Die Wiener Sängerknaben, einst unermesslich reich und gefeiert, mussten zum Fünfhundertfünfundzwanziger vor dem Ruin gerettet werden. Eine Jahressubvention von einer Million Euro sei erforderlich, sagt der Präsident. Die Probleme reichen schon Jahrzehnte zurück.
Der Stephansdom steht noch, Schloss Schönbrunn wurde noch nicht an Billa veräußert, und die Fleischerei Gumprecht hat noch keinen Zugriff auf die Lipizzaner. Aber die Mozartkugel ist schon in rumänischer Unternehmerhand, und Jedermann führt, temporär im Minirock, Kontroversen mit den Klimaklebern. Und jetzt das! Um den unmittelbar bevorstehenden wirtschaftlichen Zusammenbruch des gemeinnützigen Privatvereins Wiener Sängerknaben zu verhindern, hat Kanzler Nehammer vor Weihnachten 800.000 Euro lockergemacht. Nachdem schon die Stadt Wien im Corona-Jahr 2021 und im vergangenen Herbst mit je 500.000 Euro Erste Hilfe geleistet hat. Wobei die Crux im Adjektiv "einmalig" liegt.
Vereinspräsident Erich Arthold: "Wir finanzieren uns zu 69 Prozent aus den Konzerteinnahmen, das ist in Zukunft aufgrund der Situation der Kulturbranche nicht mehr möglich. Tourneeeinnahmen sind verletzlich. Corona hat uns schon einen Schlag versetzt, und wenn irgendwo eine Krise oder ein Erdbeben ausbricht, muss man mit minderjährigen Kindern sofort alles absagen. Soeben sind auf einer Japan-Tournee beide Erzieher an Corona erkrankt. Wir konnten sie ersetzen, aber wenn die Krankheit im Chor ausgebrochen wäre, hätten wir alle evakuieren und 12 Konzerte absagen müssen. Man kann auch nicht unbegrenzt singen", gibt Arthold weiter zu bedenken. "Was ist den Kindern zumutbar, und wann beginnt es inflationär zu werden? Heute fordern Veranstalter vor allem in großen Städten eine gewisse Exklusivität. Auch die Gagen kann man nicht unbegrenzt anpassen."
Eine Million jährlich ist notwendig
Mit anderen Worten: Nach konkurrenzlosen 525 Jahren wird es ohne feste Jahressubvention nicht mehr lang weitergehen. Und Arthold, selbst emeritierter Sängerknabe, dann Konzertagent und seit dem Vorjahr Vereinspräsident, nennt auch die Summe: Eine Million wäre nicht zu hoch gegriffen, sonst kann sich die Welt absehbar von ihrem anno 2017 zertifizierten Kulturerbe verabschieden. Man sei in Gesprächen, sagt der Bund. Es gebe gar kein Ansuchen, ergänzt die Stadt.
Am 9. Dezember des Vorjahres wurde eine Weihnachtsgala der Sängerknaben in der Stadthalle offiziell wegen organisatorischer Probleme abgesagt. Die Proteste der deutlich zu wenigen Kartenkäufer verhallten, so überhaupt erhoben, ungehört. Bald danach setzte Arthold via "Krone" den Hilferuf ab, dem der Kanzler zum Christfest nicht widerstehen wollte.
Wie ist das möglich? Wo sich doch reifere Mitbürger ihrer eigenen Groß-und Schwiegermütter entsinnen, die sich, oft vergebens, nach Eintrittskarten für die Auftritte der hundertköpfigen Boygroup verzehrten. Und zwar kontinenteübergreifend, sei es daheim in Österreich oder auf neunmonatigen Welttourneen bis in die USA und den Fernen Osten.
Ein langes Dilemma
Corona war es, erfährt man vereinsseitig, mit dem zweieinhalb Jahre dauernden Totalausfall aller Auftritte. Hört man sich allerdings um, unter ehemaligen und aktiven Sängerknaben (bzw. deren Eltern), Vereinsfunktionären und anderen Kundigen, so hat das Dilemma schon vor langer Zeit begonnen: nämlich vor etwa zwei Jahrzehnten, als man es nach den scheinbar endlos fetten Nachkriegszeiten versäumte, den sich anbahnenden Problemen entsprechend zu begegnen.
Der an der Volksoper stationierte Tenor Karl-Michael Ebner, 51, heute Mitglied des auf 140 Ehemalige limitierten Vereins, sang zwischen 1979 und 1984 beim damals blühenden Knabenchor. Der in den Sechzigerjahren begonnene Höhenflug erreichte damals den Höhepunkt. Die insgesamt vier Chöre à 20 bis 24 Buben - heute benannt nach den Komponisten Haydn, Mozart, Schubert und Bruckner - tourten um die Welt und sicherten damit enorme Einkünfte. Jeweils zwei der vier Chöre waren zwischen Japan, Australien, Hongkong, Singapur und den USA unterwegs, und das je viereinhalb Monate am Stück! "Wir waren immer knallvoll, es war unglaublich", erinnert sich Ebner. "Die Fans in Japan wurden hysterisch wie später bei Britney Spears und mussten hinter Gitter zurückgedrängt werden."
Die Verbliebenen erwarben als Zöglinge des vereinseigenen Internats im barocken Augartenpalais sechs Monate lang ihre Schulbildung, dann wurde gewechselt. Ob das monatelange Reisen für die Zehn-bis 14-Jährigen nicht übermäßig belastend gewesen sei? "Für mich und die meisten nicht", sagt Ebner. "Wir haben es als großes Abenteuer gesehen. Einige", fügt er hinzu, "hatten allerdings auch Heimweh."
Um die ging es dann in erster Linie, als die Elternvereine immer stärkeren Einfluss auf die Tourneeprogramme zu nehmen begannen. Heute hat sich das Reiseaufkommen mehr als halbiert, keiner der Chöre ist prinzipiell mehr als acht Wochen pro Jahr unterwegs, und auch das mit Unterbrechungen.
Unter diesem Vorbehalt rückte im Frühjahr 2023 der Brucknerchor nach Südkorea, Spanien und an mehrere europäische Destinationen aus. Der Haydnchor sang acht Wochen in Japan. Im folgenden Herbst bereiste der Brucknerchor China, Taiwan und Hongkong und, nach einer Pause, Österreich und Deutschland. Der Mozartchor war derweil (mit Erfolg und ausnahmsweise neun Wochen) in den USA unterwegs.
Aktuell ist der Haydnchor in Südkorea und bricht dann, nach einer Pause, zu einer USA-Tournee auf. Im Herbst zieht wieder der Brucknerchor nach Nordeuropa und in die USA. Zeitgleich fährt dann der Haydnchor nach China, Taiwan und durch Europa. Die Verträge für die nächsten fünf Jahre seien geschlossen, sagt Arthold. Das nimmt sich stattlich aus, ist aber de facto doch bloß die Hälfte der Aktivitäten aus den goldenen Jahren, als jeder der vier Chöre bis zu viereinhalb Monaten am Stück die Welt umkreiste.
Dass es sich dabei bloß um knabenschonende Maßnahmen handelt, ist indes ein schöner Traum: Der japanische Markt ist im Gefolge der Yen-Krise eingebrochen, und insgesamt explodieren die Reisekosten. Zumal sich die Sängerknaben ihre Tourneeauftritte mittlerweile vielfach selbst organisieren müssen, was schon vor der Inflation ins Geld ging.
Probleme begannen vor 20 Jahren
Den Beginn des Abstiegs lokalisieren die Befragten übereinstimmend mit der Jahrtausendwende.
• Das Signal setzte 2001 der damalige Staatsoperndirektor Ioan Holender. Er gab bekannt, eine eigene Opernschule für Kinder zu eröffnen und den Vertrag mit den Sängerknaben auslaufen zu lassen. Für die müsse er pro Kopf und Auftritt 3.000 bis 8.000 Schilling auslegen, wobei die Besseren "vielleicht gerade in Nordkorea" unabkömmlich seien. Manche Aufgaben könnten gar nicht mehr zufriedenstellend bewältigt werden. Holender machte damit nicht nur öffentlich Probleme namhaft, sondern teilte sie kraft seiner Amtsautorität auch noch mit der Welt.
Die Folgen verursachten auch in wirtschaftlicher Hinsicht Schmerzen: In vielgespielten Repertoirestücken wie "Carmen" und "La Bohème" kommen jeweils ganze vierundzwanzigköpfige Kinderchöre zum Einsatz, macht bei (damals) 3.000 bis 8.000 Schilling nach heutiger Währung insgesamt 5.000 bis 14.000 Euro pro Abend, und das vor 20 Jahren. Wobei die 8.000 Schilling eher von den Knabensolisten ersungen wurden, exemplarisch in der "Zauberflöte", deren Drei Knaben zentrale dramaturgische Funktion erfüllen. Wenigstens sie werden heute noch von Sängerknaben verkörpert, allerdings bloß an der Volksoper.
So bleiben den Sängerknaben im eigenen Land auch für die Reputation nur noch die wöchentlichen Messen der Hofmusikkapelle in der Hofburg: Hier sind neben handverlesenen Philharmonikern Mitglieder des Staatsopernchors (Tenor und Bass) sowie der Sängerknaben (Sopran und Alt) verpflichtet. (Notabene: Die Kinder beziehen keine Gagen, werden aber dafür - von erschwinglichen 1.300 Euro Jahresbeitrag abgesehen -unentgeltlich ausgebildet.)
• 2012, die Probleme waren damals noch handhabbar, ließ ohne Vorwarnung die Bundesgebäudeverwaltung eine Salve beschädigenden Ausmaßes los: 1948 war im Zuge der Wiederaufbaumaßnahmen die Miete für das Barockpalais im Augarten auf einen Schilling (0,07 Euro) festgesetzt worden. 64 Jahre später wollte die Bundesbehörde nun plötzlich den entsprechenden Vertrag vorgelegt bekommen. Aber das Dokument war unauffindbar, über Jahrzehnte verschlampt worden. Worauf sich die Monatsmiete auf 17.200 Euro erhöht hätte. Zum Glück erwirkte der legendäre Wirtschaftskammer- und Sängerknabenpräsident Walter Nettig (ÖVP) den Nachlass auf die Hälfte, nach wie vor dramatische 103.000 Euro im Jahr.
• Etwa zur nämlichen Zeit ließ der Fondsmanager Peter Pühringer, in dessen Besitz auch das Wiener Palais Coburg steht, den Sängerknaben ein Benefiz zukommen, das heute mancherorts als Danaergeschenk gesehen wird: Er finanzierte die Errichtung eines modernen, akustisch perfekten Konzertsaals für 400 Besucher im Bereich des Augartenpalais. Pühringer bezahlte auch die laufende Bespielung des Saals, der unter dem Namen "MuTh" ("Musik und Theater") ein von den Sängerknaben unabhängiges Hochkaratprogramm bietet. Vor der Eröffnung im Jahr 2012 wollten die Proteste querulierender Anrainer nicht verstummen, aber das war nicht das Problem: Ohne dass dergleichen vertraglich festgelegt worden wäre, wurde von den Sängerknaben erwartet, ihre Wiener Konzerte maßgeblich in den neuen Saal zu verlegen. "Aber will ein Tourist wirklich weg vom Zentrum in den Augarten fahren, um einen berühmten Traditionschor in einem futuristischen Konzertsaal zu hören?", äußert ein ungenannt bleiben wollender Kundiger seine Zweifel. Zuletzt zog sich Pühringer ganz vom MuTh zurück.
Dem Zeitgeist nachgerannt?
Dem Mann kann nicht hart widersprochen werden, zumal schon zuvor ein Schritt Richtung Zeitgeist nicht das erhoffte Resultat erbrachte:
• 2004 öffnete sich der Verein auch Mädchen. Die tüchtige, heute "Wiener Chormädchen" genannte Formation konzertiert zwar überwiegend getrennt von den Knaben. Doch die umfassenden Integrationsmaßnahmen -ab Herbst 2024 ist auch das mittlerweile achtklassige Gymnasium gemischt -haben ihren Preis. Obwohl die Mädchen in den Internatsbetrieb nicht eingebunden sind, gestaltet sich die Umrüstung, von den Sanitäranlagen bis zur Turnpädagogin, aufwendig.
Insgesamt bestehen innerhalb des Vereins Bedenken gegen das immer umfangreichere pädagogische Wirken: So führte man zunächst ein Internat mit Schulbetrieb für die neun-bis 14-jährigen Buben, die damals noch Prüfungen an öffentlichen Gymnasien ablegen mussten. Dann vollzog man systematisch den Ausbau Richtung Kindergarten, Volksschule und achtklassiges Gymnasium samt Matura.
Der Zustrom zu den Sängerknaben selbst - 60 Prozent kommen aus Wien, 20 aus den Bundesländern, die verbleibenden oft von anderen Kontinenten - gestaltet sich indes nicht wie früher. Vor Corona sei man viel in die Schulen gegangen, um dort zu werben, sagt Arthold. "Das fiel plötzlich alles aus. Es stehen nicht mehr wie früher die Schlangen." Und das, obwohl der Internatsbetrieb gelockert wurde, drei Nächtigungen pro Woche genügen mittlerweile.
HISTORISCHES
525 Jahre mit Glück und Sorgen
Über die zu bejubilierenden 525 Jahre kann man diskutieren: Laut Verein schronik datiert "der älteste Hinweis auf einen Knabenchor in der Hofburgkapelle" schon aus dem Jahr 1296.1498 jedenfalls, womit das vorjährige Jubiläum beglaubigt wird, machte der spätere Kaiser Maximilian Noten mit Köpfen, indem er seine Hofmusik nach Wien verlegte.
In der Tat waren die späteren Sängerknaben als Formation äußerst attraktiv und auch künstlerisch ergiebig. Joseph Haydn, sein Bruder Michael und Franz Schubert sangen selbst im Knabenchor, mit dem Größen wie Gluck, Mozart, Salieri und Bruckner eng verbunden waren. Bis zum Ende der Monachie anno 1918 sang der Chor ausschließlich im Auftrag des Hofes. In den 1920er-Jahren organisierte man sich dann als privater Verein neu. 1926 begann der Tourneebetrieb, der laut Vereinschronik seither 2.700 Knaben auf 1.000 Konzertreisen in 100 Länder schickte.
In den identitäts-und harmonieversessenen Nachkriegsjahren begann eine Zeit der Triumphe, die ab den Sechzigern dem Höhepunkt entgegenstrebte. Um die Jahrtausendwende begann sich das Massenphänomen abzunutzen, obwohl die Sängerknaben bis heute mit Weltorchestern und -dirigenten auftreten, zuletzt bei den Neujahrskonzerten 2012,2016 und 2023.
Seit 2012 singt der Chor maßgeblich im MuTh, einem futuristischen Konzertsaal auf dem Gelände des Augartenpalais, in dem die Sängerknaben samt Internat und mittlerweile stark erweitertem Schulangebot residieren.
Die Konzerte der Hofmusikkapelle - jeden Sonntag mit Mitgliedern der Philharmoniker und des Staatsopernchors in der Wiener Hofburg - sind heute die vielleicht letzten regelmäßigen Auftritte des Chors in der reputativen Höchstliga, seit die Staatsoper vor 20 Jahren die Zusammenarbeit eingestellt hat.
"Wir verzetteln uns"
Das eigentliche Problem sehen Traditionalisten aber anderswo: Man habe die Marke zugunsten anderweitiger Aktivitäten vernachlässigt und endlich aus den Augen verloren. Der Verein beschäftigt heute statt vier Chören (den klassischen Sängerknaben) deren sieben: zusätzlich den Chorus Primus in der Volksschule, den Chorus Iuventus in der gymnasialen Oberstufe, dazu die Chormädchen, die schon ihre eigenen Programme bestreiten. Statt wie früher 100, sind im Sängerknabenuniversum nun 330 singende Kinder und Jugendliche organisiert. Und das bei rückläufiger Auftragslage.
Womit die Causa mitten im Grundsätzlichen eingetroffen ist. Präsisent Arthold: "Man muss mit so einer Tradition auch eine Entwicklung anstreben, sonst läuft man sich tot. Wir wollen kein Museum sein, sondern eine umfassende Ausbildung anstreben." Ebner argumentiert konträr: "Wir haben uns breit geöffnet, aber das Incoming war dann nicht da. Ich glaube, wir haben uns diesbezüglich sehr, sehr verzettelt, statt uns auf die riesige Marke zu stützen. Wir sollten die Marke wieder etablieren, auch wenn es gerade jetzt nicht so gut geht", fordert der kundige Sänger weiter. "Als die Konzerte nicht mehr so gingen, haben wir geglaubt, durch Öffnung mehr Zuspruch zu bekommen. Aber Marken muss man halten, das ist wie in Schönbrunn, dort geht es um Sisi und den Franzl, ob's uns gefällt oder nicht. Ich komme ja dorthin, um diese Marke zu sehen. Und ich glaube, da war der große Fehler. Mit dem Neujahrskonzert 2023, bei dem auch die Mädchen mitgesungen haben, wurde z. B. der ganzen Welt fälschlich ein gemischter Chor suggeriert. Aber vor allem in Amerika gibt es tolle Mischchöre mit Riesentradition. Und was sind wir dann? Einer von sehr vielen guten. Das betrifft auch das Repertoire", fährt Ebner fort. "Früher war der erste Teil klassisch, mit Haydn, Mozart, Schubert. Und der zweite Teil hat den Walzern, Polkas und Volksliedern gehört. Jetzt haben wir auch Popsongs dabei, aber wo bleibt da das Ritual, das die Sängerknaben einmalig macht?"
Es hängt am Marketing
Einmal am Rettungswerk, bringt der namhafte Ehemalige - er rückt heute von der Volksoper bis Berlin und Florenz aus und hat den Österreichischen Musiktheaterpreis gegründet -ein weiteres Bedenken vor: In Noblesse gestorben ist auch gestorben.
"Wenn wir in der Tradition bleiben, muss es uns auch gefallen, dass wir einen großen touristischen Touch kriegen. Das heißt nicht, weiße Perücken aufzusetzen und den Leuten Karten aufzudrängen. Aber vor den Lipizzanern neben der Hofburg drängen sich die Touristen, wogegen ich mich frage, wer von den Freitagkonzerten im entlegenen MuTh schon gehört hat. Im Sommer gehen die Mozartperückenkonzerte in der Staatsoper und im Musikverein, beide angemietet, vor Menschen über. Wenn wir weiter eine Marke sein wollen, muss es uns auch gefallen, in einem Atemzug mit den Lipizzanern genannt zu werden. Es gab eine Zeit, da war man glücklich, wenn man für uns ein Ticket bekommen hat, in den Achtzigern war das noch so. Alles seither haben wir komplett verschlafen." Offensiveres Marketing sei wünschenswert, räumt Arthold ein, doch fehle es am Personal.
Die Preziose von Sekirn
Speziell Ebners Verweis auf den Sommer öffnet ein zusätzliches Diskussionsfeld: In den Monaten Juli und August nämlich proben und urlauben die Buben im vereinseigenen Erholungsheim mit acht Hektar Grund und Boden in Sekirn am Ufer des Wörthersees. Während des Jahres bleibt die Immobilie ungenutzt, und über ihren Wert streben die Angaben weit aus einander. Fünf bis acht Millionen schätzt Präsident Arthold. Das 1965 errichtete Gebäude sei nie saniert worden und in entsprechend unvermietbarem Zustand. Der Grundbesitz bestehe im Wesentlichen aus Wald und nicht umzuwidmender landwirtschaftlicher Nutzfläche.
Andere wiederum verweisen auf die beiden Tunnel, die direkt an ein schmuckes Stück Seeufer führen. Seezugang nenne sich das und sei mit Geld nur schwer zu beziffern. Derzeit stehe eine ähnliche Immobilie für 20 Millionen im Angebot. Selbst Wohnungen seien in dieser Lage nicht unter 16.000 Euro pro Quadratmeter verfügbar.
Die Preziose verkaufen und sich damit sanieren? Da ist Ebner eines Sinnes mit seinem Präsidenten. Das Familiensilber zu veräußern und die Buben im Sommer teuer anderswo einzumieten, nur um in zehn Jahren wieder vor den alten Unzukömmlichkeiten zu stehen: Da wäre die Billa-Filiale Wien-Augarten in Blickweite.
Dieser Beitrag erschien ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 3/2024.