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„Es gibt einen Rausch, der ohne Reu‘“: „Lohengrin“ an der Wiener Staatsoper

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Günther Groissböck und Klaus Florian Vogt

©Bild: Wiener Staatsoper/Michael Pöhn

Christian Thielemann dirigiert Wagner mit Glanzbesetzung.

Elsa in Richard Wagners „Lohengrin“ besingt die Liebe mit den Worten, es gibt ein Glück, das ohne Reu‘“. Es gebe auch einen Rausch, der ohne Reu‘, münzte Christian Thielemann das einmal auf den Konsum von Wagners Opern um. Diesen lässt der Dirigent in der aktuellen „Lohengrin“-Aufführungsserie an der Staatsoper erleben.

Die ohnehin schon erstklassigen Wiener Philharmoniker im Graben samt der Glanzbesetzung auf der Bühne treibt er zu Höchstleistungen und versetzt sein Publikum in einen Rausch der Euphorie. Jeder Takt, jedes Motiv ist mit feinsinniger Klarheit gestaltet. Das Flirren der Streicher bringt er im Vorspiel elektrifizierend zum Schweben, die Musik fließt, bäumt sich zu Wagnerschem Wogen auf, fulminant agieren die Holzbläser, die Hörner, exzellent die Cello-Truppe.

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 © Bild: Wiener Staatsoper/Michael Pöhn

Thielemann atmet gleichsam mit dem Ensemble auf der Bühne. Der Chor intoniert ausgewogen und wortdeutlich. Klaus Florian Vogt singt den Lohengrin schon seit fast 20 Jahren. Seine silbern timbrierte, helle Tenorstimme prunkt in dieser Partie ungebrochen. Mit Ausdruck schmettert er Elsa im Brautgemach das „aus Glanz und Wonne komme ich her!“ entgegen. Seine Gralserzählung, die er im Piano anhebt, ist eine Sensation. Mit Emphase haucht er die Taube. Da bleibt kein Wunsch offen. Camilla Nylund ist eine betörende Elsa. Ihre Spitzentöne leuchten in den schönsten Farben.

Jordan Shanahan ist ein überzeugender Telramund. Sein markanter Bariton lässt aufhorchen. Er singt wortdeutlich und mit Ausdruck. Anja Kampe verkörpert die gigantische Rolle der Ortrud eindrucksvoll. Die Anrufung der Götter gestaltet mit wohldosiertem Espressivo. Dass ihre Stimme weich klingt, nützt sie, um die Hinterhältigkeit ihrer Figur zu demonstrieren. Günther Groissböck gibt sich der Spielfreude als König Heinrich hin. Attila Mokus ergänzt achtbar als Heerrufer.

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 © Bild: Wiener Staatsoper/Michael Pöhn

Dass Jossi Wieler und Sergio Morabito der Elsa den Mord an ihrem Bruder Gottfried andichten, der sie als Wiedergänger am Ende mit dem Schwert tötet, ist bei dieser überwältigenden musikalischen Aufführung Nebensache. Das Geschehen hat das Regieteam an einen Kanal verlegt, die Brabanter sind wie Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg gekleidet (Bühne & Kostüme: Anna Viebrock).

Lohengrin tritt wie ein Ritter aus der Werkstatt der britischen Komikertruppe Monty Python auf. Das einzig wirklich Ärgerliche an dieser Regie ist, dass Chöre und Statisten auf der Bühne rempeln und poltern, während Klaus Florian Vogt seinen Dank an den Schwan zartfühlend intoniert. Aber das ließe sich leicht ändern. Dem Wagner-Rausch, den Thielemann auslöst, kann das nichts anhaben.

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