Streit in der Endlosschleife? Ein Problem, das viele Paare kennen. Der Paartherapeut Dr. Christian Gutschi weiß Rat.
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Mein Partner und ich streiten immer wieder über dieselben Dinge. Das führt regelmäßig zu einer Eskalation, was für uns beide sehr belastend ist. Wie wir es drehen und wenden - wir finden einfach keine Lösung, die für uns beide passt. Wie kommen wir aus diesem Teufelskreis heraus?
"Das ist ein Teufelskreis, der sich in wahrlich vielen Beziehungen findet", weiß Gutschi, dem zufolge man einen genauen Blick auf die jeweilige Entwicklungsgeschichte der Partner werfen müsse. Bei Konflikten wie diesen kämen nämlich viele Aspekte des eigenen Erfahrungshintergrunds zum Tragen. "Mit welchem Weltbild, welchen Haltungen, welchen Glaubenssätzen bin ich aufgewachsen, erzogen worden? Und welche habe ich mir im Laufe des Lebens selbst zurechtgelegt beziehungsweise erarbeitet?" Diese Fragen gilt es zu beleuchten.
Worüber wird wirklich gestritten?
Wobei die Themen, über die gestritten wird, auf den ersten Blick oft unbedeutend scheinen. Wie zum Beispiel das schmutzige Kaffeehäferl, das, vom Mann achtlos in der Küche abgestellt, von der Frau unter stillem Fluchen in den Geschirrspüler geräumt wird. Fast könnte man meinen, es lohne sich nicht, über solche Dinge zu streiten. Tatsächlich zeigen sich durch diese vermeintlichen Kleinigkeiten aber tieferliegende Themen, die keinesfalls trivial sind. So könnte der Kaffeehäferl-Disput stellvertretend für die grundlegende Frage geführt werden, ob der Haushalt in den Aufgabenbereich der Frau fällt oder doch beide für Geschirr und Co. verantwortlich sind.
"Die festgefahrene Muster zeigen sich im Zusammenleben der beiden. Ihren Ursprung haben sie aber im jeweiligen Erfahrungsschatz des Einzelnen. Und genau das muss man sich anschauen", sagt Gutschi, der eine Paartherapie empfiehlt, wenn sich die Streitmuster bereits derart verfestigt haben, dass die Partner selbst keinen Ausweg mehr finden. Besonderes Augenmerk gelte es dabei auf die Umstände zu legen, unter denen sich die beiden kennengelernt haben: Was war es, das sie am Anderen anfangs so faszinierend fanden? Oft seien es nämlich genau diese Eigenheiten, die den Partner nach einigen Jahren zur Weißglut bringen.
Zuerst faszinierend, dann nervtötend
Ein Beispiel: Ein Mann, der in einer Familie aufgewachsen ist, in der es kaum Freiheiten gab - weder finanzielle noch anderweitige -, trifft auf eine Frau, in deren Familie immer alles möglich und in der auch stets genügend Geld vorhanden war. Für ihn ist die Gedankenwelt der Frau, der kaum Grenzen gesetzt sind, faszinierend. "Dieses Denken kennt er nicht. Das etwas Neues für ihn", veranschaulicht der Experte. Die Frau wiederum leidet möglicherweise an einem Helfersyndrom. Sie empfindet es als Herausforderung, den Mann von den Grenzen, die er in seiner Kindheit gesetzt bekommen und im Laufe der Zeit verinnerlicht hat, zu befreien. "Auf dieser Ebene finden sich die beiden."
Was man anfangs anziehend findet, wird nach ein, zwei Jahren aber zum großen Problem. Nämlich dann, wenn der Mann der Frau vorwirft, das Geld beim Fenster hinauszuwerfen, und sie im Gegenzug an ihm kritisiert, dass er kleinlich ist. Nun sei es wichtig, sich darüber bewusst zu werden, welche Muster hier zum Vorschein kommen, welche unbewussten Mechanismen diese befeuern und warum sich das Gegenüber so sehr an ihnen stört. "Die Hintergründe von Beziehungskonflikten sind uns oft gar nicht bewusst. Man streitet sich über das Kaffeehäferl. In Wirklichkeit geht es aber um etwas, das viel tiefer liegt. Und das gilt es herauszufinden."
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Steckbrief
Dr. Christian Gutschi
Dr. Christian Gutschi ist Klinischer Psychologe und Gesundheitspsychologe. Sein beruflicher Schwerpunkt liegt auf der Arbeit mit Kindern, Jugendlichen, Familien und Paaren. Darüber hinaus ist er als Lektor an der FH Kärnten für Gesundheitsmanagement tätig. Hier geht es zu seiner Homepage.
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