Viele von uns fühlen sich vom Wetter beeinflusst. Nicht nur in der Wahl der Kleidung, sondern im Sinne von körperlichen Beschwerden, die in Verbindung mit Wetterumschwüngen, Hitze oder Kälte auftreten können. Medizinisch ist dieser Zusammenhang nicht immer bewiesen, dennoch hat die Wetterlage wohl doch einen gewissen Einfluss auf den Organismus vieler Menschen.
Biowetter ist die körperliche Reaktion auf das Wetter
Viele gängige Wetterdienste bieten auf ihren Homepages Informationen zum sogenannten „Biowetter“ an. Damit ist gemeint, dass bestimmte Wetterkonstellationen, vor allem Temperaturschwankungen und Veränderungen des Luftdrucks den menschlichen Organismus beeinflussen und bei manchen Menschen bestimmte Symptome hervorrufen können. Das Spektrum an möglichen Reaktionen ist dabei eher weit: Glieder-, Gelenks- oder Kopfschmerzen, Herz-Kreislauf-Beschwerden, mangelnde Konzentrationsfähigkeit und Gereiztheit, Schlaflosigkeit, Depression bis zu generalisierter Lebensunlust können auftreten. Betroffene Menschen können sich über das anstehende Biowetter informieren und sich so besser auf zu erwartenden Beeinträchtigungen einstellen.
Sicher ist: Das Wetter kann keine Krankheiten hervorrufen, wohl aber bestehende Beschwerden verstärken. Man unterscheidet drei Abstufungen. Wetterreagierend ist grundsätzlich jeder Mensch, denn ob die Sonne scheint oder nicht ruft bei jedem eine Empfindung hervor.
Als wetterfühlig bezeichnet man Personen, deren vegetatives Nervensystem sensibel auf Veränderungen des Luftdrucks oder der Temperatur reagiert, etwa mit Abgeschlagenheit, Schlaf- und Antriebslosigkeit oder Konzentrationsstörungen.
Wetterempfindlich hingegen ist, wer bereits bestehende Gebrechen hat, beispielsweise Rheuma, Arteriosklerose oder Herz-Kreislauf-Beschwerden und diese sich durch Wetterveränderungen verschlimmern. Dazu zählen auch alte Verletzungen, die wieder zu schmerzen beginnen.
Vorsichtig sollte etwa auch sein, wer ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkte, Thrombosen oder Schlaganfälle hat. Ein plötzlicher Kälteeinbruch kann zu einer Verengung der Blutgefäße und damit zu steigendem Blutdruck führen. Damit erhöht sich das Risiko für Herzinfarkte, Schlaganfälle und Thrombosen. Auch Asthmatiker und Menschen, die unter COPD leiden, sind manchmal sehr witterungsanfällig. Asthmatiker verspüren oft eine erhöhte Lungenreizung durch hohe Ozonwerte, verursacht durch industrielle Prozesse, aber auch durch Gewitter.
Das Pollenwetter
Dass Pollen eine Belastung für Allergiker und empfindliche Personen darstellen, ist jedenfalls unbestritten, und auch das Pollenwetter gehört zum Biowetter. Vorhersagen zur aktuellen Pollenbelastung können Pollenallergikern und von allergischem Asthma Betroffenen helfen, sich besser auf diese belastenden Tage vorzubereiten und so können beispielsweise körperlich belastende Tätigkeiten gemieden und geplante Aktivitäten in den Innenbereich verlegt werden, wo die Belastung nicht so stark ist. Hier findet sich eine genaue Prognose, welche Pollen gerade aktiv sind.
Positives Biowetter - Wenn die Sonne lacht
Die Sonne ist ebenfalls Bestandteil des Biowetters – der Seele, dem Gemüt und dem Vitamin D-Spiegel tut sie meistens gut, aber natürlich hat die UV-Strahlung großen und nicht immer positiven Einfluss auf unsere Gesundheit. Liegt der UV-Index bei 5 oder mehr, müssen Sonnenschutzmittel verwendet und entsprechender Schutz durch die Kleidung oder eine Kopfbedeckung gegeben sein, um Hautschäden vorzubeugen.
Luftverschmutzung
Beim Smog handelt es sich um eine Luftverschmutzung, die durch unsere Industrie und deren Emissionen verursacht wird. Vor allem in Großstädten tritt dabei eine Konzentration von Luftschadstoffen auf, die durchaus gesundheitsschädlich sein kann. Durch besondere Wetterlagen kann dies noch verstärkt werden. Einen guten Überblick über die aktuelle Luftgüte in Österreich erhält man auf der Homepage des Umweltbundesamtes
Was tun bei Wetterfühligkeit?
Vorweg sei genommen – Medikamente gegen Wetterfühligkeit gibt es nicht. Man kann aber einiges tun, um den Organismus zu stärken und ein wenig widerstandsfähiger gegen Temperatur- und Luftdruckschwankungen zu werden. Ein naheliegendes Mittel ist es, einfach viel Zeit an der frischen Luft zu verbringen. Für den arbeitenden Menschen oft leichter gesagt als getan, aber es ist schon viel erreicht, wenn man einen Teil des Arbeitsweges zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurücklegt. Eine halbe Stunde pro Tag reicht bereits aus, um Ergebnisse zu erzielen. Damit hat man auch gleich einen zweiten wichtigen Punkt erfüllt: mehr Bewegung!
Auch Wechselduschen oder Saunabesuche können den Körper widerstandsfähiger gegen Witterungseinflüsse machen. Diese Maßnahme stabilisiert den Kreislauf. In Zeiten, in denen Büroräume oft klimatisiert sind, ist es besonders wichtig, sich an der frischen Luft zu bewegen. Klimaanlagen „verwirren“ den Körper und gaukeln im eine Witterung vor, die gar nicht real ist. Der Körper verlernt zunehmend, sich an die aktuellen Wetterverhältnisse anzupassen. Man sollte sich daher so oft wie möglich und in angemessener Kleidung den unterschiedlichsten Wetterreizen aussetzen.
Auch Stress ist immer kontraproduktiv. Entspannungsübungen, die in den Alltag eingebaut werden, können zum Beispiel Meditation oder Yoga sein.
Weiters gilt: Schwachstellen sanieren. Wer weiß, dass er gewisse körperliche Schwachstellen hat, sollte diese gezielt stärken.
Wie bei so vielem ist natürlich auch die innere Einstellung dem Wetter gegenüber nicht zu unterschätzen. Wer bei Regenwetter prinzipiell mies gelaunt sein möchte, wird dies auch sein und sich den ganzen Tag über nicht gut fühlen - oder man versucht, die positiven Seiten des Regens zu sehen und damit sich selbst zu überlisten.
Auch ist die Witterung nur ein Punkt von vielen, die unser Wohlbefinden beeinflussen. Wer schlecht geschlafen hat, generell unter Stress steht, sich zu wenig bewegt oder sich ungesund ernährt neigt eher dazu, unter Kopfschmerzen oder Abgeschlagenheit zu leiden. Es muss also stets die gesamte Lebenssituation unter die Lupe genommen werden. Alles generell auf das Wetter zu schieben, ist meistens zu einfach – sehr oft gibt es ganz andere Ansatzpunkte, die man sich vielleicht nicht eingestehen möchte. Biometeorologische Untersuchungen, die mit einem Persönlichkeitstest gekoppelt wurden, ergaben, dass labile Menschen mit pessimistischer Grundeinstellung, geringer Frustrationstoleranz und Kontaktschwierigkeiten weitaus öfter mit dem Wetter zu kämpfen haben als ihre selbstbewussten, ausgeglichenen Mitmenschen.
Ein altes Hausmittel gegen Wetterfühligkeit, das jedenfalls für Wohlbefinden sorgt, ist die Melisse: Melden sich Kreislaufprobleme, Kopfschmerzen und die anderen typischen Symptome, dann kann eine Tasse Melissenlimonade bzw. -Tee oder ein Bad mit Melissenzusatz helfen.
Biowetter beobachten und planen
Wer bei sich selbst immer wieder Reaktionen auf Witterungsschwankungen feststellt, kann sich beispielsweise hier über die aktuellen Wettereinflüsse informieren und dadurch besser vorbereiten.
Für manchen mag es sich lohnen, ein „Wettertagebuch“ zu führen, um den Einfluss des Wetters auf den eigenen Organismus besser nachvollziehen zu können. Auch hier gibt es einen praktischen Onlinedienst: Hier kann man sein persönliches Tagebuch der Wetterempfindlichkeit erstellen. Die Plattform arbeitet mit Ärzten und unter anderem der ZAMG zusammen und führt aktuelle Studien durch. Tagebuchpatienten erhalten eine Zusammenstellung der chronologisch gesammelten Einträge, ergänzt durch eine Korrelationsberechnung zwischen den Vorhersagen und ihrer tatsächlichen Belastung. Für den Arzt kann ist dieser Bericht eine wertvolle Unterstützung für die Diagnose und Therapie darstellen.