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Fernando Alonso: Der zweite Frühling des Formel-1-Fahrers

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Fernando Alonso
©Bild: IMAGO/NurPhoto
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Nach zwei WM-Titeln in der Frühzeit seiner Formel-1-Karriere driftete Fernando Alonso von der Siegesstraße ab, wechselte seine Rennoveralls schneller, als die Rennboliden fuhren, und wollte seinen Helm schon an den berühmten Nagel hängen. 2023 gibt er bei Aston Martin noch einmal Vollgas.

Steckbrief Fernando Alonso

  • Name: Fernando Alonso

  • Geboren am: 29. Juli 1981, Oviedo in Spanien

  • Wohnort: Mont-sur-Rolle, Kanton Waadt in der Schweiz

  • Familienstand: 2006 bis 2011 verheiratet mit Raquel del Rosario, 2022 bis 2023 liiert mit der Servus-TV-Reporterin Andrea Schlager

  • Kinder: keine

  • Beruf: Formel-1-Fahrer

Große Sprünge nach vorn sind in der Formel 1 äußerst selten, sollte man meinen. Doch dann kam Aston Martin aus dem Nichts, verbesserte bei den Testfahrten vor Beginn der Rennsaison 2023 in Bahrain seine Rundenzeiten um unglaubliche 2,4 Sekunden und legte eine Bestzeit nach der anderen hin. Was Wunder, dass Größen aus der Vollgas-Liga wie Lewis Hamilton oder Carlos Sainz das Aston-Martin-Team als "am weitaus meisten gegenüber dem Vorjahr verbessert" nannten.

Dem Piloten am Steuer des giftgrünen Boliden ähnliche Steigerungsmomente attestieren zu wollen käme einem Sakrileg gleich. Der zweifache Weltmeister Fernando Alonso gilt, wenngleich mit 41 Jahren Senior des Fahrerfelds, als begnadeter Lenker auf gleichbleibend hohem Niveau.

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Zum Saisonstart fuhr Fernando Alonso gleich zweimal aufs Stockerl: Rang drei.

 © Quinn Rooney/Getty Images
Er ist einer der wenigen Sportler, die tagtäglich das Maximum aus sich selbst herausholen können

Der einstige Formel-1-Fahrer und aktuelle ORF-F1-Experte Alex Wurz konkretisiert diese Ovation im News-Gespräch: "Egal auf welcher Strecke oder Reifenmarke, er holt immer das Beste aus dem Auto raus. Das ist das eine. Er ist aber auch einer der wenigen Sportler, die wirklich tagtäglich das Maximum aus sich herausholen können, und das ohne jegliche Schwankungen." Wie gut er das tatsächlich kann, hat der Mann aus Oviedo in den beiden ersten Saisonrennen bewiesen. Jeweils ein dritter Platz beim Auftakt in Bahrain - was übrigens seinen besten Saisonstart seit zehn Jahren bedeutet, als er damals auf Ferrari in Melbourne Zweiter wurde - sowie zuletzt in Saudi-Arabien.

Allerdings wäre Alonso der Stockerlplatz beinahe vermasselt worden, weil ihm, oder besser gesagt seinem Team, wegen eines angeblichen Verstoßes beim Absitzen einer Fünf-Sekunden-Strafe von den Renn-Stewards die Platzierung ab- und dann doch wieder zuerkannt wurde. Besser als Spaniens größte Tageszeitung "El Pais", die schrieb, "Alonso feiert einen Podiumsplatz, der kommt und geht", kann man es nicht auf den Punkt bringen.

Der Dann-doch-Podiumsplatz war übrigens Alonsos einhundertster, was vor ihm nur fünf Größen des Sports geschafft haben.

Ein wenig Vettel-Arbeit im Aston

Natürlich weiß der Spanier, dass der Aston Martin noch nicht auf dem Niveau von Red Bull und Ferrari ist, wenn er sagt, dass das Auto "das Basismodell ist. Ich weiß, was da alles an Entwicklungen kommt, und das stimmt mich glücklich." Den eingangs erwähnten Vorwurf, dass sein AMR23 aus dem Nichts kommt, will Wurz nicht gelten lassen. Er betont, dass die Entwicklung eines F1-Boliden ein bis zwei Jahre dauern kann und "somit auch ein bisschen Sebastian-Vettel-Arbeit im Rennwagen steckt." Der viermalige deutsche Weltmeister war nach zwei durchwachsenen Saisonen bei den Briten ausgestiegen und hat so ein Cockpit für Alonso ermöglicht.

Großen Anteil am Fortschritt Aston Martins habe aber laut Wurz auch Teameigner Lawrence Stroll, der "über die Jahre viel Geld in das Team investiert und viele gute Techniker von den Top-Teams abgeworben hat. Rigoros." Vor allem bei Red Bull soll der kanadische Multimilliardär, der mit Ralph-Lauren- und Tommy-Hilfiger-Leiberln sein Vermögen machte, gewildert haben. 2021 wechselten gleich sieben Ingenieure des Energy-Drink-Teams, darunter der Technik- und der Aerodynamik-Chef, ins grüne Lager über. Tom McCullough, Performance-Direktor bei Aston und schon bei den Vorgängerteams Racing Point und Force India engagiert, witzelte unlängst über den Entwicklungsstand: "Das ist eigentlich unser Vorjahresauto. Es sitzt jetzt nur Fernando drin."

Mit 22 Schumacher gedemütigt

Der saß 2003 als Jungspund in seinem ersten vollen Jahr als Formel-1-Fahrer in einem Renault und demonstrierte am Hungaroring sein Können. Als Schnellster im Qualifying dominierte er das Rennen und demütigte sogar Michael Schumacher, indem er ihn kurz vor Schluss überrundete. So gewann er als damals jüngster Fahrer mit 22 Jahren seinen ersten Grand Prix. Pikant, dass damals der mit allen erlaubten und verbotenen Wassern gewaschene Ex-Schumi-Manager Flavio Briatore sein Teamchef bei Renault und ebenfalls sein Manager war. Briatore kann man wahrscheinlich alles vorwerfen, nur nicht, dass er Renntalente nicht erkennen würde. Er führte Schumacher zu zwei WM-Titeln und machte 2005 und 2006 auch seinen Schützling Alonso zum Doppelweltmeister.

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2000 ging es für den damals 19-jährigen Burschen aus Oviedo als Testfahrer bei Minardi los. In der Saison darauf verschaffte ihm sein Manager Flavio Briatore ein fixes Cockpit.

 © imago images / Motorsport Images

Teams dauernd gewechselt

Nach den Triumphen über Schumi schien der Wechsel ins McLaren-Team prädestiniert, Alonso zu einem Serienweltmeister zu formen. Doch der prognostizierte Höhenflug des Asturiers nahm ein jähes Ende, bevor er überhaupt losging. Er bekam nämlich einen gewissen Lewis Hamilton zur Seite gestellt, und der fuhr eine Poleposition nach der anderen heraus, sammelte WM-Punkte wie ein Eichhörnchen Nüsse. Damit wurde es natürlich nichts mit der Position als Nummer eins im Team. Alonso, gekränkt, griff immer wieder zu unfairen Mitteln, verdarb Hamilton beispielsweise eine schnelle Quali-Runde in Ungarn, weil er länger als beabsichtigt in der Boxengasse stehen blieb. Nach monatelangen Querelen sorgte er für einen zwielichtigen Eindruck in einer Spionage-Affäre um Fahrzeugdetails, die als "Spygate"-Spionageskandal, der sich zwischen den Kontrahenten McLaren und Ferrari anbahnte, und in die F1-Annalen einging. Alonsos Aussage in der Causa bescherte dem Team McLaren-Mercedes eine Pönale von 100 Millionen Dollar, worauf er seinen Vertrag beim Team beendete.

Daraufhin kehrte er in die Arme von Rennmauschler Flavio Briatore und somit zu Renault zurück. Kein guter Schachzug, denn das Team war kein WM-Favorit mehr und Briatore trickste wieder, was das Zeug hielt. Der nächste Skandal ließ nicht lang auf sich warten. Das Team instruierte Alonsos Teamkollegen Nelson Piquet jr., in Singapur absichtlich zu verunfallen, um eine Safety-Car-Phase auszulösen - sodass Alonso das Rennen gewinnen konnte. Die als "Crashgate" bezeichnete Affäre brachte Briatore eine zunächst auf unbestimmte Zeit verhängte Sperre, die später wieder aufgehoben wurde. Der Italiener kehrte aber nie mehr in die Formel 1 zurück.

Wirkliche Harmonie herrschte mit dem Doppelweltmeister auch danach in keinem Rennstall. Den Traum von einer dritten WM-Krone gab Alonso nicht auf und landete bei Ferrari. Doch auch bei den Roten aus Maranello platzte trotz sensationeller Performance des Spaniers dieser Traum, vor allem weil ihm im aussichtsreichsten Jahr 2010 ein Strategiefehler des Teams beim Finale in Abu Dhabi alle Siegeschancen raubte. Von Ferrari trennte er sich letztendlich im Streit und kehrte zu McLaren zurück. Der nächste Fehler, denn die drei Jahre können als "Pleiten, Pech und Pannen"-Saisonen subsumiert werden. Die Zuverlässigkeit der Autos war miserabel, die Honda-Motoren brustschwach. 2019 kehrte er nicht in die Formel 1 zurück und unternahm einen ausgedehnten Ausflug in die Langstreckensause, die aus Le Mans, Indy 500 und Rallye Dakar bestand. Und als er nach zweijähriger Formel-1-Absenz im Alpine zurückkehrte, sorgte er gleich wieder mit seinem plötzlichen und frühzeitigen Abgang für Schlagzeilen.

Herz einer Steirerin erobert

Spätestens mit Andocken beim, wie viele es nennen, James-Bond-Team, trat ein strahlender, zufriedener, freundlicher Fernando Alonso im Fahrerlager auf. Viele führten den Stimmungswechsel beim 41-Jährigen, der hinter vorgehaltener Hand respektvoll als Altmeister tituliert wird, auf seine Liaison mit der Servus-TV-Moderatorin Andrea Schlager zurück. Alex Wurz glaubte aus einem einfachen Grund nicht an den Liebes-Turbo: "Ich glaube nicht, dass ihn die Andrea so schnell macht, denn das war er ja schon immer. Egal, ob mit oder ohne Freundin."

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Rund ein Jahr waren die Servus-TV-Moderatorin Andrea Schlager und Fernando Alonso ein Paar. Anfang April 2023 gaben sie ihre Trennung bekannt

 © IMAGO/Motorsport Images

Als Servus-TV-Moderatorin für Formel-1-Rennen ist Andrea Schlager praktisch vom Fach, und als Steirerin, die nur einen Steinwurf vom Red Bull Ring entfernt auf die Welt kam, weiß sie Bestimmtheit, Einfühlungsvermögen und eine feine Portion Witz perfekt umzusetzen. In Interviews verriet sie gern Details, die Alonso wahrscheinlich nicht so leicht preisgeben würde. Die vielleicht überraschendste Enthüllung, dass "er einen Zweijahresvertrag hat und es höchstwahrscheinlich der letzte sein wird", plauderte sie in einem Interview mit ihrem Haussender aus.

Fernando Alonso war von 2006 bis 2011 mit Raquel del Rosario, der Sängerin der spanischen Band El Sueno de Morfeo, verheiratet. Danach war das russische Model Dasha Kapustina seine Freundin, und bis 2021 war das italienische Model Linda Morselli an seiner Seite. Wie es einmal einer seiner Renningenieure wenig charmant ausdrückte, hatte Alonso Frauen wie Pokale gesammelt. Manch einer vermutete, dass sich das mit Andrea Schlager ändern und deren Liebe von Dauer sein könnte. Es sollte anders kommen. Anfang April, nach rund einem Jahr Beziehung, gaben die beiden auf ihrem jeweiligen Instagram-Profil ihre Trennung bekannt.

In einer zeitlich begrenzt verfügbaren Instagram-Story hieß es: "Wir wollen euch mitteilen, dass unsere Beziehung als Liebespaar beendet ist. Wir hatten eine fantastische Zeit miteinander." Diese würden sie auch weiterhin haben, aber "in einer anderen Form von Zuneigung". Die Arbeit an gemeinsamen Projekten wolle man "mit größtem Respekt und tiefer Lieber zueinander" fortsetzen.

Dieser Beitrag erschien ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 13/2023.

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