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Die Gruppe unter der Leitung des Botanikers Meelis Pärtel von der Universität Tartu (Estland), der weltweit über 200 Wissenschafterinnen und Wissenschafter angehörten, fasst in ihrer Studie Informationen von knapp 5.500 untersuchten Orten zusammen. Aus Österreich gingen Daten aus dem Wienerwald in die Analyse ein, die der Biodiversitätsforscher Franz Essl von der Universität Wien beigesteuert hat. Für Essl unterstreicht die Arbeit, dass starker menschlicher Nutzungsdruck in einer Landschaft zu einer Verarmung in den verbleibenden Lebensräumen führt, wie er gegenüber der APA erklärte. Das sehe man auch im Wienerwald - und der Befund sei wahrscheinlich für den Rest Österreichs gültig.
Das große Forschungsteam hat sich dem Thema mit einem neuen Ansatz angenommen: dem der "dunklen Artenvielfalt". Darunter versteht man den Vergleich aller Pflanzenarten, die potenziell in einem Gebiet aufgrund der geografischen Beschaffenheit, des vorherrschenden Klimas und anderer Merkmale beheimatet sein könnten, mit jenen, die dort tatsächlich wachsen. So kommt man letztendlich zu Prozentangaben, die sich regionsübergreifend vergleichen lassen.
Insgesamt zeigte sich, dass in Gegenden, in denen der Mensch intensiv wirtschaftet, seine Reisetätigkeiten ausführt, baut und wohnt - respektive der menschliche Fußabdruck hoch ist -, ein Großteil des eigentlich in der größeren Region befindlichen Pools an Arten kaum Fuß fassen kann. Darüber hinaus konnte der Einfluss von intensiven Aktivitäten mancherorts auch über weite Strecken weit in Gebiete mit eigentlich kleinem humanen Fußabdruck hinein nachgewiesen werden.
Das sei "alarmierend", wird Pärtel in einer Aussendung zitiert. Hier sehe man, dass der Arm des Menschen eine größere Reichweite habe als vielfach vermutet und auch weit in Naturschutzgebieten nachweisbar ist. "Umweltverschmutzung, Abholzung, Vermüllung, das Niedertrampeln von Pflanzen und von Menschen verursachte Brände können Pflanzen aus ihren Lebensräumen verdrängen und eine Wiederansiedlung verhindern", so der Forscher.
Zum heiß umstrittenen Thema rund um "Renaturierung" und die Ausweitung von Schutzgebieten könne man aus der Studie herauslesen, dass der negative Einfluss des Menschen in einem Gebiet dann geringer ausfiel, wenn zumindest ein Drittel der umliegenden Region unberührt bleibt. Dies sei ein starkes Argument, das das lange von Aktivisten und vielen Wissenschaftern geforderte Ziel, möglichst rasch 30 Prozent der Landfläche unter Schutz zu stellen, untermauere. Gerade etwa durch das Wiederherstellen von Natur-Korridoren könnten sich eigentlich in der Großregion vorhandene Pflanzen neu ausbreiten und wieder an ursprünglichen Verbreitungsorten heimisch werden, heißt es in der kürzlich erschienenen Publikation.
In Ramsau ist am Samstag, 10.Juli 2021, ein Wald in Brand geraten. Am frühen Nachmittag stand eine Fläche von etwa einem Hektar in Flammen.