Martha Krumpeck ist die wohl berühmteste Klimakleberin des Landes. Von Hungerstreik bis Haftstrafe ist sich die studierte Molekularbiologin für nichts zu schade. Als Mitbegründerin der Letzten Generation Österreich hat sie sich nicht nur in der Politik Feinde gemacht, sondern auch in der Zivilgesellschaft. Warum sie trotzdem nicht daran denkt, ihr politisches Engagement an den Nagel zu hängen und warum sie bis ans bittere Ende kämpfen wird. Ein Porträt.
Steckbrief Martha Krumpeck
Name: Martha Krumpeck
Geboren am: 14. September 1991 in einem Dorf nahe Eisenstadt
Ausbildung: BA Molekularbiologie, Medizin fast fertig aber keine Zeit
Beruf: Freiberufliche Klimakommunikatorin und Organisatorin
Familienstand: ledig
Kinder: keine und momentan keine Aussichten, Kinder haben zu wollen
Martha Krumpeck - Der Weg einer politischen Kämpferin
Martha Krumpeck ist wütend. Die Menschheit sei "anscheinend zu blöd, um auf dieser Erde zu überleben." Wir rasen sehenden Auges in den globalen Klimakollaps, erklärt sie gegenüber News.at. Sie ist wütend, weil "die da oben absolut keine Ahnung haben", weil sich die "Superreichen die politische Macht unter den Nagel reißen". Martha Krumpeck verkörpert eine gewisse Gravitas. Sie hat etwas zu sagen und tut das leidenschaftlich. Aber das war nicht immer so. Der Weg einer politischen Kämpferin.
Am Anfang war (fast) alles ganz normal
Martha Krumpeck wächst in einem Dorf in der Nähe von Eisenstadt auf. Ihre Eltern haben sich in der Landwirtschaft versucht und waren erfolgreich. Sie haben nicht aufgehört, an ihren Zielen festzuhalten, waren unnachgiebig. Eine Qualität, die sie auch an ihre Tochter weitergegeben haben. "Sie haben mir vermittelt, dass sich harte Arbeit an etwas lohnt."
Martha Krumpeck ist ein ungewöhnliches Kind. Sie liest Bücher, die eigentlich für deutlich ältere Kinder gedacht sind, sucht schon früh die intellektuelle Herausforderung. Mit Politik hat sie anfangs wenig zu tun. Das ändert sich, als sie zum ersten Mal bemerkt, dass etwas in unseren Gesellschaften fundamental im Argen ist. "Ich habe gesehen, dass die Welt den Bach runtergeht."
Martha Krumpecks politisches Erwachen
Politisch aktiv wird Martha Krumpeck zunächst im Rahmen der LGBTQ-Bewegung, der sie sich als Transmensch auch persönlich zugehörig fühlt. Klimaschutz ist noch kein Thema. Dann kommt Greta Thunberg und Fridays for Future. Krumpeck fängt an, sich mit der wissenschaftlichen Faktenlage der Klimakrise tiefer auseinanderzusetzen. "Dass das ein Problem war, ist uns ja allen in der Schule vermittelt worden, aber das Ausmaß des Problems hat mir niemand gesagt", ärgert sie sich heute.
Gender: Die Vielfalt der Geschlechter. Ein Überblick
Die politische Untätigkeit und sture Wissenschaftsleugnung vieler Regierungen sind für Martha Krumpeck schwer zu ertragen. 2016 stürzt sie in eine Depression, wird fast arbeitsunfähig. Etwas muss sich ändern, sie muss aktiv werden.
Martha Krumpeck und die Klimabewegung
Wie ein Schwamm saugt sie alles auf, was es an Erkenntnissen zur ökologischen Krise gibt. Andere Probleme wie soziale Ungleichheit oder Diskriminierung rücken in den Hintergrund. "Ungleichheit hat es in der Gesellschaft immer schon gegeben, Ungerechtigkeiten, himmelschreiendes Unrecht. Aber nichts davon hat die Existenz der ganzen Menschheit aufs Spiel gesetzt." Alle anderen Missstände könne man in Zukunft immer noch bekämpfen, "aber die Klimakatastrophe lösen wir entweder jetzt oder gar nicht mehr."
Die Gründung der Letzten Generation
Martha Krumpeck beschäftigt sich intensiv mit der Klimabewegung, nimmt an ersten Protesten in Österreich und später auch in Deutschland teil. In Großbritannien holt sie sich bei Initiativen wie "Insulate Britain" Inspiration. Anfangs sei sie skeptisch gewesen, sie dachte Straßenblockaden "würden doch nur Leute gegen uns aufbringen und der Sache wenig nützen." Aber die Erfolge der Aktivist:innen von "Insulate Britain" überzeugen sie letztlich doch. Die wiederholten Störaktionen und beharrlichen Forderungen der Gruppe sorgen letztlich dafür, dass die britische Regierung ein Konzept zur Wärmeisolierung vorstellt. "Ich orientiere mich an der verfügbaren Evidenz, also an dem, was international funktioniert hat." Das Ergebnis: Sie gründet, zusammen mit einigen Gleichgesinnten, die Letzte Generation Österreich.
Passend dazu:
Hungerstreik - Martha Krumpeck ist zäh
Nationale Aufmerksamkeit erregt Martha Krumpeck erstmals mit ihrem mehrwöchigen Hungerstreik gegen den Ökozid. Die Untätigkeit der Regierungen treibt sie zu diesem radikalen Schritt. Sie könne "dem Wahnsinn nicht länger zusehen" sagte sie damals.
Nicht nur der lange Hunger, auch die Polizei kann sie nicht einschüchtern. Sie wird in Berlin mit brutalen Schmerzgriffen von der Straße gezerrt, muss in Österreich mehrmals in Haft. Aber für Martha Krumpeck gibt es keine Alternative. "Das Problem ist, wenn wir nichts tun, dann wird es noch schlimmer und noch schmerzhafter."
Ihren Eltern wäre es lieber gewesen sie hätte eine andere Karriere eingeschlagen, "aber das kann ich nicht." Die Augen schließen und alles rundherum zu ignorieren sei keine Option.
Ein besonderes Talent - Die Leidensfähigkeit
Woher kommt diese Furchtlosigkeit? Woher die Fähigkeit, Dinge zu ertragen unter denen andere zerbrechen? "Vielleicht spielt hier das Leben als Transmensch auch hinein", erklärt Krumpeck. "Es ist kein angenehmer Zustand, mit einem Körper auskommen zu müssen, der geschlechtlich nicht dem entspricht, wie es für mich eigentlich sein müsste." Weil man es ihr auf den ersten Blick nicht ansehe, sei sie zwar für ihre Geschlechtsidentität nicht besonders angefeindet worden, habe aber gelernt "mit gewissen Imperfektionen und Unannehmlichkeiten leben zu können."
Aber nicht nur Polizei und Politik ist Martha Krumpeck ein Dorn im Auge, auch in der Zivilgesellschaft gibt es starken Gegenwind. Wie sie mit Kritik und Hass im Netz umgeht? "Ich habe eine Grundregel: Keine Kommentare lesen. Diese ganzen Trolle rutschen mir einfach den Buckel runter."
Willensstärke, Wut und Wohlwollen
Aber Martha Krumpeck ist nicht nur eine abgebrühte Kämpferin. "Grundsätzlich bin ich ein sehr positiv gestimmter Mensch." Hinter dem Zorn der Aktivistin steckt große Lebensfreude und auch eine gewisse Menschenliebe: "Ich gehe immer davon aus, dass ein anderer Mensch grundsätzlich guten Willens ist." Sie ist nur ausgesprochen fokussiert auf die wichtigste Aufgabe unserer Zeit, den Klimaschutz.
Martha Krumpeck privat - Freunde und Normalität
Der Boulevard zeichnet Martha Krumpeck gerne als verrückte Klimakleberin mit einer Inselbegabung für Unruhestiftung. Die Wahrheit ist, dass sie ein genauso normaler Mensch ist wie alle anderen auch. Sie spielt gerne Schach und Videospiele, genießt einen ruhigen Abend zu Hause und trifft sich gerne mit Freunden und Freundinnen. "Ich habe einen umfangreichen Freundeskreis, Menschen, die allesamt sehr lieb und nett sind."
Romantische Beziehungen hingegen, spielen für Krumpeck keine Rolle: "Es hat sich über die Jahre herausgestellt, dass ich anscheinend völlig asexuell bin." Für Krumpeck ist das keine Schwäche, sondern hilft ihr dabei, sich auf wichtigeres zu konzentrieren. "Das schaufelt jede Menge Kapazitäten für andere Dinge frei und außerdem kann die Behörde keinen Agenten, der mich verführen soll, auf mich ansetzen", erzählt Krumpeck lachend.
Martha Krumpeck über ...
... ihre Lieblingsmusik
"Ich genieße die Stille."
... ihren Lieblingsfilm
Don't look Up
... ihr Lieblingsbücher
Survival of the richest / Weit vom Stamm
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