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Auch Wallner wurde in den VN mit den Worten "Ich sehe nicht, warum wir uns hier nicht einigen könnten" zitiert. "Die SPÖ akzeptiert die Grundlagen der Budgetsanierung, wir die Bankenabgabe", so Wallner. Freilich sei aber die Ausgestaltung einer solchen Abgabe entscheidend. Die Kosten dürften nicht an die Bankkunden weitergegeben werden, sondern die Beiträge etwa in Wohnbau- oder Energiefinanzierung hineingehen, schränkte er ein.
Die Zustimmung zu einer Bankenabgabe dürfte es von der ÖVP aber nur im Gegenzug zu den bereits nach Brüssel gemeldeten Sparmaßnahmen geben. Weitere Forderungen aus Sicht der Volkspartei seien wirtschaftspolitische Akzente, die zu setzen seien, und eine konsequente Migrationspolitik. "Jetzt müssen Parteiinteressen nach hinten und das Staatsganze in den Vordergrund gestellt werden. Stillstand können wir uns nicht leisten", so der Vorarlberger Landeshauptmann.
Kaiser zeigte sich für Wallners Forderung offen: "Ich denke, dass der Budgetpfad, der von FPÖ und ÖVP für das erste Jahr nach Brüssel gemeldet ist, in wesentlichen Teilen übernommen werden kann", so Kaiser gegenüber Ö1. Eventuell brauche es teilweise eine "rasche Überarbeitung". Für die weiteren Jahre sei es "natürlich notwendig perspektivisch zusammenzuarbeiten".
Auch Kaiser mahnte ein, dass es notwendig sei, dass beide Parteien von "einzementierten Standpunkten" weggehen müssten. Es brauche nun "rasche Entscheidungen", eine handlungsfähige Regierung und eine parlamentarische Zusammenarbeit mit allen Parteien. Sowohl SPÖ-Chef Andreas Babler als auch der geschäftsführende ÖVP-Obmann Christian Stocker müssten wissen, dass nun ein "Hinterfragen der eigenen Standpunkte" nötig sei und das Gemeinwohl in den Mittelpunkt gestellt werden müsse. "Ein Beharren ausschließlich auf den Parteistandpunkten führt zum Scheitern."
Tirols geschäftsführender SPÖ-Chef und Landeshauptmannstellvertreter Philip Wohlgemuth bekräftigte am Samstag am Rande einer Bezirkskonferenz in Rum gegenüber der APA, dass die Sozialdemokratie bereit sei, zu regieren. "Unsere Hand ist ausgestreckt", sagte Wohlgemuth. Festlegen, ob er eine Zweierkoalition mit der ÖVP oder doch eine Dreierkoalition mit den NEOS präferiere, wollte sich Wohlgemuth nicht: "Zuerst braucht es Gespräche in aller Ruhe, dann werden wir weiter sehen."
In seiner Rede vor den Delegierten übte Wohlgemuth aber auch deutliche Kritik am geschäftsführenden ÖVP-Obmann Christian Stocker. Wenn dieser sage, in Österreich würden in Krisenzeiten "alle in einem Boot sitzen", dann liege er falsch: "Die entlassenen Arbeiter von Kika-Leiner sitzen nicht im selben Boot wie Rene Benko, der bis zuletzt in Saus und Braus gelebt hat. Das ist eine Schande für die Republik. Wir werden für Gerechtigkeit kämpfen."
Aus Sicht der ÖVP ist ein Entgegenkommen wohl unvermeidlich, sprechen aktuelle Umfragen aus türkiser Sicht doch vehement gegen Neuwahlen. Gemäß einer Umfrage von Spectra im Auftrag der Bundesländerzeitungen käme die ÖVP bei der Sonntagsfrage auf nur noch 19 Prozent hinter FPÖ und SPÖ. Die Freiheitlichen erreichten aktuell 35 Prozent, die Sozialdemokraten 22 Prozent. Die Umfrage vom Linzer Institut Spectra wurde nach dem Platzen der blau-schwarzen Verhandlungen (Befragungszeitraum: 13. Februar bis 14. Februar) im Auftrag von OÖ-Nachrichten, Kleine Zeitung, Salzburger Nachrichten, Tiroler Tageszeitung, Vorarlberger Nachrichten und Presse durchgeführt. In der Online-Umfrage wurden 1.001 Personen befragt. Die Schwankungsbreite liegt bei plus/minus 3,1 Prozentpunkten. Die NEOS kämen aktuell auf 10 Prozent, die Grünen auf 9 Prozent.
Indes hat der Salzburger Erzbischof Franz Lackner zur Bildung einer "stabilen, auf Konsens bedachten Regierung, die bei größtmöglicher innerer Stabilität die politischen Meinungen möglichst breit abbildet" aufgerufen. "Essenzielle Kriterien" wie die Achtung von Menschenwürde und Menschenrechten, gesellschaftlicher Solidarität, die Freiheit von Medien, Justiz und auch der Religion "sollten dabei selbstverständlich sein und nicht eingemahnt werden müssen", betonte der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz laut Kathpress in einer am Samstag veröffentlichten Stellungnahme zur aktuellen politischen Lage.