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Mein Partner sagt mir nicht, wie viel er verdient

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Nicht jeder weiß, wie viel der eigene Partner verdient. Warum macht manch einer ein Geheimnis aus seinem Einkommen? Der Paartherapeut Dr. Christian Gutschi liefert mögliche Antworten.

Seit einigen Monaten teilen mein Partner und ich uns eine Wohnung. Um einschätzen zu können, welche Dinge wir uns leisten können und welche nicht, finde ich es wichtig zu wissen, wie viel Geld uns zur Verfügung steht. Er will mir aber partout nicht sagen, wie viel er verdient.

"Es gibt immer wieder Menschen, die ihrem Partner nicht mitteilen, wie viel sie wirklich verdienen", weiß Gutschi aus seiner beruflichen Erfahrung. Das kann verschiedenste Gründe haben. Bei manchen spielt der Gedanke an eine mögliche Trennung eine Rolle: Hat das Paar Kinder und die Frau Kenntnis vom Einkommen des Mannes, so kann sie - sofern die Kinder im Falle einer Trennung bei ihr bleiben - entsprechend hohe Unterhaltszahlungen einfordern. Manch einer will dem vorbeugen, indem er seine finanzielle Lage mithilfe des einen oder anderen Tricks geschickt verschleiert. "Um im Falle des Falles möglichst wenig Unterhalt leisten zu müssen, wird ein möglichst geringer Verdienst angegeben", erklärt der Therapeut, dem zufolge sich in erster Linie gut verdienende Männer dieser fragwürdigen Praxis bedienen.

Die Angst ausgesaugt zu werden

Vielleicht ist es aber auch etwas ganz Anderes, das den Partner dazu bewegt, ein Geheimnis aus seinem Verdienst zu machen. So könnte zum Beispiel die Angst dahinterstecken, sich nicht angemessen abgrenzen zu können. Etwas konkreter formuliert: Nicht Nein sagen zu können, wenn das Gegenüber nach der Devise "Warum gibst Du denn nicht mehr her, wo du doch eh so gut verdienst?" finanzielle Forderungen stellt. Eng damit verknüpft ist wohl auch die Angst, das Ruder, was die Verwaltung des eigenen Geldes betrifft, aus der Hand gerissen zu bekommen oder gar finanziell ausgesaugt zu werden. Möglicherweise hat der Betreffende auch einfach kein Interesse daran, seine Eigenmittel in die Partnerschaft einzubringen. Oder aber er empfindet es als normal, sich hier bedeckt zu halten. Ohne jegliche Hintergedanken.

Das Einkommen als Tabuthema

"Wir sind mit der Einstellung aufgewachsen, dass man nicht über sein Einkommen spricht", erklärt der Psychologe. Ein Phänomen, das vor allem in Österreich weit verbreitet ist und sich nicht nur im beruflichen, sondern eben auch im familiären Alltag wiederfindet. Gar nicht so lange sei es her, dass es gang und gebe war, dass die Kinder nicht wussten, wie viel der eigene Vater verdient. Mitunter ist das auch heute noch der Fall. Das Einkommen wird als Tabuthema gehandelt. Und was das Berufsfeld anbelangt: "Die Mitarbeiter ein und desselben Unternehmens wissen oft nicht, wie viel der jeweils andere verdient." Es wird nicht gern gesehen, wenn man über die Summe spricht, die am Gehaltszettel steht. Nicht zuletzt deshalb, weil dies zu Neid und in weiterer Folge zu Konflikten führen könnte.

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Die zwei Seiten der Medaille

Doch zurück zur Partnerschaft: "Es wird wohl seinen Grund haben, warum er nicht verraten will, wie viel er verdient. Und den gilt es herauszufinden", rät der Paartherapeut. Wobei der Fokus nicht allein auf den Partner gerichtet werden sollte. So stellt sich auf der anderen Seite die Frage: Warum ist es der Frau so wichtig, über die Höhe des Einkommens ihres Lebensgefährten Bescheid zu wissen? Geht es ihr tatsächlich nur darum, mit den finanziellen Mitteln besser haushalten zu können? Oder spielen hier vielleicht auch noch ganz andere Motive eine Rolle? Wünscht sie sich in der Partnerschaft vielleicht grundsätzlich mehr Offenheit? Oder hat sie Angst, dass das Geld, das zur Verfügung steht, nicht ausreicht? Auch diese Aspekte empfiehlt der Experte zu beleuchten.

© Privat

Steckbrief

Dr. Christian Gutschi

Beruf
Klinischer Psychologe & Gesundheitspsychologe

Dr. Christian Gutschi ist Klinischer Psychologe und Gesundheitspsychologe. Sein beruflicher Schwerpunkt liegt auf der Arbeit mit Kindern, Jugendlichen, Familien und Paaren. Darüber hinaus ist er als Lektor an der FH Kärnten für Gesundheitsmanagement tätig. Hier geht es zu seiner Homepage.

Psychische Gesundheit

Über die Autoren

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