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Die Macht der Brüste

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Dr. Monika Wogrolly

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Sigmund Freud hat der Mutterbrust zentrale Bedeutung gegeben. Der „Busen“ ist mit Sicherheit anderen Körperteilen übergeordnet: Von jeher ist er Fantasieobjekt und Projektionsfläche, aber auch Mittel der Provokation – etwa beim Entblößen der Brüste als Zeichen der Selbstbestimmung und Rebellion.

Kaum einer anderen Zone des weiblichen Körpers vergleichbar, werden Brüste durch Büstenhalter geformt, angepasst, hochgehalten, gequetscht und gepusht. Korsett und Mieder waren schon im 19. Jahrhundert in der Kleiderordnung obligatorisch. Mit der Emanzipation der Frau wurde dann schlichtweg alles, was einengte und zu Angepasstheit zwang, wie althergebrachte Normen und Traditionen buchstäblich gesprengt.

Sinnbild für Leben

Als häufigste Probleme von Frauen mit ihren Brüsten werden ästhetische Defizite genannt, die zu einem negativen Selbstwert und Minderwertigkeitsgefühl führen können. Radiologin Sabine Schwarz-Oswald weiß um die Wichtigkeit der weiblichen Brüste für das Selbstbewusstsein: „Die Brust ist ein Sinnbild für Leben, Weiblichkeit und Stärke, sie trägt entscheidend zur weiblichen Identität und zum Selbstwertgefühl bei. Sie ist tief im Körpergefühl und in der Gesamtpersönlichkeit verankert.“

Kommt eine Brust abhanden, ist das ein tiefer Eingriff ins Selbstverständnis. Sabine Schwarz-Oswald: „Meine Erfahrung aus der Praxis ist, dass bei Brustkrebs zunächst die Heilung im Vordergrund steht und eine Entfernung der Brust akzeptiert wird. Jedoch folgt nach erfolgreicher Operation sehr bald der Wunsch der Patientinnen nach einem Brustaufbau mittels Implantats, Eigenfett oder einer Lappenplastik.“ Die derzeit eingesetzten Brustimplantate gelten der Expertin für Brustdiagnostik zufolge als sicher. Mögliche seltene Komplikationen nach einer Brustvergrößerung können Kapselfibrosen oder Flüssigkeitsansammlungen rings um das Implantat sein. Auch können Implantate reißen. Eine äußerst seltene Erkrankung sei das Lymphom – ein unkontrolliertes Wachstum von Lymphozyten offenbar ausgelöst durch Brustimplantate.

Die häufigsten medizinischen Probleme sind Schmerzen in der Brust, einseitig oder auch beidseitig, ohne erkennbare Ursachen in der Bildgebung und somit zumeist hormonell bedingt. Auch Zysten können belastend werden, mit einem auffallenden Tastbefund und mithin extremer Schmerzhaftigkeit. Ebenso ein Flüssigkeitsaustritt von Sekret aus der Brustwarze mit zusätzlichen Veränderungen an der Brustwarze bedürfe einer umgehenden Abklärung. Zusätzlich solle bei der Eigeninspektion der Brüste auf Hauteinziehungen geachtet werden. Sabine Schwarz-Oswald schreibt bei der Mammografie eine Wohlfühlatmosphäre groß, um den Patientinnen Schamgefühle, Angst und Hemmungen zu nehmen: „Nachdem die Brust eine sensible und emotional besetzte Körperzone ist, ist es umso wichtiger, auf die Empfindungen der Patientinnen einzugehen. Ein einfühlsames Team, das Gefühl eines „sicheren Ortes“ während der Untersuchung sowie eine Aufklärung über den Ablauf der Mammografie sollen die Ängste nehmen.“

Fazit

Der Busen hat Aussagekraft, steht für Gesundheit, weibliche Strahlkraft und Macht. Wichtig ist, sich nicht vom Aussehen der Brüste abhängig zu machen und den Selbstwert auf anderen Säulen aufzubauen. Es gibt aber auch Unbehagen durch Brüste, etwa bei manchen Transpersonen, die Brüste wegbinden oder sich einer Entfernung der Brüste (Masektomie) unterziehen. In jedem Fall sind Brüste als erster Ort des Beziehungslebens, des Genährtwerdens und Geborgenseins für spätere Beziehungsmuster, die Bindungsfähigkeit und das Liebesleben eines Menschen mitbestimmend.

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