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Atlantic College: Top-Internat für junge Royals

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Atlantic College: Top-Internat für junge Royals

©Spanish Royal Household via Getty Images
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Hogwarts für Hippies wird die Eliteschmiede Atlantic College in Wales genannt. Europas junge Royals und Stipendiaten aus 90 Ländern werden dort Entscheidungsträger von morgen

Die kommenden Jahre wird Prinzessin Leonor von Spanien in einem Schloss an der walisischen Atlantikküste verbringen. Auch Prinzessin Alexia der Niederlande ist ins St. Donat's Castle, eine halbe Stunde Autofahrt von Cardiff entfernt, umgezogen. Vor ihnen hat bereits Prinzessin Elisabeth von Belgien hier vorübergehend ein Zuhause gefunden wie auch der niederländische König Willem-Alexander und Prinzessin Raiyah von Jordanien.

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Wie bereits ihr Vater, König Willem-Alexander, studiert auch Prinzessin Alexia der Niederlande im Atlantic College

© imago images/PPE

In Europas Königsfamilien, bei Diplomaten und international vernetzten Wirtschaftstreibenden gilt das eher an windigen Hogwarts-Charme denn an royale Opulenz gemahnende Schloss aus dem 12. Jahrhundert als Kaderschmiede für die Entscheidungsträger der Zukunft. Seit 1962 ist in der mittelalterlichen Burg am Bristolkanal das United World College of the Atlantic, kurz Atlantic College, untergebracht. Der 60 Hektar große Campus bietet im Haupthaus und in sieben Internatsgebäuden Platz für rund 350 Jugendliche, die dort, betreut von Hauseltern, gemeinsam leben und lernen. Rund 80.000 Euro beträgt das Schulgeld für den zweijährigen Aufenthalt, der mit einem International Baccalaureate abschließt.

Vernetzte Weltenbürger schulen

Dabei geht es im Atlantic College nicht darum, finanzstarke Eliten fernab weniger Betuchter auszubilden. Der Großteil der Schüler kommt mittels Stipendium in die walisische Eliteschmiede. Die Mission der Schule ist es, eine neue Form der Bildung zu etablieren, die den Fokus auf interkulturelles Verständnis, soziale Verantwortung und demokratische Werte legt.

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König Willem-Alexander der Niederlande war Anfang der 80er-Jahre Schüler am Atlantic College

© RVD/Paul Tolenaar

"Es ist tatsächlich wie Hogwarts für Hippies", beschreibt eine Abgängerin, "Sunday Times"-Korrespondentin Louise Callaghan. "Menschen aus allen Ländern und Kulturen werden Freunde, wenn sie zusammen im Schloss gewohnt haben."

Passend dazu: 12 Internate, die von Royals besucht werden und wurden

Die 16-bis 19-Jährigen aus 90 Nationen studieren im Atlantic College zusammen Basiskompetenzen wie Biologie, Chemie, Wirtschaftswissenschaften, englische Literatur, Geografie, Geschichte, Mathematik und Physik, dazu eigens kreierte Inhalte wie Environmental Systems, World Religion oder Peace and Conflict Studies.

Bei der Auswahl der Stipendiaten legt das Komitee vor allem Augenmerk auf soziales Engagement, Offenheit für andere Kulturen und natürlich schulische Leistungen. Das akademische Niveau der Absolventen liegt beim Abschluss weit über dem internationalen Durchschnitt.

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Eindrucksvolle Naturkulisse umgibt das Atlantic College an der Küste nahe Cardiff. Das Schloss aus dem 12. Jahrhundert beherbergt rund 350 Schüler aus 90 Nationen

© imago images/PPE

Abgänger des Atlantic Colleges, das sein Schulkonzept in 16 weiteren Colleges weltweit anbietet, sollen befähigt werden, künftig die besten Entscheidung für den harmonischen Fortbestand der Welt zu treffen. So lautet die Idee des Gründers der Schule, Kurt Hahn.

Der deutsche Erlebnispädagoge, der 1933 vor den Nazis nach Großbritannien geflohen war, hat zuvor bereits die legendäre Ausbildungsstätte Gourdonstoun gegründet, wo Prinz Charles studierte. Hahn formte sein Bildungskonzept des internationalen Verständnisses und der Verantwortung für die Welt als Antwort auf die Weltkriege und den Kalten Krieg. Seine neue Form der Bildung sollte helfen, Ähnliches künftig zu vermeiden.

Es geht nicht nur um Noten

Europas Thronfolger und Stipendiaten aus Nepal oder Schweden folgen im Atlantic College denselben Tagesabläufen. Von acht bis ein Uhr wird unterrichtet, danach gehen die Schüler ihren Aktivitäten im sozialen, kreativen und sportlichen Bereich nach. Ihr Engagement in diesen Bereichen hat am College ebenso großen Stellenwert wie schulische Leistungen. Zwei Stunden gemeinnützige Arbeit, sportliche oder kreative Aktivitäten pro Woche sind als Minimum vorgeschrieben.

Tennisplätze, Segelboote und eine Kletterwand stehen für Sport zur Verfügung. Ausbildungen finden auch im Bereich Erste Hilfe statt. An der Küste wurde 1963 eine der ersten neun küstennahen Rettungsboot-Stationen der Royal National Lifeboat Institution eröffnet. Bis heute besetzen Lehrer und dafür ausgebildete Schüler die Rettungsboote. Kreatives Potenzial kommt in einer ehemaligen Scheune aus dem 12. Jahrhundert zur Entfaltung, die ein opulent ausgestattetes Theater, ein Kunstzentrum und ein Kino beherbergt. Stattlich kann die mit 25.000 Büchern bestückte Bibliothek des Colleges genannt werden.

Die Mahlzeiten werden gemeinsam in der spektakulären gotischen Halle eingenommen. Drei Menüangebote stehen für verschiedene Bedürfnisse zur Verfügung.

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Im gotischen Saal werden alle Mahlzeiten gemeinsam eingenommen. Es stehen drei Menüs zur Auswahl

© Matthew Horwood/Getty Images

Geschlafen wird in zweckdienlich eingerichteten Zimmern für drei bis vier Schüler. Bei der Belegung wird darauf geachtet, dass alle Zimmerbewohner verschiedenen Nationalitäten angehören, um die Vernetzung der Schüler zu fördern. "Es haben alle hart gearbeitet, um hier studieren zu können, deshalb gibt es ein harmonisches Miteinander.

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Gemeinschaftszimmer. Drei bis vier Schüler teilen sich ein Zimmer. Dabei wird darauf geachtet, dass alle Bewohner verschiedenen Nationalitäten angehören

© Flickr/UWC

"Alle haben dasselbe Ziel", formuliert die Mutter zweier Schüler im "Telegraph" ihre Erfahrung. "Diese jungen Menschen wurden durch die #Metoo-und die Black-Lives-Matter-Bewegung geprägt. Sie wissen, dass sie etwas bewegen können." Kooperative Haltung sei der Schlüssel für das Fortkommen im Atlantic College, sagt sie. Der Dienst an der Gemeinschaft stehe trotz des hohen Ausbildungsniveaus jedenfalls über Prüfungsergebnissen, betont auch einer der Exdirektoren, Neil Richards. "Natürlich müssen alle ihre akademische Leistung bringen, aber was die Schüler hier auszeichnet, ist etwas anderes. Ihre Besonderheit liegt in ihrer Weltoffenheit und der Bereitschaft, ihr Leben und ihre Meinungen zu teilen und sich auszutauschen", so Richards.

Genau diese außerschulischen Kompetenzen würden auch von den führenden Universitäten abgefragt und entscheiden heute über eine Aufnahme, sagt Richards. Für ihn gilt als Rüstzeug für die Zukunft, dass das College lehrt, sich selbst und andere besser zu verstehen.

Dieser Beitrag erschien ursprünglich im News Nr. 44/21.

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