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Heinz Prüller: Formel-1-Kommentator mit Kultstatus

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Heinz Prüller

Heinz Prüller

©imago images / Pius Koller
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Heinz Prüller war nicht nur Moderator mit Kultstatus, er war und ist ein wandelndes Lexikon des Sports. Und nicht nur über seine engen Formel-1-Freunde Jochen Rindt, Niki Lauda und Gerhard Berger wusste er jedes sportliche Detail und zahlreiche Anekdote zu erzählen. Dies und sein Moderationsstil machen ihn zur Legende.

Steckbrief Heinz Prüller

  • Name: Heinz Peter Prüller

  • Geboren am: 30. April 1941 in Wien

  • Wohnt in: Wien

  • Beruf: Journalist und ORF-Sportkommentator; inzwischen Pensionist

  • Familienstand: in 2. Ehe verheiratet mit Barbara Prüller-Strasser

An die 700 Autorennen, etwa 1.000 Skirennen, 23 Olympische Spiele und sieben Fußball-Weltmeisterschaften sollen es ein, die Heinz Prüller, der "beste Moderator des deutschsprachigen Raums", wie ihn so manche bezeichnen, kommentiert haben soll. Früher war er mittendrin, hat gesprudelt, geplaudert und "geprüllt", seine Moderationen mit unzähligen Anekdoten über die Sportler:innen angereichert - mit schier unglaublichem Wissen, ganz viel Enthusiasmus und Liebe zu seinem Beruf. So mancher seiner Sager hat nach wie vor Kultstatus und bleibt unvergesslich.

"Wenn es spannend ist, braucht man keine Gschichtln", sagt er im Interview dem Standard 2014. Aber Zeit für solche war so gut wie immer - jedenfalls wenn Heinz Prüller moderierte.

Hier geht es zu legendären Aussagen von Heinz Prüller

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Heinz Prüller war lange Jahre DER Formel-1-Kommentator im ORF

© imago images/Motorsport Images

Zahlreiche Kabarettisten - darunter auch Alex Kristan - versuchen sich in seinem unnachahmlichen Stil und parodieren mit Augenzwinkern jene Situationen, in denen er über sein G'schichterlerzählen fast das eigentliche sportliche Ereignis übersehen hätte. Ihn persönlich stört das gar nicht: "Ich bin über jegliche Eitelkeit erhaben."

Alex Kristan parodiert Heinz Prüller.

Mittendrin beim Boxenstopp, im Zielraum am Hahnenkamm oder nahe dem Fußballfeld - ein Workaholic sei er gewesen, unermüdlich. Heute ist es ein Seniorenheim in Wien Döbling, von dem aus er Sportübertragungen erlebt - ob er dabei still bleiben kann? "Die Königsklasse ist sehr statisch geworden. Es fehlen mir die Außenseiter-Siege, es gibt viel zu wenig Überraschungen. Das ist schade", kommentiert er 2021 in einem Interview, das er "formelaustria" anlässlich seines 80. Geburtstags gibt.

Karrierestart mit Enzo Ferrari

Mit 13 Jahren habe er bereits seine ersten Artikel zum Thema Sport geschrieben - mit 16 führt er sein erstes Interview mit Enzo Ferrari. Wie es dazu kam, erzählt er "formelaustria": "Ich war Autostopp in Italien und habe gewusst, wo die Fabrik von Ferrari ist. Da bin ich reinspaziert als die Arbeiter gerade heimgingen. Plötzlich stand ich in der Rennabteilung mit den Lorbeerkränzen, Reifen und Motoren. Auf einmal stand Enzo Ferrari da und hat mich furchtbar zusammengeschissen. Ich habe mich entschuldigt, und irgendwie hat’s ihm imponiert, dass da einer einfach reinmarschiert. Er hat gesagt: Okay, setz dich hin, dieci minuti intervista."

Nach einigen Stationen im Print-Journalismus steigt Heinz Prüller 1965 beim ORF ein, wo er als Kommentator von Formel-1 Rennen beginnt und sein umfassendes Wissen auch durch enge Freundschaften mit Rennfahrer-Legenden wie Jochen Rindt und Niki Lauda sammelt. Beide hat er überlebt. Auch Gerhard Berger zählt er zu einem seiner besten Freunde.

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August 1970: Heinz Prüller interviewt Jochen Rindt beim Grand Prix von Österreich.

© imago images/Motorsport Images

In "Willkommen Österreich" erzählt er 2007, dass er in jungen Jahren sogar selbst einmal ein Autorennen gewonnen habe. In weiterer Folge habe er sich aber auf das Kommentieren solcher beschränkt.

Ab 1970 darf der wortreiche, schnell sehr beliebte Prüller dann auch Skirennen und die Olympischen Spiele kommentieren. Und dabei macht er sich vor jeder Moderation kaum Notizen. In einem Interview erzählt er, dass er meist nur einen Zettel mit ein paar Stichworten ins Rennen geht. "Ich dürfte eine Art Spezialbegabung haben - ich merke mir jedes Detail auswendig."

Aber auch den Printmedien bleibt er treu und schreibt unter anderen bei der "Kronen Zeitung" oder im "Sportmagazin".

Heinz Prüller als Lauda-Leibreporter

Eine der engsten beruflichen Freundschaften hatte Heinz Prüller wohl mit Niki Lauda. Oft wird er sogar als sein Leibreporter bezeichnet. 1976 etwa: In diesem Jahr ist er von einer Olympia-Dienstreise nach Montreal direkt zum Deutschland-Grand Prix geflogen, wo er nach Laudas Unfall rund um die Uhr aus dem Krankenhaus berichtete. 1984 bezeichnete er den WM-Sieg seines Schützlings gegen Alain Prost als "größte Leistung überhaupt".

Ein Kuriosum am Rande: Da er seitens des ORF seine Interviewpartner nicht duzen durfte, gestalteten sich Fragen von Heinz Prüller an Niki Lauda in etwa so: "Und was sagt Niki Lauda dazu?"

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Juli 1975: Niki Lauda und Heinz Prüller beim GP von Frankreich

© imago images / Motorsport Images

Laudas Schicksal hat ihn "mehr getroffen als alle andere Tragödien", sagt er in einem Interview. Beim letzten gemeinsamen Telefonat soll ihn Lauda gefragt haben: "Wie geht’s dir, mein Freund?" Prüller soll damals gerührt und beunruhigt zugleich gewesen sein. "Denn das Wort Freund hat der Niki sonst nie in den Mund genommen", sagt er dem "Kurier" im Jahr 2019.

Lebenswerk: 70 Bücher, 2 Filme

Während seiner langjährigen Karriere als Sportmoderator hat sich der ewig fleißige Heinz Prüller auch als Buchautor betätigt. Seit 1971 schreibt er jährlich ein Formel-1-Jahrbuch, das zu seinem 80. Geburtstag zum 50. Mal erscheint.
Geschrieben hat Heinz Prüller aber auch über Jochen Rindt, Fußball-Trainer Ernst Happel, Ski-Ass Hermann Maier oder Gesundheits-Guru Willi Dungl.
Und nicht nur das: Seine berühmte Stimme (mit leichtem s-Fehler) ist passenderweise in den Filmen "Cars" und "Rush" zu hören.

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Heinz Prüller privat

Neben all diesen beruflichen Aufgaben kommt die Liebe wohl etwas kurz - erst mit 49 Jahren entschließt sich Heinz Prüller zu heiraten: Seine Moderations- und Journalisten-Kollegin Nora Frey, bekannt vor allem durch Ö3, wo sie den "Ö3-Wecker", "Ö3-Freizeichen" doer "Radio Holiday" moderierte. Die Ehe der beiden sollte 20 Jahre halten, die Trennung erfolgte in Freundschaft.

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Nora Frey und Heinz Prüller

© imago images/SKATA

Der Schock: Heinz Prüllers Aus beim ORF

Im Jahr 2009 sind Heinz Prüllers Fans schockiert. Zehn Jahre, nachdem er die Romy für den beliebtesten Moderator erhalten hat, will der ORF den Vertrag mit seinem Sportmoderator nicht verlängern. "Ich bin Ihnen zu alt und zu dumm geworden", kommentiert Prüller damals enttäuscht. Zahlreiche Fan-Initiativen haben sich damals formiert, um ihren Star wieder ins Fernsehen zu bringen. Genutzt hat es nichts. Er wurde beim ORF nach 40 Jahren abgesetzt und durch Ernst Hausleitner ersetzt, der die Formel-1-Rennen im ORF noch heute zusammen mit Alex Wurz kommentiert.

Doch die Angebote bleiben nicht aus. Heinz Prüllers Fans dürfen sich beim Privat-Sender "Premiere" sowie später bei "Sky Deutschland" weiterhin über seine Formel-1 Kommentare freuen. Lesen kann man ihn bei "Motorsport Aktuell". In weiterer Folge konzentriert sich der Nimmermüde auf sein schreiberisches Talent und veröffentlicht weitere zehn Bücher.

Privat in jungen Händen

2007 macht es Heinz Prüller seinem Freund Niki Lauda nach und verliebt sich in eine deutlich jüngere Frau. Drei Jahre später sollte ihn jedoch seine Gesundheit kurzfristig im Stich lassen: Er erleidet einen Schlaganfall. Seine 31 Jahre jüngere, damals 38-jährige Freundin, die Sport- und Gesundheitswissenschafterin Barbara Strasser, soll nicht von seiner Seite gewichen sein. Kurz nachdem seine Scheidung von Nora Frey, von der er schon seit einigen Jahren getrennt lebte, ehelicht er im Oktober 2010 seine "Dr. Babsi", wie er sie liebevoll nennt. Niki Lauda meint damals gegenüber Ö3: "Ich freue mich, dass der alte Prüller meinem Vorbild folgt und noch einmal heiratet."

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