Heinz Sichrovskys Spitzentöne:
vielen Dank für den Nachruf auf Otto Schenk, er ist mit Abstand der
berührenste, den ich in den letzten Tagen gelesen habe. Dank auch für
das Foto des alten Herrn inmitten von rosa Blüten. Meine
uneingeschränkte Bewunderung gilt jedoch der Überschrift. Mit "Todes
unsterblicher Bruder" ist Ihnen eine Zeile gelungen, die so voller Wucht
und Schönheit ist, dass sie auf Otto Schenks Grabstein stehen sollte.
Ihre aktuellen Spitzentöne sind eine treffliche Variation der
Glashausgeschichte und dem Steinewerfen. Und ich stimme Ihnen zu, dass
keine Exempel mehr statuiert werden sollten. Schon gar nicht in den
Zeiten, die da wahrscheinlich auf uns zukommen werden. Womit ich bei
Ihrem aktuellen Newsletter wäre."Die ÖVP soll für die Kunst einstehen!"
Da höre ich Otto Schenks Stimme aus dem Jenseits in seinem für ihn
typischen Tonfall: "Wer denn? Wer denn? Wie denn?" Die ÖVP kann im
Moment ja nicht einmal für sich selbst einstehen. Sie ist im besten Fall
befremdet. Da fällt es mir schwer, mir auch nur ein Fünkchen Hoffnung
und Optimismus zu bewahren.
Aber um mit etwas Erfreulichem zu enden. Gestern konnte ich im
Musikverein Florian Bösch und Malcolm Martineau erleben. Ernst Kreneks
"Reisebuch aus den österreichischen Alpen". Was für eine Entdeckung! Und
wieder einmal durfte ich erleben, welche Kraft die Kunst und die Musik
im Besonderen haben. Nach einem mühevollen und ermüdenden Tag verließ
ich das Konzert erfrischt wie nach einem Waldpaziergang oder nach einem
Bad in einem kühlen See. Ich weiß, das klingt ein bisschen banal und
kitschig, aber ich habe es einfach so empfunden.
Ich grüße Sie wie immer herzlich und wünsche ein schönes Wochenende auch
im alles einhüllenden Nebel.
Alles Liebe Riki Pacik