bull mobil. Eine negative Stimmung könnte Geschäfte u. a. mit Motorenpartner Ford, der ab 2026 zu Red Bull stößt, nachhaltig stören, heißt es.

Die Meinung ist: Ich bleibe

Helmut Marko: „Die Meinung ist: Ich bleibe“

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Helmut Marko: „Die Meinung ist: Ich bleibe“

Helmut Marko

 © Mark Thompson/Getty Images

Der ehemalige Formel-1-Pilot hatte 1972 ein Cockpit bei Ferrari sicher, als ein aufgewirbelter Stein beim Frankreich-GP sein linkes Auge zerstörte. Seitdem reüssiert der 80-jährige Grazer Jurist mit der Gründung und Führung von Rennteams, sowie mit der Entdeckung und Förderung junger Talente. Als Berater war er für Gerhard Berger und Karl Wendlinger tätig, und er ist als Hotelier mit vier Top-Hotels in Graz erfolgreich. Im Jahr 2005 kam er als Motorsportberater und Verantwortlicher für Nachwuchsarbeit zu Red Bull, als Dietrich Mateschitz mit eigenem Rennstall in die Formel 1 einstieg. Marko entdeckte u. a. die späteren Weltmeister Sebastian Vettel und Max Verstappen, den er mit 17 Jahren in ein Formel-1-Cockpit setzte. Mit Mateschitz arbeitete Marko jahrzehntelang nach Handschlag-Qualität ("Ich hatte mit ihm nie einen Vertrag.").

Aktuelle Rolle: Gelassen an Verstappens Seite

Aktuell hat Helmut Marko als Motorsport-Konsulent mit Red Bull einen Vertrag bis 2026. In Bahrain wurde nach dem Leak der Horner-Chats spekuliert, er sei der anonyme Mail-Absender. "Das ist absoluter Schwachsinn. Ich bin heilfroh, wenn ich mein iPhone halbwegs im Griff habe", konterte er im ORF. Auf die Frage, ob er beim nächsten Rennen dabei sein würde, sagte er: "Letztlich entscheide ich selbst, was ich mach." Nach einem klärenden Gespräch mit Red-Bull-CEO Oliver Mintzlaff gab Marko Entwarnung: "Die einheitliche Meinung ist, ich bleibe. Aber wir müssen Ruhe ins Team bringen."

Oliver Mintzlaff: Bringt der Red-Bull-Mann Ruhe?

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Oliver Mintzlaff: Bringt der Red-Bull-Mann Ruhe?

Oliver Mintzlaff

 © Leon Kuegeler/Getty Images

Der deutsche Ex-Langstreckenläufer ist Wirtschafts- und Sportmanager und war u. a. für Puma und als Spielerberater tätig. Ab 2014 managte er Red Bulls weltweite Fußballaktivitäten und nach dem Bundesliga-Aufstieg jene von RasenBallsport Leipzig. Nach dem Tod von Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz wurde er Mitglied der dreiköpfigen Geschäftsführung der Red Bull GmbH. Neben Franz Watzlawick (CEO Beverage Business) und Alexander Kirchmayr (CFO) agiert er mit dem Titel CEO Corporate Projects und Investments als Boss des Sportbereichs von Red Bull.

Aktuelle Rolle: Bullen-Zähmer

Nach dem Gerüchtechaos war Oliver Mintzlaff bei den Rennen vor Ort, um die Wogen in vielen Gesprächen zu glätten. Helmut Marko bestätigte danach seinen Verbleib bei Red Bull. Zuletzt schien es, als habe Mintzlaff, der zum Treffen mit den thailändischen Eigentümern, der Familie Yoovidhya, gemeinsam mit dem zweiten Geschäftsführer Franz Watzlawick angereist sein soll, diese von einer Unterstützung Horners abbringen können. Wenngleich Red Bull Horners Abgang dementierte. Neben dem globalen Schaden für die Marke, vor allem im Fall einer Zivilklage durch die suspendierte Ex-Mitarbeiterin, droht Ungemach seitens millionenschwerer Partner wie Ford. So soll Ford überlegen, aus einer geplanten Zusammenarbeit mit Red Bull auszusteigen.

Toto Wolff: „Es gibt kein Team, das nicht Handstände für Max machen würde“

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Toto Wolff: „Es gibt kein Team, das nicht Handstände für Max machen würde“

Toto Wolff

 © IMAGO/HochZwei

Der 52-jährige Ex-Rennfahrer und Investor ist seit 2013 Motorsportchef bei Mercedes und mit einem Partner auch mit 33 Prozent am Formel-1-Team beteiligt. Unter seiner Leitung gewann Mercedes von 2014 bis 2021 acht Konstrukteurstitel und sieben Fahrermeisterschaften in Folge. 2023 wurde er vom Wirtschaftsmagazin Forbes erstmals als Milliardär mit einem Vermögen von 1,6 Milliarden US-Dollar eingestuft. Zu Beginn der Rennsaison verkündete Mercedes-Pilot Lewis Hamilton seinen Abschied und den Wechsel zu Ferrari ab 2025, was bei Mercedes ab der nächsten Saison ein freies Cockpit bedeutet.

Aktuelle Rolle: kühler Kopf

Als beim Saisonstart in Bahrain die Gerüchte um Red Bull Racing laut wurden, wiegelte Wolff betreffend eines möglichen Wechsels von Verstappen ins freie Mercedes-Cockpit ab. "Ein Fahrer wird immer versuchen, im schnellstmöglichen Auto zu sitzen, denn das gibt dir die beste Chance, Rennen und Meisterschaften zu gewinnen. Da ist Max gerade." Später ließ er sich mit Jos Verstappen beim Abendessen sehen. Eine Woche später beim Rennen in Saudi Arabien hörte sich seine Wortmeldung schon anders an: "Es gibt kein Team, das nicht Handstände machen würde, um Max im Auto zu haben."

Mohammed bin Sulayem: FIA-Boss auf Horners Seite

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Mohammed bin Sulayem: FIA-Boss auf Horners Seite

Mohammed bin Sulayem

 © Qian Jun/MB Media/Getty Images

Der 62-jährige ehemalige emiratische Automobilrennfahrer wurde Ende 2021 als erster Nicht-Europäer zum FIA-Präsident und Nachfolger von Jean Todt gewählt. Er bezeichnete seine Aufgabe als oberste sportliche Autorität als „Mission“ und geriet oft mit dem Eigentümer und Vermarkter der Formel 1, Liberty Media, aneinander, als er sich 2021 zu kommerziellen Fragen zu Wort meldete.

Aktuelle Rolle: Boss mit Problemen

Laut "De Telegraaf" soll der FIA-Präsident Max Verstappen aufgefordert haben, Teamchef Horner uneingeschränkt zu unterstützen. Derweil gibt es andere Vorwürfe gegen den FIA-Boss, nach denen er laut BBC-Mitarbeitern angewiesen haben soll, die Strecke in Las Vegas für die Formel-1-Premiere nicht freizugeben. Beim Grand Prix in Saudi-Arabien sei im Vorjahr auf seine Intervention hin eine Zeitstrafe gegen Aston-Martins Fernando Alonso zurückgenommen worden. Auch das Finanzgebaren des FIA-Präsidenten wird aktuell von der Ethikkommission überprüft. Der kommerzielle Rechteinhaber und der Regelhüter der FIA liegen oft im Clinch.

Max Verstappen: „Für mich muss Helmut immer dabei sein“

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Max Verstappen: „Für mich muss Helmut immer dabei sein“

Max Verstappen und sein Vater Jos Verstappen

 © Eibner/EXPA/picturedesk.com

Max Verstappen, 26, wurde von Papa Jos Verstappen, selbst Ex-Formel 1-Fahrer, von klein auf zum Rennfahrer ausgebildet. Red-Bull-Konsulent Helmut Marko lotste den Rohdiamanten aus der Formel 3 direkt in die Formel 1 und setzte ihn wenige Tage nach Verstappens 17. Geburtstag beim Grand Prix von Suzuka in ein Formel-1-Auto (für Red Bulls zweites Team Toro Rosso). Seit 2016 fährt Verstappen für Red Bull Racing und holte als bester F1-Fahrer drei Weltmeister-Titel für den Rennstall. Verstappen ist mit Kelly Piquet, Tochter des dreifachen Formel-1-Weltmeisters Nelson Piquet liiert.

Aktuelle Rolle: Renn-As mit eisernen Nerven

Verstappens Vertrag mit Red Bull läuft bis 2028. Im Zuge der Horner-Affäre geriet die Harmonie des Siegerteams – der beste Fahrer im bestem Auto – ins Wanken. Obwohl seit Saisonstart in Bahrain die Gerüchteküche nicht zur Ruhe kommt, holte Verstappen mühelos zwei Siege für Red Bull. Er zeigt eiserne Nerven. Zu den Gerüchten schwieg er lange, obwohl seine Loyalität zu Vater Jos und Förderer Helmut Marko klar war. Nachdem Gerüchte über eine Suspendierung Markos laut geworden waren, stellte er sich mit breiter Brust vor seinen Erfinder und Mentor: "Ich habe großen Respekt für Helmut. Was wir gemeinsam erreicht haben, geht weit zurück, und meine Loyalität ihm gegenüber ist groß. Er ist ein wichtiger Teil für meine Entscheidungen, auch was die Zukunft im Team betrifft." Vergangenes Wochenende in Saudi Arabien bekräftigte er weiter: "Für mich muss Helmut immer dabei sein. Sonst hätten wir ein großes Problem im Team." Auch von einer Ausstiegsklausel war die Rede. "f1-insider. com" berichtete, dass Verstappen das Formel-1-Team am Ende jeder Saison verlassen darf, wenn Marko nicht mehr für das Team arbeitet. Zu Spekulationen sagte er, seinen Vertrag bei Red Bull erfüllen zu wollen: "Ich genieße es und bin glücklich hier. Solange wir unsere Leistung bringen, gibt es keinen Grund zu gehen." Als sich die Fronten zuletzt zu verhärten schienen, betonte, dass er nicht um jeden Preis für Red Bull fahren müsse.

Jos Verstappen: „Solange Horner im Amt ist, gibt es hier Spannungen“

Jos, der 52-jährige Vater von Red-Bull-Pilot Max Verstappen, 26, war bis 2003 selbst Formel-1-Rennfahrer bei 107 Grand-Prix-Rennen, u. a. als Teamkollege von Michael Schumacher bei Benetton. Ein Tankunfall beim Deutschland-Grand Prix 1994 machte ihn unfreiwillig berühmt, nachdem sich austretender Treibstoff entzündet und Jos in einen Feuerball verwandelt hatte. Verstappen überstand den Vorfall unbeschadet. Die Karriere des Sohns, von dessen Mutter er geschieden ist, steuert er von Stunde null an. Er ist für sein oft herrisches Auftreten bekannt und mischt sich gern in Belange der Red-Bull-Politik ein.

Aktuelle Rolle: Horners lautester Feind

Seit die Gerüchte um Horner laut wurden, poltert Verstappen öffentlich gegen den Red-Bull-Racing-Teamchef. Motorsport Total mutmaßte, Jos Verstappen trage Horner nach, dass er 2016 die Beförderung des Sohns von Toro Rosso zu Red Bull verhindern wollte. Unverhohlen schickt er seit Beginn des Kräftemessens eine Rücktrittsforderung in Richtung Horner: "Solange er im Amt ist, gibt es hier Spannungen. Das Team ist in Gefahr, auseinandergerissen zu werden. So kann es nicht weitergehen. Es wird explodieren." Er ließ sich beim Abendessen mit Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff sehen und schürte so Abwanderungsgerüchte des Juniors von Red Bull Racing. Zuletzt legte er nach, als Horner einen Schlussstrich in der Causa gefordert hatte. Via britischer "Daily Mail" richete er aus: "Ich denke, dafür ist es nun ein bisschen zu spät. Wenn es das ist, was er will, fein. Aber ich denke nicht, dass das möglich ist." Weiter hat er erklärt, die beurlaubte Mitarbeiterin, die Horner klagte, unterstützen zu wollen: "Ich sympathisiere mit der Frau, mit allem, was sie durchgemacht hat." Findige Medienleute wollen zudem herausgefunden haben, dass Verstappen seit Jahren mit eben jener Mitarbeiterin befreundet sei.

Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 11/2024 erschienen.

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