Das Europäische Forum Alpbach (EFA) findet seit 1945 jährlich im Tiroler Bergdorf Alpbach für drei Wochen im Spätsommer statt und beschäftigt sich in diversen Modulen mit interdisziplinären Themen und gesellschaftspolitischen Fragen der Gegenwart. Das Forum galt als Branchentreffen der Wirtschaftseliten und wurde unter Andreas Treichl, der seit 2021 als Präsident fungiert, neu strukturiert.
Was ist das Forum Alpbach?
Das seit 1945 bestehende Europäische Forum Alpbach ist ein Wissenschaftsforum, das sich mit interdisziplinären Themen beschäftigt. Es wurde vom Wiener Student Otto Molden und dem Universitäts-Dozenten Simon Moser als "Internationale Hochschulwochen in Alpbach" gegründet.
Das Forum versteht sich als Plattform für Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Kultur und setzt sich mit gesellschaftspolitischen Fragestellungen der Gegenwart auseinander. Es ist bestrebt, Ideen für ein starkes und demokratisches Europa voranzutreiben. In zahlreichen Diskussionen und Debatten wird versucht, Lösungsansätze zu finden. Außerdem gibt es Seminare, gemeinsame Wanderungen, Chats, Reden, Workshops und weitere Formate, in denen "die innovativsten Köpfe aus Politik, Wirtschaft, Zivilgesellschaft, Kultur und Wissenschaft zusammenkommen, um Ideen für ein starkes und demokratisches Europa voranzutreiben", so die Eigendefinition des Forums.
Weiters wendet sich das EFA auch dezidiert an Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger, die hier ihr Wissen erweitern sollen, um gute Entscheidungen treffen zu können. Das Forum ist traditionell auch ein Stelldichein von prominenten Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft.
Jährlich gibt es ein übergeordnetes "Jahresthema", dem sich das Forum widmet. 2024 geht es um den "Moment of Truth", womit wichtige Entscheidungen gemeint sind, die in diesem Jahr getroffen werden - etwa über 70 Wahlen weltweit. 2022 lautete das Jahresthema "The New Europe" und behandelte die großen Herausforderungen für Europas Zukunft. 2023 ging es um ein "mutiges Europa".
Das Forum Alpbach findet jährlich von Mitte August bis Mitte September für knapp drei Wochen im gleichnamigen Tiroler Bergdorf statt. Die Teilnahme am Forum steht allen Interessierten offen.
Clubs und Initiativgruppen
Eine Besonderheit sind die Alpbacher Initiativgruppen und Clubs, die von Teilnehmerinnen und Teilnehmern gegründet wurden und wiederum im Forum Alpbach Network zusammengeschlossen sind. Die Clubs vergeben etwa Stipendien für die Teilnahme am Forum bzw. sorgen auch außerhalb des Forums für eigene Veranstaltungen und Austausch.
Wo findet das EFA statt? (Anreise)
Das Europäische Forum Alpbach (EFA) findet im Congress Centrum Alpbach im gleichnamigen Tiroler Bergdorf statt.
Mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist das Kongresszentum in Alpbach folgendermaßen zu erreichen: Ein Zug fährt bis Jenbach oder Wörgl, Regionalzüge verkehren bis Brixlegg oder Rattenberg. Von allen genannten Bahnhöfen fahren Busse weiter nach Alpbach. Mit dem Auto erreicht man Alpbach über die Inntal-Autobahn A12, Ausfahrt Kramsach/Alpbachtal. Auch eine Anreise über den Tegernsee/Achenseepass ist möglich. Die nächstgelegenen Flughäfen liegen in Innsbruck, München oder Salzburg.
Wer nimmt am Forum Alpbach teil?
2023 nahmen rund 4.200 Menschen aus 98 verschiedenen Nationen an dem Forum teil. Das Durchschnittsalter lag bei 39,6 Jahren. Erstmals waren laut einem Bericht von "APA Science" mehr als die Hälfte der Sprecher:innen weiblich.
Unter den Teilnehmer:innen des EFA befinden sich in der Regel auch diverse Staatsoberhäupter aus Europa, zahlreiche österreichische Regierungsmitglieder sowie internationale Expertinnen und Experten aus verschiedensten Gebieten.
Team und Organisation
Die Organisation des Forums wird von dem gemeinnützigen Verein Europäisches Forum Alpbach, der seinen Sitz in Wien hat, durchgeführt. Präsident ist seit 2021 Andreas Treichl, er folgte auf Franz Fischler. Mehr zur Vereinsstruktur finden Sie hier.
EFA: Termin 2024
Das Europäische Forum Alpbach (EFA) findet 2024 von 17. bis 30. August statt.
Tickets und Kosten
Jede und jeder Interessierte kann über die offizielle Ticket-Seite des EFAs ein Ticket erwerben. Die Teilnahmegebühr für das gesamte Forum liegt laut "club-alpbach.at" bei rund 1.600 Euro.
Programm/Veranstaltungen
Das Programm bzw. die Veranstaltungen des Europäischen Forums Alpbach gliedert sich auch 2024 wieder in fünf Module. Die "Euregio Days" widmen sich regionalen Lösungen, die "Alpbach Seminars" richten sich an junge Menschen, die "Lab Days" stellen ein innovatives Forum dar, um Lösungen für ein Thema zu erarbeiten, die "Europe in the World Days" vereinen Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger und die "Austria in Europe Days" widmen sich der Gestaltung Europas aus heimischer Perspektive. Details zum Programm finden Sie hier.
Kritik und Neustrukturierung
Kritik gibt es am Europäischen Forum Alpbach immer wieder. So gab es etwa im Jahr 2020 und davor Kritik von diversen Industriellen, da es seit 2018 die Kategorie der "Mitveranstalter" nicht mehr gibt: "Am liebsten wäre Franz Fischler (Anm.: EFA-Präsident zum Zeitpunkt der Aussage), wir würden das Geld an der Autobahnabfahrt hinkippen und dann wieder umdrehen", mokierte sich ein Industrieller 2020 gegenüber dem "Kurier".
Die Nationalbank zog sich vom Sponsoring zurück. Die Begründung: Der Anspruch eines Diskussionsforums für Finanzthemen auf höchstem Niveau sei nicht gegeben. Ebenso zogen sich die WKÖ und die Arbeiterkammer zurück.
Generell galt das Forum als Branchentreffen von Österreichs Wirtschaftseliten sowie als ÖVP-nahe Veranstaltung, doch Andreas Treichl (davor langjähriger Erste-Group-Chef) strukturierte ab 2022 radikal um: weg vom Branchentreffen, zurück zum Ursprungszweck, nämlich "die Jugend mit den besten Leuten aus den unterschiedlichsten Bereichen zusammenzubringen, um über Europa und die Zukunft Europas zu reden", wie Treichl im "Presse-Podcast" vom 23. August 2022 erklärte.
So wurde etwa die Unterteilung in Gespräche zu klar abgegrenzten Themenbereichen wie Politik, Wirtschaft oder Gesundheit abgeschafft, es findet nun alles vernetzter, interdisziplinär statt. Auch traditionelle Side-Events wie etwa eine Almparty oder ein Fischessen wurden gestrichen. Treichl hoffte dadurch auf weniger "Trittbrettfahrer". Dass es durch die Umstrukturierungen nun nicht mehr möglich sei, an klar definierten Tagen die immer gleichen Kolleginnen und Kollegen zu treffen, "schmerzt vielleicht ein paar Leute", so Treichl im Podcast, aber "es gibt auch viele, wo mein Unglück darüber, dass sie nicht mehr nach Alpbach kommen, extrem überschaubar ist", entgegnete der EFA-Präsident auf die Kritik angesprochen relativ gelassen.
Neben der inhaltlichen Umgestaltung wurden auch Stipendiatinnen und Stipendiaten stärker in das Programm eingebunden und mit Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern zusammengebracht, mit dem Ziel des generationsübergreifenden Austauschs und der Lösungsfindung für Europa.