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Zwangsstörung: Psychische Erkrankung, die sich behandeln lässt

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9 min
Zwangsstörung

©Elke Mayr
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Eine Zwangsstörung ist eine Erkrankung, bei der die betroffene Person ungewollte, dauerhafte und häufig überwältigende Gedanken hat bzw. bestimmte Handlungen ausführen "muss". Hierin besteht der Unterschied zu sogenannten Tics. Eine Zwangsstörung lässt sich mit ärztlicher Hilfe behandeln.

Was ist eine Zwangsstörung?

Eine Zwangsstörung ist eine Erkrankung, bei der die betroffene Person unter zwanghaften Gedanken oder Handlungen leidet. Dabei handelt es sich um ungewollte, dauerhafte und häufig überwältigende Gedanken oder Handlungen, welche von den Betroffenen ausgeführt werden "müssen". Sie können diesem Impuls nicht aus eigener Kraft entgegensteuern. Die Zwänge per se werden hierbei häufig von unrealistischen Bedenken oder Ängsten getragen, welche für die Betroffenen eine massive psychische Belastung darstellen und sich zugleich auf den gesamten Alltag ausdehnen können.

Wenn jemand beispielsweise unter einem Kontrollzwang leidet, kann es passieren, dass diese Person auf dem Weg zur Arbeit immer wieder umkehrt, um sich stets aufs Neue zu vergewissern, dass sie die Haustüre auch tatsächlich zugesperrt hat. Diese Handlung kann mehrmals am Stück ausgeführt werden. Somit ist das Einhalten von Terminen für Menschen mit einer solchen Zwangsstörung meist nicht möglich, was wiederum Konsequenzen im Berufsleben haben kann.

In der Psychologie unterscheidet man zwischen

  • Zwangsgedanken,

  • Zwangshandlungen und

  • Zwangsimpulsen.

Häufig kommt es zu einer Kombination aus Zwangsgedanken und Zwangshandlungen. Das Pathologische an einem Zwang ist die für den Betroffenen hartnäckige Aufdringlichkeit, sozusagen der innere Impuls, etwas unbedingt tun zu müssen, und die damit verbundene Unfähigkeit, die Gedanken und Handlungen in diesem Zusammenhang selbst zu steuern oder zu unterdrücken. Dadurch können Zwänge das Leben der Betroffenen auf allen Ebenen stark negativ beeinflussen.

Betroffene nehmen ihre Zwangsgedanken jedoch nicht als direktes (pathologisches) Symptom wahr, sondern sind davon überzeugt, es handle sich um ihre eigenen Gedanken, unter welchen sie massiv leiden und für die sie sich oftmals auch schämen.

In der Psychologie spricht man in diesem Zusammenhang von einer "Ich-Dystonie", was soviel wie "ich-fremd" bedeutet. Demnach werden die Gedanken von der Person als nicht zugehörig empfunden. Sie stört sich an ihnen, nimmt sie dennoch als Teil von sich selbst an.

Welche Arten von Zwangsstörungen gibt es?

Häufige Formen von Zwangsverhalten sind beispielsweise der Putzzwang und der Ordnungszwang. Beim Putzzwang müssen die Betroffenen ihre Wohnung oder diverse Gegenstände immer wieder reinigen. Bei einem Ordnungszwang besteht der zwanghafte Wunsch nach Gleichförmigkeit und Symmetrie. Alles muss an einem bestimmten Platz liegen und darf nicht verändert werden.

Am häufigsten kommt jedoch der Kontrollzwang vor, gefolgt vom Wasch- oder Sammelzwang (umgangssprachlich: Messie-Syndrom). Werden Betroffene an der Ausführung ihrer Zwangshandlung gehindert oder versuchen sie sich selbst daran zu hindern, also den Impuls der Ausführung zu unterdrücken, bauen sich Ängste und unerträgliche innere Spannungen auf. Dem Betroffenen bleibt in diesem Moment keine andere Wahl, als den Impuls umzusetzen.

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Der Waschzwang ist eine Ausprägung der Zwangsstörung und kommt häufig vor

 © iStockphoto

An welchen Symptomen erkennt man sie?

Zwänge sind immer geprägt von dauerhaften und eindringlichen Gedanken. Einige Betroffene beschreiben diese Gedanken auch als eine Art "Gedankenkarussell", wenngleich die dahinterliegenden Gedanken und Ängste in der Regel nicht realistisch sind. Zwangsgedanken werden an folgenden Kriterien festgemacht:

  • angstmachend, quälend

  • sich aufdrängend

  • vergebliche Versuche, die Gedanken abzustellen

  • Reduktion der Angst durch Zwangshandlungen

  • eigene Gedanken (keine Fremdbeeinflussung von außen)

  • sinnlos (der Betroffene weiß, dass seine Gedanken in diesem Zusammenhang sinnlos sind, muss sie dennoch denken bzw. damit verbundene, sich aufdrängende Handlungen ausführen)

Was ist der Unterschied zu einem Tic?

Zwangsstörungen stehen Studien zufolge eng in Verbindung mit dem Tourette-Syndrom. Auch bei einer sogenannten Tic-Störung führt das Unterlassen oder Unterdrücken eines Drangs zu Erregung und/oder innerer Anspannung.

Während man umgangssprachlich unter einem Tic eine einfache Marotte versteht, bezeichnet der Begriff in der Psychologie eine Form der Verhaltensstörung. In der Medizin wiederum steht der Begriff Tic für wiederkehrende Bewegungen, Laute oder Wortäußerungen, die der Betroffene selbst nicht kontrollieren kann.

Ein klassischer Tick kann jedoch auch, ohne pathologischen Hintergrund, etwas ganz Natürliches sein. Ein Beispiel hierfür ist die wiederholte Die Kontrolle, ob die Herdplatte auch tatsächlich ausgeschaltet, die Haustüre versperrt und das Wasser der Badewanne abgedreht wurde. Pathologisch wird es erst dann, wenn die entsprechenden Gedanken nicht mehr unterdrückt werden können und der Betroffene die Handlung immer und immer wiederholen muss.

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Woher kommt eine Zwangsstörung?

Wie die unterschiedlichen Arten von Zwangsstörungen entstehen, konnte noch nicht wissenschaftlich geklärt werden. Familienuntersuchungen zeigen jedoch, dass es, wie bei den meisten psychischen Erkrankungen, eine genetische Disposition, also eine erbliche Vorbelastung, für eine Zwangsstörung gibt.

Wie viele Menschen sind betroffen?

Ob mangelnder wissenschaftlicher Erkenntnisse ist auch die Dunkelziffer der Betroffenen nach wie vor hoch. Experten schätzen, dass etwa ein bis drei Prozent der Bevölkerung im Laufe ihres Lebens von einer Zwangsstörung betroffen sind. Während bei Männern häufiger ein Kontrollzwang auftritt, leiden Frauen häufiger unter Wasch- oder Putzzwängen. Zudem treten Zwangsstörungen auch häufig in Kombination mit anderen psychischen Krankheiten wie zum Beispiel einer Depression auf.

Hier können Sie einen Selbsttest machen:
Zwangsstörung-Selbsttest der Klinik Friedenweiler

Hier finden Angehörige Hilfe:
www.neurologen-und-psychiater-imnetz.org

(Wie) kann man eine Zwangsstörung heilen?

Um eine Zwangsstörung behandeln zu können, braucht man ärztlich Hilfe. Neben verhaltenstherapeutischen Maßnahmen kommen hier Medikamente zum Einsatz, wie sie zum Beispiel auch gegen Depressionen eingesetzt werden (Antidepressiva). Dazu gehören vor allem sogenannte selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI). Diese erhöhen die Konzentration des Botenstoffs Serotonin im Gehirn und sollen dem Betroffenen helfen zu lernen, die Zwänge nicht mehr permanent ausführen zu müssen bzw. sie sukzessive abzubauen.

Parallel dazu setzt eine begleitende Verhaltenstherapie direkt bei den Zwangshandlungen an. Eine bei Zwangsstörungen wichtige Technik ist die "Reizkonfrontation mit Reaktionsverhinderung". Hierbei wird der Betroffene Schritt für Schritt mit den Auslösern seines zwanghaften Verhaltens konfrontiert (Reizkonfrontation) und lernt so langsam, der dahinterliegenden zwanghaften Reaktion zu widerstehen.

Vorwürfe wie 'Stell dich nicht so an, du gehst mir mit deinem Verhalten auf die Nerven' bringen gar nichts

Wie geht man als Angehörige/r damit um?

Angehörige sollten im ersten Schritt lernen, dass der/die Betroffene nicht anders kann, als den Zwängen zu folgen. Zwänge können nicht aus eigener Kraft überwunden werden. Vorwürfe wie "Stell dich nicht so an, du gehst mir mit deinem Verhalten auf die Nerven" bringen deshalb gar nichts. Im Gegenteil: Sie lösen beim Patienten lediglich zusätzliche negative Gefühle aus. Wichtig ist es, auf emotionaler Ebene Unterstützung anzubieten und den Betroffenen verständnisvoll zu begleiten. Psychischer Stress würde hier nur das Gegenteil bewirken, da Stress Zwangsstörungen zusätzlich verstärken kann.

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Psychische Gesundheit

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