Mit dem Zivilschutz soll die Bevölkerung darauf vorbereitet werden, sich vor Katastrophen wie Atom- oder Chemieunfälle oder Notsituationen wie etwa ein Blackout sowie auch mögliche Naturkatastrophen bestmöglich zu schützen. Der Zivilschutz ist Teil der österreichischen Sicherheitsstrategie, ist im BMI angesiedelt und wird zu großen Teilen vom österreichischen Zivilschutzverband durchgeführt.
- Was fällt unter Zivilschutz?
- Zivilschutz, Bevölkerungsschutz und Katastrophenschutz – was ist was?
- Was macht der österreichische Zivilschutzverband?
- Wer muss oder kann Zivilschutz leisten?
- Wie finanziert sich der Zivilschutz in Österreich?
- Was tun beim Atomunfall oder Chemieunfall?
- Tipps zum Selbstschutz: Checkliste und Vorräte
- Sirenenalarm: Was welches Warnsignal bedeutet
Was fällt unter Zivilschutz?
Eigentlich wurde unter Zivilschutz der Schutz der Bevölkerung vor kriegerischen Ereignissen verstanden. Seit Mitte der 1980er-Jahre wurde dieser jedoch – auf Initiative des BMI – neu ausgerichtet und der Fokus auf den Schutz vor zivilen Katastrophen gelegt, das betrifft auch den Selbstschutz bzw. die Aufklärung dazu. Schutz vor kriegerischen Ereignissen trat in den Hintergrund. In der 2011 verabschiedeten österreichischen Sicherheitsstrategie werden Naturkatastrophen sowie menschlich verursachte Katastrophen als große Bedrohungen und Herausforderungen definiert.
Zivilschutz wird heute laut BMI definiert als „Gesamtheit aller Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung vor Gefahren, die von Naturereignissen sowie technischen, terroristischen oder kriegerischen Ereignissen ausgehen“.
Das internationale Schutzzeichen des Zivilschutzes ist ein gleichseitiges blaues Dreieck auf orangem Hintergrund. Es wurde von Erik Schultz als einer von ca. 50 Vorschlägen eingebracht und wurde 1977 von einer Expertengruppe gewählt, da die Farben Blau und Orange gut sichtbar sind und auch unter Infrarot einen guten Kontrast bilden und somit auch mit Nachtsichtgeräten sichtbar sind.
Zivilschutz, Bevölkerungsschutz und Katastrophenschutz – was ist was?
Die Begriffe Zivilschutz, Bevölkerungsschutz oder Katastrophenschutz werden oftmals ähnlich verwendet. Doch was bedeutet eigentlich was genau? Das Krisen- und Katastrophenmanagement des BMI definiert die Begriffe wie folgt:
Unter Zivilschutz versteht man in Österreich alle Maßnahmen, die die Bevölkerung vor Gefahren wie Naturereignissen sowie technischen, terroristischen oder kriegerischen Ereignissen schützen.
Katastrophenschutz wird als “Gesamtheit aller vor Eintritt einer Katastrophe getroffenen Maßnahmen in der Katastrophenvermeidung und Katastrophenvorsorge“ verstanden.
Da die Unterscheidung jedoch eher schwierig ist, wird zunehmend der Terminus “Bevölkerungsschutz” als Überbegriff für beides verwendet – und Zivilschutz darunter wieder mehr als Schutz vor kriegerischen Ereignissen verstanden und Katastrophenschutz für Natur- oder technische Gefahren verwendet.
Was macht der österreichische Zivilschutzverband?
Der österreichische Zivilschutzverband (ÖZV) ist keine Einsatzorganisation, sondern hat vielmehr die Aufgabe, Präventionsarbeit zu leisten. Das heißt, der Verband informiert die Bevölkerung über Selbstschutzmaßnahmen, das Erkennen einer Gefahr sowie das richtige Verhalten im Falle einer Notsituation.
Der Zivilschutzverband organisiert zu diesem Zwecke Vorträge oder Veranstaltungen für alle Altersgruppen und stellt Informationsangebote bereit. Ebenso gibt es in den Gemeinden sogenannte “Sicherheitsinformationszentren” (unter Leitung der jeweiligen Bürgermeister:innen). Hilfs- und Rettungsdienste wirken unterstützend mit. In dieser Funktion der Aufklärung und Information ist der Zivilschutzverband quasi der “verlängerte Arm des BMI”.
Der österreichische Zivilschutzverband ist organisiert in neun Landesverbänden und einem darüber stehenden Bundesverband.
Links zu den Landesverbänden:
Bundesverband: www.zivilschutzverband.at
Zivilschutzverband Oberösterreich: www.zivilschutz-ooe.at
Die Helfer Wiens: diehelferwiens.wien.gv.at
Zivilschutzverband Burgenland: www.bzsv.at
Zivilschutzverband Niederösterreich: www.noezsv.at
Zivilschutzverband Steiermark: www.zivilschutz.steiermark.at
Zivilschutzverband Kärnten: www.siz.cc/kaernten
Zivilschutzverband Salzburg: www.szsv.at
Zivilschutzverband Tirol: www.siz.cc/tirol
Zivilschutzverband Vorarlberg: www.siz.cc/vorarlberg
Der Zivilschutzverband Österreich betreibt auch einen Shop, in dem diverse Sicherheitsprodukte zur Vorbereitung auf Katastrophen oder Notfälle angeboten werden, etwa für den Fall eines Blackouts, eines Strahlenunfalls, zum Schutz vor Hochwasser oder auch für die Sichtbarkeit im Straßenverkehr.
Wer muss oder kann Zivilschutz leisten?
Im österreichischen Zivilschutzsystem spielen staatliche Institutionen und Behörden eine entscheidende Rolle. Das österreichische Innenministerium ist für die Koordination des staatlichen Krisenmanagements und somit auch für den Zivilschutz zuständig. Das Referat II/ORK/10/b (Krisensicherheit, Katastrophenhilfe und Bevölkerungsschutz) innerhalb des Ministeriums überwacht und koordiniert die Maßnahmen zur Vorbereitung und Reaktion auf Krisensituationen.
Da es beim Zivilschutz zu großen Teilen um die Information und Prävention geht, leistet hier vor allem der österreichische Zivilschutzverband die Hauptarbeit(siehe Kapitel Zivilschutzverband).
Wie finanziert sich der Zivilschutz in Österreich?
Die Finanzierung des österreichischen Zivilschutzes erfolgt hauptsächlich durch staatliche Mittel, die im Bundesbudget vorgesehen sind. Diese Gelder decken Ausgaben für Ausrüstung, Schulungen und Infrastruktur. Zusätzliche Ressourcen können durch Partnerschaften mit regionalen Regierungen und Spenden akquiriert werden.
Der österreichische Zivilschutzverband, der eine wichtige Rolle in der Präventionsarbeit spielt, finanziert sich größtenteils durch Mitgliedsbeiträge und Spenden.
Was tun beim Atomunfall oder Chemieunfall?
Die österreichischen Behörden treffen je nach Ausmaß des radiologischen oder chemischen Notfalls Schutzmaßnahmen - auch im Fall eines Atomangriffes. Generell wird die Bevölkerung über diverse Informationskanäle wie Fernsehen, Teletext, Radio, Printmedien und der Website des Bundesministeriums darüber informiert, wie man sich im Notfall verhalten soll. Gewarnt werden kann in ganz Österreich im Katastrophenfall auch über Sirenensignale.
Vor, während und nach dem Durchzug der radioaktiv kontaminierten Luftmassen sollte man sich auf jeden Fall laufend über Radio, Fernsehen beziehungsweise weitere offizielle Medien informieren und die Anweisungen der Behörden beachten, wie das BMI auf seiner Homepage unter "Verhalten bei radiologischen Notfällen" rät.
Einige der generell empfohlenen Maßnahmen des BMI im Fall eines Atomunfalles sind:
Sich in Gebäuden aufhalten: Aufsuchen von und Aufenthalt in Gebäuden rechtzeitig vor Eintreffen der radioaktiv kontaminierten Luftmassen
Alle Fenster und Türen schließen und, wenn möglich, Lüftungen abschalten
Im Freien befindliche Gegenstände (Spielsachen, Wäsche etc.) und Haustiere ins Haus bringen
Kaliumiodid-Tabletten erst nach behördlicher Anweisung einnehmen. Diese werden im Notfall ausgegeben.
Aufenthalt im Freien, wenn möglich, meiden oder kurz halten, um die Strahlenbelastung gering zu halten
Nach einem Aufenthalt im Freien: Schuhe und Überbekleidung vor dem Betreten der Wohnung ablegen und später durch Abbrausen oder feuchtes Abwischen vom radioaktiven Staub reinigen.
Hände waschen und gründlich duschen
Kein frisch geerntetes Obst oder Freilandgemüse essen
Im Fall eines Chemieunfalles kann Ähnliches gelten (im Gebäude bleiben, nicht ins Freie gehen und auf behördliche Anweisungen warten), wobei es vor allem wichtig ist, den behördlichen Anweisungen zu folgen.
Dazu passend:
Tipps zum Selbstschutz: Checkliste und Vorräte
Es gibt natürlich nicht die eine Checkliste, da jede Krisensituation eine andere ist. Laut Zivilschutzverband gilt aber zunächst ein “Basisrezept” für alle Szenarien:
Überlegen, welche Szenarien einen selbst betreffen können
Entsprechende Vorräte anlegen
Pläne mit den Menschen aus dem Haushalt sowie dem weiteren Umfeld vorab besprechen
Haushalt immer wieder überprüfen.
Der Verband rät zudem, immer für 10-14 Tage zu planen. Ansonsten wird geraten, in folgenden Punkten Vorkehrungen zu treffen, um für den Krisenfall gerüstet zu sein:
Notfallplan: Dinge in der Familie klären, wie etwa einen Treffpunkt außerhalb des Haushalts, falls dieser nicht zu betreten ist, bzw. Handlungsanweisungen in verschiedenen Szenarien
Notfallgepäck: Was mitnehmen, wenn man einige Tage nicht nach Hause kann?
Kommunikation: Woher kann man im Ernstfall Informationen (ORF) beziehen? Es empfiehlt sich ein Notfallradio mit Batterien oder Kurbelantrieb.
Lebensmittel: Vorräte zuhause für ca. 10-14 Tage, dabei auf ausgewogene Ernährung achten sowie lange Haltbarkeit - und auch Zubereitbarkeit
Licht: Taschenlampe, Batterien
Kochen: Welche Kochmöglichkeit gibt es, falls es keinen Strom gibt? Zum Beispiel Campingkocher
Haushaltsapotheke
Hygieneartikel
Abfall und Abwasser: Sollte es nicht möglich sein, die eigenen vier Wände zu verlassen, empfiehlt es sich, Behälter für Abwasser und Müllsäcke für Abfälle bereitzuhalten.
Kauftipps:
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Die 10 wichtigsten Vorrats-Tipps des ÖZV sind:
Es sollten 1,5 Liter Trinkwasser pro Tag und Person eingelagert werden.
Die eingelagerten Lebensmittel sollten zumindest ein Jahr haltbar sein. Es sollten 2.500 Kalorien pro Tag und Person kalkuliert werden. Monatelang haltbare Lebensmittel sind beispielsweise Zucker, Reis, Teigwaren, Kondensmilch, Schmelzkäse, Dosenfleisch, Dauerwurst oder getrocknete Hülsenfrüchte.
Der Haushalt sollt im Idealfall über eine stromunabhängige Kochgelegenheit wie einen Gaskocher verfügen.
Man sollte auch Wasser zur Hygiene und zum Kochen mit einkalkulieren.
Hygieneartikel wie Müllbeutel, Plastikteller und Plastikbesteck sollten ebenfalls vorrätig sein.
Um bei einem Stromausfall Informationen empfangen zu können, empfiehlt der ÖZV Batterieradios.
Hausapotheke und Verbandskasten sollten gut ausgestattet und regelmäßig kontrolliert werden.
Bargeld sollte im Notfall ebenfalls griffbereit sein.
Die Dokumentenmappe sollte vollständig und idealerweise wasserdicht verpackt sein.
Gegenseitige Hilfe - vor allem in der Nachbarschaft - ist im Notfall das Wichtigste.
Weiterführende Links:
- Eine konkrete Liste für ein Blackout finden Sie unter: Blackout: Vorsorge, Verhalten und Tipps
Sirenenalarm: Was welches Warnsignal bedeutet
Im Ernstfall wird die Bevölkerung in Österreich auch über Sirenen gewarnt. Was die einzelnen Signale bedeuten, zeigt nachfolgende Grafik:
Der Zivilschutzverband bietet zudem eine Benachrichtigung über Katastrophen und Notsituationen per SMS an. Es werden durch die Gemeinde (Absender ist stets der/die Bürgermeister:in) regionale Infos und Verhaltensanweisungen schnell verbreitet. Die Anmeldung ist kostenlos und kann unter https://zivilschutz-sms.at/ durchgeführt werden.
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