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Frugalist: Mit Sparsamkeit & Bescheidenheit zum Vermögen - Spartipps inklusive

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Frugalismus: Reich sparen
©Bild: Elke Mayr
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Sie überlegen drei Tage, bevor sie eine Anschaffung tätigen, verzichten auf Konsum und wollen doch Vermögen anhäufen. Der Frugalismus findet auch im deutschsprachigen Raum immer mehr Anhänger. Aber was sind Frugalisten - und wie sparen sie sich reich?

Was ist ein Frugalist?

Nein, hier geht es nicht um einen neuen Gourmet-Trend. Vielmehr geht es hier um Menschen, die möglichst früh in ihrem Leben finanzielle Unabhängigkeit erlangen wollen. Dafür sind sie bereit, an verschiedenen Ecken ihres Lebens einzusparen. Frugalismus heißt auf Deutsch „Bescheidenheit üben“. Es geht also um das Führen eines bescheidenen Lebens, zugunsten des eigenen Bankkontos und der Sparquote. Der Goldene Gral der Frugalist:innen ist die Pension mit 40. Ab dem 40. Lebensjahr soll so viel angespart worden sein, dass eine Lohnabhängigkeit nicht mehr gegeben ist, sich die Frugalistin, der Frugalist nun also den eigenen Interessen nach Herzenslust hingeben kann.

Ein Frugalist führt ein bescheidenes Leben und spart an allen Ecken und Enden, um mit 40 Jahren nicht mehr abhängig vom Einkommen zu sein in Pension gehen zu können.

Was unterscheidet Frugalist:innen von Minimalist:innen?

Minimalist:innen sind die Zen-Buddhist:innen der modernen Lifestyle-Welt. Sie finden durch Loslassen zur inneren Ruhe. Und damit ist vor allem, aber nicht nur, das Loslassen können von Konsumgütern gemeint. Alles was nicht gebraucht wird und keine Freude bereitet, wird im Minimalismus ausgemistet. Das kann von Bekleidung, über Bücher bis hin zu Beziehungen reichen. Was nicht zu dir passt, kann weg.

Bei Frugalist:innen steht immer die finanzielle Erwägung im Mittelpunkt. Der Verzicht dient hier vor allem dem Erreichen der finanziellen Unabhängigkeit und der eigenen Sparquote. Minimalist:innen sparen durch ihr verzicht-orientiertes Konsumverhalten auch Geld, dies ist aber eher ein Nebeneffekt. Somit kann eine Frugalistin gleichzeitig eine Minimalistin sein, oder umgekehrt. Aber das ist nicht zwingend vorgegeben.

Wie wird man Frugalist?

Der Frugalismus ist eine recht junge Szene, um nicht zu sagen: Subkultur. Als einer ihrer Vorreiter gilt „Mr Money Mustache“, ein kanadischer Blogger, der sich im Alter von 35 Jahren aus seinem Job in der Tech-Branche zur Ruhe setzte. Sein Beispiel hat für viele Frugalist:innen Vorbildwirkung. Er sagt, er habe einfach einen um 50 Prozent weniger teuren Lebensstil als viele seiner Gleichaltrigen gehabt, und Überschüsse in sehr konservative Sparfonds sowie „ein Miethaus, oder zwei“ gesteckt. Verwundert zeigt sich „Mr Money Mustache“ über den Lebensstil der Mittelschicht seines Landes. Die Leute würden sich „komisch“ verhalten, einerseits auf sozialen Medien darüber klagen, kein Geld übrig zu haben, andererseits dauernd über überteuerte Urlaube und Anschaffungen posten.

Mit der Finanzkrise 2008 sowie dem wachsenden Bewusstsein über die Auswirkungen der ökologischen Weltkrise scheint „Mr Money Mustache“ jedenfalls bereits offene Türen eingerannt zu haben. Auch im deutschsprachigen Raum hat die Frugalismus-Bewegung inzwischen prominente Blogs.

Wie lebt ein Frugalist?

Zahlreiche Blogs geben inzwischen darüber Auskunft, wie ein frugaler Lebensstil in der Praxis ausschaut. Einige Eckpunkte sind ihnen alle gemeinsam. Frugalist:innen reduzieren bewusst ihre Ausgaben und leben sparsam.

Ein wesentlicher Aspekt ist die so genannte „4 Prozent Regel“. Die besagt, dass 4 Prozent des Ersparten frei entnommen werden dürfen. Der Rest muss auf dem Bankkonto bleiben. Bis zu 70 Prozent ihres Einkommens versuchen Frugalist:innen zu sparen.

Ersparnisse werden investiert, um von den Zinsen leben zu können. Verzichtet wird auf teure Urlaube, ausgiebige Shopping-Touren, oder auf das Geldbörserl sich niederschlagende Partynächte. Frugalist:innen verweisen bei alldem darauf, dass sie mitnichten auf ein Sozialleben, auf Partnerschaften oder auch ein Familienleben verzichten.

Im Gegenteil sehen sie einen positiven Effekt des frugalen Lebensstils darin, dass sich mehr Zeit auf soziale Bindungen verwenden lässt. Frugalist:innen trennen sich bewusst vom ihrer Ansicht nach unwesentlichen, um finanzielle Sicherheit für den Genuss der wirklich wichtigen Dinge im Leben zu erlangen. Unwesentliche und wesentliche Dinge sind dabei allerdings von Person zu Person unterschiedlich.

Literaturtipps:

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Wie viel Geld braucht man als Frugalist:in?

Ein oft geäußerter Kritikpunkt am Frugalismus ist, dass man ihn sich leisten können muss. Denn wer ein geringes Einkommen hat, wird auch wenig auf die hohe Kante legen können. Die von Frugalist:innen angestrebte Sparquote kann hier leicht unerreichbar erschienen. Die durchschnittliche Sparquote etwa deutscher Haushalte liegt bei 10 Prozent. Frugalist:innen streben Sparquoten von zwischen 30% und 80% an.

Laut der Homepage weltsparen.de gehören die meisten, die frugal leben, zur oberen Mittelschicht. Viele von ihnen sind Jurist:innen oder Ärzt:innen. Gleichzeitig beteuern Frugalist:innen jedoch, dass der Frugalismus auch für Menschen mit niedrigem Einkommen ein geeigneter Lebensstil sei, da es doch um die bewusste Steuerung der Ausgaben gehe. Eine frugalistische Lebenseinstellung könne so gerade ärmeren Bevölkerungsgruppen zu stärkerer finanziellen Unabhängigkeit verhelfen, so das Argument.

Spartipps von Frugalist:innen abschauen

Platt gesagt: Oft geht es eigentlich um gesunden Menschenverstand. Brauche ich zum Beispiel wirklich für den innerstädtischen Verkehr einen fetten SUV mit Allrad-Antrieb? Ist der Kauf des neuesten und wahrscheinlich überteuerten Smartphones wirklich sinnvoll? Brauche ich überhaupt jedes Jahr ein neues Handy? Welche sonstigen Gadgets sind eigentlich sinnlos?

Ansonsten fällt auf, dass auch österreichische Banken die frugalistische Szene als kapitalstarke Kundschaft enttarnt haben. Viele von ihnen haben extra auf Frugalist:innen abgestimmte Anlageangebote und Webseiten entwickelt. So befasst sich etwa die Bank Austria mit dem Frugalismus, um dann subtil auf die von ihr angebotenen Nachhaltigkeitsfonds hinzuweisen.

Andere üben sich lieber in Konsumverweigerung. So wird auf einem deutschen Frugalisten-Blog die „unglaubliche Macht des Nichtkaufens“ beworben. Denn wer nichts kauft, gibt auch nichts aus, so die unschlagbare Logik.

Deutschsprachige Frugalisten

Florian Wagner

Florian Wagner

Tatsächlich hat sich Florian Wagner schon seit einigen Jahren die Domain www.geldschnurrbart.de gesichert. Auch er lebt den frugalistischen Traum. Vier Jahre arbeitete der 1987 in Balingen geborene Mann als Projektleiter in der Automobilindustrie. Während dieser Zeit sparte er laut eigenen Angaben rund 140.000 Euro an. Er schreibt: „Als mir der Ingenieursjob nach vier Jahren keine Freude mehr bereitet hatte, gab mir der angesparte Puffer die Sicherheit, zu kündigen, um mir in Ruhe eine neue Beschäftigung zu suchen.“

Diese neue Beschäftigung fand er im Schreiben eines E-Buches, „mit all den Fragen, die mir Freunde und Bekannte zum Thema sparen und investieren immer stellten. Auch legte ich dem eBook meine Finanzexcell bei, mit der ich den Überblick über meine Einnahmen und Ausgaben verfolgte.“

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Im Jahr 2019 wurde eine überarbeitete Version dieses Buches vom Ullstein-Verlag veröffentlicht. Der Titel: „Rente mit 40 – Finanzielle Freiheit und Glück durch Frugalismus“. Damit tourt der deutsche Geldschnurrbart-Frugalist Florian Wagner seitdem durch die Talkshows verschiedenster Kanäle.

Oliver Noelting

Der Frugalist Oliver Noelting hat ein Online-Projekt erstellt, um Interessierten beim Einstieg zu helfen.

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