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Wie investiert man nachhaltig?

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Themenbild zu nachhaltig investieren.

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Nachhaltiges Investieren gewinnt zusehends an Bedeutung. Welche Möglichkeiten es gibt und wie man am besten vorgeht - Finanzberaterin Larissa Kravitz gibt Orientierung.

Honorar-Wertpapierberaterin Larissa Kravitz nimmt eine große Nachfrage nach gut strukturierter Finanzberatung wahr - vor allem auch im Bereich Nachhaltigkeit. Etwas, das durchaus Sinn macht und Frauen ein noch größeres Anliegen zu sein scheint als Männern, wie aus einer Forsa-Studie zum deutschen Investitionsverhalten hervorgeht, die von der Klimaschutzgenossenschaft "The Generation Forest" im Jahr 2022 veröffentlicht wurde. Insgesamt zeigt die Studie, dass mehr als die Hälfte aller Befragten - unabhängig vom Geschlecht - in puncto Anlage großen Wert auf Nachhaltigkeit legen.

Strenge Nachhaltigkeitskriterien

"Die Leute kommen mit ganz unterschiedlichen Zugängen zum Thema 'nachhaltig Investieren'. Manchen ist der Schutz der Menschenrechte am wichtigsten, andere wiederum legen größeren Wert darauf, dass die Unternehmen umweltschonend agieren", erklärt Larissa Kravitz. Diese und weitere Werte wurden in den aktuell gültigen ESG-Kriterien zusammengefasst, nach denen Unternehmen bewertet werden. Die ESG-Kriterien im Detail:

  • Environmental: Unternehmen sind dazu angehalten, die Ressourcenknappheit nicht zu verschärfen, Wasserzugang für alle Menschen zu ermöglichen und die Artenvielfalt zu erhalten.

  • Social: Menschenrechte sollen nicht verletzt, auf die Gesundheit und Sicherheit der Mitarbeiter soll geachtet und die Ernährungssicherheit aller Menschen soll gefördert werden.

  • Governance: Antikorruptionsrichtlinien schreiben u. a. vor, wie oft der Aufsichtsrat tagen muss, wie klar das Reporting ist und wie die Kompetenzen im Unternehmen verteilt sind.

Um nach den ESG-Kriterien in Nachhaltigkeitslisten gerankt zu werden, müssen Unternehmen eine Vielzahl an Anforderungen in den eben genannten Bereichen erfüllen. Wobei der "Governance" auf Unternehmensseite oft zu wenig Bedeutung beigemessen werde, wie Larissa Kravitz bemängelt. Dabei würde die Umsetzung dieses Kriteriums den wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens klar positiv beeinflussen. Denn: Je weniger Skandale, desto höher die Rendite, wie Larissa Kravits veranschaulicht.

Viele nachhaltige Geldanlagen orientieren sich zudem an den 17 UN-Zielen für nachhaltige Entwicklung, den sogenannten Social Development Goals (SDGs). Diese wurden im Rahmen der Agenda 2030 verabschiedet. Gefordert werden hier u. a. bessere Bildungschancen, der Zugang für alle Menschen zu Gesundheitssystemen, faire Arbeitsbedingungen und Klimaschutz.

Unternehmen, die nachhaltig operieren, sind langfristig erfolgreicher

Studien belegen, dass nachhaltige Investitionen höhere Renditen bedeuten, gerade auch wegen der mit der Umsetzung der Nachhaltigkeitskriterien einhergehenden Kontrollen und Regulierungen. Eine Studie von Morningstar etwa zeigt, dass 58 Prozent der Fonds, die nach den ESG-Kriterien arbeiten, im Zeitraum von 2015 bis 2020 eine bessere Performance hatten als ihr Vergleichsindex. Ebenso aus dieser Studie geht hervor, dass Unternehmen, die nachhaltig operieren, langfristig erfolgreicher sind.

Am besten breit aufgestellt

Die Möglichkeiten, nachhaltig zu investieren, sind vielfältig und hängen immer auch von der Risikobereitschaft der jeweiligen Person ab. Larissa Kravitz empfiehlt, "zu diversifizieren und verschiedene Produkte und Investitionsarten zu mischen". Hierfür bieten sich ETFs oder Fonds an, die gleichzeitig Aktien und beispielsweise Green Bonds enthalten können. Green Bonds sind Anleihen, mit denen nachhaltige Infrastruktur-Projekte finanziert werden. In Paris beispielsweise wurde so ein Teil des Netzes öffentlicher Verkehrsmittel aufgebaut beziehungsweise erneuert.

Anleihen gelten als eher sichere Anlageform. Häufig werden sie von Staat, Regierungen, Städten oder großen Unternehmen ausgegeben, um langfristig Kapital zu beschaffen. Im Gegenzug für ihre Investitionen bekommen die Anlegerinnen und Anleger regelmäßige Zinszahlungen. Ein wachsendes Feld für nachhaltige Investitionen ist der Real-Estate-Bereich. Diverse Projekte bieten die Möglichkeit, in nachhaltige Gebäude, Heizungs- und Kühlsysteme oder auch Fassaden zu investieren. Dies funktioniert zum Teil über Anleihen, zum Teil über Beteiligungen.

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Vorsicht bei Nachrang-Darlehen

Vorsicht walten lassen sollte man laut Larissa Kravitz bei objektbasierten Nachrang-Darlehen. Diese werden häufig für Objekte im Ausland vergeben, in die zu investieren extrem riskant sei. Nicht selten müsse man hier eine gewisse Summe, etwa 10.000 Euro, investieren. "Das ist sehr viel Geld, wenn man es verliert." Um in diesem Bereich Investitionen zu tätigen, braucht es einiges an Finanzwissen. "Sonst kann man das Risiko nicht einschätzen", mahnt die Finanzberaterin.

Weniger risikoreich ist hingegen Crowdfunding auf offiziellen Crowdfunding-Plattformen. Das Angebot umfasst in der Regel eine Vielzahl nachhaltiger Energie- oder auch Bau-Projekte, bei denen der Einstieg niederschwellig und man schon mit wenigen Hunderten Euro dabei ist. Larissa Kravitz empfiehlt, die Factsheets genau zu prüfen und dann das gewünschte Kapital auf verschiedene Crowdfunding-Projekte aufzuteilen. Crowdfunding eignet sich vor allem für eine Anlagendauer von einem bis fünf Jahren.

Grünes Gold

Eine weitere Möglichkeit nachhaltig und risikoarm zu investieren, ist grünes Gold. Da Gold jederzeit eingeschmolzen werden kann, lassen sich dessen Herkunft sowie Abbaubedingungen nur schwer nachvollziehen. Es gibt allerdings Anbieter, die ausschließlich Altgold einkaufen, dieses einschmelzen und damit - wenn man so will - Recyclinggold produzieren. So zum Beispiel "Münze Österreich". Auf diese Weise kann man vermeiden, dass der Goldabbau, der häufig unter äußerst fragwürdigen Bedingungen stattfindet, nicht zusätzlich gefördert wird.

Mittlerweile ist es bei der Finanzberatung verpflichtend, den Wunsch nach nachhaltigen Investitionen abzufragen und - sofern erwünscht - dementsprechend zu beraten. Bevor man den ersten Schritt in Richtung Investition wagt, sollte man sich darüber im Klaren sein, wie risikobereit man ist und welche Investitionsform einem am meisten zusagt. Alles in allem, so Larissa Kravitz, wird die Nachfrage nach nachhaltigen Investitionen in den nächsten Jahren weiter steigen.

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