News.at: Fast 20 Jahre nach Ihrer Trennung haben Sie doch wieder gemeinsam die Bühne betreten. Was war das für ein Gefühl?
Al Bano Carrisi: Es war eine großartige Idee das gemeinsame Comeback. Einerseits weil wir eine großartige musikalische Geschichte und eine großartige Lebensgeschichte haben und andererseits muss ich, wenn ich alleine Konzerte gebe, zwei Stunden alleine singen – und das ist ein bisschen zu viel. Jetzt singe ich die Hälfte und Romina die Hälfte und das ist perfekt.
Romina Power: Für mich hat es sich absolut natürlich angefühlt. Als ich für ein paar Jahre aufgehört hatte zu singen, war das auch, weil es nur noch zu einer Routine geworden war. Aber sich diese Pause zu nehmen und dann neu zu starten mit dieser frischen Energie und mit neuen Inspirationen für die Shows, das fühlte sich wirklich gut an.
Wird daraus mehr als ein reines Bühnencomeback? Es gab Berichte über eine neuerliche Hochzeit...?
Romina: Ja, ich habe auch davon gelesen, dass wir erneut heiraten (lacht). Ich muss also die Zeitung lesen, um zu wissen, ob ich heirate oder nicht.
Al Bano: Warum hast du mir nichts davon gesagt?
Romina: Du hast mir ja auch nichts gesagt...Sie sehen, wir wussten selbst nicht, dass wir heiraten werden.
Al Bano (wieder ernst): Wir haben am 26. Juli 1970 geheiratet. Warum also noch einmal heiraten? Wir haben diesen Schritt doch schon gemacht.
Romina: Und in der Kirche sind wir ja noch verheiratet. Warum also nochmal?
Bei Ihren Auftritten singt einer nach dem anderen - und wenig miteinander. Warum?
Romina: So ist einfach unsere Show. Wir sind eben nicht nur ein Duo sondern auch Solo-Künstler und da agieren wir anders als wenn wir gemeinsam auftreten. Niemand von uns will diese Individualität aufgeben, das ist uns wichtig.
Al Bano: Ich startete 1967 alleine und ab 1975 dann mit Romina. Der große Durchbruch kam 1982 mit „Felicità“ und wir respektieren diese Zeit unserer Geschichte, das passt so. Manche Leute wollen mich lieber solo sehen, manche Leute wollen Romina lieber solo sehen und manche Leute wollen uns zusammen sehen. Und so bekommen sie alles. Wie im Supermarkt.
Viele Menschen im Publikum warten aber gerade auf die großen gemeinsamen Hits wie „Felicità“. Nervt Sie das ab und an?
Al Bano: Ich liebe es! Glauben Sie mir, ich liebe es. Wenn ich den Song im Radio höre, oder wenn ihn jemand irgendwo singt, das ist ein großes Vergnügen. Und wenn wir ihn auf der Bühne anstimmen, ist die Luft plötzlich wie elektrisiert. Wunderschön.
Romina: Auch wenn wir ihn nicht singen wollen, sobald wir ihn anstimmen, gibt das so einen Energie-Schub, das fühlt sich unglaublich an. Das ist wie Magie.
Nach so langer Karriere: Worauf sind Sie am meisten stolz – und was war Ihr größter Fehler?
Romina: Ich habe eigentlich als Schauspielerin begonnen als ich 13 Jahre alt war und ich bin stolz, dass ich es hinbekommen habe, eine Sängerin und eine Showfrau auf der Bühne zu sein. Das war, wie einen neuen Job zu lernen.
Der größte Fehler war, dass ich ein Filmangebot von Sergio Leone ausgeschlagen habe in den 80er-Jahren. Es war „Once upon a time in America“, inzwischen ein Leone-Klassiker.
Al Bano: Ich liebe alles, was ich tue. Ich mache nichts, um Erfolg zu haben. Ich mag Monotonie nicht, darum habe ich von Pop über Klassik bis Blues alles gemacht. Wir waren ein Duo, ich habe solo gesungen. Und dann, danke Gott (Al Bano prostet mit seinem grünen Tee gen Himmel), war alles erfolgreich – und das nicht nur in Italien. Danke dafür.
Hören Sie wirklich komplett auf nach dieser Tour?
Al Bano: Es ist nicht so, dass ich sage „So, jetzt ist Schluss mit Singen“, sondern es ist Zeit, dass ich auf mich und meine Gesundheit schaue und nicht mehr so lange Zeit auf der Bühne stehe. Ich hatte einen Herzinfarkt und zwei, drei andere gesundheitliche Probleme. Als ich im italienischen TV aufgetreten bin, sollte ich singen und ich hatte Probleme zu singen. Da habe ich bemerkt, dass es an der Zeit ist, aufzuhören. Gottseidank war das nur an diesem einen Tag, aber es war das Zeichen für eine Veränderung. Und ich höre für ein Monat oder sechs Monate oder ein Jahr auf, ich weiß es nicht. Wenn dann alles unter Kontrolle ist, alles perfekt läuft, komme ich eben zurück. Weil ich die Musik liebe, Musik ist meine Therapie, meine Energie, mein Leben. Mein Weg, mit Menschen zu sprechen.
Romina: Ich glaube nicht, dass ich alleine touren werde, aber ich schreibe gerade ein Musical, dass ich gerne weltweit auf die Bühne bringen möchte. Außerdem liebe ich es, zu malen und Romane zu schreiben. Das werde ich nun vermehrt machen.
Konzert-Info: Al Bano und Romina Power sind dieses Jahr noch drei Mal live in Österreich zu sehen im Rahmen von "La Notte Italiana". Am 8. Juni auf de Seebühne in Bregenz und am 7. und 8. August auf der Seebühne in Mörbisch.