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Tornado: Wetterphänomen mit Zerstörungskraft

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Ein Tornado in Kansas, USA.

©iStockphoto.com/Francis Lavigne-Theriault
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Tornados kennen viele von uns nur aus dem Fernsehen. Vor allem in Amerika richten sie immer wieder große Schäden an. Doch auch in Österreich kommt es manchmal zu diesen Stürmen.

Was ist ein Tornado?

Ein Tornado tritt häufig in Nordamerika auf und ist eine kleinräumige, schnell rotierende Luftsäule, die sich über dem Festland bildet. Der Wirbelsturm muss immer Bodenkontakt haben. Außerdem herrscht im Inneren ein starker Unterdruck. Dadurch sind die Schäden, die diese Stürme anrichten, oft gewaltig.

Die Stärke eines Tornados variiert: Von einem Durchmesser von 50 Metern bis hin zu 1.000 Metern ist alles möglich. Aber nicht nur der Durchmesser entscheidet über die Gefährlichkeit, auch die Windgeschwindigkeit spielt eine zentrale Rolle.

Derzeit sind zwei Einteilungsskalen in Verwendung. In Amerika wird die Enhanced Fujita-Skala verwendet. Sie wurde 1971 von Tetsuya Theodore Fujita entwickelt und dient zur Schadensklassifikation.

Enhanced Fujita-Skala:

Klasse

Geschwindigkeit (km/h)

EF0

105 –137

EF1

138 –177

EF2

178 – 217

EF3

218 – 266

EF4

267 – 322

EF5

> 322

Quelle: www.weather.gov

In Europa ist dagegen die TORRO-Skala (steht für Tornado and Storm Research Organisation) in Gebrauch. Sie wurde ebenfalls in den 1970er Jahren entwickelt, ist aber doppelt so fein wie die EF-Skala. Auch werden nur die Windgeschwindigkeiten zur Klassifikation herangezogen und nicht das Ausmaß der Zerstörungen.

Wie viel Schaden ein Tornado anrichtet, hängt auch davon ab, wie lange er besteht. Diese Zeit kann von wenigen Sekunden bis zu einer halben Stunde dauern. Da die Stürme dabei auch noch immer wieder die Richtung ändern und normalerweise nur wenige Kilometer zurücklegen, ist es extrem schwer, sich darauf vorzubereiten.

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Wie entsteht ein Tornado?

Gleich vorweg, es ist kompliziert und auch der Wissenschaft noch nicht vollkommen klar. Einige Voraussetzungen kennt man aber. So muss auf jeden Fall feuchtwarme Luft und eine hohe Windrichtungsscherung geben. Dabei müssen in verschiedenen Höhen die Horizontalwinde unterschiedlich sein.

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 © News.at

Was geht im Inneren eines Tornados vor sich?

Das Innere eines Tornados ist ein gefährlicher Ort. Es kommt nämlich zu einem enormen Druckabfall. Es gibt Berichte, dass es zu einem Temperatursturz kommt und die Atemluft knapp werden kann. Einer Simulation zufolge ist der Sauerstoffgehalt dann in etwa so groß wie in 8.000 Metern Höhe – also nicht sehr lange auszuhalten. Da Tornados aber ziemlich schnell vorbei ziehen, sollte dies kein Problem darstellen.

Wie kündigt sich ein Tornado an?

Nachdem die genaue Entstehung nicht ganz geklärt ist, ist es sehr schwierig, einen kommenden Tornado zu erkennen. Gerade am Anfang kann man diese Stürme kaum wahrnehmen. Erst wenn durch die Entstehung des Wirbels Wasser, Staub oder Trümmer aufgewirbelt werden, sieht man ihn.

Tatsächlich kann man sich nur an der Satellitenbeobachtung des Wetters orientieren. Zumindest muss aber ein Tiefdruckgebiet vorhanden sein. Wobei auch Meteorologen das Entstehen meist nicht exakt voraussagen können.

Vor allem in Amerika gibt es gut funktionierende Warnsysteme: Ein Netz aus 159 bodennahen Radarsystemen schützt in den USA die Bevölkerung vor diesem Wetterphänomen. Erkennt das System einen Tornado, wird die Meldung via nationalem TV und in den lokalen Radiostationen verbreitet. Zusätzlich warnen Sirenen vor dem nahenden Wirbelsturm.

Was ist der Unterschied zwischen einem Hurrikan und einem Tornado?

Tornados sind ziemlich kleinräumige Phänomene, die meist über Land entstehen. Sie bewegen sich auch nur wenige Kilometer weit und bleiben nicht lange bestehen. Hurrikans entstehen über dem Meer und können mehrere hundert Quadratkilometer bedecken. Sie legen dabei auch weite Strecken zurück und können sich tagelang aufbauen. Wenn sie auf Land treffen, schwächen sie sich meist ab und lösen sich dann auf.

Welche Länder sind am meisten gefährdet?

Grundsätzlich kommen Tornados auf allen Kontinenten vor. Doch sind die meisten eindeutig in Amerika – und hier vor allem in den USA aufgetreten. Pro Jahr werden dort etwa 1.100 Stürme dieser Art gezählt. In Europa werden laut Wetterdienst zwischen 300 und 500 Tornados pro Jahr registriert. Oftmals sind sie hier aber nicht so stark wie in den USA. Das liegt vor allem daran, dass die Gebirge ein direktes Aufeinandertreffen von kalter Polarluft und feuchter Luft aus dem Mittelmeer verhindern.

Die Gebirge liegen bei uns quasi „quer“, während das große Bergmassiv in den USA, die Rocky Mountains, in Nord-Süd-Richtung verlaufen. So können die gefährlichen Luftmassen ungehindert aufeinandertreffen.

Wie viele Tornados gab es bisher in Österreich?

In Österreich sind Tornados ein relativ seltenes Ereignis. In den vergangenen drei Jahrzehnten wurden durchschnittlich jährlich nur drei davon registriert. Seit mehr Menschen sich dafür interessieren und eine Vernetzung leichter ist, kommen wir auf rund fünf Tornados pro Jahr. Der Großteil der registrierten Stürme liegen in den unteren beiden Klassen. Nur etwa alle zehn Jahre wurde einer der Stärke F3 beobachtet. Bis jetzt wurde nur ein einziger der Stufe F4 dokumentiert. Hier handelt es sich um ein historisches Ereignis, das 1916 in Wiener Neustadt beobachtet wurde. Die Bilanz war traurig: 32 Tote und hunderte Verletzte waren zu beklagen.

Genaue Informationen über Tornados in der jüngsten Vergangenheit kann man auf der Homepage der Geosphere Austria (ehemals ZAMG) abrufen: www.zamg.ac.at/cms/de/klima/klima-aktuell. So gab es etwa in Juni 2020 einen Tornado in Eichkögl (Südost-Steiermark). Bei einem Unwetter wurden durch den Sturm Bäume entwurzelt und Dächer abdeckt. Im April 2023 zog ein Tornado über Oberfladnitz (ebenfalls Südost-Steiermark), deckte Dächer ab und beschädigte Fensterscheiben.

Am anfälligsten für Tornados ist übrigens die Südoststeiermark, dann folgt das Hausruckviertel in Oberösterreich und das Wiener Becken.

Die schlimmsten Tornados weltweit

Der Tornado, der die meisten Menschenleben gefordert hat, verwüstete 1989 weite Gebiete von Bangladesh. Mehr als 1.300 Menschen starben und rund 12.000 wurden verletzt. Zwei Städte wurden dabei zerstört. Auch 1996 wurde das Land wieder von einem Tornado heimgesucht. In diesem Jahr starben etwa 500 Menschen und fast 33.000 wurden verletzt.

In Amerika ist vor allem der Mittlere Westen von Tornados betroffen – hier liegt die sogenannte Tornado Alley. 1925 gab es hier einen enormen Tornado, der viel länger dauerte als üblich. Nach über drei Stunden waren Landstriche in drei Bundesstaaten – Indiana, Illinois und Missouri – verwüstet. Fast 700 Menschen wurden getötet.

Ebenfalls in Amerika kam es 1974 zu einem Super-Ereignis. Insgesamt 148 Tornados fegten über 13 Bundesstaaten hinweg und töteten über 300 Menschen.

Aber auch in Europa können Tornados verheerende Schäden anrichten. 1984 gab es in Westrussland einen Wirbelsturm, der laut russischen Angaben mehr als 400 Menschen tötete. Zeugen haben damals berichtet, dass sogar LKW durch die Luft flogen. Außerdem dauerte er mit zwei Stunden extrem lang.

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