Dass man seine Zähne regelmäßig putzen muss, weiß jedes Kind. Doch wissen Sie auch tatsächlich, wie's richtig geht? Am "Tag der Zahnhygiene" präsentieren wir Ihnen die größten Fehler bei der Zahnreinigung.
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Fehler Nr. 1: Zahnseide ist nicht so wichtig
"Zahnseide ist extrem wichtig", betont DDr. Claudius Ratschew von der Landeszahnärztekammer Wien. Sie stellt die einzige Möglichkeit dar, den Kontaktpunkt der Zähne, also jene Stelle, an der sich zwei Zähne direkt berühren, zu reinigen. "Weder die Zahnbürste noch eine Munddusche oder andere Pflegemittel kommen dort hin." Mit anderen Worten: Speisereste, die hier hängen bleiben, werden ohne Zahnseide nicht entfernt, was über kurz oder lang zu Kariesbildung führt.
Fehler Nr. 2: Interdentalbürste statt Zahnseide
Wie gesagt: Zahnseide kann durch kein anderes Pflegeinstrument oder -mittel ersetzt werden. Auch nicht durch Interdentalbürsten, "denn auch sie kommen zu besagten Kontaktpunkten nicht hin", erklärt der Experte. Tatsächlich macht deren Einsatz nur dort Sinn, wo zwischen zwei Zähnen und Zahnfleisch bereits ein Dreieck sichtbar ist, weil sich dort Knochen und Zahnfleisch - wie es mit fortgeschrittenem Alter üblich ist - zurückgebildet haben.
Fehler Nr. 3: Direkt nach dem Essen putzen
Wer direkt nach einer Mahlzeit zur Zahnbürste greift, schadet seinen Zähnen möglicherweise mehr, als er ihnen Gutes tut. Der Grund: Unsere Nahrung enthält Säuren und diverse andere Wirkstoffe, die den Zahnschmelz aufweichen. Wer demnach unmittelbar nach der Nahrungsaufnahme putzt, läuft Gefahr, dass er die Zahnsubstanz beschädigt. Und zwar unabhängig davon, ob das Lebensmittel viel oder wenig Säure enthält. Die Devise lautet daher: Nach dem Essen 30 Minuten warten - dann putzen.
Fehler Nr. 4: Naturzahnbürste verwenden
Wer glaubt, er täte seinen Zähnen etwas Gutes, wenn er eine Naturzahnbürste verwendet, der irrt gewaltig! Abgesehen davon, dass Bambus, Dachshaar und Co. nicht jedermanns Sache sind, warnt der Fachmann: "Keine Naturborsten! Die sind ein Bakterienrasen." Er rät zu Kunstborsten mit mittlerem Härtegrad. Und das Bürsterl bitte nicht länger als drei Monate verwenden, weil sich das Material mit der Zeit abnützt und folglich auch die Putzwirkung nachlässt.
Fehler Nr. 5: Regelmäßig desinfizieren
Desinfektionsspülungen machen dann Sinn, wenn das Ausmaß an Bakterien im Mund überhand nimmt - etwa aufgrund einer Entzündung. Sie sollten aber keinesfalls dauerhaft angewendet werden, "weil das die Bakterienflora der Mundschleimhaut schädigen würde. Und die brauchen wir. Denn die Verdauung beginnt ja im Mund", erklärt der Experte. Die regelmäßige Anwendung von Mundwasser in moderaten Mengen wiederum ist in Ordnung, hat medizinisch gesehen aber keinerlei Wirkung.
Fehler Nr. 6: Mit aufhellender Zahnpasta putzen
Produkte, die versprechen, dass sie die Zähne deutlich aufhellen, "sind immer verdächtig", warnt der Experte. Entweder sie halten nicht, was sie versprechen, oder sie schaden den Zähnen. "Wenn sie die Zähne wirklich weißer machen, dann geht das nur, indem sie die Zahnsubstanz abscheuern. Und das ist ganz schlecht!" Ideal sind dagegen "ganz normale, gängige Pasten", wie man sie in jedem Supermarkt erhält. "Mit ihnen kann man nichts falsch machen."
Wie putzt man richtig?
Nachdem wir Ihnen nun in aller Deutlichkeit vor Augen geführt haben, in welche Fallen Sie auf keinen Fall tappen sollten, wollen wir Ihnen natürlich nicht vorenthalten, wie man's richtig macht. Und so geht's: Putzen Sie Ihre Zähne zwei Mal täglich - jeweils 30 Minuten nach dem Frühstück und nach dem Abendessen. Ist die Zeit morgens knapp, dann putzen Sie vor dem Frühstück - und zwar gleich nach dem Aufstehen. Nach der Mahlzeit noch einmal kräftig mit Wasser spülen.
Legen Sie sich für den Putzvorgang eine Systematik zu, die Sie strikt einhalten. Beginnen Sie zum Beispiel auf der rechten Oberseite und arbeiten Sie zur linken Unterseite vor. Lassen Sie keinen Zahn aus. Reinigen Sie sorgfältig die Außenseite, die Kaufläche und die Innenseite. Das Prinzip dabei lautet: rot-weiß in kreisend-rollenden Bewegungen. Führen Sie die Zahnbürste also in kreisenden Bewegungen vom Zahnfleisch in Richtung Zahnspitze.
Wer sorgfältig putzt, kommt auch mit einer normalen Zahnbürste ans Ziel. Die elektrische Version hat allerdings allerlei Vorteile: Ihr kleiner Kopf kommt auch sehr gut in die hinteren Mundbereiche ebenso wie in Zahnzwischenräume, "deren Reinigung leider oft etwas vernachlässigt wird", erklärt Ratschew. Abgesehen davon vollführt der Kopf der elektrischen Zahnbürste von Haus aus die richtigen Bewegungen - und das in einer Geschwindigkeit, wie es mit der Hand beim besten Willen nicht möglich ist.