Eigentlich wollte er eine Landwirtschaft, geworden ist es ein Schloss: Georg Imlauer erwarb das Fünf-Sterne-Haus Schloss Pichlarn in der Coronakrise und will es in ein klimafreundliches Bio-Hotel verwandeln. Vom eigenen mineralisierten Wasser bis zur Trüffelbaumplantage - Ideen dafür hat der Hotelier viele.
Es ist ein traditionsreiches Gebäude. Bereits vor mehr als 1.000 Jahren wurde Schloss Pichlarn im steirischen Ennstal errichtet. Es liegt inmitten Österreichs mit Blick auf den eindrucksvollen 2.351 Meter hohen Grimming mit seinen steil abfallenden Felswänden.
Steckbrief Schloss Pichlarn
Adresse: IMLAUER Hotel Schloss Pichlarn; Zur Linde 1, 8943 Aigen im Ennstal, Steiermark
Website: https://schlosspichlarn.at/
E-Mail: hotel
schlosspichlarn.at Telefon: +43 3682 24440
Besitzer: Georg Imlauer
Lage: unterhalb des Grimming Bergmassivs, oberhalb von Irdning
Anfahrt mit dem Auto: Routenplaner Google Maps
Anreise mit dem Zug: Bahnhof Stainach-Irdning (7 km vom Schloss Pichlarn)
Entstehung Schloss Pichlarn
Die Grundfesten des heutigen Schloss Pichlarn entstanden laut Überlieferungen bereits im Jahr 1009. Eine erste urkundliche Erwähnung gibt es im Jahre 1074 – als "Puhelarn", hügelige Gegend, wurde das Gut damals bezeichnet. Als adeliger Ansitz diente das Schloss Pichlarn ab dem Jahr 1139. Um 1150 wurde ein Teil des Landguts zu Pichlarn dem Stift Admont geschenkt.
Vom Schloss Pichlarn zum Bio-Hotel Imlauer
Die Besitzer des Schlosses wechselten häufig, seit 1972 - also seit genau 50 Jahren - wird es als Hotel geführt. Anfang 2021, mitten in der Coronakrise, erwarb es der Salzburger Hotelier Georg Imlauer.
Der 60-Jährige wuchs auf einem Bauernhof auf, machte eine Koch- und Kellnerlehre und wurde mit 26 Jahren Direktor des Restaurants Stieglbräu in Salzburg. Vor 20 Jahren eröffnete er sein erstes Hotel, das Hotel Imlauer. Es folgten weitere Häuser in Salzburg und Wien und schließlich vor rund 1,5 Jahren das Hotel Schloss Pichlarn.
Ein Schloss wollte Imlauer nie, ebenso wenig ein Hotel am Land. Vielmehr schwebte ihm eine Landwirtschaft für die Zeit seiner Pension vor. Doch dann kamen Corona und das Angebot, Schloss Pichlarn zu kaufen.
Schloss Pichlarn, ein Ort der Ruhe
Als Georg Imlauer Schloss Pichlarn zum ersten Mal besuchte, war er von dem außergewöhnlichen Ort der Ruhe, die diesen umgibt, und der Natur begeistert. Er machte sich daran, seine Familie von dem Objekt zu überzeugen. "Meine Frau und meine Kinder waren zuerst skeptisch, dann aber Feuer und Flamme", erinnert er sich zurück.
Den Begriff Schloss mag Imlauer nicht. Er klinge "so verstaubt". Für ihn ist Pichlarn vielmehr eine "Landwirtschaft mit Hotel". Dementsprechend auch seine Vision: Er möchte, dass das luxuriöse Fünf-Sterne-Hotel in naher Zukunft klimaneutral und zu einem großen Anteil autark wird.
Was Schloss Pichlarn alles bietet: Pool, Spa & Golf
Kein einfaches Unterfangen. Immerhin umfasst das Hotel 110 Zimmer und Suiten, einen 18-Loch-Golfplatz und einen 4.500 m2 großen Spa-Bereich inklusive In- und Outdoor-Pool. Zudem wurde im Laufe der Jahrhunderte mehrmals zum ursprünglichen Schloss zugebaut, die Dicke der Mauern ist daher beispielsweise nicht überall gleich.
Zum Schloss gehören 68 Hektar Grund. Darauf befindet sich einerseits der Golfparcours, andererseits ist noch ausreichend Platz für neue Projekte.
Georg Imlauer ist ein Macher mit vielen Ideen. Und so ist es wenig verwunderlich, dass sich in den vergangenen 1,5 Jahren seit seiner Übernahme bereits viel getan hat auf Pichlarn.
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Imlauer setzt auf regionale Produkte
Für jeden Gast beim Einchecken sofort sichtbar sind die neuen Schlüsselkarten. Diese sind nicht mehr aus Plastik, sondern vielmehr aus Holz.
Bei den Lebensmitteln wird auf Regionalität gesetzt. Zudem wird daran gearbeitet, eine eigene Produktion aufzubauen. Auf der Wiese in der Nähe des Eingangs leben bereits 250 Hühner. "Wir können den Eigenbedarf an Eiern fast zur Gänze decken. So sind alle Frühstückseier von unseren Hühnern", erklärt Landgut-Verwalter Christian Seiringer, der auch für die Tiere zuständig ist. Am Anfang wusste Seiringer nicht viel über Hühner, mittlerweile sind sie ihm ans Herz gewachsen, und er ist von der Qualität der Eier begeistert.
In einem kleinen Wald stehen Bienenstöcke für Honig, und auf einer Wiese in unmittelbarer Nähe des Golfparcours ist ein Fischteich geplant. Künftig sollen die Forellen und Saiblinge für das Restaurant hier gezüchtet werden.
Obst und Gemüse aus dem Eigenanbau
Entlang der Einfahrt wurden Obstbäume gepflanzt. In einem Glashaus wachsen bereits jene Kräuter, die Küchenchef Gottfried Prall und sein Team für die Gerichte benötigen.
250 Hühner sorgen für täglich frische Bio-Eier beim Frühstücksbuffet. Ein Fischteich mit Saiblingen und Forellen ist aktuell in Planung.
100.000 Flaschen können eingespart werden, indem das Wasser der Quellen, die zum Hotel gehören, mit Mineralien versetzt wird.
Auch Salate und Gemüse wie Tomaten werden hier angebaut. Die Fläche reiche aktuell aber noch nicht aus, um den Eigenbedarf an Gemüse zu decken, so Seiringer. "Im Augenblick probieren wir noch aus, welche Gemüsesorten in ausreichenden Mengen gezüchtet werden können, um den Eigenbedarf zu decken." Dabei wird teilweise mit der renommierten Schule und Forschungsanstalt für Landwirtschaft Raumberg-Gumpenstein, die sich nur wenige Kilometer entfernt befindet, zusammengearbeitet.
Vorgesehen ist außerdem eine Trüffelbaumplantage. "Die Wurzeln heimischer Baumarten werden mit Trüffelsporen angeimpft", erklärt Seiringer. Denn die Bäume und die wertvollen Pilze wachsen in Symbiose. Anschließend werden die Bäume eingesetzt, und die Trüffel können gedeihen.
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Das Energiekonzept vom Schloss Pichlarn
Eine Besonderheit von Schloss Pichlarn sind die sechs Wasserquellen, über die es verfügt. Diese entspringen am Gatschen, einem Berg in unmittelbarer Nähe. Das Wasser gelangt zunächst in einen Hochbehälter und weiter ins Schloss.
"Wir sind uns bewusst, dass das in Zeiten des Klimawandels ein sehr kostbarer Schatz ist, und gehen damit äußerst behutsam um", sagt Imlauer. Mit Ende des Jahres wird es möglich sein, dieses Quellwasser mit Mineralien zu versetzen. Es ersetzt dann konventionelle Mineralwasserflaschen. "Dadurch können wir jährlich 100.000 Flaschen, die an einem anderen Ort abgefüllt und durch Österreich transportiert werden, einsparen", freut sich der Hotelier.
Ein derart großes Hotel benötigt klarerweise viel Energie, obwohl bereits zu 100 Prozent LEDs verwendet werden und eine Klimaanlage aufgrund der Lage auf 740 Metern nicht notwendig ist. Ein Teil des erforderlichen Stroms wird demnächst von der Fotovoltaikanlage kommen, die auf dem Dach der alten Tennishalle installiert wird.
Geheizt wird per Fernwärme aus dem Biomassewerk in Irdning. Das regionale Kraftwerk erzeugt aus Holz der Region Wärme. So wird keinerlei Gas oder Öl benötigt.
"Wir lassen regelmäßig eine CO2-Analyse erstellen", so Seiringer. Darauf basierend wird weiter optimiert, um das Hotel klimafreundlicher zu machen. Pläne dafür, sagt Georg Imlauer, habe er noch viele.
Der Beitrag erschien ursprünglich im News 36/2022.