Viele kennen ihn durch seine Rolle in der ORF-Erfolgsserie "Vorstadtweiber". Doch auch auf der Theaterbühne, auf der Kinoleinwand, als spontaner Jedermann oder als Musiker macht Phillipp Hochmair eine gute Figur. Inzwischen ist es offiziell: Kommenden Sommer wird er bei den Salzburger Festspielen den Jedermann mimen.
Steckbrief Philipp Hochmair
Name: Philipp Hochmair
Geboren am: 16. Oktober 1973 in Wien
Wohnt in: Berlin, Hamburg, Wien
Ausbildung: Max Reinhardt Seminar (Wien), Conservatoire national supérieur d’art dramatique (Paris)
Beruf: Schauspieler, Musiker
Familienstand: ledig
Kinder: keine
Stets außergewöhnlich, immer zu allem bereit. Philipp Hochmair hat sich als vielseitige Bühnenfigur einen Namen gemacht. In Situation, wo andere vielleicht verzweifeln würden, geht er ganz im Gegenteil eher auf. Sogar seine Leseschwäche hat der gebürtige Wiener zu einer seiner Stärken gemacht.
Links zu Philipp Hochmair:
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Frühes Kennenlernen mit dem Theater
Philipp Hochmair wurde am 16. Oktober 1973 in Wien als Sohn einer Pulmologin und eines Ingenieurs geboren. Da seine Mutter nebenbei auch als Theaterärztin arbeitete, kam Hochmair bereits früh mit Bühnen in Berührung. Er begleitete bereits in jungen Jahren seine Mutter ins Burgtheater oder in die Staatsoper.
Fand er schon damals die Schauspielerei faszinierend, kam das wirkliche Erweckungserlebnis aber später - als eine Lehrerin in die Klasse fragte, ob jemand in der Lage wäre, eine Ballade aufzusagen. Der junge Hochmair konnte es. Er hatte zuvor, weil ihm der Text einfach so gefiel, Goethes "Totentanz" einstudiert. So sprang er im Klassenzimmer auf den Tisch und begann den Text aufzusagen. Der Süddeutschen Zeitung erzählte Hochmair in einem Interview, dass er in diesem Moment realisierte, dass er auf diese Art und Weise Menschen in seinen Bann ziehen konnte.
Sein Talent, mit seiner Schauspielerei und seiner Präsenz andere zu begeistern, verfolgte Hochmair in den darauffolgenden Jahren immer mehr. Von 1993 bis 1997 studierte er unter anderem bei Klaus Maria Brandauer und Artak Grigorjan Schauspiel am Max Reinhardt Seminar in Wien sowie in Paris am Conservatoire national supérieur d’art dramatique.
Seine Lehrjahre bei Brandauer gehören zu den Höhepunkten seines Lebens. "Er wählte mich aus, die Hauptrolle in Felix Mitterers Theaterstück 'Das Spiel im Berg' zu spielen. Das war meine erste Rolle, und es war unglaublich toll, unter Brandauers Regie sieben Sommer lang im Salzbergwerk in Altaussee aufzutreten", schwärmt Hochmair im News-Interview. Brandauer sei "ein sehr harter Lehrmeister" gewesen, erinnert er sich. "Er war kein klassischer Pädagoge, aber für mich der beste Lehrer. Ein Vulkan an Inspiration, an Lebendigkeit, an Witz und gleichzeitig von einer Härte", so Hochmair. Seinen Schülern habe er "einen Spiegel vorgehalten und "uns beinhart mit unseren Schwachpunkten konfrontiert", womit viele nicht umgehen konnten und noch vor Ende des ersten Jahres aufgaben.
Von der Theaterbühne auf die Kinoleinwand
Erste Engagements führten Philipp Hochmair danach zum Schauspielhaus Hamburg, an das Staatstheater Hannover sowie an die Volksbühne Berlin und zum Schauspielhaus Zürich. Von 2003 bis 2009 war er Ensemblemitglied am Wiener Burgtheater und wurde sogar in dessen Ehrengalerie aufgenommen. Von 2009 bis 2014 gehörte er dem Ensemble des Hamburger Thalia Theaters an. Seither bevorzugt er es allerdings, freier zu arbeiten. "Im Ensemble zu arbeiten ist etwas sehr Schönes, aber auch etwas sehr Geschlossenes. Es ist auch eine Parallelwelt. Ich bin immer wieder überrascht, wie wenig Wind da durchgeht, und wie ordentlich und brav man da eigentlich sein muss", erklärte er gegenüber der Tageszeitung "Die Presse", warum er mittlerweile in keinem Ensemble mehr tätig ist - neben seinem Wunsch, mehr für das Kino zu arbeiten.
Generell gilt Hochmair selbst in der Kunstszene als Freigeist. Oder wie ihn "Der Standard" bezeichnet: als "Raver der Hochkultur". Er ist bekannt dafür, dass ihn schwierige Umstände wie Unwetter oder Kurzschlüsse bei seinen Performances eher animieren: "Extremsituationen finde ich immer aufregend und inspirierend, mit Routine kann ich wenig anfangen", so Hochmair in einem profil-Interview.
Im Film und Fernsehen war Hochmair schon seit Beginn seiner Schauspielkarriere zu sehen, wie etwa in Oliver Hirschbiegls viel beachtetem "Das Experiment" oder in "Die Manns - Ein Jahrhundertroman" von Heinrich Breloer. Für seine von Kritikern gelobte Darstellung der männlichen Hauptrolle in "Kater" von Händl Klaus erhielt er 2017 den Schauspielerpreis auf der Diagonale in Graz. International startete Hochmair mit der Produktion "Candelaria" von J.H. Hinestroza durch.
TV-Erfolg mit "Vorstadtweiber" und "Blind ermittelt"
Große kommerzielle Bekanntheit erreichte Philipp Hochmair allerdings mit seiner Rolle in der ORF-Serie "Vorstadtweiber". Von 2015 bis 2021 verkörperte er darin Joachim Schnitzler, einen zynischen, homosexuellen Politiker, der letztlich verrückt wird.
Im Jahr 2018 erhielt er ein eigenes Format mit der Krimireihe "Blind ermittelt" mit bislang neun Filmen, in der er als blinder Sonderermittler die Wiener Polizei unterstützt. Für diese Rolle gewann er 2019 den Österreichischen Fernsehpreis ROMY. Im ZDF-Historienfilm "Die Wannseekonferenz" aus dem Jahr 2022 glänzt Philipp Hochmair in der Figur des SS-Obergruppenführers Reinhard Heydrich, des Leiters der Wannseekonferenz. Für seine herausragende schauspielerische Leistung erhielt er dafür April 2022 zum zweiten Mal eine ROMY in der Kategorie Kino/TV-Film und wurde im April 2023 mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet.
Weitere Persönlichkeiten im Porträt:
Jedermann bei Salzburger Festspielen
Landesweite Aufmerksamkeit erregte Philipp Hochmair, als er im Jahr 2018 bei den Salzburger Festspielen spontan für fünf Vorstellungen als Jedermann für den erkrankten Tobias Moretti einsprang. Seither wurde er immer wieder als potenzieller Darsteller gehandelt, im Sommer 2024 wird es nun endlich so weit sein.
Der kanadische Regisseur Robert Carsen wird den Jedermann neu inszenieren. Die begehrte Titelrolle, die zuletzt Michael Maertens verkörperte, geht ab Sommer 2024 an Philipp Hochmair, wie in einer Pressekonferenz offiziell bekannt gegeben wurde. An seiner Seite: Deleila Piasko als Buhlschaft. Die in der Schweiz geborene Schauspielerin war von 2019 bis 2022 Ensemblemitglied am Burgtheater.
Während der Jedermann in Hugo von Hofmannsthals Stück seinem letzten Stündlein entgegensieht, sieht sich Philipp Hochmair "in der Lebensmitte", wie er im Sommer 2023 im News-Interview betont. "Ich möchte doch 100 werden! Jetzt darf ich gleichzeitig nach vorn und zurückschauen. Ich kann mich im Moment einen glücklichen Menschen nennen und blicke hoffnungsvoll in die Zukunft", meinte er wenige Wochen, bevor er zum neuen Jedermann der Salzburger Festspiele gekürt wurde.
Phillipp Hochmair als Musiker
2013 gründete Philipp Hochmair gemeinsam mit Tobias Herz Hallbauer und Jörg Schittkowski die Band "Die Elektrohand Gottes". Die Gruppe fand sich für Hochmairs Jedermann-Experiment "Jedermann Reloaded" zusammen. Der Schauspieler interpretiert in Hugo von Hofmannsthals Werk alle Rollen. Die Band hat bisher vier Studioalben veröffentlicht und tritt im Wiener Burgtheater, im Thalia Theater und auf Kampnagel in Hamburg auf.
Philipp Hochmair privat
Philipp Hochmair spricht vier Sprachen: Deutsch, Französisch, Englisch und Spanisch. In allen Vier ist er auch schon auf der Bühne aufgetreten. Hochmair hat drei Wohnsitze und pendelt zwischen Berlin, Hamburg und Wien. "Aber eigentlich lebe ich aus dem Koffer. Ich löse mich sehr für meine Arbeit auf, so dass auch mein Gefühl für Heimat immer wieder verschwindet", sagt der Schauspieler der Zeitschrift "Bunte".
Seine berufliche Tätigkeit hat für ihn stets Priorität. "Beziehungen scheitern meist an meinem Lebensstil. Ich stelle mich der Kunst zur Verfügung. Die Arbeit geht vor. Dieser Lebensstil macht sicher auch irgendwie einsam. Aber das ist es, was ich möchte, was ich mir erkämpft habe“, so Hochmair.
Was viele nicht wissen: Philipp Hochmair hat eine Leseschwäche. Diese Schwäche wandelte er mit der Zeit allerdings in eine Stärke um, da er Drehbücher lernt, indem jemand anderer sie ihm vorliest. "Durch die unterschiedlichen Reaktionen und Stimmungen meiner Gegenüber reichert sich meine Fantasie an", erklärt er es in "Die Presse". In seiner Freizeit kocht der Schauspieler gerne - am liebsten ayurwedisch.