Die 33-jährige TV-Moderatorin Alexandra Wachter ist ein Motor. Mit ihrer Kraft und Zielstrebigkeit machte sich die junge Journalistin innerhalb weniger Jahre einen Namen in der heimischen Medienlandschaft. Nachdem sie mehrere renommierte Journalist:innenpreise gewann wechselte sie 2022 von Puls4 zum ORF. Sie ist Vorsitzende des Frauennetzwerks Medien und zweifache Mutter. Ein Portrait.
Steckbrief Alexandra Wachter
Name: Alexandra Maritza Wachter
Geboren: Am 4. November 1989 in Innsbruck
Beruf: Journalistin und ORF-Moderatorin
Ausbildung: Absolviert aktuell berufsbegleitend das Masterstudium „Politische Kommunikation“ an der Donau-Universität Krems, zuvor Studium der Politikwissenschaft an der Universität Innsbruck und Sprecherinnen-Ausbildung an der Akademie Deutsche POP München
Familienstand: verheiratet mit Philipp Tirmann
Kinder: zwei Töchter
Alexandra Wachter: Elternhaus und Schicksalsschlag
Als Tochter eines Vorarlbergers und einer Mexikanerin wächst Alexandra Wachter, zusammen mit ihrer älteren Schwester, in Innsbruck auf. Einen Tag vor ihrem 17. Geburtstag stirbt ihr Vater plötzlich an einem Herzinfarkt. „Und dann ist alles zusammengebrochen, wir haben finanziell eine riesige Krise gehabt, haben unser Haus verloren.“, erinnert sich Wachter.
Alexandra Wachter: Erstes Kind als junge Mutter
Eineinhalb Jahre später, mit 18 Jahren, erwartet Alexandra Wachter ihr erstes Kind. Nach der Geburt noch die Matura abzuschließen und zu studieren war nicht einfach. „Gerade als so junge Mutter wird einem suggeriert, man sich jetzt alles verbaut hat, auch wenn das natürlich nicht stimmt.“ Um diese schwierige Zeit zu meistern waren die Unterstützung ihrer Mutter aber auch professionelle Hilfe zentral. „In solchen Situationen ist die Unterstützung einer Therapeutin oder eines Therapeuten zentral, die immer wieder mit einem ordnen, was im eigenen Leben passiert.“
Verbindung zu Mexiko
Auch ihre Erlebnisse in Mexiko prägen die junge Alexandra Wachter. „Die Armut, die in Mexiko herrscht, hat mich bereits in meiner Kindheit sehr beschäftigt. Der Unterschied zwischen Österreich und Mexiko ist eklatant. Und ich habe mir als Kind schon gedacht, wie kann die Welt so ungerecht sein?“
Alexandra Wachters Kampf gegen Missstände
Trotz des frühen Todes ihres Vaters und den Herausforderungen der frühen Mutterschaft, lässt sich Wachter nicht unterkriegen. „Das war schon sehr schwierig eine Zeit lang, aber ich habe für mich und meine Tochter damals entschieden, dass wir uns da raus kämpfen.“ Sie ist sich aber bewusst, dass sie Glück im Unglück hatte, denn nicht alle bekommen Hilfe, gerade was Psychotherapie betrifft: „Das kostet Geld und da müsste der Zugang viel niederschwelliger sein, hier bräuchte es höhere Kostenzuschüsse seitens der Krankenkassen.“
Ihre eigenen Erfahrungen sensibilisieren Alexandra Wachter schon früh für gesellschaftliche Missstände. Sie entwickelt einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und Empathie für Menschen in Notlagen. Wachter sieht es als ihre Aufgabe, Ungerechtigkeiten aufzuzeigen und jenen eine Stimme geben, die von der Gesellschaft oft nicht gehört werden. „Ich bin immer angetrieben davon, etwas aufzudecken.“ Als Journalistin hat sie die privilegierte Position, auf Probleme hinzuweisen, die viele betreffen. „In der Bevölkerung gibt es viele Fragen und Gedanken und im Prinzip ist es unsere Aufgabe diese Fragen und Gedanken aufzugreifen und dann den Mächtigen zu stellen.“
Alexandra Wachter ...
welches Buch lesen Sie derzeit? "Couchsurfing im Iran"
was ist Ihre Lieblingsserie? "The Handmaid‘s Tale"
welche Musik hören Sie gerne? "Lateinamerikanisch, etwa 'Los Angeles Azules'"
Alexandra Wachter: Von TirolTV zu Puls4
Schon mit 12 Jahren interessiert sie sich für Journalismus, beeinflusst von ihrer älteren Schwester, die mittlerweile als freie Journalistin in Mexiko arbeitet. „Ich habe da schon mitbekommen was es heißt einen Beitrag zu gestalten, was es heißt zu recherchieren. Ich war immer fürchterlich neugierig.“ Wachter beginnt bei TirolTV zu arbeiten und absolviert ein Praktikum beim ORF. Als TirolTV neu übernommen wird, wird die damals 23-Jährige Sendungsverantwortliche. „Wir waren ein winziges Team, alle super jung, also alle Anfang 20, aber alle sehr motiviert und es war eine tolle Zeit“, erinnert sich Wachter. Der neue Sender produziert Berichte aus Tirol, und anderem auch für Puls 4. Über diesen Kontakt kommt Alexandra Wachter schließlich 2015 nach Wien. Bei Puls 4 legt sie einen steilen Aufstieg hin der 2020 in einem Interview mit dem damaligen Bundeskanzler Sebastian Kurz gipfelt.
Das Kurz-Interview: Alexandra Wachter zeigt was sie kann
„Sie haben ja ein eigenes Hirn.“ Dieser Satz von Sebastian Kurz katapultiert Alexandra Wachter schlagartig ins Rampenlicht. Von der ruhigen und professionellen Interviewführung Wachters überfordert, entweicht dem Kanzler dieser unüberlegte Untergriff. „Ich war auf ihn sehr gut vorbereitet.“ Kurz‘ rhetorische Tricks reichen nicht aus, um Wachter aus der Fassung zu bringen. „Jeder hat ein bestimmtes Muster wie er reagiert, und so auch er.“ In der TV-Ausstrahlung des Interviews wird der besagte Satz später herausgenommen. Die APA berichtet von Interventionen aus dem Bundeskanzleramt. Auf Druck der Redaktion wird das Interview dann in voller Länge auf die PULS 4-Website gestellt.
Weitere Persönlichkeiten aus dem Bereich Medien im Porträt:
Alexandra Wachter: Preise und Auszeichnungen
Für ihre hartnäckige und sachliche Interviewführung wird Alexandra Wachter 2021 sowohl der Robert-Hochner-Preis als auch der Walther-Rode-Preis verliehen. Auszeichnungen, die „sehr oft an Männer“ gehen, und daher ein umso wichtigeres Zeichen der Anerkennung sind, so die Vorsitzende des Frauennetzwerks Medien. Außerdem seien die Preise ein Zeichen an die Mächtigen, dass es immer falsch sei, sich in freie Berichterstattung einzumischen.
Davor hatte Alexandra Wachter bereits für ihre Dokumentation „Jenische in Österreich - fremd im eigenen Land“ den Prälat-Leopold-Ungar-Preis erhalten. Auch dieser Preis ist für Wachter mehr als nur eine Wertschätzung ihrer Arbeit: „Das war deswegen wichtig, weil dadurch die Jenischen so viel Aufmerksamkeit bekommen haben.“
Der Wechsel zum ORF: Alexandra Wachter ist angekommen
Nach all den Jahren der Arbeit, nach drei hochdotierten Journalist:innenpreisen und nach sieben Jahren bei Puls4 kommt 2022 dann der Wechsel zum ORF. Für Alexandra Wachter, die schon in der Volksschule ein Bild gemalt hat, wo sie selbst als Journalistin für den ORF zu sehen ist, geht ein Traum in Erfüllung: „Ich wollte immer zum ORF.“ Obwohl Wachter mit Freude an die Zeit bei Puls4 zurückblickt, war es an der Zeit für neue Aufgaben. „Ich finde das spürt man dann auch, man hat dann so das Gefühl jetzt ist es Zeit für was Neues, und jetzt merk ich wie das Feuer brennt.“ Die Begeisterung für ihre Arbeit steht Alexandra Wachter ins Gesicht geschrieben. Seit ihrem Wechsel überzeugt die 33-jährige als Journalistin im Innenpolitikressort des ORF und als Moderatorin der „Zeit im Bild“.
Alexandra Wachter privat: Traumhochzeit in der Toskana
Während es beruflich für Alexandra Wachter steil bergauf geht, kommt auch das Privatleben nicht zu kurz. 2018 heiratet sie in der Toskana ihren langjährigen Partner Philipp Tirmann, den ehemaligen Infodirektor von Puls4. „Es war eine ganz kleine intime Hochzeit und ich habe eigentlich eine riesige Familie in Mexiko, also das war gar nicht so einfach sie klein zu halten.“ Mit Ehemann Tirmann bekommt Alexandra Wachter 2021 ihre zweite Tochter. Gemeinsam mit ihrem Ehemann meistert sie den Spagat zwischen Elternschaft und Berufsleben: „Wir sind voll auf Augenhöhe und teilen uns die Sachen auf, weil es wichtig ist, dass wir beide voll eingebunden sind, zuhause aber auch in unseren Jobs.“
Freizeit und Familienleben
Auf die Frage, wie sie denn im Stress des Berufsalltags und der Erziehung zweier Töchter ihren Ausgleich findet, antwortet Wachter lachend: „Ich glaube ich bin grundsätzlich einmal ein sehr positiver Mensch, das ist einfach ein Glück.“ Wachter genießt ihre Aufgaben, sei es im Beruf oder zuhause. Yoga mache sie zwar auch „aber am Ende ist es eine Grundeinstellung.“
Dennoch sei es auch schwierig alles unter einen Hut zu bringen: „es ist wie Jonglieren, nur dass man nie alle Bälle oben halten kann. Immer wenn ich das Wort ‚Vereinbarkeit‘ höre, denke ich, dass das die Situation einfach nicht richtig beschreibt – die Wahrheit ist, dass man sich in einem ständigen Spannungsverhältnis zwischen Beruf und Familienleben befindet.“ Wachters Glück sei es, dass sich ihre ältere Tochter auch für den Job interessiere und dieser daher Platz in der Familie habe.