In den USA wurde die offizielle Empfehlung, die Zähne mit Zahnseide zu reinigen, aufgehoben. Der Nutzen sei nicht erwiesen, heißt es. Können wir uns das Putzen mit Zahnseide also künftig sparen? Weil's eh nix bringt? Wir fragten beim Experten nach.
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Der tatsächliche Nutzen sei nicht erforscht, verlautbarte die US-Regierung laut "spiegel.de" auf Anfrage der Nachrichtenagentur AP. In der Folge wurde die Empfehlung, Zahnseide zu verwenden, aus den "Dietary Guidelines für Americans" gestrichen. Besagte Guidelines bieten den US-Amerikanern Richtlinien für ein gesundes Leben. Was sagt DDr. Claudius Ratschew von der Landeszahnärztekammer Wien zu der Aufhebung der Empfehlung?
"Das ist ein völliger Unsinn!" Der Einsatz von Zahnseide sei selbstverständlich nötig, fasst Ratschew den allgemeinen Tenor österreichischer Zahnärzte und Wissenschafter zusammen. Der Grund: Ausschließlich mit Zahnseide könne man den Kontaktpunkt zwischen den Zähnen reinigen. Also jene Stelle, an der die Zähne einander berühren und an der für gewöhnlich Speisereste hängenblieben.
Der Rest der Geschichte ist mehr oder wenig bekannt: Bakterien wandeln die in den Speiseresten enthaltenen Kohlenhydrate zu Säuern um. Die Säuren greifen den Zahnschmelz an - und der Weg für das Loch ist geebnet. "Das Tückische daran ist, dass man diese Löcher erst spät bemerkt, weil man sie äußerlich nicht sieht." Nur ein Röntgenbild könne hier Licht ins Dunkel bringen. Hinzu kommt, dass der Patient meist erst dann zum Zahnarzt geht, wenn er das Loch bereits spürt, sprich Schmerzen hat. Zu diesem Zeitpunkt sei das Loch aber schon relativ tief.
Deshalb sei Zahnseide - neben der Zahnbüste - "das allerwichtigste Putzinstrument". Verwenden solle man es einmal täglich, und zwar abends. "Nicht zu grob", warnt der Experte, sondern mit zart sägenden Hin- und Her-Bewegungen. Unter das Zahnfleisch solle man mit der Zahnseide nicht fahren. Ebenso wenig soll man dieses zum Bluten bringen. Der Kontaktpunkt zwischen den Zähnen sollte mit der Zahnseide aber spürbar überwunden werden.
Interdentalbürsten seien im Übrigen keine Alternative zur Zahnseide. Sie sollten nur im Bedarfsfall zum Einsatz kommen, sprich wenn beim Patienten schon ein gewisser Knochenabbau nachweisbar ist. Und auch dann nur ergänzend. Bei einem gesunden Gebiss, bei dem Zahnfleisch und Knochen komplett sind, mache die Bürste dem Experten zufolge keinen Sinn. Dann sei Zahnseide gefragt, die man besser verwenden sollte, wenn man nicht Gefahr laufen will, sein Gebiss zu ruinieren.