Ein Skischulchef produziert mit einer Tiroler Hightechfirma recycelbare Minicarver aus dem 3D-Drucker. Eine Weltneuheit speziell für den Skiunterricht für Kleinkinder.
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"Tschitschi wa, tschitschi wa, tschitschi wa-wa-wa -und bewegt das Bein", tönt es aus den Lautsprechern im Kinder-Kaiserland in Scheffau in der Skiregion Wilder Kaiser. Zum Mitsingen animierende Liedchen sollen den Kids gute Laune machen, damit sie beim Herumrutschen im Schnee noch mehr Spaß haben und das Lernen quasi von alleine geschieht. "Das funktioniert auch wirklich gut, weil eine lustige und spielerische Atmosphäre beim Unterricht sehr hilfreich ist", sagt Skischulchef Gerhard Told. Der bald 80-Jährige, der noch immer vor Begeisterung sprüht, ist nicht nur sein Leben lang Skilehrer, er gilt auch als Tüftler aus Passion. Schon seit Langem hat er mit auf Kinder fokussierten Erfindungen auf sich aufmerksam gemacht - mit kindgerechten Carvern, Abenteuerfiguren als Rutschhilfen oder einem besonders sicheren Lern-Skikarussell und mitwachsenden Kinderpisten. Seine neueste Entwicklung sei sogar eine "Weltneuheit", sagt er - ein extrem leichter Minicarver für Kids ab zwei Jahren aus dem 3D-Drucker: "Wir reagieren damit auf die steigende Nachfrage nach Skiunterricht für immer kleinere Kinder."
Spezialgebiet Medizintechnik
Hergestellt werden die Miniski von der Addion GmbH in Oberndorf bei Kitzbühel, die auf additive Fertigungsdienstleistungen spezialisiert ist. Wobei der Fokus der innovativen Sechs-Mitarbeiter-Firma auf Medizintechnik liegt: Das Unternehmen entwickelt und produziert unterschiedliche 3D-gedruckte anatomische Modelle, spezielle Prothesen und medizinische Schulungsobjekte. Etwa in Kooperation mit der Innsbrucker Firma Eyecre.at künstliche Augen, mit derer Hilfe Ärzte komplizierte Augenoperationen außerhalb des Operationssaals trainieren können. Die realistischen und nach individuellen Wünschen gedruckten Modellobjekte kommen weltweit bei Ärzteschulungen zum Einsatz, so Addion-Geschäftsführer Alexander Hechenberger.
Die Minicarver sind für den gelernten Maschinenbauer daher nur "ein persönliches, spannendes Nebenprojekt". Besonders an den 160 Gramm - mit Bindung 280 Gramm - leichten Kleinkinderski ist auch, dass sie recyclingfähig sind. Im Gegensatz zu herkömmlichen Ski, die aus verschiedenen Verbundmaterialien hergestellt werden, bestehen die Ski aus sortenreinem Kunststoff, der nach dem Lebenszyklus des Produkts wiederverwertet werden kann. Sie seien "ein nachhaltiges Produkt - regional erzeugt, mit kurzen Wegen in Herstellung und Lieferung", sagt Skischulchef Told.
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"Jedes Gramm zählt"
Trotz geringen Gewichts, das durch ein Wabengerüst zwischen Belag und Deckplatte erreicht wird, sind die 3D-Ski relativ hart und UV-unsensibel. Derzeit befindet man sich noch in der Prototypphase und arbeite noch an kleineren Verbesserungen, wiewohl etliche der Muster-und Design-geschützten Ski bereits zum Einsatz gekommen sind, so Told.
"Je geringer das Gewicht, desto einfacher wird es, deshalb kämpfen wir auch um jedes Gramm." Die Minicarver sind zudem mit einer Bindung ausgestattet, die es ermöglicht, mit normalen Winterstiefelchen die ersten Versuche im Schnee zu absolvieren. "Müssten wir den Zwei- bis Dreijährigen einen Skischuh anziehen, hätten wir schon verloren", so Told, dessen Ziel es ist, den Kleinsten das Heranführen ans Skifahren so unkompliziert und sicher wie möglich zu machen. "Die Eltern sind da immer dabei und üben mit ihren Kindern. Die Skilehrer zeigen nur vor, wie es geht."
Die Nachfrage nach Kinderskikursen sei jedenfalls sehr groß: "Von einer Skimüdigkeit haben wir während der Weihnachtsferien nichts bemerkt. Im Gegenteil - wir waren vom Interesse selbst überrascht und hätten noch deutlich mehr Skilehrer beschäftigen können." In einer Ferienwoche seien in der Skischule 200 Kinder unterrichtet worden -davon ungefähr zehn bis 15 ganz kleine. Das Mini-Programm sei auch jetzt gut gebucht, so Told.
Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 04/2023 erschienen.
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