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Die größten Keim-Fallen im Supermarkt

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Mutter und Kind im Supermarkt

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Längst schon haben wir uns an den Anblick von Menschen mit Mund-Nasen-Schutzmasken gewöhnt. Der eine oder andere streift sich für den Besuch im Supermarkt sogar Handschuhe über. Ist das tatsächlich notwendig? Und wenn ja, warum hat man erst jetzt derartige Schutzmaßnahmen ergriffen, gab es doch auch schon vor Corona Bakterien und Viren, die krank machen können. Welche Gefahren im Supermarkt lauern - und warum Sie sich dennoch nicht zu Tode fürchten müssen.

Nehmen wir zum Beispiel den Haltegriff vom Einkaufswagerl. Ist die Sorge berechtigt, sich mit dem Coronavirus zu infizieren, wenn man ihn mit bloßen Händen angreift? Theoretisch ja. Praktisch ist die Wahrscheinlichkeit, sich über das Einkaufswagerl mit Covid-19 anzustecken, jedoch so gering, dass man getrost auf Maßnahmen wie das Tragen von Handschuhen verzichten kann. "Die Coronaviren müssen da ja erst irgendwie draufkommen", erklärt Prof. Miranda Suchomel, Hygienikerin und Mikrobiologin an der MedUni Wien. Spielen wir das Beispiel also durch: Eine Person, die genügend Coronaviren in sich trägt, um ansteckend zu sein, niest direkt auf den Haltegriff. Nichts Böses ahnend fassen Sie unmittelbar darauf die kontaminierte Stelle an.

Sicherer mit Einweghandschuhen?

Um eine Infektion auslösen zu können, reicht die Kontamination Ihrer Hände aber noch nicht. Die Viren müssen erst auf Ihre Schleimhaut gelangen. Dafür wiederum müssten Sie Ihre Hand in den Mund nehmen. Ein eher ungewöhnliches Szenario, wie wir meinen. Und selbst wenn es wie beschrieben eintritt, ist noch nicht gesagt, dass man auch wirklich erkrankt. Denn so wie bei jeder anderen Infektion, braucht es auch hier eine gewisse Menge an Erregern. "Ein Viruspartikel allein", so Suchomel, "macht noch nicht krank". Keine Frage: Covid-19 ist eine gefährliche Erkrankung. Und Vorsicht ist besser als Nachsicht. Handschuhe sind in dem Fall aber nicht notwendig. Abgesehen davon spielen bei Kontaktinfektionen ganz andere Mikroorganismen eine Rolle.

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So zum Beispiel die Staphylokokken. Jeder von uns trägt sie auf seiner Haut. Da gehören sie hin und schützen uns. Gelangen sie aber in eine Wunde, können sie dort eine lokale Infektion verursachen. Dabei ist es egal, ob es sich um die eigenen Staphylokokken oder die einer anderen Person handelt. Ein weiterer Krankmacher ist der E. coli. Er ist für gewöhnlich im Darm angesiedelt. Über die Nahrung aufgenommen, macht er krank. "Da hab ich dann zum Beispiel eine wunderbare Lebensmittelvergiftung", folgert die Expertin. Nach dem Toilettengang empfiehlt sich daher gründliches Händewaschen. Ganz besonders dann, wenn man danach Lebensmittel zubereitet. Nun ist aber das Wurstsemmerl aus der Feinkostabteilung nicht die einzige potenzielle Gefahrenquelle.

Die Keim-Hotspots im Supermarkt

Im Grunde können uns alle Gegenstände, die häufig berührt werden, krank machen. Dazu zählen im Supermarkt etwa Kühlschrankgriffe ebenso wie Bankomatkassen. Ob sie tatsächlich krank machen, ist eine andere Frage. Denn schließlich muss gleich eine ganze Reihe an Voraussetzungen erfüllt sein, damit es zu einer Infektion kommt: Erstens muss der Erreger in ausreichendem Ausmaß vorhanden sein. Zweitens muss er an jenen Ort gelangen, an dem er krank machen kann. Drittens muss er auch wirklich dazu in der Lage sein, krank zu machen. Und nicht zuletzt hat auch noch das eigene Immunsystem ein Wörtchen mitzureden. "Es hängt immer auch davon ab, wie empfänglich die Person für den Krankheitserreger ist", erklärt Suchomel.

Die Mikroorganismen sind ja nicht wahnsinnig glücklich auf einem trockenen Geldschein

Miranda SuchomelHygienikerin und Mikrobiologin

Und wie sieht die Sache beim Geld aus? "Es muss einem bewusst sein, dass das schon viele Leute angegriffen haben", gibt die Hygienikerin zu bedenken. Sorgen bereitet ihr diese Tatsache dennoch nicht, solange man sich, nachdem man mit Scheinen und Münzen hantiert hat, die Hände wäscht. Abgesehen davon überleben Mikroorganismen auf derartigen Oberflächen ohnehin nicht allzu lange. "In Wahrheit sind die ja nicht wahnsinnig glücklich auf einem trockenen Geldschein. Irgendwann sagen sie: Außer Spesen nix gewesen" - und segnen das Zeitliche. Der Darmbewohner E. coli trocknet besonders rasch aus. Früher oder später blüht dieses Schicksal auch den Coronaviren. Sie alle brauchen einen Wirt, um überleben zu können.

Einkaufswagerl desinfizieren? Bitte nicht!

Auch nicht allzu viele Sorgen machen müssen wir uns in puncto Corona beim Weckerl, das wir aus der Backwaren-Box fischen. Dasselbe gilt für unverpacktes Obst und Gemüse. Um sich über diese Lebensmittel zu infizieren, müsste ein Erkrankter unmittelbar, bevor wir das Produkt verzehren, seine Viren durch Husten, Spucken oder Niesen draufbringen. Schließlich dürfen wir nicht vergessen, dass Coronaviren, sind sie erst einmal ausgetrocknet, keine Gefahr mehr darstellen. Die Tatsache wiederum, dass ein anderer meinen Apfel angegriffen und so seine Hautkeime auf ihm deponiert hat, mag unappetitlich erscheinen. "Krank wird man davon aber noch lange nicht." Und nicht umsonst lernen wir, Obst und Gemüse vor dem Verzehr zu waschen.

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Die Vorschrift, in der Feinkostabteilung Handschuhe zu tragen, ist der Expertin zufolge kein automatischer Garant für erhöhte Hygiene. Schließlich könne man sich auch mit einem behandschuhten Finger an der Nase kratzen. Viel mehr käme es darauf an, wie jeder Einzelne es mit der Hygiene hält. Wer ohne Handschuh nicht aufpasst, der tut es auch nicht mit. Apropos Hygiene: Vom Desinfizieren der Einkaufswagerl hält die Mikrobiologin reichlich wenig. "Die meisten Leute wischen einmal drüber - das ist keine Desinfektion, das ist eine Verschwendung von Material." Von der Berücksichtigung der Einwirkzeit keine Spur. Zudem sei für den Supermarktbesucher nicht ersichtlich, welche Substanzen das Mittel enthält.

Die Angst ist oft größer als die Gefahr

"Desinfektion hat ihre Berechtigung. Aber es muss das richtige Produkt, die richtige Anwendung und die richtige Einwirkzeit sein." Besser sei es daher, man ist sich darüber bewusst, was man angreift, fasst sich mit den Händen nicht ins Gesucht und wäscht sie, sobald man zuhause ist, rät die Expertin. Abgesehen davon, dass die Gefahr, die von besagten Haltegriffen ausgeht, derzeit nicht ungleich größer ist, als sie es zuvor war: "Was glauben Sie denn, was Sie bisher auf dem Einkaufswagerl spazieren geführt haben?" Tatsache ist, dass Mikroorganismen allgegenwärtig sind. Sie besiedeln unsere Umgebung, sie besiedeln uns. Viele schützen, einige machen - am falschen Ort angelangt - krank.

Wenn all das so entsetzlich ansteckend wäre, wären wir ja ununterbrochen krank

Miranda SuchomelHygienikerin und Mikrobiologin

Dabei ist die Angst, die wir vor diversen Mikroorganismen haben, der Expertin zufolge oft größer als die Gefahr, die von ihnen ausgeht. "Ich hab das schon immer grauslich gefunden, wenn mir jemand auf das Milchpackerl, das ich gerade aus dem Regal nehmen wollte, draufniest." Doch nicht alles, was grauslich ist, macht auch wirklich krank. Nicht zuletzt dürfe man bis zu einem gewissen Grad auch darauf vertrauen, dass unser Organismus Mittel und Wege hat, unerwünschte Eindringlinge außer Gefecht zu setzen. "Wenn all das so entsetzlich ansteckend wäre, wären wir ja ununterbrochen krank. Dann würde es auf der Erde ohnehin ganz anders ausschauen."

Hygiene

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