Auf den Schultern der jungen Prinzessin Leonor von Spanien liegt bereits jetzt eine schwere Last. Sie soll eines Tages die Thronfolge ihres Vaters König Felipe VI. antreten. Doch nicht alle Spanier stehen ihrer Kronprinzessin wohlwollend gegenüber.
Steckbrief Prinzessin Leonor von Spanien
Geburtsdatum: 31. Oktober 2005
Geburtsort: Madrid
Voller Name: Leonor de Todos los Santos de Borbón y Ortiz
Ansprache: Königliche Hoheit, Infantin von Spanien
Sternzeichen: Skorpion
Eltern: König Felipe VI. und Königin Letizia
Geschwister: Infantin Sofía von Spanien
Paten: König Juan Carlos I., Königin Sofia, Jesús Ortiz Álvarez und Paloma Rocasolano Rodríguez
Stelle der spanischen Thronfolge: Platz 1
Das spanische Königshaus sorgt immer wieder für Aufsehen, seien es das Privatleben und die Skandale des ehemaligen Königs Juan Carlos I. oder die Aufstände Kataloniens sowie die wachsende Zahl an Gegnern der Monarchie.
In all diesem Trubel kam Prinzessin Leonor im Jahr 2005 zur Welt. Wurden sie und ihre Schwester Sofía zunächst so gut wie möglich vor der Öffentlichkeit abgeschirmt, so wurde ihre Medienpräsenz von Jahr zu Jahr wichtiger. Immer häufiger begleiten Leonor und Sofía ihre Eltern zu öffentlichen Terminen.
Nachdem ihr Großvater Juan Carlos I. mit seiner Amtsaufgabe 2014 die Krone an seinen Sohn Felipe abgegeben hatte, wurde Leonor zur Kronprinzessin und rückte auf den ersten Platz in der spanischen Thronfolge – im zarten Alter von gerade mal 10 Jahren.
Mit zunehmendem Alter wachsen auch die royalen Pflichten und somit rückt Leonor immer mehr in den Fokus der Gesellschaft. Ihre erste offizielle Rede vor fremdem Publikum hielt Leonor an ihrem 13. Geburtstag anlässlich des 40. Jahrestags der spanischen Verfassung.
Wird Prinzessin Leonor einmal Königin?
Doch eine Frage beschäftigt die spanische Gesellschaft und wird heiß diskutiert: Wird Prinzessin Leonor die Thronfolge überhaupt jemals antreten? Die spanische Verfassung sieht in ihrer Thronfolge bislang die männliche Erbfolge vor. Dies bedeutet: Sollten Leonor und Sofía noch einen Bruder bekommen, wurde dieser den Vorrang in der Thronfolge erhalten und somit Leonor verdrängen.
Seit der Geburt Leonors wird diese Regelung in Spanien diskutiert. Mittlerweile besteht wohl Konsens darüber, dass eine solche Ungleichbehandlung der Geschlechter unerwünscht ist. Geändert wurde die spanische Verfassung bisher jedoch nicht.
Tritt Prinzessin Leonor ihr Erbe auf dem Thron an, so wird sie die zweite Königin in der Geschichte Spaniens. Isabella II. war die bislang einzige Königin von Spanien und regierte von 1833 bis 1868.
Neben der weiterhin bestehenden Begünstigung eines männlichen Erben wird Leonor das Amt von vielen Spaniern auch nicht zugetraut.
Leonor stößt auf Ablehnung im spanischen Volk
Dadurch, dass König Felipe und Königin Letizia ihre Töchter so gut wie möglich von der Öffentlichkeit abschirmen, entsteht bei den Spaniern der Eindruck, ihre Thronfolgerin überhaupt nicht zu kennen. Die Spanier fühlen sich der kleinen Leonor nicht nah genug. Während Felipe und Letizia versuchen, das Leben ihrer Töchter so normal wie möglich zu gestalten, entsteht bei dem spanischen Volk ein distanzierter Eindruck. Es stellt sich die Frage danach, wie sie in Zukunft von einer Person repräsentiert werden sollen, über die sie sehr wenig wissen. So stößt Prinzessin Leonor vielfach auf Ablehnung.
Es fehlt das Vertrauen in die Monarchie
Diese Distanz versucht das Königshaus durch medienwirksame Auftritte zu ändern – doch für Leonor zeichnet sich bereits jetzt ein steiniger Werdegang ab. Denn auch das Vertrauen des spanischen Volks in die Monarchie wurde in den letzten Jahren in Mitleidenschaft gezogen. "Im Moment ist Spanien gespalten zwischen jenen, die eine Monarchie wollen, und anderen, die eine Republik wünschen", so die spanische Adelsexpertin Ángela Mora laut "Adelswelt.de" in einem Interview. In inoffiziellen Referenden stimmte der Großteil der Bevölkerung gegen die Monarchie. Jüngst wurden sogar Fotos der spanischen Königsfamilie bei einer Demonstration zum Nationalfeiertag Kataloniens in Barcelona verbrannt. Zum Schutz der spanischen Königsfamilie waren an diesem Tag, an welchem Leonor auch eine Rede hielt, 12.000 Sicherheitskräfte anwesend. Mit hasserfüllten Gesten dieser Art sieht sich Prinzessin Leonor durch ihre steigende Präsenz in der Öffentlichkeit zunehmend konfrontiert.
Seit einem öffentlichen Fauxpas gegenüber ihrer Großmutter, der ehemaligen Königin Sofia, im Jahr 2018 während der Ostermesse, ist der Ruf Leonors auch bei den Fans und Anhängern der Königsfamilie nicht der Beste. Während die Königsfamilie für Fotos posierte, schlug Leonor, die damals 12 Jahre alt war, die Hand ihrer Großmutter von ihren Schultern. Dieser Auftritt wurde danach breit in den Medien diskutiert und Leonor wurde als verwöhnt und respektlos gegenüber ihrer Großmutter bezeichnet.
Jüngst arbeitete die Nachwuchs-Monarchin im Zuge der Corona-Pandemie an ihrem Ruf. Bei einer traditionellen Vorlesestunde anlässlich des Todestages des Don-Quijote-Autors Miguel de Cervantes trat Leonor gemeinsam mit ihrer Schwester Prinzessin Sofía in die Öffentlichkeit. Nachdem sie aus dem Klassiker vorgelesen hatte, richtete sich Leonor gemeinsam mit Sofía an das spanische Volk und äußerte sich zur Corona-Krise. Die Schwestern sorgten durch ihr Statement für ein Gefühl der Gemeinschaft und zeigten: Trotz ihrer royalen Privilegien ist auch das Königshaus von der Pandemie betroffen. So erklärte die damals 14-jährige Prinzessin laut der "Schweizer Illustrierten": "Wir waren wie Millionen von Kindern mehr als einen Monat zu Hause und konnten wegen der Pandemie nicht zur Schule gehen". Außerdem sprach sie ihren Dank an alle aus, die während der Krise mithelfen und nicht aufgeben: "Wir senden Ihnen eine Umarmung mit all meiner Liebe."
Dass Leonor gerade in der Krisenzeit und im Alter von 14 Jahren zum Volk sprach, war kein Zufall. Auch die inzwischen verstorbene Queen Elizabeth richtete sich als Prinzessin im selben Alter während des Zweiten Weltkriegs per Radio an das Volk und zeigte diesem so Unterstützung und Nähe.
Nach ihrem Auftritt zeigten die Spanier sich wieder enthusiastischer. Zuvor wurde noch beanstandet, dass man die Prinzessinnen seit Beginn der Krise nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen hatte. Das Königshaus kann seinem Nachwuchs, insbesondere nach den jüngsten Skandalen um Juan Carlos, sehr dankbar sein.
Leonor als letzte Rettung der Monarchie?
Auftritte dieser Art sind mehr als notwendig. Die beiden Prinzessinnen gelten als letzte Rettung für die Fortführung der Monarchie in Spanien. Die Öffentlichkeitsarbeit des Königshauses in Hinblick auf ihre Nachwuchsmonarchin geht noch sehr schleppend voran. So fehlt es beispielsweise noch immer an einem offiziellen Instagram-Account. Dabei würde ein solcher mit kleinen Updates aus der royalen Familie mit Sicherheit auch dabei helfen, mehr Nähe zum Volk zu schaffen.
Es ist noch ein weiter Weg für die Leonor, bis sie es tatsächlich auf den Thron geschafft hat. Es gilt daher gespannt abzuwarten, wie sie sich in Zukunft der Öffentlichkeit präsentieren wird.
Leonor: Matura am Atlantic College
Zuletzt besuchte Prinzessin Leonor das Atlantic College in Wales, ein Top-Internat für junge Royals. Eine Schulkollegin der Prinzessin war Prinzessin Alexia der Niederlande, die mittlere Tochter von Königin Máxima und König Willem-Alexander. Auch dieser besuchte einst das Atlantic College, genau wie etwa Prinzessin Raiyah von Jordanien.
Inzwischen hat Kronprinezssin Leonor ihre Matura in der Tasche. Ihre Tutorin lobte die Ernsthaftigkeit und den Humor der Thronfolgerin, wie das spanische Königshaus mitteilte: "Ihre Liebe zu tiefgreifenden Gesprächen kennt keine Grenzen. Ihre unerschütterliche Leidenschaft für das Lernen, das Verständnis für Menschen und das Interesse für verschiedene Perspektiven hat Ihren Aufenthalt am UWC wirklich bereichert. Wir werden Ihren Sinn für Humor vermissen."
Kronprinzessin startet Militärausbildung
Im August 2023 beginnt Leonor von Spanien eine dreijährige Militärausbildung beim Heer, der Marine und der Luftwaffe. Dies ist für eine Thronfolgerin nicht unüblich, denn der König bzw. die Königin ist zugleich Oberkommandant:in des Militärs.