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Stefan Bachmann: Gelungene Zeitenwende am Burgtheater

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15 Premieren in den ersten 101 Tagen seiner Amtszeit: Burgtheaterdirektor Stefan Bachmann hat nichts ausgelassen. Die besten Schauspieler sind zurück, die Auslastung steigt, die Kritiken sind mehrheitlich gut

Erschöpft und glücklich sei er, sagt der neue Burgtheaterdirektor unmittelbar nach der 15. Premiere, die das Haus seit 5. September gestemmt hat. Die Produktion „Akıns Traum“, eine minimalistisch bebilderte Expedition durch die osmanische Geschichte, hat Bachmann in eigener Regie vom Dienstort Köln mitgebracht. Nachher feiert man im Foyer des Akademietheaters mit dem Publikum. Die Stimmung ist gelöst.

„Unglaublich, was die Gewerke hier zuletzt zustandegebracht haben“, lobt Bachmann im Blitzgespräch mit News auch die Kräfte hinter der Bühne. Am 101. Tag einer Direktion darf man Bilanz ziehen, und was der stets freundliche Schweizer in seinem 58. Lebensjahr vorgelegt hat, rangiert deutlich auf der hellen Seite. Die Premieren sind zumindest mehrheitlich gelungen, die Besucherzahlen gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahrs um zehn Prozent gestiegen.

Unter dem glücklosen Vorgänger Martin Kusej, der seine Ablöse nach bloß vier Saisonen bis zuletzt nicht wahrhaben wollte, betraten Besucher und Personal das Haus immer widerstrebender. Jetzt stehen für Nils Strunks virtuoses Solo nach Zweigs „Schachnovelle“ schon Leute mit dem Schild „Suche Karte“ vor dem großen Haus. Nämliches gelingt Nicholas Ofczarek, der Thomas Bernhards „Holzfällen“ allein mit der kongenialen Musikbanda Franui stemmt.

„Ich bin erschöpft und glücklich. Wir haben halt ein Gemeinschaftsgefühl hier im Haus und können das ausstrahlen“

Die großen Heimkehrer

Ofczarek, der anno Kusej die Bühnenverpflichtungen für längere Zeit zurückgestellt hatte, spielt jetzt wieder zwei Neuproduktionen pro Saison – als nächstes Elfriede Jelineks einstiges Skandalstück „Burgtheater“. Dort trifft man auch die nach Berlin abgegangene Caroline Peters wieder. Joachim Meyerhoff spielt nach fünf Jahren Abwesenheit wieder eine Neuproduk­tion, und Heimkehrerin Stefanie Reinsperger fing für ihren Liliom Hymnen ab.

Bachmann selbst hat aus Köln neben einem Molière und „Akıns Traum“ auch Rainald ­Goetz’ „Johann Holtrop“ mitgebracht: die wahnhafte Entgleisung des deutschen Fresskapitalisten Thomas Middelhoff, der vor einem Jahrzehnt Benko antizipiert hat. Auch Bachmanns erste Arbeit am neuen Dienstort, Stefano Massinis „Manhattan Project“ über die Entwicklung der ersten amerikanischen Atombombe, lässt an Brisanz nichts vermissen.

Den Roman „Die Vegetarierin“ der Südkoreanerin Han Kang (Premiere am 9. Mai) hat er schon dramatisieren lassen, als vom Nobelpreis keine Rede war. Diese Art Fernblick führt er bescheiden auf die Sensibilität seines Teams zurück. „Und dann kommt noch ein bisschen Fortuna dazu. Wir haben halt ein gutes Gemeinschaftsgefühl hier im Haus und können das ausstrahlen.“

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