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Omikron: Die wichtigsten Fakten zur Coronavirus-Variante

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Die Ausbreitung der Omikron-Variante des Coronavirus sorgt weltweit für Beunruhigung und steigende Zahlen. Das weiß man über die höchst ansteckende Variante.


Wodurch zeichnet sich Omikron aus?

Die Omikron-Variante trägt die wissenschaftlichen Bezeichnung B.1.1.529 und wurde ursprünglich im Süden Afrikas entdeckt. Sie birgt so viele Mutationen wie noch von keiner Variante zuvor bekannt, davon allein mehr als 30 beim Spike-Protein, über das das Virus an menschliche Zellen andockt. Gegen das Spike-Protein bildet der Körper bei einer Ansteckung mit dem Virus Antikörper. Auch viele der Impfstoffe regen das Immunsystem zur Bildung von Antikörpern gegen dieses Protein an. Hinzu kommen die Mutationen nahe der Furin Cleavage Site, einer Region, die eine Rolle bei der Aufnahme des Virus in menschliche Zellen spielt. Eine verbesserte Übertragbarkeit durch diese Änderungen sei denkbar, erklärt der Berliner Virologe Christian Drosten. Darüber hinaus vereint Omikron erstmals kritische Mutationen in der Rezeptorbindungsstelle aus den Varianten Alpha (erstmals nachgewiesen Ende 2020 in England), Beta (Südafrikanische Epidemie im zweiten Halbjahr 2020), Gamma (Brasilien 2020) und Delta (Indien 2021 und jetzt global vorhanden).


Wie entstand die neue Variante?

Bis dato gibt es nur Vermutungen darüber, wie die neue Variante entstehen konnte. Möglich wäre, dass sie sich in einem Patienten mit einer Form der Immunschwäche, etwa HIV, entwickelt hat. Viele HIV-Patienten in Afrika, wo die Variante zuerst auffiel, würden nicht ausreichend therapiert, weshalb ihr Immunsystem deutlich geschwächt sei. In Menschen mit geschwächtem Immunsystem könne sich das Virus über viele Wochen vermehren, so Carsten Watzl, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie (DGfI). "Dabei können immer wieder vereinzelt Mutationen auftreten, die dem Virus eventuell keinen Vorteil bringen, die sich aber aufgrund der fehlenden Kontrolle durch das Immunsystem dennoch weiter vermehren können." Damit könnten zusätzliche Mutationen entstehen, die dann in der Kombination eventuell einen Vorteil brächten.


Wie gefährlich ist Omikron?

Der deutsche Virologe Christian Drosten äußerte hinsichtlich der neuen Variante Besorgnis. Man wisse nicht allzu viel über sie. Berichte über milde Verläufe hätten noch nicht sehr viel Substanz angesichts von nur gut 1.000 Fällen. Hier müsse man die klinischen Verläufe abwarten. Man sehe aber, dass sie häufig bei jungen Leuten in Südafrika auftauche und auch Menschen betreffe, die eine Erkrankung schon hinter sich haben. Drosten habe die Sorge, dass man die erste wirkliche "Immunfluchtmutante" vor sich habe. Zuvor hatte die WHO die Omikron-Variante als "besorgniserregend" eingestuft.

Omikron und Superspreader

Beim ursprünglichen Wildtyp des Coronavirus Sars-CoV-2 war rund jeder tausendste Infizierte ein sogenannter Superspreader. Bei Delta ist es jeder dreißigste, bei Omikron gar jeder zwanzigste bis zehnte. Darauf deutet eine Schweizer Modellierungsstudie hin.

Zu diesen Ergebnissen kamen Wissenschafter um den Aerosol-Experten Michael Riediker, Direktor des Schweizerischen Zentrum für Arbeits- und Umweltgesundheit (SCOEH), im Fachmagazin "Swiss Medical Weekly".

Delta und Omikron sind deutlich ansteckender als alle zuvor aufgetretenen Varianten. Das ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass Infizierte mehr Viren ausscheiden und die Viren infektiöser sind, also besser in der Lage, die Zellen zu kapern. Zudem ist die Schutzwirkung einer Impfung bei Omikron deutlich reduziert, sodass vermehrt Impfdurchbrüche auftreten.

Gestützt auf die Modellierungsergebnisse berichten die Forschenden, dass schätzungsweise die Hälfte bis zwei Drittel der mit Omikron infizierten Bevölkerung ausreichend viele Viren ausscheidet, um andere Menschen anzustecken.

Wie gut schützen FFP2-Masken?

Weiter ging aus der Studie hervor, dass FFP2-Atemschutzmasken in den meisten Situationen, etwa in Büros, in öffentlichen Verkehrsmitteln oder Restaurants, nach wie vor ausreichenden Schutz vor einer Infektion bieten. Denn korrekt getragen, entfernen sie mindestens 95 Prozent der eingeatmeten Aerosole. "Wenn man sich jedoch längere Zeit in Situationen mit extremer Aerosolbildung aufhält, können selbst FFP2-Atemschutzmasken nicht ausreichen", warnen die Forschenden.

Um die jüngste Welle der Covid-19-Pandemie zu bewältigen, empfehlen sie daher nicht nur das Tragen von gutsitzenden FFP2-Masken in Innenräumen. Sie weisen ebenso darauf hin, dass Lüften dazu beitrage, die Viruskonzentration in der Luft zu verringern und dass Situationen mit lautem Singen und Sprechen vermieden werden sollten.


Ist Omikron ansteckender als die Delta-Variante?

Eine verbesserte Übertragbarkeit der neuen Variante sei denkbar, erklärt Drosten. Sicher nachgewiesen sei sie aber noch nicht. Als ein Hinweis auf eine höhere Übertragbarkeit lässt sich ein Fall in Hongkong werten, zu dem die Details genau bekannt sind, weil er in einer Quarantäne-Unterkunft passierte: Nach Angaben der Hongkonger Regierung hat ein Reisender aus Südafrika die Variante mitgebracht und sie trotz strenger Isolation an einen 62-Jährigen im gegenüberliegenden Zimmer weitergegeben. Mögliche Ursache: kein ausreichender Mundschutz beim Entgegennehmen von Essen durch die Hoteltür. Beide Männer wiesen demnach eine sehr schnell ansteigende, sehr hohe Viruslast auf.


Wie gut schützen die aktuellen Impfstoffe?

Die genetischen Eigenschaften lassen Experten um den Impfschutz bangen, nach derzeitigem Ermessen sollte man dennoch davon ausgehen, "dass die verfügbaren Impfstoffe grundsätzlich weiterhin schützen", so Drosten. Gerade der Schutz gegen schwere Erkrankungen sei besonders robust gegen Virusveränderungen. Auch bei verringerter Wirksamkeit bleibe die Impfung die beste Option, betonte Lothar Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI). "Alle Menschen, die sich impfen lassen, fangen nicht bei null an, wenn sie sich mit einer neuen Variante infiziert haben." Dem Berliner Infektionsimmunologen Leif Erik Sander zufolge hat Omikron zwar viele Veränderungen an Stellen, an denen gerade die besten Antikörper binden können. "Aber unser Körper bildet eine Unmenge an verschiedenen Antikörpern." Hinzu kämen spezielle Zellen der Immunabwehr, die in der Regel ganz andere Stellen erkennen als die Antikörper. Wie gut die derzeit am Markt befindlichen Impfstoffe bei der Omikron-Variante tatsächlich wirken, lässt sich allerdings frühestens in zwei Wochen abschätzen. Der Impfstoffhersteller Moderna hat indes mit der Arbeit an einem Impfstoff gegen die Omikron-Variante begonnen.


Besteht ein höheres Risiko für eine Re-Infektion?

"Die Genom-Veränderungen weisen darauf hin, dass dieses Virus einen Immunescape zeigen könnte", erklärt Drosten, wodurch sich das Risiko von Reinfektionen erhöhe. Auch das Fallgeschehen in Südafrika lasse plausibel erscheinen, dass Omikron eine gegen andere Sars-CoV-2-Versionen aufgebaute Immunabwehr umgehen könnte: Die derzeit nachgewiesenen Infektionen fänden in sehr großem Maße bei vorher bereits Genesenen statt - es stecken sich also Menschen an, die schon mit Delta oder einer anderen Variante infiziert waren. Wichtig zu wissen ist aber auch: Für einen kompletten Ausfall des Immunschutzes wären nach wissenschaftlichem Kenntnisstand "bedeutend viel mehr Mutationen" im Spike-Protein erforderlich.


Erkranken mit Omikron Infizierte schwerer?

"Für eine veränderte Krankheitsschwere gibt es derzeit keine Hinweise", betont Drosten. Nach Angaben der Mediziner-Vereinigung SAMA in Südafrika erkrankten die dort Betroffenen bisher nicht schwerwiegender. Allerdings stehen die Analysen dazu noch am Anfang, Südafrika hat zudem andere Grundvoraussetzungen - etwa eine andere Altersstruktur - als Länder wie Deutschland oder Österreich. Hinzu kommt, dass sich in Südafrika großteils Menschen infizierten, die schon von einer anderen Variante genesen waren, also schon einen gewissen Immunschutz haben. Aussagen über den Krankheitsverlauf seien derzeit nicht möglich, sagt Carsten Watzl, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie (DGfI). "Dazu haben wir momentan einfach zu wenige Fälle."


Wie kann man sich vor Omikron schützen?

Die Auswirkungen der Omikron-Variante auf die vorhandenen Vorsorgemaßnahmen inklusive Impfungen werden derzeit untersucht. So viel steht WHO aber schon jetzt fest: "Die Vakzine bleiben ein entscheidender Faktor, um schwere Erkrankungen und Todesfälle gegen die dominanten zirkulierenden (SARS-CoV-2-)Viren zu verhindern, inklusive der Delta-Variante. Die derzeit erhältlichen Vakzine verhindern weiterhin schwere Erkrankungen und Todesfälle." Wirksam blieben auch die in der Therapie eingesetzten Medikamente, wie zum Beispiel Kortison und die sogenannten IL-6-Blocker. Abgesehen davon hält Drosten Reisebeschränkungen als Vorsichtsmaßnahme für sinnvoll. Und natürlich trägt die Einhaltung aller bereits bekannter Sicherheitsmaßnahmen zur Senkung des Übertragungsrisikos bei.


Was tun bei einem Infektionsverdacht?

Die Agentur für Ernährung und Gesundheitssicherheit (AGES) hat für Reiserückkehrer aus dem südlichen Afrika die Hotline 01/2675032 eingerichtet. Diese ist von 9.00 bis 18.00 Uhr besetzt. Kontaktdaten und Informationen zur Reisetätigkeit können auch per E-Mail an anfragen@ages.at geschickt werden. Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der AGES melden sich daraufhin mit Informationen zur behördlichen PCR-Testung.


Welche Fragen sind noch offen?

Die neue Virusvariante wirft nach wie vor zahlreiche Fragen auf. So weiß man zum Beispiel noch nicht, ob Omikron im Vergleich zu anderen Varianten leichter übertragbar ist. Zwar ist die Zahl der positiv getesteten Personen in den betroffenen Regionen Südafrikas gestiegen. Um zu klären, ob dies auch tatsächlich durch Omikron bedingt ist, bedarf es aber noch weiterer Studien. Ebenso wenig ist bisher geklärt, ob die neue Variante häufiger schwerere Krankheitsverläufe verursacht und das Risiko für eine neuerliche Infektion erhöht. Ebenso wenig könne man, so Drosten, voraussagen, wie sich die Variante hierzulande verhalte, wo viele Menschen geimpft seien. "Keiner kann im Moment sagen, was da auf uns zukommt. Das Einzige, was man wirklich mit Sicherheit sagen kann, ist: Es ist besser, wenn man geimpft ist. Es ist noch besser, wenn man geboostert ist." Die verfügbaren Impfstoffe würden gegen einen schweren Krankheitsverlauf wohl schützen.

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