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Diabetes mellitus: Formen, Ursachen & Symptome

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Ungesunde Ernährung fördert das Risiko von Diabetes

©Elke Mayr
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Rund 800.000 Menschen in Österreich leiden an Diabetes. Seit dem Jahr 2020 ist die Sterblichkeit an den Folgen der "Zuckerkrankheit" um 70 Prozent gestiegen. Gleichzeitig werden die Betroffenen immer jünger. Zu spät diagnostiziert, können die Folgen der Erkrankung tödlich sein. Wie man Diabetes rechtzeitig erkennt, welches Risiko die Krankheit birgt und wie man vorbeugen kann.

Diabetes ist auf dem Vormarsch. In Europa ist die Zahl der Betroffenen in den letzten 20 Jahren um 40 Prozent gestiegen. Weltweit dürfte es derzeit rund 530 Millionen Fälle geben. Bis zum Jahr 2045 könnte die Zahl auf 780 Millionen steigen. 90 bis 95 Prozent der Fälle sind dem Typ Diabetes mellitus Typ 2 zuzuordnen. 50 bis 70 Prozent davon wären vermeidbar. Doch wie kommt es überhaupt zur Erkrankung?

Wie kommt es zu Diabetes Typ 1?

Insulin senkt den Blutzuckerspiegel, indem es Körperzellen dazu anregt, Glukose aus dem Blut aufzunehmen, erklärt Prof. Alexandra Kautzky-Willer, Stoffwechselexpertin der MedUni Wien. Bei Diabetes Typ 1, einer Autoimmunerkrankung, werden die Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse, die für die Insulinproduktion notwendig ist, von Antikörpern zerstört. Der Körper kann folglich kein Insulin mehr erzeugen und ist auf die Zufuhr von außen angewiesen.

Diabetes Typ 1 tritt für gewöhnlich vor dem 35. Lebensjahr, meist sogar schon im Kindesalter auf. Die Zahl der Patienten hat sich in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt. Und sie nimmt weiter zu. Derzeit kommt es zu rund 300 Neuerkrankungen pro Jahr. Geheilt kann Diabetes Typ 1 nicht werden. Zumindest noch nicht. "Aufgrund der guten Behandlungsmöglichkeiten können aber sogar jene, die schon jung erkrankt sind, heute sehr gut leben", erklärt die Expertin.

Wie kommt es zu Diabetes Typ 2?

Rund 10 Prozent der Diabeteserkrankungen entfallen auf den Typ 1. Rund 90 Prozent auf den Typ 2. "Übergewicht, vermehrtes Bauch- und Leberfett und eine Insulinresistenz, das sind die Hauptprobleme für Diabetes Typ 2", erklärt Kautzky-Willer. Aufgrund der Resistenz kann das Insulin also schon mal nicht so wirken, wie es eigentlich sollte. Hinzu kommt, dass der Körper bei dieser Form des Diabetes über kurz oder lang zu wenig Insulin ausschüttet. Ein erhöhter Blutzuckerspiegel ist die Folge.

Was tun bei Schwangerschaftsdiabetes?

Eine weitere sehr häufig auftretende Form ist der Schwangerschaftsdiabetes. "Jede siebte Schwangere ist von einer Form von Diabetes in der Schwangerschaft betroffen", so die Expertin. Tendenz steigend. Dabei handelt es sich um eine Art Vorstufe zu Diabetes Typ 2. Diagnostiziert wird er in der Regel beim sogenannten Zuckerbelastungstest, der allen Schwangeren im Rahmen der Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen zwischen der 24. und der 28. Schwangerschaftswoche empfohlen wird.

Bei allen Formen von erhöhtem Blutzucker in der Schwangerschaft ist auch das Kind gefährdet

Alexandra Kautzky-WillerFachärztin für Innere Medizin

Kautzky-Willer sieht die Diagnose Schwangerschaftsdiabetes als Chance, wird die Erkrankung hier doch meist in einem sehr frühen Stadium erkannt. Wer umgehend seinen Lebensstil ändert, etwa mehr Bewegung macht und sich gesünder ernährt, könne einer späteren Erkrankung vorbeugen. Umgekehrt würde etwa die Hälfte jener, die keine präventiven Maßnahmen ergreifen, später an Diabetes Typ 2 erkranken. Wobei auch hier Übergewicht eine bedeutende Rolle spielt.

Bei etwa einem Viertel der stark übergewichtigen Frauen wird schon in der frühen Schwangerschaft Diabetes diagnostiziert. In diesem Fall handelt es sich allerdings um mehr als einen reinen Schwangerschaftsdiabetes. Oft liegt bereits ein Typ-2-Diabetes vor. "Bei allen Formen von erhöhtem Blutzucker in der Schwangerschaft ist auch das Kind gefährdet", warnt die Expertin. Besonders bei Diabetes Typ 1 und Typ 2.

Zwar ist bis heute nicht eindeutig geklärt, wodurch Diabetes Typ 1 entsteht. Viruserkrankungen, Umweltfaktoren und eine Veränderung der Darmbakterien könnten eine Rolle spielen. Möglicherweise aber trägt auch Übergewicht der Mutter während der Schwangerschaft zu einer Erkrankung des Kindes bei.

Wie lässt sich das Diabetes-Risiko senken?

Sicher jedenfalls ist, dass bei Diabetes Typ 2 der Lebensstil eine massive Rolle spielt. "Durch einen gesunden Lebensstil kann man das Erkrankungsrisiko um bis zu 70 Prozent reduzieren", so Kautzky-Willer. Nicht zu vernachlässigen ist auch der genetische Faktor. "Wenn beide Eltern Diabetes haben, dann ist das Risiko, ebenso zu erkranken, sehr groß." Doch zurück zum gesunden Lebensstil. Was können wir tun, um einer Erkrankung vorzubeugen?

Bewegung ist eines der Zauberwörter in Sachen Prävention. Wer einen sitzenden Beruf ausübt, sollte alle halben Stunden aufstehen und ein bisschen herumgehen, empfiehlt die Expertin. Insgesamt 10.000 Schritte sollte man täglich machen. Abgesehen davon sollte man wöchentlich mindestens 150 Minuten bei mäßiger Anstrengung körperlich aktiv sein. Bewegungsmangel gilt als prinzipieller Risikofaktor für Diabetes Typ 2. Für Frauen fast aber noch mehr als für Männer.

Durch einen gesunden Lebensstil kann man das Erkrankungsrisiko um bis zu 70 Prozent reduzieren

Alexandra Kautzky-WillerFachärztin für Innere Medizin

"Die große Masse der Frauen bewegt sich zu wenig. Nach der Menopause steigt das Übergewicht oft stark an", warnt die Expertin. Apropos Übergewicht: Besonders gefährlich ist hier das Bauchfett. Prinzipiell gilt ein Bauchumfang ab 88 cm bei Frauen und 102 cm bei Männern als riskant. Wer es noch genauer will, der dividiert Bauchumfang durch Körpergröße. Beträgt das Ergebnis über 0,5, besteht ein erhöhtes Diabetesrisiko. Diese Formel gilt für Männer wie für Frauen.

Täglich sollte man bis zu 800 Gramm Obst und Gemüse verzehren. Idealerweise mehr Gemüse als Obst. Zucker dagegen gilt es so weit als möglich zu meiden. "Wir essen zu viel Zucker. Frauen noch mehr als Männer", weiß Kautzky-Willer. Was für Speisen gilt, gilt natürlich auch für Getränke: keine Fruchtsäfte, keine Softdrinks und "Kindern gleich gar nicht den süßen Geschmack angewöhnen". Der gesündeste Durstlöscher ist nach wie vor Wasser. Ein weiteres No-Go in Sachen Prävention sind Zigaretten.

Auch Schlafmangel und ein starker Wechsel im Biorhythmus, wie es etwa bei Schichtarbeit der Fall ist, erhöhen das Diabetesrisiko. Ebenso wie Stress. Studien zufolge ist die Zahl der Diabetiker im Osten Österreichs höher als im Westen. Dies dürfte wohl darauf zurückzuführen sein, dass das Leben in einer Großstadt mehr Stress, weniger Bewegung und alles in allem einen ungesünderen Lebensstil mit sich bringt. Zudem gilt es als erwiesen, dass Feinstaub das Erkrankungsrisiko erhöht.

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Welche gesundheitlichen Folgen hat Diabetes?

Wer all diese Aspekte nicht berücksichtigt und möglicherweise auch noch erblich vorbelastet ist, riskiert mitunter fatale Folgen. "Schon bei Blutzuckerwerten ab 130, 140 kann es zu Organschäden kommen", warnt die Expertin. "Eine Schädigung der Nieren kann bis zur Dialyse, eine Schädigung der Augen bis zur Erblindung führen." Durchblutungsstörungen der Beine wiederum können in eine Amputation münden.

Es steigt nicht nur die Gefahr, eine Herz-Kreislauf-Erkrankung, etwa einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall, zu erleiden. Auch das Krebs- und das Demenzrisiko erhöhen sich. Bei Diabetes im gebärfähigen Alter wiederum erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass es zu Fehlbildungen beim Kind, zu einem Frühabort, einer Fehl- oder einer Totgeburt kommt. Alles in allem zählt Diabetes zu den häufigsten Todesursachen überhaupt.

Schon bei Blutzuckerwerten ab 130, 140 kann es zu Organschäden kommen

Alexandra Kautzky-WillerFachärztin für Innere Medizin

Umso wichtiger ist es, die Erkrankung so früh wie möglich zu erkennen. Was im Falle von Diabetes Typ 2 nicht immer leicht ist. Die Krankheit verläuft meist schleichend. Oft wird sie erst nach Jahren diagnostiziert. Um dem zuvorzukommen, empfiehlt die Expertin, sich ab dem 45. Lebensjahr testen zu lassen. Liegen eine oder mehrere der genannten Risikofaktoren vor, sollte man sich bereits vor dem 45. Lebensjahr entsprechenden Tests unterziehen.

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Wie kann man Diabetes bei Kindern erkennen?

Obgleich sich der Typ-1-Diabetes wesentlich deutlicher zeigt, wird auch er bei Kindern oft nicht rechtzeitig erkannt. "Die Symptome treten erst dann zutage, wenn der Blutzuckerspiegel schon sehr hoch und der Großteil der Bauchspeicheldrüse zerstört ist." Betroffene Kinder wirken meist müde und abgeschlagen, leiden unter Konzentrationsschwierigkeiten, zeigen ein starkes Durstgefühl und vermehrten Harndrang. Weitere mögliche Anzeichen sind Bettnässen und Gewichtsverlust.

Wiederkehrende Harnwegsinfekte oder Pilzinfektionen im Genitalbereich können auf Diabetes Typ 2 hinweisen. Dabei gilt es, schon den ersten kleinen Anzeichen Aufmerksamkeit zu schenken. Denn nur so kann man handeln, bevor weit größere Schäden entstehen.

Wie wird Diabetes behandelt?

Welche Therapie zum Einsatz kommt, hängt davon ab, an welcher Form von Diabetes der Betroffene leidet. Beim Typ-1-Diabetes muss dem Körper Insulin künstlich in Form von Insulinpräparaten zugeführt werden. Ziel der Behandlung ist es, das Insulin, das der Körper zu produzieren selbst nicht imstande ist, zu ersetzen. Aus diesem Grund muss die Therapie auch ein Leben lang durchgeführt werden. Bis dato kann Diabetes Typ 1 nicht geheilt werden.

Beim Diabetes Typ 2 ist der Handlungsspielraum um einiges größer. Eine Verbesserung der Erkrankung kann oft schon durch vermehrte Bewegung und einen Gewichtsverlust erzielt werden. Eine nicht minder wichtige Rolle spielt gesunde Ernährung. Nicht jedem aber fällt es leicht, den Lebensstil zu ändern. So zeigen zahlreiche Studien, dass Patienten und Patientinnen eher dazu bereit sind, Medikamente einzunehmen als ihren Lebensstil zu ändern.

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