Wer einmal an einer Gürtelrose gelitten hat, vergisst die Krankheit so schnell nicht wieder. Meist ist sie mit höllischen Schmerzen verbunden. Wie aber kommt es zur Erkrankung? Ist Gürtelrose ansteckend? Und wie gefährlich ist sie? Die Dermatologin Prof. Julia Valencak von der MedUni Wien steht Rede und Antwort.
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Woran erkenne ich eine Gürtelrose?
Erstes Anzeichen einer Erkrankung sind meist Schmerzen. Valencak spricht von der sogenannten Neuralgie, also Nervenschmerzen. Diese treten typischerweise einseitig auf, je nachdem, welche Körperseite von der Gürtelrose betroffen ist, und verlaufen entlang der Nervenbahnen. "Manchmal hält man nicht einmal mehr das T-Shirt auf der Haut oder die Decke auf dem Bein aus", veranschaulicht Valencak das mögliche Ausmaß der Schmerzen. In weiterer Folge können auch kleine Bläschen auftreten. Diese sind aber nicht immer zwingend vorhanden.
Welche Körperteile sind betroffen?
Die Gürtelrose, im Fachjargon Herpes Zoster genannt, kann an sämtlichen Körperstellen ausbrechen. Oft tritt sie im Bereich des Brustkorbes auf, seltener auch am Rücken, an Armen oder Beinen. "Am schlimmsten ist es, wenn der Kopf-Hals-Bereich betroffen ist", so die Expertin. Dort verläuft nämlich der sogenannte Nervus trigeminus, der wichtige Teile des Kopfbereiches mit Reizen versorgt. Die Folge sind meist sehr starke Schmerzen. Dabei kann auch das Auge in Mitleidenschaft gezogen werden.
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Wie kommt es zur Erkrankung?
Gürtelrose wird durch das für die Windpocken verantwortliche Varicella-Zoster-Virus ausgelöst. Rund ein Fünftel der Menschen, die eine Windpockeninfektion hinter sich haben, erkranken später einmal an Gürtelrose. Dabei werden die im Körper verbliebenen Viren reaktiviert. Auslöser können beispielsweise Stress und Schlafmangel sein. Ein geschwächtes Immunsystem begünstigt den Ausbruch der Erkrankung. Wer noch nie Kontakt mit besagtem Virus hatte, kann - vorerst - auch nicht an Gürtelrose erkranken. Dafür aber an Windpocken.
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Ist Gürtelrose ansteckend?
"Ansteckend", so Valencak, "ist lediglich der Bläscheninhalt". Und das auch nur dann, wenn er in Kontakt mit der Schleimhaut der gesunden Person kommt. Im Gegensatz zu den Windpocken. "Die sind hochansteckend", warnt die Expertin. Eine Infektion könne hier auch über die Atemluft erfolgen. Daher sollte sich jeder Erwachsene, der noch nie Kontakt mit dem Virus hatte, das zuerst für die Winpocken und später für die Gürtelrose verantwortlich ist, gegen Windpocken impfen lassen.
Wer ist besonders gefährdet?
Besonders gefährdet sind ältere Menschen. "Die Hälfte aller Gürtelrose-Patienten sind 65 Jahre alt oder älter", erklärt Valencak. Mit dem Alter steige auch das Risiko einer Zoster-Neuralgie dramatisch an. Diese äußert sich in mitunter extrem starken Schmerzen, die bis zu einem halben Jahr andauern können und medikamentös behandelt werden müssen. Immer häufiger tritt die Gürtelrose auch bei Kindern auf. Dies könnte an einer möglichen Zunahme an Stress schon in jungen Jahren liegen.
Wie gefährlich ist Gürtelrose?
Bei rund einem Viertel der über 60-jährigen Patienten stellt sich mindestens eine Folgekomplikation ein. So kann es zum Beispiel dort, wo die Gürtelrose aufgetreten ist, zu einer eingeschränkten Sensibilität kommen. Bei Symptomen im Kopf-Hals-Bereich ist eine lebenslange Lähmung von Teilen des Gesichts nicht auszuschließen. Darüber hinaus kann die Gürtelrose auch eine Superinfektion bedingen. Verantwortlich dafür sind meist Bakterien, die auf der Haut leben und durch offene Stellen in ebendiese eintreten.
Bei über 80-jährigen Patienten liegt das Risiko für eine länger bestehende Zoster-Neuralgie bei 70 bis 80 Prozent. Die Schmerzen dauern oft ein halbes Jahr an. Abgesehen davon können die Viren auch zu Veränderungen an der Wand der Blutgefäße führen. Diese sind altersbedingt meist ohnehin schon verengt. Wenn die Gürtelrose dann noch zu einer zusätzlichen Verengung führt, schnellt das Risiko für einen Schlaganfall in die Höhe. Vor allem wenn die Gürtelrosen im Kopf-Hals-Bereich auftritt. Dann erhöht sich das Risiko um das Vier- bis Fünffache.
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Wie kann ich vorbeugen?
Der Expertin zufolge kann man sich nicht nur, sondern sollte sich sogar gegen Gürtelrose impfen lassen: "Ich würde jeden ab 50 impfen." Etwaige Nebenwirkungen wie Fieber, Schmerzen, Rötung oder Juckreiz an der Einstichstelle stünden in keiner Relation zu den möglichen Folgekomplikationen. Selbst wenn die Impfung zum Ausbruch der Erkrankung führe, könne man so doch der größten mit der Gürtelrose einhergehenden Gefahr vorbeugen - der Zoster-Neuralgie.
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Wie lange dauert die Erkrankung?
Die Dauer der Erkrankung hängt vom Alter und Allgemeinzustand des Patienten ab. Bei jungen, gesunden Personen klingen die Symptome meist nach einer Woche ab. So lange dauert es auch, bis die Bläschen abkrusten. Ältere oder immungeschwächte Personen können auch zwei, drei Wochen an der Erkrankung leiden. Wer einmal eine Gürtelrose hatte, bekommt sie in der Regel nicht wieder. Das gilt allerdings nicht für Menschen, deren Immunsystem - zum Beispiel aufgrund einer Chemotherapie - stark geschwächt ist. "Sie können immer wieder erkranken", erklärt Valencak.
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Wie behandelt man die Gürtelrose?
Für die lokale Behandlung der Bläschen gibt es spezielle Mixturen. Dabei handelt es sich um jene Präparate, wie man sie auch bei Windpocken verwendet. "Gut ist alles, was dabei hilft, dass die Bläschen schnell abtrocknen", so die Expertin. Darunter Produkte, die Zink oder Gerbstoffe enthalten. Duschen ist trotz Bläschen übrigens erlaubt. Die Erkrankung selbst wird medikamentös behandelt. Der Wirkstoff Valaciclovir hat sich als besonders empfehlenswert erwiesen, da er auch gut gegen die Schmerzen hilft.
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