Eine bipolare Störung ist eine psychische Erkrankung, bei der die Stimmung der Betroffenen zwischen zwei Extremen wechselt. Euphorische Hochphasen wechseln sich mit depressiven Episoden ab. Wie entsteht eine bipolare Störung, wie erkennt man sie und wie unterscheidet sie sich von anderen psychischen Erkrankungen, wie etwa einer manischen Depression? Ein Überblick.
- Was ist eine bipolare Störung?
- Welche Anzeichen/Symptome gibt es?
- Im Gegensatz dazu widerspiegeln diese Symptome eine depressive Phase:
- Wann treten diese Phasen auf?
- Was ist der Unterschied zur manischen Depression?
- Wer diagnostiziert eine bipolare Störung?
- Woher kommt sie, wie entsteht sie? (Ursachen)
- Welche Formen gibt es?
- Behandlung: Was tun bei einer bipolaren Störung?
- Wohin, um Hilfe zu erhalten?
- Was hilft? Was kann man selbst tun?
- Welche Medikamente?
- Wie geht man als Angehörige/r damit um?
Was ist eine bipolare Störung?
Eine bipolare Störung ist eine psychische Erkrankung, bei welcher die Betroffenen von ihrer Stimmung her stets zwischen zwei Extremen wechseln. Das Sprichwort "Himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt" beschreibt dieses Krankheitsbild wohl am besten. Während der Hochphasen, den manischen Episoden, sind die Betroffenen überschwänglich euphorisch, extrem aktiv und umtriebig. Sie haben selbst das Gefühl, Bäume ausreißen und Berge versetzen zu können und brauchen kaum Schlaf. Die Symptome können sich jedoch auch in Gereiztheit und Aggressivität zeigen. Nämlich immer dann, wenn Dinge nicht so gelingen wie erwartet, oder es von außen Kritik zum eigenen Verhalten gibt.
Nach diesen Hochphasen stellt sich bei der bipolaren Störung dann eine Tiefphase ein – die depressive Episode. Hier sind die Betroffenen dann niedergeschlagen, antriebsarm und haben kein Interesse mehr an Dingen. Sie schlafen schlecht (in der Regel mit frühmorgendlichem Erwachen), grübeln viel und haben insgesamt eine depressive Grundstimmung.
Von der zeitlichen Dauer ist es so, dass die Hochphasen hier stets kürzer andauern als die Tiefphasen.
Welche Anzeichen/Symptome gibt es?
Die Symptome der manischen Phase sehen in der Regel so aus, wobei selbstverständlich nicht alle Symptome zeitgleich auftreten.Insgesamt kann an diesen Verhaltensweisen jedoch eine manische Phase erkannt werden:
Gesteigerte Aktivität
Ruhelosigkeit (psychisch und physisch)
Rededrang
Ideenflucht (sehr schnelles, sprunghaftes Denken – für Außenstehende sehr schwer zu folgen)
Gedankenrasen
Verlust sozialer Hemmungen
vermindertes Schlafbedürfnis
überhöhte Selbsteinschätzung
Im Gegensatz dazu widerspiegeln diese Symptome eine depressive Phase:
verminderte Konzentration und Aufmerksamkeitsstörungen
vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen
Gefühle von Schuld und individueller Wertlosigkeit
übertriebene / unbegründete Zukunftsängste oder "Schwarzsehen"
Suizidgedanken und -fantasien
Selbstverletzungen – Aggressionen gegen sich selbst
verminderter Appetit
verminderte Libido
Wann treten diese Phasen auf?
Bei der bipolaren Störung treten stets sowohl manische als auch depressive Episoden auf. Die depressive Phase dauert in der Regel mindestens 14 Tage und die manische Phase hält in der Regel mindestens 7 Tage an und ist häufig stark ausgeprägt, was zu negativen Folgen wie etwa Schulden, Eheproblemen, Problemen am Arbeitsplatz, etc. führen kann.
Was ist der Unterschied zur manischen Depression?
Menschen mit einer bipolaren Störung zeigen während der depressiven Phasen prinzipiell dieselben Symptome, wie während einer klassischen depressiven Episode. Wie Patienten mit einer "einfachen" Depression, also ohne dem Wechsel zwischen Depression und Manie, über welchen sich bipolare Störungen auszeichnen.
Während der manischen Phasen kommt es hier dann, wie oben beschrieben, zu dem komplett gegenteiligem Verhalten. Auch bei der manischen Depression kommt es also zu einem Wechsel aus Niedergeschlagenheit und Euphorie.
Differentialdiagnostisch müssen von einer bipolaren Störung andere Krankheitsbilder abgegrenzt werden wie zum Beispiel die schizoaffektive Störung, oder auch Persönlichkeitsstörungen. Ebenso muss ein Substanzmissbrauch (Alkohol, Drogen, u.ä.) ausgeschlossen werden.
Wer diagnostiziert eine bipolare Störung?
Um eine bipolare Störung diagnostizieren zu können, müssen mindestens zwei affektive Episoden vorliegen. Also mindestens eine depressive und eine manische Episode jeweils mit oben dargestellten Symptomen. Davon muss mindestens eine der Episoden hypomanisch (leichte Form der Manie), manisch oder gemischt sein. Sollte nur eine Phase erkannt und diagnostiziert werden können handelt es sich nicht um eine bipolare, sondern um eine unipolare Episode.
Woher kommt sie, wie entsteht sie? (Ursachen)
Auslöser für bipolare Störungen sind neben genetischen Dispositionen auch sogenannte "Life Events" – damit ist ein Lebensereignis gemeint, welches hauptsächlich ein belastendes und lebensveränderndes Ereignis darstellt. Zum Beispiel den Tod oder Verlust des Ehepartners, Scheidung, Geburt eines Kindes, berufliche Veränderung, etc.. Also Ereignisse, die das eigene Leben massiv beeinträchtigen und verändern. Zudem spielt die eigenen Vulnerabilität (Verwundbarkeit) eine große Rolle.
Welche Formen gibt es?
Insgesamt gibt es zwei Formen der bipolaren Störung – Bipolar I und Bipolar II. Bei einer sogenannten Bipolar-I-Störung haben die Betroffenen ausgeprägte Manien und Depressionen, Bei einer Bipolar-II-Störung kommen ebenfalls Depressionen vor, jedoch im Wechsel mit schwächer ausgeprägten Manien, den sogenannten Hypomanien. Die Bezeichnung "Hypo" widerspiegelt hier immer eine leichtere Form eines Symptoms. "Hyper" hingegen eine stärker ausgeprägte Form.
Behandlung: Was tun bei einer bipolaren Störung?
Besonders wirksam ist bei einer bipolaren Störung die kognitive Verhaltenstherapie gepaart mit einer, vom Arzt verordneten, Psychopharmakatherapie. Zudem gibt es mittlerweile auch bereits mehrere vorbeugende Medikamente, sogenannte Stimmungsstabilisatoren, welche eine mögliche weitere Entwicklung / Phase in Richtung Manie oder Depression rechtzeitig abfedern können.
Ebenso hilft die Familientherapie und eine gezielte Psychoedukation,um auch die Angehörigen einbeziehen zu können, die durch bipolare Krankheitsbilder in der eigenen Familie / dem eigenen Umfeld selbst ebenfalls massive emotionale Belastungen erleiden und so etwas besser abgeholt und unterstützt werden können.
Wohin, um Hilfe zu erhalten?
Betroffene finden hier im ersten Schritt Hilfe bei Ihrem Hausarzt und in weiterer Folge bei einem Neurologen oder Psychiater. Parallel dazu wird eine therapeutische Begleitung empfohlen – beim Psychologen oder Psychotherapeuten.
Was hilft? Was kann man selbst tun?
Von größter Bedeutung ist es, bei diesem Krankheitsbild professionelle ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen und keinesfalls zu Selbsttherapie zu greifen.
In der Regel halten depressive Phasen ohne Behandlung etwa vier bis zwölf Monate an. Manische Phasen sind dabei deutlich kürzer. Gelegentlich gehen manische oder depressive Episoden auch direkt ineinander über oder treten manchmal sogar gleichzeitig auf (gemischte Phase).
Eine Psychopharmakatherapie ist hier im Normalfall unerlässlich – kombiniert mit einer psychologischen Begleitung.
Welche Medikamente?
Eine Selbstmedikation ist hier keinesfalls möglich. Die Einstellung der richtigen Medikamente muss während akuter Phasen, ebenso wie zur gezielten Prophylaxe der Hausarzt übernehmen, respektive wird dieser in der Regel eine Überweisung an einen Neurologen oder Psychiater ausstellen, um so die richtige Behandlung auch tatsächlich garantieren zu können.
Akute manische Phasen werden in der Regel mit Neuroleptika (Antipsychotika) behandelt. Depressive Phasen mit Antidepressiva. Sogenannte Phasenprophylaktika werden verschrieben, um ein potenzielles Rückfallrisiko in eine mögliche erneute Krankheitsphase zu verringern bzw. möglichst ganz zu verhindern
Wie geht man als Angehörige/r damit um?
Ganz besonders Angehörige sind hier auch enorm betroffen und brauchen Unterstützung. Diese finden Sie beispielsweise beim Fonds "Soziales Wien". Dieser bietet hier sehr professionelle Hilfestellungen an – auch online.
Von besonderer Wichtigkeit ist es hier für beide Seiten, sich wirklich zu trauen, Hilfe anzunehmen und nicht zu versuchen, es alleine zu schaffen!
Wenn Sie Suizidgedanken haben, sich um jemanden sorgen oder jemanden durch Suizid verloren haben, finden Sie Hilfsangebote aus ganz Österreich unter:
www.suizid-praevention.gv.at
www.bittelebe.at